Ein Händler beobachtet den deutschen Aktienindex DAX.
marktbericht

Tagesstart im Plus "Trendlose Phase" im DAX

Stand: 30.07.2024 10:04 Uhr

Nach seinem schwachen Wochenauftakt hat der DAX heute zu Handelsbeginn wieder etwas zugelegt. Im Verlauf stehen mit der deutschen Inflation sowie Quartalszahlen von Microsoft und AMD wichtige Daten an.

Nach einem schwächeren Wochenstart gehen die Anlegerinnen und Anleger auch heute zunächst kein großes Risiko ein. Denn vor der Sitzung der US-Notenbank Fed, weiteren Quartalszahlen sowie Konjunktur- und Inflationsdaten nimmt die Unsicherheit am deutschen Aktienmarkt erneut zu. Der DAX startete dennoch mit 0,3 Prozent etwas höher bei 18.376 Punkten in den Handel.

Gestern hatte der Index seine anfänglichen Gewinne nicht halten können und war ins Minus gedreht. Am Ende stand ein Verlust von 0,5 Prozent. Seit Mitte Mai pendelt das Börsenbarometer unterhalb des Rekordhochs von knapp 18.900 Zählern auf und ab. "Niemand erwartet im Moment eine Rally, die vier oder fünf Tage am Stück anhalten wird", sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. "Es ist derzeit ein vor und zurück im DAX, eine trendlose Phase."

Von technischer Seite sei hervorzuheben, dass sich das Börsenbarometer nicht oberhalb der 55- und 21-Tagelinien halten konnte. Diese sorgten heute bei 18.445 beziehungsweise 18.410 Zählern für Widerstand, schreiben die Experten der Helaba.

Insbesondere die Zahlenwerke der großen US-Tech-Unternehmen rücken in dieser Woche an den Märkten in den Fokus. Am Abend stehen mit Microsoft und dem Chip-Riesen AMD zwei Trendsetter der Tech-Welt mit ihren Quartalsbilanzen auf der Agenda. Die Facebook-Mutter Meta folgt am Mittwoch sowie Apple und Amazon am Donnerstag - jeweils nach Börsenschluss.

Das Problem sind dabei weniger rückläufige Geschäfte als in die Höhe geschossene Bewertungen, die nur noch durch optimistische Gewinnerwartungen zu rechtfertigen sind. Was passiert, wenn die Konzerne diese nicht erfüllen können, zeigten in der vergangenen Woche Alphabet und Tesla, als die US-Technologiebörse zeitweise stark unter Druck geriet. Historisch seien die "Glorreichen Sieben", zu denen neben den genannten Unternehmen noch Nvidia gehört, immer noch teuer bewertet, so Stanzl. "Es dürfte deshalb nicht reichen, nur Zahlen im Rahmen des bereits Erwarteten zu melden."

Dazu kommt die anstehende Sitzung der US-Notenbank Fed. Zuletzt war vermehrt Zinsfantasie in New York aufgekommen. Morgen wird zwar noch nicht mit einer Zinssenkung gerechnet, dafür aber mit entsprechenden Signalen im Hinblick auf die September-Sitzung. Neue Inflationsdaten hatten am Freitag die Hoffnung auf eine Reduzierung der Leitzinsen im September geschürt.

Auch in Deutschland warten die Marktteilnehmer mit Spannung auf die Veröffentlichung der Verbraucherpreise im Juli. Von Reuters befragte Fachleute erwarten, dass die Inflation auf dem Vormonatswert von 2,2 Prozent verharrt. Darüber hinaus stehen im Tagesverlauf die Daten zum deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal an. Von Reuters befragte Experten erwarten ein minimales Wachstum von 0,1 Prozent.

Frankreichs Wirtschaft hat in den Frühjahrsmonaten stärker als erwartet zugelegt. Im zweiten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent, wie das Statistikamt INSEE in Paris mitteilte. Analysten hatten für die Monate April bis Ende Juni im Schnitt mit einem Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet. Außerdem ist die Wirtschaftsleistung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone zu Beginn des Jahres stärker gewachsen als bisher bekannt. Im ersten Quartal legte das BIP laut revidierten Daten um 0,3 Prozent zu, nachdem zuvor ein Wachstum um 0,2 Prozent gemeldet worden war.

In Spanien hat sich die Inflation derweil unerwartet stark abgeschwächt. Im Juli sind die nach europäischen Standards erhobenen Verbraucherpreise (HVPI) im Jahresvergleich um 2,9 Prozent gestiegen, wie das Statistikamt INE in Madrid nach einer ersten Schätzung mitteilte. Im Juni hatte die Inflationsrate noch bei 3,6 Prozent gelegen und im Mai bei 3,8 Prozent.

Im Vorfeld der wichtigen Notenbanksitzungen in den USA und Japan haben Anlegerinnen und Anleger in Fernost die Köpfe eingezogen. In Japan nahmen sie nach der kurzen Rally zum Wochenstart Gewinne mit. Der Nikkei-Index gab zunächst um bis zu ein Prozent nach, bevor er um 0,2 Prozent fester mit 38.526 Punkten aus dem Handel ging. Gestern hatte er noch um zwei Prozent zugelegt. "Der Nikkei ist gestern zu stark gestiegen und der Markt hat heute keinen Grund gefunden, weitere Gewinne zu rechtfertigen", sagte Jun Morita von Chibagin Asset Management. In China drückten heute Konjunktursorgen die Kurse. Die Börse in Shanghai und der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen gaben jeweils um knapp ein Prozent nach.

