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Erste Schritte beim ETF-Kauf So klappt es mit dem eigenen Wertpapier-Depot

Stand: 11.09.2024 09:21 Uhr

Wer ein Depot zum Kauf von Indexfonds eröffnen will, hat die Auswahl zwischen vielen Anbietern. Bei Kosten und Produktauswahl gibt es deutliche Unterschiede, auf die Verbraucher achten sollten.

Von Andreas Braun, ARD-Finanzredaktion

Viele Banken, Discountbroker und auch sogenannte Neobroker bieten mittlerweile den Handel mit Indexfonds an. Am Anfang steht allerdings die Eröffnung eines eigenen Wertpapier-Depots. Das funktioniert im Prinzip wie ein Bankkonto. Auf dem Depot wird allerdings kein Geld verwaltet wie etwa auf einem Girokonto. Stattdessen liegen dort Wertpapiere; das können Aktien oder Anleihen sein - oder auch Indexfonds, kurz ETFs (Exchange Traded Funds).

Anzeigentafel des US-Technologieindex Nasdaq
Was sind ETFs?

ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Fonds oder Indexfonds, die die Wertentwicklung eines Index wie den DAX oder den Dow Jones abbilden. Steigt der DAX um ein Prozent, dann würde auch der ETF auf den DAX um ein Prozent steigen. In einem DAX-ETF stecken in der Regel alle 40 Unternehmen aus dem Index - etwa VW, SAP oder Siemens.
ETFs ermöglichen es also, zu jeder Zeit in eine breite Auswahl von Aktien oder anderen Wertpapieren gleichzeitig zu investieren - und das auch schon mit geringen Summen. Anleger können Anteile zum Beispiel per Sparplan kaufen.

ETFs sind geschütztes Sondervermögen

Die Wertpapiere im Depot werden von der Depotbank "treuhänderisch" verwaltet, also im Namen des Kunden oder der Kundin. Sie sind also kein Vermögensbestandteil der Bank. Selbst wenn die Bank also Pleite gehen sollte, sind die Indexfonds als sogenanntes gesetzlich garantiertes "Sondervermögen" geschützt, genau wie herkömmliche Investmentfonds. 

Käufe und Verkäufe von Fondsanteilen, also auch von ETFs, werden zunächst über einen Broker abgewickelt. Der Broker ist einfach nur die Verbindung zwischen dem- oder derjenigen, der oder die eine Aktie oder einen Fonds kaufen will, und dem Markt. Nach dem Kauf werden sie im Depot aufbewahrt. Zumeist sind Broker und Depotbank dieselbe Firma - wie zum Beispiel bei der Commerzbank-Tochter Comdirect. 

Bei einigen kleineren und neueren Anbietern wird der Handel über den Broker abgewickelt, aber die Wertpapiere werden bei einer Partnerbank aufbewahrt. Zum Beispiel arbeitet Trade Republic mit der britischen Großbank HSBC zusammen, und die Wertpapiere liegen bei deren deutscher Tochter, HSBC Deutschland. Jedes Wertpapier-Depot hat darüber hinaus ein Verrechnungskonto auf dem eingehende Zahlungen verbucht werden.  

Depoteröffnung oft digital möglich

Die Depoteröffnung ist ähnlich einfach wie die Eröffnung eines üblichen Girokontos. Neben einer persönlichen Identifikation, die inzwischen auch oft per Video-Identifikation mit dem PC oder Smartphone erfolgt, muss der Verbraucher noch Auskunft über seinen beruflichen Status und seine bisherige Erfahrung bei Börsengeschäften geben.

Danach dauert die Eröffnung wenige Tage, bis das Depot startklar ist. Als Kunde hat man inzwischen eine große Auswahl an Anbietern, die den Handel mit Wertpapieren aller Art ermöglichen. Das ist einerseits die klassische "Hausbank", etwa eine Volksbank oder Sparkasse.

Gold und Asche
Podcast "Gold & Asche: Projekt ETF"

In der zweiten Staffel von "Gold & Asche" der ARD-Finanzredaktion wird in sechs Folgen Schritt für Schritt das Wichtigste bei der Geldanlage mit ETFs beleuchtet - mit Hintergründen und Expertenwissen. Zu hören in der ARD-Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt. Die einzelnen Episoden finden Sie hier.

Folge 1: Warum eigentlich ETFs? (14. August)
Folge 2: Welche ETFs gibt es? (21. August)
Folge 3: Maschinenraum ETF (28. August)
Folge 4: Risiken und Kritik an ETFs (4. September)
Folge 5: Wie finde ich das richtige Depot (11. September)
Folge 6: Wie baue ich mein ETF-Portfolio auf? (18. September)

Von der Hausbank zum Discountbroker

Seit rund 25 Jahren können Wertpapierkäufe aber auch über die "Discount-Broker" wie die Consorsbank, Comdirect oder Flatex abgewickelt werden. Hier gibt es allerdings keine Filialen und deswegen auch kaum persönliche Beratung. Dafür bieten die Discountbroker ihren Kunden günstigere Konditionen beim Handel an.

