Leichte Kursgewinne Von Weihnachtsrally (noch) keine Spur im DAX
Vom traditionellen saisonalen Rückenwind zum Jahresende ist am deutschen Aktienmarkt bislang nichts zu spüren. Doch für einen Abgesang auf die Weihnachtsrally im DAX ist es noch zu früh.
Nach drei Verlusttagen in Folge ist der DAX mit leichten Kursgewinnen in den Handel zur Wochenmitte gestartet. Der deutsche Leitindex zieht im frühen Handel um 0,1 Prozent auf 20.261 Punkte an.
Seit dem Rekordhoch vom Freitag bei 20.523 Punkten konsolidiert der DAX. Der Eindruck verstärkt sich, dass es sich bei dem Anstieg auf ein neues Allzeithoch womöglich um einen Fehlausbruch und damit einen Vorboten fallender Kurse gehandelt hatte.
Dabei spricht die Statistik derzeit eigentlich für Kursgewinne im DAX: "Auf Basis der Daten seit 1988 können die deutschen Standardwerte in den letzten fünf Handelstagen vor dem Weihnachtsfest um 0,8 Prozent zulegen", erläutert HSBC-Charttechnikexperte Jörg Scherer. Erzielt werde diese Performance mit einer Trefferquote von gut 67 Prozent.
HSBC-Experte Scherer ist überzeugt: Solange der DAX die Kurslücke bei 20.085/20.038 Punkten verteidigen kann, sollten Anlegerinnen und Anleger das Thema "Weihnachtsrally" noch nicht abschreiben.
Die Weihnachtsrally umfasst laut dem "Stock Trader's Almanach" die letzten fünf Handelstage des alten und die ersten beiden Handelstage des neuen Jahres. An diesen Tagen werden im statistischen Durchschnitt überproportional starke Kursgewinne erzielt.
Derweil mahnt der heute Abend anstehende Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve die Anleger zur Zurückhaltung. Experten erwarten eine weitere Senkung um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne zwischen 4,25 und 4,5 Prozent. Spannend wird der Ausblick der Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell.
Schließlich könnte die Wirtschafts- und Handelspolitik unter dem künftigen Präsidenten Donald Trump zu Preissteigerungen und somit zu einer höheren Inflation führen. Am Markt hatte es daher zuletzt Spekulationen gegeben, dass der Zinssenkungszyklus ins Stocken geraten könnte.
Im Vorfeld des Fed-Entscheids hatten gestern die Anleger an der Wall Street ihr Risiko weiter reduziert. Der US-Standardwerteindex Dow Jones ging mit einem Minus von 0,6 Prozent bei 43.449 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,4 Prozent auf 6.050 Zähler, und die technologielastige Nasdaq büßte 0,3 Prozent auf 20.109 Punkte ein. Für den Dow war es der neunte Verlust in Folge und damit die längste Verlustserie seit 47 Jahren.
Die asiatischen Börsen haben am Morgen keine gemeinsame Richtung gefunden. In Tokio zogen sich die Anleger zurück. Der Nikkei-Index gab 0,7 Prozent auf 39.081 Punkte nach, der breiter gefasste Topix verlor 0,3 Prozent. Dagegen half in China die Hoffnung auf Konjunkturstützen dem Markt nach oben. Die Börse in Shanghai gewann 0,6 Prozent. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen stieg um 0,5 Prozent.
Am Rohstoffmarkt ziehen die Ölpreise wieder an: Das Rohöl der Nordseesorte Brent kostet 73,61 Dollar je Barrel (159 Liter), das entspricht einem Plus von 0,6 Prozent.
Der Euro gewinnt im frühen Handel 0,1 Prozent auf 1,0501 Dollar. Wenig Bewegung auch am Goldmarkt: Die Feinunze Gold kostet am Morgen knapp 2.644 Dollar und damit 0,1 Prozent weniger als am Vorabend.
Im DAX steht die Commerzbank-Aktie im Fokus der Anleger. Die italienische Großbank Unicredit hat nach eigenen Angaben ihren Anteil an dem deutschen Geldinstitut auf rund 28 Prozent erhöht. Das schürt die zuletzt abgeflauten Übernahmegerüchte aufs Neue an, die Commerzbank-Aktie zieht um über drei Prozent an.
Die Aussicht auf einen neuen Wettbewerber drückt die Papiere von Redcare Pharmacy (Shop Apotheke) auf den niedrigsten Stand seit zwei Monaten. Die Drogeriemarktkette dm steige in den Online-Apothekenmarkt ein und will aus Tschechien heraus frei verkäufliche Arzneimittel nach Deutschland liefern, berichtete das Handelsblatt nach einem Gespräch mit dem Marketing- und Beschaffungs-Geschäftsführer Sebastian Bayer.
Die beiden japanischen Autobauer Honda und Nissan wollen angesichts des global harten Wettbewerbs bei Elektrofahrzeugen Medienberichten zufolge über eine mögliche Fusion sprechen. Das berichtete die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei" unter Berufung auf informierte Kreise. Zusammen würden Honda und Nissan mit einem Absatz von mehr als acht Millionen Fahrzeugen den drittgrößten Autokonzern der Welt bilden und an Toyota und VW heranrücken.
Nach dem Streik der Flugzeugbauer in den USA hat Boeing die Produktion aller Flugzeugtypen wieder aufgenommen. Das teilte der US-Konzern gestern (Ortszeit) mit. Bereits in der vergangenen Woche hatte Boeing bestätigt, dass die Produktion des meistverkauften Modells 737 MAX Anfang Dezember wieder angelaufen ist - rund einen Monat nach dem Ende des siebenwöchigen Streiks von 33.000 Beschäftigten. Auch die 767 und 777/777X würden nun wieder produziert.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.