Fußball-Aktien und -Anleihen Wenn den Fans ein Teil vom Club gehört
"Fußball-Aktien sind etwas für Fans, die doppelt leiden wollen", sagen Spötter. Oftmals lässt sich keine besonders gute Rendite erzielen. Und doch fließen nach wie vor gewaltige Summen in die Branche.
Vom Zuschauer zum aktiven Player im Fußballbusiness werden: Das reizt offenbar viele Fußballbegeisterte. Wenn sie Anleihen "ihres" Vereins kaufen, dann tun sie das weniger, um möglichst viel Gewinn zu machen. "Bei vielen Fans ist mehr der Gedanke, dem Verein zu helfen, als eine sichere Geldanlage der Grund, in diese Anleihen zu investieren", sagt Arthur Brunner von der ICF Bank. Viele Fans kauften die Club-Aktien daher auch nur in relativ kleinen Stückzahlen.
Das Prinzip: Mit dem Kauf der Anleihen von Fußball-Clubs wie dem Hamburger SV, FC Schalke 04, Werder Bremen oder Hertha BSC leiht der Käufer dem Club das Geld. Für die Leihgabe zahlt der Fußballclub jährlich Zinsen. Und am Ende der Laufzeit bekommt der Anleger sein ursprüngliches Investment zurück. So der Plan - der aber nicht funktionieren muss.
Teilweise tiefrote Bilanzen
"Fußballanleihen sind natürlich sehr riskant", gibt Börsenexperte Brunner zu, und nennt das Beispiel Schalke: "Wenn sie die Bilanzen anschauen, sind die teilweise tiefrot. Es hängt viel von der Entwicklung ab. Sollte ein Abstieg kommen, sieht natürlich die finanzielle Situation deutlich schwieriger aus." Das gilt auch für andere Vereine, die unter anderem wegen der Flaute während der Corona-Zeit in Schieflage geraten sind. Dennoch hält Brunner die Anleihen für interessant, weil man für das geliehene Geld mit bis zu sechs Prozent ganz gute Zinsen bekomme.
Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sagt hingegen, bei dem Risiko müssten die Zinsen viel höher sein. "Wahrscheinlich sind wir bei Fußballvereinen, die so eine Anleihe herausgeben, soweit, dass die Banken zum Beispiel gar keine Kredite mehr geben würden", gibt Tüngler zu bedenken - weil den Banken das Risiko zu hoch ist.
Denn: Fußballvereine geben meist dann Anleihen heraus, wenn andere Geldquellen versiegt sind. Die Fans werden quasi als letzter Anker gesehen. Oliver Roth von Oddo BHF sagt deshalb, wenn es um ein Investment gehe, das Geld bringen soll, sei der Kauf von Fußball-Anleihen mit Vorsicht zu genießen.
Anders sei es, wenn Fans unterstützen wollten, so Roth: "Natürlich kann jeder Fan zu jeder Zeit seinem Lieblingsverein Geld spenden. Wenn er es in Form einer Anleihe macht, wo er eine gute, vielleicht eine faire Chance hat, sein Geld wiederzubekommen und das auch noch verzinst, dann ist das eine ganz, ganz tolle Sache." Wichtig sei nur, dass sich der Fan bewusst ist, dass es eine Art von Spende sei.
Unterschied zwischen Anleihen und Aktien
Während Fußball-Anleihen nach einigen Jahren auslaufen, erwirbt man mit Fußball-Aktien einen Anteil am Verein. Börsennotiert sind vor allem international aktive Fußball-Vereine wie Manchester United. Die Aktie war nach Gerüchten, dass Tesla-Chef Elon Musk einsteigen will, ordentlich gestiegen. Heute verliert sie prozentual zweistellig.
In Deutschland ist neben der Spielvereinigung Unterhaching auch Borussia Dortmund an der Börse notiert - langfristig mit tiefroten Börsenergebnissen. "Wenn man sich da den Kurs anguckt, müssen die Anleger bescheiden sein, der Kurs hat eher Kopfschmerzen bereitet", sagt DSW-Experte Tüngler. "Wer international nicht oben mitspielt, kommt nicht an die großen Geldtöpfe dran, dann wird es schwieriger."
Fußballaktien reagierten stark auf die Teilnahme der Clubs an internationalen Wettbewerben wie der Champions League. Auch wer oben in der Tabelle rangiere, dessen Aktien stiegen. Es sei eben entscheidend, auf den richtigen Club zu setzen. Ansonsten gilt eher: Fußball-Aktionäre leiden oft doppelt - an der Börse und auf dem Platz.