Tech-Aktien gefragt Neue Zuversicht an der Wall Street
Vor allem Technologieaktien setzten zum Wochenstart ihre Klettertour an der Wall Street fort. Vor neuen Quartalszahlen steigt die Zuversicht der Anleger, denn Zinsängste lassen nach.
Spätestens seit den guten Netflix-Zahlen vom Freitag scheint an der Nasdaq wieder mehr Zuversicht zu herrschen. Unter der Führung der Technologiebörse Nasdaq ging es zum Wochenstart an der Wall Street mit den Kursen weiter bergauf. Der Nasdaq Composite-Index legte am Ende deutlich 2,01 Prozent zu auf 11.364 Zähler, der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 2,18 Prozent vor.
Der Index der Standardwerte, der Dow-Jones-Index, konnte da zwar nicht mithalten, beendete den Handel mit einem Aufschlag von 0,76 Prozent auf 33.629 Punkte aber ebenfalls klar im Plus. Der marktbreite S&P-500-Index gewann am Ende 1,19 Prozent auf 4019 Zähler.
Bereits vor dem Wochenende hatte sich insbesondere der technologielastige Nasdaq-Auswahlindex deutlich von den vorangegangenen Verlusten erholt. Mit einem Kursanstieg um über sieben Prozent seit Jahresbeginn läuft er dem Leitindex, der nur ein Plus von rund einem Prozent vorweisen kann, klar den Rang ab.
Im trüben Börsenjahr 2022 waren die Vorzeichen allerdings umgekehrt gewesen: Während der Dow sich vergleichsweise wacker gehalten hatte, war der Nasdaq 100 um rund ein Drittel eingeknickt.
Hintergrund des neuen Interesses für die Technologieaktien sind nachlassende Zinsängste. Der Markt wette darauf, dass sich die Fed langsamer bewege als ihre Pendants im Ausland, sagte Joe Manimbo, Marktanalyst bei Convera in Washington. Während sich in Europa die Hinweise auf zwei weitere Zinserhöhungen um jeweils 50 Basispunkte mehrten, rechnen Marktteilnehmer bei der US-Notenbank Fed nur noch mit kleineren Zinsschritten.
Im Fokus stehen aber auch die Personalentscheidungen der großen Tech-Unternehmen. "Ein Dauerthema im Technologiesektor bleibt die laufende Entlassungswelle", sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets.
Nach Microsoft, Amazon und der Google-Mutter Alphabet folgte nun der Musikstreaming-Dienst Spotify mit der Ankündigung, etwa sechs Prozent seiner Belegschaft entlassen zu wollen. Die Nachricht kam an der Börse gut an: Spotify-Aktien kletterten um 2,07 Prozent. "Die Börse reagiert positiv auf diese Nachrichten, weil die Unternehmen mehr auf ihre Kosten achten als vorher", unterstrich Oldenburger.
Ab dieser Woche wird es zudem spannend, denn die Investoren erwarten eine ganze Reihe neuer Quartalsberichte, unter anderem aus dem hochbewerteten Technologiesektor. "Die Stimmungslage bewegt sich irgendwo zwischen Hoffnung und Skepsis", sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets. Noch seien sich die Investoren nicht sicher, ob es sich beim Enthusiasmus der US-Anleger nach starken Netflix-Zahlen zum Ausklang der vergangenen Woche nur um ein weiteres Strohfeuer oder tatsächlich den Beginn einer längerfristigen Erholung handele.
Gute Quartalszahlen von Unternehmen wie Microsoft, Tesla und Boeing könnten in den kommenden Tagen der mögliche Lichtblick in wirtschaftlich angespannten Zeiten sein, fügte Stanzl hinzu. Anleger brachten sich schon in Stellung. Tesla legten 7,74 Prozent zu, auch Chiphersteller sowie Microsoft waren gefragt.
Bei SAP-Konkurent Salesforce sorgte die mutmaßliche Beteiligung des aktivistischen Investors Paul Singer für ein kräftiges Kursplus von 4,62 Prozent - damit winkt den Aktien der dritte Gewinntag in Folge. Singer sei mit mehreren Milliarden US-Dollar bei dem unter Druck stehenden Softwarespezialisten eingestiegen, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine informierte Person. Auch das "Wall Street Journal" berichtete darüber.
