Bulle und Bär Skulptur vor der Börse Frankfurt
marktbericht

DAX fällt unter wichtige Marke Neue Woche, neue Verluste

Stand: 05.08.2024 18:21 Uhr

Auch zu Beginn der neuen Woche lagen die Nerven der Anlegerinnen und Anleger blank. Der DAX rutschte zeitweise um mehr als drei Prozent ab. An der Wall Street hat sich das anfängliche Minus etwas verringert.

Von wegen Sommerloch: Seit Monatsbeginn erweist sich die Lage an den weltweiten Börsen als hochvolatil. Auch zu Beginn der neuen Woche lasteten die Sorgen um die US-Konjunktur auf den Kursen - aktuelle Konjunkturdaten konnten diese am Nachmittag aber etwas mildern.

Im Sog der asiatischen Aktienmärkte war der DAX zunächst um bis zu 3,5 Prozent auf 17.036 Punkte abgesackt, den tiefsten Stand seit Februar. Bis zum Handelsschluss konnte der deutsche Leitindex sein Minus aber auf 1,82 Prozent eindämmen und ging bei 17.339 Punkten aus dem Handel.

Ein wesentlicher Grund dafür war der aktuelle Index zur Dienstleister-Stimmung in den USA. Der Einkaufsmanagerindex des Instituts for Supply Management (ISM) stieg im Juli zum Vormonat um 2,6 auf 51,4 Punkte. Das war mehr als erwartet, was auch der Wall Street nach tiefrotem Start etwas nach oben half.

Mit dem neuerlichen schwachen Tag hat sich die technische Lage des DAX derweil drastisch verschlechtert. In den drei Handelstagen seit Anfang August hat der deutsche Leitindex schon 6,3 Prozent eingebüßt. Dabei hat der DAX jetzt auch die viel beachtete 200-Tage-Durchschnittslinie unterschritten. Der Durchschnittskurs der vergangenen 200 Handelstage lag heute bei 17.399 Punkten. Bereits am Freitag war der DAX unter die im Mai eroberte psychologisch wichtige 18.000-Punkte-Marke gefallen. Mit Unterschreiten bedeutender Unterstützungen hat sich das Risiko weiterer Verluste erhöht, so die Experten der Helaba.

Auch die US-Börsen starteten tiefrot in die neue Woche, konnten ihre Verluste dank der Daten aus dem Dienstleistungssektor aber ebenfalls etwas verringern. Der Leitindex Dow Jones verlor zunächst knapp drei Prozent, dann kehrten aber erste Käufer an den Markt zurück. Zur Stunde notiert der US-Leitindex gut zwei Prozent unter dem Freitagsschluss.

Noch heftiger war der Einbruch bei den Technologiewerten, wo der Nasdaq-100-Index zunächst um mehr als vier Prozent einbrach. Die Sorgen um ein Ende des Technologiezyklus wurden durch die Nachricht verstärkt, dass die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway von Starinvestor Warren Buffett ihren Anteil an dem Branchenschwergewicht Apple um fast 50 Prozent reduziert hat. Aktuell hat sich das Minus bei dem Technologieindex auf 2,4 Prozent verringert.

Zusätzlich leiden Technologiewerte unter einem Bericht, dem zufolge der Chip-Produzent Nvidia den Start neuer KI-Chips wegen sogenannter Designmängel verschiebt. Nvidia war zuletzt als großer Profiteur des Boom-Themas Künstliche Intelligenz (KI) das Zugpferd der allgemeinen Börsen-Rally. Der Hype könnte zu weit gegangen sein, heißt es aus dem Handel.

In Japan hatte die Angst vor einem Einbruch der Weltwirtschaft infolge einer womöglich harten Landung der Konjunktur in den USA dem japanischen Leitindex den größten Verlust seit 37 Jahren beschert. Der 225 Werte umfassende Nikkei notierte zum Handelsschluss 12,5 Prozent schwächer bei 31.420 Punkten.

Weil der japanische Leitindex vom jüngsten Rekordhoch nun mehr als 20 Prozent eingebüßt hat, sprechen Börsianerinnen und Börsianer von einem sogenannten Bärenmarkt. Das heißt, der Aktienmarkt ist von trüber Stimmung und sinkenden Kursen geprägt. Der zuletzt deutliche Anstieg der Landeswährung Yen belastete die Aktienkurse der exportabhängigen japanischen Unternehmen stark. Zum US-Dollar stieg der Yen heute auf den höchsten Stand seit Jahresanfang.

In der vergangenen Woche hatte eine schwächere Industriestimmung Sorgen vor einem wirtschaftlichen Abschwung in den USA aufkommen lassen. Am Freitag folgten dann schwächer als erwartet ausgefallene Daten vom Arbeitsmarkt, welche die Furcht vor einer Rezession noch einmal verstärkten.

Marktteilnehmer halten es für möglich, dass die US-Notenbank Fed den Zeitpunkt für rechtzeitige Zinssenkungen verpasst hat und die Zinsen zu spät senken könnte. Schlechte Konjunkturnachrichten - vor einiger Zeit noch positiv gewertet, weil sie Hoffnungen auf Zinssenkungen machten - werden nun auch als schlechte Nachrichten wahrgenommen, weil sie Rezessionssorgen schüren.

