Eurobanknoten und Euromünzen

Teuerungsrate bei 2,3 Prozent Inflation zieht in Deutschland wieder an

Stand: 30.07.2024 14:50 Uhr

Die Inflation ist in Deutschland zuletzt überraschend wieder angestiegen. Während Dienstleistungen deutlich teurer wurden, sanken die Preise für Energieprodukte.

Die Inflation in Deutschland steigt wieder an. Die Verbraucherpreise lagen im Juli um 2,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt auf Basis vorläufiger Zahlen in Wiesbaden mitteilte. "Es zeigt sich, dass der Abwärtstrend in einzelnen Preiskomponenten zum Stillstand gekommen ist", urteilte Ulrike Kastens, Volkwirtin Europa bei der DWS.

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen waren im Vorfeld davon ausgegangen, dass die Inflationsrate bei 2,2 Prozent verharren wird. Damit haben die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vormonat wieder leicht angezogen: Im Juni lag die Inflation um 2,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats - nach 2,4 Prozent im Mai. Im Mai war es mit der Teuerungsrate erstmals in diesem Jahr nach oben gegangen, nachdem sie im März und April mit je 2,2 Prozent das niedrigste Niveau seit rund drei Jahren erreicht hatte.

"Die unverändert hohe Kerninflation zeigt, dass wir das Thema Inflation noch lange nicht abhaken können", betonte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Denn die Kerninflation, aus der die schwankungsanfälligen Preise für Nahrungsmittel und Energie herausgerechnet sind, lag im Juli bei 2,9 Prozent und damit deutlich über dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank.

Steigende Inflationsraten in mehreren Bundesländern

Auf die Steigerung der bundesweiten Inflationsrate im Juli hatten bereits die am Vormittag veröffentlichten Inflationsraten mehrerer Bundesländern hingedeutet: In Nordrhein-Westfalen legten die Verbraucherpreise um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, nachdem die Teuerungsrate im Juni noch 2,2 Prozent betragen hatte, wie das Statistische Landesamt heute mitteilte.

In Sachsen kletterte die Inflationsrate sogar von 2,8 auf 3,1 Prozent, in Baden-Württemberg von 1,9 auf 2,1 Prozent. In Hessen (1,8 Prozent) und Brandenburg (2,6 Prozent) blieb sie dagegen unverändert, während sie in Bayern von 2,7 auf 2,5 Prozent sank.

Dienstleistungen werden teurer

Inflationstreiber waren im Juli vor allem die Dienstleistungen. Diese verteuerten sich um durchschnittlich 3,9 Prozent. "Schließlich steigen die Löhne stark, was die Preise der meist arbeitsintensiven Dienstleistungen nach oben treibt", so Jörg Krämer von der Commerzbank. Die höheren Personalkosten würden von vielen Unternehmen an die Kunden weitergereicht.

Energie verbilligte sich dagegen um 1,7 Prozent. Nahrungsmittel kosteten im Schnitt 1,3 Prozent mehr als im Juli 2023. Die Kerninflationsrate verharrte bei 2,9 Prozent.

Zielinflation noch nicht erreicht

Die Ökonomen von Deutsche Bank Research rechnen für das Gesamtjahr 2024 mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,2 Prozent in Deutschland. 2025 soll sie dann auf 2,1 Prozent fallen. Der Juli-Umfrage des ifo-Instituts zufolge wollen vor allem in der Industrie etwas mehr Unternehmen als im Vormonat ihre Preise anheben, die konsumnahen Bereiche planen hingegen seltener mit steigenden Preisen. Daher dürfte die Inflationsrate in den kommenden Monaten zurückgehen, sagte ifo-Konjunkturexperte Sascha Möhrle.

Damit liegt die Inflationsrate dennoch weiterhin über der Rate von 2,0 Prozent, welche die Europäische Zentralbank als Zielinflation in der Eurozone anpeilt. Im Juni senkte die Europäische Zentralbank (EZB) nach zuletzt deutlichen Rückgängen der Inflation in der Eurozone als erste große westliche Zentralbank das Zinsniveau um 0,25 Prozentpunkte. Es war die erste Leitzinssenkung seit 2019. Vor der Sommerpause verzichtet die EZB zuletzt aber auf eine neuerliche Zinssenkung und ließ die Leitzinsen in der Sitzung im Juli unverändert.

Der zentrale Satz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld bei der EZB leihen können, liegt damit aktuell bei 4,25 Prozent. Die Zentralbanker gehen von einer erhöhten Inflation bis "weit ins nächste Jahr" aus und dürften ihre Geldpolitik dementsprechend restriktiv halten.