"Wir freuen uns auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit Salesforce, um den Wert zu realisieren, der einem Unternehmen seiner Größe angemessen ist", sagte Jesse Cohn, geschäftsführender Partner bei Elliott, dem Blatt. Singer ist ein Investor, der sich gerne an Unternehmen beteiligt, die vor wichtigen Weichenstellungen stehen. Salesforce hatte jüngst eine große Entlassungsrunde angekündigt, um die Kosten zu drücken. Zudem nutzte Elliott den Kursverfall der Aktie im vergangenen Jahr.
DAX folgt der Wall Street nach oben
Nach wechselhaftem Verlauf ist der Wochenstart am deutschen Aktienmarkt gelungen. Der DAX schloss an Ende bei 15.102 Punkten und rückte damit 0,46 Prozent vor. An sein anfängliches Tageshoch bei 15.145 Punkten kam der deutsche Leitindex aber nicht mehr heran. Zwischenzeitlich war der Index sogar leicht ins Minus gerutscht, behauptete dabei aber stets die Marke von 15.000 Punkten. Das Tagestief lag bei 15.023 Punkten.
Der DAX kann damit aber nur bedingt an seine starke Gewinnserie vom Jahresanfang anknüpfen. Damit steigt das Risiko, dass sich die am vergangenen Donnerstag eingeleitete Korrekturbewegung am deutschen Aktienmarkt bald fortsetzen könnte. Aus technischer Perspektive rückt nun einmal mehr die Unterstützungszone bei 14.800/15.000 Punkten in den Fokus der Anlegerinnen und Anleger.
Die EZB wird laut ihrer Präsidentin Christine Lagarde von ihrem Kurs der Zinserhöhungen vorerst nicht abrücken. Die Notenbank müsse die Inflation zurückdrängen, sagte Lagarde am Abend auf dem Neujahrsempfang der Deutschen Börse in Eschborn bei Frankfurt. Die EZB habe klar gemacht, dass die Zinsen noch weiter erheblich in einem stetigen Tempo steigen müssten, um hinreichend restriktive Nivaus zu erreichen.
Lagarde bekräftigte damit ihre Botschaft, die sie vergangene Woche auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos geäußert hatte. Die Inflation in Europa sei viel zu hoch, teilweise aufgrund der Geopolitik der Energie - aber nicht nur, sagte sie. "Wir müssen die Inflation herunterbringen auf unser Ziel von zwei Prozent und wir werden das schaffen."
Gegenwind bläst dem DAX aktuell vom Devisenmarkt entgegen, wofür maßgeblich die zuletzt gestiegenen Zinserwartungen im Euroraum verantwortlich sind. "Die Erwartung, dass die EZB in diesem Jahr stärker an der Zinsschraube drehen wird als die Fed, verleiht der Gemeinschaftswährung Flügel", sagt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Vor allem für die im DAX schwer gewichteten deutschen Exportwerte ist der wiedererstarkende Euro eine schwere Bürde. Die europäische Gemeinschaftswährung hatte zuletzt gegenüber dem Dollar deutlich Boden gutmachen können. Am Vormittag stieg sie bis auf 1,0919 Dollar und erreichte damit den höchsten Stand seit April 2022. Im US-Handel wird sie bei 1,0870 etwas tiefer gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0871 (Freitag: 1,0826) Dollar fest.
Angesichts nicht mehr ganz so stark steigender Preise hat sich die Stimmung der Verbraucher in der Euro-Zone zu Jahresbeginn aufgehellt. Das Barometer für das Konsumklima stieg im Januar um 1,1 Punkte auf minus 20,9 Zähler, wie aus der heute veröffentlichten Umfrage der EU-Kommission hervorgeht. Befragte Ökonomen hatten mit einem etwas stärken Zuwachs auf minus 20,0 Punkte gerechnet.
Trotz der zuletzt positiven Entwicklung bleibt das Barometer aber weit unter seinem langjährigen Durchschnittswert. Ein Grund für die zumindest nicht mehr ganz so trübe Stimmung dürfte der verlangsamte Anstieg der Verbraucherpreise sein. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Dezember in der Währungsunion um 9,2 Prozent, nach 10,1 Prozent im November. Trotzdem nagt die Teuerung - die von hohen Energie- und Nahrungsmittelpreisen angetrieben wird - immer noch stark an der Kaufkraft vieler Verbraucher.