"Eigentlich wäre die bevorstehende Zinswende Grund für eine gute Laune bei den Anlegern gewesen", sagt auch Christian Henke von IG Markets. Doch die Sorge über eine Konjunkturabkühlung wiege derzeit wohl schwerer. "Weitere Zutaten in dem bitteren Nachrichten-Cocktail sind die Kriegsgefahr im Nahen Osten und schlechte Quartalsberichte der großen Big Tech-Konzerne an der Nasdaq", meint der Fachmann. Das sei zu viel auf einmal für die Marktteilnehmer.

Angesichts der Talfahrt am Aktienmarkt steigen Anlegerinnen und Anleger bei der Suche nach sicheren Investitionen stattdessen verstärkt bei deutschen Staatsanleihen ein. Deren Renditen fielen deswegen auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr. Die Rendite der Bundesanleihe mit zweijähriger Laufzeit gab heute um mehr als 0,15 Prozentpunkte auf 2,151 Prozent nach - den niedrigsten Stand seit März 2023.

Derweil verschlechterte sich auch die Unternehmensstimmung im Euroraum im Juli weiter. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel zum Vormonat um 0,7 Punkte auf 50,2 Zähler, wie S&P in London nach einer weiteren Umfragerunde mitteilte. Es ist der zweite Rückgang in Folge. Eine vorangegangene Schätzung wurde leicht um 0,1 Punkte nach oben revidiert. Der Indexwert liegt damit nur noch knapp über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Er signalisiert damit kaum noch Wachstum.

Außerdem hat sich der Rückgang der Erzeugerpreise im Juni erneut abgeschwächt. Die Preise sanken gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,2 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat in Luxemburg mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt einen Rückgang um 3,3 Prozent erwartet. Im Mai waren die Erzeugerpreise um 4,1 Prozent gesunken. Seit September schwächt sich der Preisrückgang tendenziell ab.

Update Wirtschaft vom 05.08.2024

Anne-Catherine Beck, HR, Update Wirtschaft, 05.08.2024 09:00 Uhr

Der Bitcoin verliert mit der allgemein trüben Stimmung an den Finanzmärkten weiter kräftig an Boden. Der Kurs der ältesten und bekanntesten Kryptowährung sackte auf der Handelsplattform Bitstamp unter 50.000 Dollar und erreichte den tiefsten Stand seit Februar. Seit Freitagabend hat der Bitcoin über 10.000 Dollar an Wert verloren. Einen vergleichbar starken Kurseinbruch hatte es zuletzt im Juni 2022 gegeben. Die zweitwichtigste Kryptowährung Ether wurde ebenfalls hart getroffen.

Auch die Ölpreise stehen weiter unter Druck. Die Sorge vor einer weltweiten Konjunkturabkühlung wirkt dabei schwerer als die vor einer Eskalation im Nahen Osten. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostet am frühen Abend 76,35 Dollar, rund 1,4 Prozent weniger als am Freitag.

Der Euro hat dagegen erneut deutlich zugelegt. Die jüngsten Signale für eine Abkühlung der US-Wirtschaft lasten auf dem Dollar. Am frühen Abend kostet die europäische Gemeinschaftswährung 1,0965 Dollar.

Gold wird derweil seinem Ruf als Krisenwährung nicht gerecht und büßt zur Stunde 1,4 Prozent auf 2.407 Dollar je Feinunze (rund 31,1 Gramm) ein. Dabei könnte es sich um Gewinnmitnahmen nach dem jüngsten Rekordlauf handeln. Mitte Juli hatte der Goldpreis bei 2.483 Dollar ein Rekordhoch erreicht.

Wegen deutlicher Kursverluste ist der Handel an der türkischen Börse heute zweimal unterbrochen worden. Ein automatischer Handelsstopp bei starken Kursrutschen sei aktiviert worden, teilte der Börsenbetreiber mit. Der Index BIST-100 der 100 wichtigsten an der Börse Istanbul gelisteten Unternehmen hatte vor dem zweiten Stopp mehr als sieben Prozent verloren. Nach der erneuten Handelsaufnahme gegen 10.00 Uhr lag der Index knapp fünf Prozent im Minus. Die türkische Lira fiel zum Dollar auf ein Rekordtief.

Unterdessen geht die auch Bilanzsaison weiter. Der Impfstoffhersteller BioNTech ist wegen des eingebrochenen Corona-Geschäfts und höherer Forschungskosten tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Im zweiten Quartal schrieb das Biotechunternehmen einen Nettoverlust von gut 807 Millionen Euro, nach einem Minus von rund 109 Millionen Euro im Vorjahr, wie der Mainzer Konzern mitteilte. Der Umsatz sank von 167,7 auf 128,7 Millionen Euro. "Unsere Umsätze im zweiten Quartal entsprechen der aktuellen Marktnachfrage nach einem saisonalen endemischen Covid-19-Impfstoff", erklärte Finanzchef Jens Holstein.

