Wegen Zinsausblick der Fed Ausverkauf statt Jahresendrally an den Börsen
Die Zinsprognosen der US-Notenbank haben auch am deutschen Aktienmarkt Spuren hinterlassen. Der Leitindex ist nach schwachen Vorgaben aus New York heute mit deutlichen Verlusten gestartet.
Die Zinsaussichten der US-Notenbank Federal Reserve haben die Jahresendrally am deutschen Aktienmarkt heute beendet. Der DAX, dem in der laufenden Börsenwoche bereits die Luft etwas ausgegangen war, verlor wenige Minuten nach der Xetra-Eröffnung 1,06 Prozent, hielt sich aber mit 20.029 Punkten noch über der runden Marke.
Die Fed senkte gestern wie erwartet zum dritten Mal in Folge ihren Leitzins - sagte aber für das kommende Jahr wegen der hartnäckig erhöhten Inflation weniger Zinssenkungen als bisher voraus. "Eine derart starke Zurücknahme der Zinssenkungsprojektionen hatten wohl wenige am Radar", heißt es von der Landesbank LBBW.
Entsprechend zeigten sich viele Marktteilnehmer überrascht, dass die die US-Notenbank nur noch zwei Zinssenkungen im kommenden Jahr anvisiert. Fed-Chef Jerome Powell sagte in seiner anschließenden Rede, einige Währungshüter überlegten, wie sich Trumps Pläne - etwa höhere Zölle und niedrigere Steuern - auf ihre Politik auswirken könnten.
"Die Risiken, die hier eindeutig bestehen und teilweise unausgesprochen bleiben, sind die, die die Trump-Administration in Bezug auf den Inflationsdruck auf den Tisch legen könnte", sagte Rob Thompson von RBC Capital Markets.
An den US-Börsen kam die Ankündigung einer längeren Zinspause nicht gut an: Der Dow Jones, der schon in den Tagen zuvor unter der Aussicht auf eine Zinspause gelitten hatte, rutschte gestern erneut ins Minus und ging 2,6 Prozent tiefer bei 42.326 Punkten aus dem Handel. Damit hat der Weltleitindex das zehnte Mal in Folge im Minus geschlossen - eine historisch lange Verlustserie.
Noch deutlicher sackten die Technologiewerte an der Nasdaq ab, die anders als die Standardwerte zuletzt einen Rekordlauf erlebt hatten. Der Nasdaq 100 büßte 3,6 Prozent auf 21.209 Punkte ein.
Die asiatischen Aktienmärkte haben auf die Zinssignale aus den USA und Japan größtenteils mit Abgaben reagiert. Die Bank of Japan (BoJ) ließ die Zinsen wie erwartet unverändert bei 0,25 Prozent. "Damit können die japanischen Währungshüter jetzt abwarten, wie sich Donald Trumps Politik auf die japanische Wirtschaft und den Yen-Kurs auswirken wird", sagte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Der Leitindex Nikkei 225 schloss mit minus 0,7 Prozent auf 38.813 Punkten.
An den chinesischen Börsen waren die Verluste derweil überschaubar. Der CSI 300 tendierte im späten Handel wenig verändert, während der Hang Seng der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong zuletzt um 0,3 Prozent auf 19.809 Punkte sank.
Schlechte Nachrichten gibt es derweil erneut für die deutsche Wirtschaft: So steigt die Kauflaune der deutschen Verbraucher zwar leicht, das für Januar berechnete Konsumbarometer kletterte um 1,8 Punkte auf minus 21,3 Zähler, wie GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) mitteilten. Einen Konsumboom erwarten die Experten aber nicht. "Dazu ist die Verunsicherung der Konsumenten derzeit noch zu groß", sagte NIM-Exerte Rolf Bürkl.
Auftragsflaute und Konjunkturkrise lassen auch die Unternehmen zurückhaltender werden: Das ifo-Beschäftigungsbarometer, dass die Personalplanungen für die nächsten drei Monate erfasst, fiel im Dezember auf 92,4 Punkte, wie das Münchner ifo-Institut heute mitteilte. Insbesondere in der Industrie hinterlässt die wirtschaftliche Krise demnach ihre Spuren bei der Personalplanung. "Immer weniger Unternehmen bauen Personal auf", sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen.
Steigende Kosten und Auftragsmangel zwingen zudem immer mehr Unternehmen in Deutschland zur Geschäftsaufgabe. Im November stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen um 12,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. "Die Wirtschaftskrise hinterlässt weiterhin tiefe Spuren", sagte dazu der Mittelstandsexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Marc Evers.
Der Euro konnte sich am Morgen nach dem Fed-Entscheid etwas erholen und kostet zur Stunde 1,0385 Dollar und damit 0,3 Prozent mehr als gestern. Gestern war die Gemeinschaftswährung kräftig unter Druck geraten. Am späten Abend kostete ein Euro 1,0354 Dollar - 1,3 Prozent weniger als am Dienstag.
Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell, dass die Zentralbank selbst keine Bitcoin halten dürfe und auch keine entsprechende Gesetzesänderung fordere, haben Bitcoin sowie Kryptowährungs- und Blockchain-bezogene Aktien auf Talfahrt geschickt. Der Bitcoin notierte zuletzt etwa fünf Prozent niedriger bei 101.000 Dollar, während die kleinere Kryptowährung Ether um sechs Prozent fiel.
Am Rohstoffmarkt verbilligte sich das Rohöl der Nordseesorte Brent um 0,4 Prozent auf 73,09 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Öl der Sorte WTI notierte 0,5 Prozent schwächer bei 70,19 Dollar. Händler verwiesen auf Nachfragesorgen angesichts der vorsichtigeren Haltung der Fed zu Zinssenkungen.
Gestützt durch ein bislang gutes vorweihnachtliches Geschäft erwartet die Parfümeriekette Douglas im neuen Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende September) einen Umsatzanstieg auf 4,7 bis 4,8 Milliarden Euro. Die Filialumsätze sollen dabei im mittleren einstelligen Bereich und die Online-Umsätze im hohen einstelligen Bereich zulegen. Der Gewinn soll deutlich auf 225 bis 265 Millionen Euro klettern, das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) bei 855 bis 885 Millionen Euro liegen.
Der Montage- und Befestigungsspezialist Würth bekommt die Konjunkturkrise deutlich zu spüren. Unternehmenspatriarch Reinhold Würth sagte der Nachrichtenagentur dpa, er rechne mit einem Rückgang des Vorsteuerergebnisses um 25 bis 30 Prozent im zu Ende gehenden Geschäftsjahr. Der Umsatz werde 2024 minimal mit einem Minus von zwei Prozent minimal niedriger sein. 2023 hatte das Betriebsergebnis vor Steuern bei 1,4 Milliarden Euro gelegen, die Erlöse bei 20,4 Milliarden Euro.
Im Streit um die Umsetzung des europäischen Digitalmarktgesetzes (DMA) übt Apple scharfe Kritik an den Forderungen der Facebook-Mutter Meta. Meta habe bisher 15 Anfragen für tiefgreifenden Zugang gestellt, die den Schutz von Nutzerdaten abschwächen würden. Meta entgegnete, Apple verweise immer grundlos auf den Datenschutz, wenn dem Konzern wettbewerbswidriges Verhalten vorgeworfen werde. Grund für den Streit ist das DMA, mit dem die EU-Kommission Apple dazu drängt, das iPhone noch stärker für Rivalen zu öffnen, so dass Computer-Uhren, Kopfhörer oder Digital-Brillen anderer Hersteller besser als bisher mit dem Telefon funktionieren.