Die Ölpreise verbuchten zu Beginn der neuen Woche Kursgewinne. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März rund 1,3 Prozent mehr als am Freitag. Die Notierungen der US-Leichtölsorte WTI legen 1,0 Prozent zu.
"Die Wiedereröffnung des chinesischen Marktes im Zuge der deutlich gelockerten Covid-Beschränkungen hat die Nachfrageerwartungen erhöht und damit den Rohölpreis in die Höhe getrieben", sagte Creight Erlam vom Broker Orlanda.
Mit Abstand größter DAX-Verlierer war die Symrise-Aktie mit einem Kursminus von 5,6 Prozent. Der Duft- und Aromenhersteller hatte seine Aktionäre mit unerwarteten Wertberichtigungen auf eine Beteiligung in Schweden verprellt. An der Spitze standen Sartorius Vorzüge. Merck-Papiere, legten ebenfalls zu, allerdings ohne neue Nachrichten. Das Papier des Darmstädter Pharma und Laborkonzerns war im jüngsten Aufschwung im DAX zurückgeblieben und holte heute auf.
Nach einem dreitägigen Warnstreik will die Post drei Millionen liegengebliebene Briefe und eine Million Pakete bis spätestens Dienstagabend zustellen. Die Gewerkschaft ver.di hatte Brief- und Paketzentren von Donnerstag bis Samstag bestreikt.
Der in der Gaskrise vom Staat aufgefangene Energiekonzern Uniper hat eine neue Finanzchefin gefunden. Die seit Dezember für den Bund im Aufsichtsrat sitzende Finanzexpertin Jutta Dönges wird in den Vorstand wechseln und dort ab 1. März für die Finanzen verantwortlich sein.
Die Stahlindustrie in Deutschland mit Konzernen wie Thyssenkrupp und Salzgitter hat im vergangenen Jahr ihre Produktion um 8,4 Prozent auf 36,8 Millionen Tonnen gedrosselt. Dies ist mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 der niedrigste Jahreswert seit 2009.
Der Stahlhersteller Salzgitter AG will bis 2033 etwa 500 bis 800 Stellen abbauen. Im Zuge der Umstellung der Produktion auf klimaschonendere Verfahren seien künftig weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nötig, sagte Vorstandschef Gunnar Groebler der "Braunschweiger Zeitung".
Titel von Secunet Security Networks sind trotz des verfehlten Ergebnisziels (Ebit) für 2022 gefragt. Beim Umsatz erzielte der IT-Sicherheitsdienstleister hingegen einen Rekordwert und übertraf die Zielvorgabe des Managements. Vornehmlich das vierte Quartal sorgte dabei nochmals für Rückenwind.
Der US-Konzern Microsoft baut seine Zusammenarbeit mit OpenAI aus, dem Entwickler der auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Software ChatGPT. Das teilte Microsoft-Chef Satya Nadella am Montag im Internetdienst Twitter mit. Nadella schrieb von einer langfristigen "Multi-Milliarden-Dollar-Investition", um den kommerziellen Durchbruch des kalifornischen Startups OpenAI zu beschleunigen. Der Finanzdienst Bloomberg berichtete unter Berufung auf eine eingeweihte Quelle, dass es um rund zehn Milliarden Dollar gehe.
Die KI-Anwendung ChatGPT ist ein sogenannter Chatbot, also ein System für Textdialog. Die Software wurde mit riesigen Datenmengen aus dem Internet gefüttert und kann Informationen immer neu zusammenstellen. OpenAI-Chef Sam Altman lobte die Zusammenarbeit mit Microsoft, das "unsere Werte teilt". Die Microsoft-Aktie legte vor den morgen anstehenden Quartalszahlen knapp ein Prozent zu.
Nach einem Gewinneinbruch im Schlussquartal 2022 will die US-Bank Goldman Sachs alternative Investitionen in ihrem Vermögensverwaltungsgeschäft deutlich zurückfahren. Dabei geht es in erster Linie um Private Equity und Immobilien.