Wegen einer schleppenden Nachfrage hat der deutsche Chip-Riese Infineon seine Umsatzziele zum dritten Mal binnen weniger Monate angepasst. "Die Erholung in unseren Zielmärkten schreitet nur langsam voran", sagte Infineon-Chef Jochen Hanebeck. Aus diesem Grund stellte er für das Geschäftsjahr 2023/24 nur noch einen Umsatz von etwa 15 Milliarden Euro in Aussicht. Zuvor hatte er 15,1 Milliarden Euro plus/minus 400 Millionen Euro angepeilt. Außerdem will der DAX-Konzern weltweit 1.400 Stellen streichen. Zudem sollen nochmal 1.400 Jobs aus Hochlohnländern weg verlagert werden.

Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental plant die Aufspaltung des Konzerns und will sich von der seit langem schwächelnden Autozuliefersparte trennen. Lange sträubte sich das Management um Chef Nikolai Setzer öffentlich gegen Berichte und Spekulationen in diese Richtung. Nun könnten die wesentlichen Sparten des Traditionskonzerns aus Hannover aber doch getrennte Wege gehen, um alleine erfolgreicher dazustehen. Die Arbeitnehmerseite mahnte an, dass die Beschäftigten eine klare Perspektive und die Unternehmensteile eine ausreichende Kapitalausstattung bräuchten. Die im DAX notierte Conti-Aktie hielt sich im Zuge der Nachricht besser als der Markt.

Höhere Preise für Kupfer und Schwefelsäure haben Aurubis im dritten Geschäftsquartal Rückenwind geliefert. Zudem profitiert das Unternehmen weiter von gesunkenen Energiepreisen. Dem standen hohe Kosten für einen Wartungsstillstand in Hamburg gegenüber. Bei einem Umsatzanstieg um 13 Prozent auf fast 4,7 Milliarden Euro vervielfachte sich das operative Vorsteuerergebnis in den drei Monaten bis Ende Juni im Jahresvergleich auf 90 Millionen Euro, wie der MDAX-Konzern mitteilte.

Das Bayer-Medikament Finerenon hat dem Leverkusener Konzern zufolge in einer Phase-III-Studie bei bestimmten Herzinsuffizienz-Patienten ein statistisch signifikantes und klinisch relevantes Ergebnis erreicht. "Wir freuen uns sehr über die positiven Ergebnisse der FINEARTS-HF-Studie", sagte Christian Rommel, Leiter der Forschung und Entwicklung bei der Division Pharmaceuticals von Bayer: "Da derzeit Behandlungsoptionen für Patienten mit dieser häufigen Form der Herzinsuffizienz mit leicht verminderter oder erhaltener Auswurfleistung begrenzt sind, ist diese Nachricht für Patienten und Ärzte enorm wichtig."

Sechs große Digitalkonzerne verstoßen laut einer Studie des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) gegen EU-Recht. Meta, der Konzern hinter Facebook, die Google-Mutter Alphabet, Microsoft, Apple, Amazon und der Tik-Tok-Betreiber ByteDance würden ihre Nutzer mit manipulativen Designs beeinflussen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" aus der Untersuchung. Ziel der Unternehmen sei es, die Zustimmung der Verbraucher für eine möglichst weitgehende Zusammenführung persönlicher Daten zu erhalten. Vzbv-Vorstand Ramona Pop kündigte an, die Ergebnisse an die EU weiterzuleiten und forderte eine konsequente Umsetzung des Digitalmarktgesetzes.

Protest, Produktionsstillstand, Probleme am Markt: US-Elektroautobauer Tesla fährt in diesem Jahr in Deutschland gegen wachsende Widerstände an. Das Unternehmen hält an den Ausbauplänen für seine einzige europäische Fabrik in Grünheide bei Berlin fest. Aber wegen der schwierigen Marktlage ist der Zeitplan völlig offen. "Wir gehen fest davon aus, dass der Markt wieder anziehen wird. Es ist sicherlich eine Frage wie schnell und wann", sagte Werksleiter André Thierig der Deutschen Presse-Agentur. Aber er betonte: "Wir werden nicht mehrere Milliarden für den Ausbau der Fabrik in die Hand nehmen, ohne dass die Signale ganz klar sind, dass das vom Markt auch abgefragt wird."

Der Internet- und Telekommunikationskonzern United Internet senkt nach dem vorübergehenden Ausfall des Mobilfunknetzes seiner Tochter 1&1 die Erwartungen an das Gesamtjahr etwas. Der Umsatz werde voraussichtlich bei 6,4 Milliarden Euro liegen, teilte das Unternehmen mit. Zuvor hatte das Unternehmen mit 100 Millionen Euro mehr gerechnet. Zwar wäre das immer noch eine Steigerung zu den gut 6,2 Milliarden Euro im Vorjahr. Analysten rechnen bisher allerdings mit dem Erreichen der alten Prognose.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 05. August 2024 um 09:00 Uhr.