Die Kostenunterschiede seien vielleicht das Hauptunterscheidungsmerkmal der beiden Bank-Bereiche, meint Thomas Kehl vom Verbraucher- und Finanzportal Finanzfluss: "Es ist ein großer Kostenunterschied, ob ich mich für eine klassische Filialbank entscheide, die insgesamt noch relativ teuer sind, weil sie in der Regel einen prozentualen Anteil von dem investierten Kapital nehmen, oder für die günstigeren Online-Broker oder jetzt sogar Neobroker."

Neobroker verschärfen den Wettbewerb

Seit einigen Jahren bieten auch die sogenannten Neobroker den Kauf und Verkauf von Wertpapieren an. Diese sind noch recht junge Unternehmen, die preislich noch einmal deutlich unter den Discountbrokern liegen. Dazu gehören zum Beispiel Trade Republic oder Smartbroker. Neobroker verdienen daran, dass sie für Liquidität bei bestimmten Handelsplätzen sorgen, indem sie die Kundenaufträge abwickeln.

Und um den richtigen Broker und eine Wertpapier-Handelsbank zu finden, kann man eine Reihe von aktuellen Depotvergleichen nutzen. Die Stiftung Warentest etwa hat einen solchen Vergleich auf ihren Seiten. Auch die Verbraucherportale Finanztip und Finanzfluss bieten dazu aktuelle Übersichten.

Zwischen 0 und 50 Euro Gebühr beim Kauf

Wie groß die Kostenunterschiede beim Wertpapierkauf sein können, verdeutlicht ein Beispiel: Wer für 5.000 Euro eine Aktie oder einen ETF kaufen will, zahlt bei einer klassischen Filialbank oft ein Prozent der Kaufsumme - das sind 50 Euro.

Der gleiche Kauf kostet bei einem Discountbroker wie der ING nur 17,40 Euro. Dort werden 0,25 Prozent der Kaufsumme plus 4,90 Euro Grundgebühr fällig. Der gleiche Kauf über Trade-Republic oder Scalable Capital, also einen Neobroker, kostet etwa 99 Cent oder ist sogar ganz umsonst. 

Nicht zuletzt sollten Verbraucherinnen und Verbraucher darauf achten, ob es bei den Depots noch eine Depotgebühr gibt. Bei einigen Filialbanken wird hier ein Prozentsatz des Depotvolumens an Gebühren fällig. Bei 10.000 Euro im Depot wären das bei 0,2 Prozent 20 Euro im Jahr. Die allermeisten Online-Banken, Discount- und Neobroker kassieren aber keine Depotgebühr mehr.

Auch bei Sparplänen auf Gebühren achten

Gebühren sollten Verbraucherinnen und Verbraucher auch bei Sparplänen beachten. Hier werden sie bei manchen Banken ebenfalls entweder mit einer Pauschalgebühr oder einer auf das Handelsvolumen bezogenen Gebühr zu Kasse gebeten. Viele Sparpläne - besonders wieder bei einigen Discount- und Neobrokern - können aber bereits kostenlos bespart werden. Sparpläne sind bei vielen Anbietern bereits mit kleinsten Beträgen möglich, die dann zum Beispiel automatisch monatlich in einen ETF investiert werden.

Ist die Depoteröffnung geglückt, steht dem Kauf oder Verkauf der ETF-Anteile eigentlich nichts mehr im Weg. Wer schon weiß, auf welche Produkte er setzen möchte, muss beim Kauf nur die entsprechende Wertpapierkennnummer (WKN) oder die internationale Kennnummer ISIN in die Ordermaske eingeben. Wahlweise kann man dann entweder den zu investierenden Betrag oder eine Stückzahl definieren, die man kaufen will.

Experten die Markus Jordan von extraETF empfehlen, bei Kauf oder Verkauf jeweils ein Limit einzugeben: "Es kann halt einfach auf Grund von irgendwelchen Situationen plötzlich die Situation kommen, dass gerade gar keinen Umsatz an der Börse stattfindet oder ich vertippe mich." Kostet ein Fondsanteil derzeit zum Beispiel 100 Euro, sorgt ein Kauflimit von 101 Euro dafür, dass der Kauf nur dann stattfindet, wenn dieses Limit nicht überschritten wird. Auch an der Börse liegt zumindest ein Teil des Gewinns beim Einkauf.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 11. September 2024 um 09:00 Uhr in Update Wirtschaft.