Bei Europas größtem Softwarehersteller SAP kommt es erneut zu einem Stühlerücken in der obersten Führungsriege. Marketingchefin Julia White und Vertriebschef Scott Russell werden nach einer Einigung mit dem Aufsichtsrat das Unternehmen zum 31. August verlassen, wie das DAX-Schwergewicht mitteilte. Für Russell laufe bereits die Nachfolgesuche, hieß es. Zuletzt lief der von Vorstandschef Christian Klein besonders gepushte Verkauf von Abos zur Nutzung der SAP-Programme über das Netz (Cloud) zwar rund. Kunden zögern aber nach wie vor, die von SAP favorisierten und für den Konzern profitabelsten technischen Bereitstellungswege zu nutzen. Klein übernimmt Russells Aufgaben nun übergangsweise selbst.

Der britische Energieriese BP hat im zweiten Quartal seinen Gewinn leicht gesteigert und damit die Markterwartungen übertroffen. Das Nettoergebnis stieg auf 2,76 (Vorjahr: 2,6) Milliarden Dollar und lag damit über den Analystenschätzungen von 2,54 Milliarden, wie das Unternehmen mitteilte. Die Anteilseigner sollen an den Zuwächsen mit einer auf 8,0 (7,27) Cent je Aktie angehobenen Dividende beteiligt werden. Zudem will der Ölkonzern auch im zweiten Halbjahr wieder eigene Aktien im Milliardenwert zurückkaufen. In den ersten sechs Monaten des Jahres seien Papiere des Konzerns im Wert von 3,5 Milliarden US-Dollar erworben worden. Bis Ende des Jahres sollen nun erneut eigene Scheine im gleichen Volumen zurückgekauft werden.

Die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) hat im zweiten Quartal ihren Gewinn gesteigert. Unter dem Strich stieg das Ergebnis um 14 Prozent auf 661 Millionen Euro, wie das in Osteuropa sowie in Russland und der Ukraine tätige Institut mitteilte. Mehr als die Hälfte des Konzerngewinns trug erneut die russische Tochter bei. Die RBI liegt damit über den Erwartungen. Analysten hatten im Schnitt mit einem Konzerngewinn von 523 Millionen Euro gerechnet. Neuigkeiten zum geplanten Rückzug aus Russland gab es nicht. Die Bank arbeite weiterhin an einer Abspaltung oder einem Verkauf der russischen Tochter.

Roche darf sein Augenmittel Vabysmo künftig auch in einer dritten Indikation in der EU vermarkten. Die EU-Kommission folgte der Empfehlung des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) vor einem Monat und gab grünes Licht zur Behandlung von Netzhautvenenverschluss (RVO), wie Roche mitteilte. Vabysmo ist bereits in mehr als 95 Ländern weltweit zugelassen. Es darf zur Behandlung der neovaskulären oder feuchten altersbedingten Makuladegeneration (nAMD) und des diabetischen Makulaödems (DME) eingesetzt werden.

Der Dialysespezialist Fresenius Medical Care hat im zweiten Quartal von einer gestiegenen Profitabilität im Produktgeschäft und Einsparungen profitiert. Der bereinigte operative Gewinn legte zu konstanten Wechselkursen um acht Prozent auf 433 Millionen Euro zu, wie das Unternehmen mitteilte. Damit traf FMC punktgenau die Analystenerwartungen. Der Umsatz fiel indes um ein Prozent auf 4,76 Milliarden Euro, bereinigt um Sondereffekte und zu konstanten Wechselkursen stagnierte er. Vorstandschefin Helen Giza bekräftigte zudem die Jahresziele von FMC.

Covestro blickt in einem weiterhin schwierigen Geschäftsumfeld vorsichtiger auf das Gesamtjahr. So fehlt der Weltwirtschaft weiterhin der Schwung und die für den Kunststoffkonzern wichtige Autoindustrie zeigte zuletzt Schwächen. Konzernchef Markus Steilemann rechnet laut einer Mitteilung für 2024 nun mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 1 und 1,4 Milliarden Euro - nach knapp 1,1 Milliarden im Vorjahr. Bisher wurden bis zu 1,6 Milliarden Euro angepeilt. Die mittlere Analystenschätzung lag bereits in der unteren Hälfte der alten Spanne.

Der Baustoffkonzern Heidelberg Materials hat im zweiten Quartal trotz eines Rückgangs von Absatz und Umsatz das Betriebsergebnis leicht gesteigert. Der bereinigte operative Gewinn kletterte von April bis Juni gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 971 Millionen Euro. Es sei gelungen, mit aktivem Kostenmanagement die Auswirkungen der schwächeren Nachfrage in Kernmärkten weitgehend zu kompensieren, erklärte Vorstandschef Dominik von Achten. "Für das zweite Halbjahr bleiben wir zuversichtlich und bestätigen unseren Ausblick für das Gesamtjahr 2024."

Der Schmierstoffhersteller Fuchs hat auch im ersten Halbjahr mehr verdient. In den ersten sechs Monaten zog das operative Ergebnis (Ebit) im Jahresvergleich um neun Prozent auf 218 Millionen Euro an, wie das MDAX-Unternehmen in Mannheim mitteilte. Dazu hätten alle drei Weltregionen beigetragen. Während die Region Nord- und Südamerika mehr als ein Fünftel zugelegt habe, setze das Chinageschäft seine Erholung fort, sagte Unternehmenschef Stefan Fuchs. Für die zweite Jahreshälfte zeigte sich Fuchs zuversichtlich und bestätigte die Jahresziele.