Nasdaq Gebäude am Times Square in New York
marktbericht

Netflix-Zahlen wirken nach Wall Street wieder im Tech-Fieber

Stand: 18.10.2024 22:23 Uhr

Unter der Führung des Tech-Sektors ist es an der Wall Street zum Wochenschluss weiter bergauf gegangen. Die US-Börsen zeigen damit weiter keinerlei Anzeichen von Schwäche.

Kursgewinne im Technologiesektor haben die US-Börsen zum Wochenschluss gestützt. Unter den großen Aktienindizes der Wall Street schnitt der Index der Technologiebörse Nasdaq mit einem Aufschlag von 0,63 Prozent auf 18.489 Zähler am besten ab. Auch der Auswahlindex Nasdaq 100 gewann 0,66 Prozent auf 20.324 Zähler.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte tat sich ähnlich wie am Vortag schwerer. Zwar erreichte der Leitindex zunächst bei 43.325 Punkten ein neues Rekordhoch, litt danach aber unter Gewinnmitnahmen. Am Ende stand ein kleines Plus von 0,09 Prozent auf 43.275 Punkte, was aber für einen neuen Rekord auf Basis der Schlusskurse reichte.

Der Leitindex handelt auf höchstem Niveau, so dass schon geringe Schwankungen ausreichen, um neue Rekorde zu erreichen. Der breiter gefasste S&P 500 stand am Ende um 0,4 Prozent höher bei 5.864 Punkten. Anders als der Dow markierte der Index aber heute kein neues Rekordhoch, so wie am Vortag bei 5.878 Punkten.

Vor allem die gestern nach Handelsschluss vorgelegten Zahlen von Streaming-Riese Netflix sorgten für gute Stimmung im gesamten Tech-Sektor. Die Netflix-Aktie sprang am Ende um 11,09 Prozent auf 763,89 Dollar.

Konkret hat Netflix im vergangenen Quartal mehr als fünf Millionen Kunden dazugewonnen und die Erwartungen der Wall Street übertroffen. Dabei wurde das Wachstum des Videostreaming-Marktführers stark durch das günstigere Angebot mit Werbeanzeigen angetrieben: Die Preisstufe hatte zuletzt 35 Prozent mehr Nutzer als drei Monate zuvor.

Der Dienst hat jetzt insgesamt rund 282,7 Millionen Kundenhaushalte, wie das Unternehmen mitteilte. Netflix steigerte den Umsatz im dritten Quartal im Jahresvergleich um 15 Prozent auf gut 9,8 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit etwas weniger gerechnet. Unter dem Strich sprang der Gewinn auf 2,36 Milliarden Dollar von rund 1,68 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor.

Anleger griffen auch erneut bei Aktien des KI-Vorreiters Nvidia zu, die um 0,78 Prozent anzogen. Ein Gewinnsprung des taiwanischen Chip-Auftragsfertigers TSMC hatte gestern für viel Fantasie gesorgt. Die Anteilsscheine von Apple zogen um 1,2 Prozent an. Jüngste Daten zeigten eine robuste Nachfrage nach neuen iPhones in China.

Dagegen büßten die Titel von Dow-Schlusslicht American Express 3,15 Prozent ein. Der Kreditkartenkonzern profitiert zwar weiter von der Kauflaune seiner Kunden und blickt nach einem überraschend guten dritten Quartal nun optimistischer auf die Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr. Allerdings haben die Papiere auch einen Rekordlauf hinter sich. Einige Anleger machten daher offenbar erst einmal Kasse.

Das Unternehmen will im Gesamtjahr nun 13,75 bis 14,05 Dollar Gewinn je Aktie machen, wie es heute in New York mitteilte. Bisher hatte Amex-Chef Stephen Squeri 13,30 bis 13,80 Dollar erwartet, auch die Analystenschätzungen lagen bisher im Schnitt unter der neuen Zielspanne.

Nach zuletzt robusten Konjunkturzahlen, die die Anleger in ihrer Hoffnung auf eine weiche Landung der US-Volkswirtschaft bestärkten, rücken nunmehr verstärkt die Quartalsberichte für das dritte Vierteljahr in den Fokus. Der Terminkalender ist prall gefüllt in der kommenden Woche, spätestens ab Dienstag nimmt die Zahlenflut ihren Lauf.

Allein am Mittwoch ziehen der E-Fahrzeughersteller Tesla, der Flugzeugbauer Boeing, der Softwarekonzern IBM, die Telekom-Tochter T-Mobile US und der Getränkeriese Coca-Cola das Interesse der Anleger auf sich. Am Dienstag nach Börsenschluss öffnet bereits Texas Instruments seine Bücher.

Zum Wochenschluss gab es für den deutschen Leitindex DAX moderate Zugewinne. Der Index schloss bei 19.657 Punkten um 0,38 Prozent höher und blieb damit nur knapp unter seinem Tageshoch bei 19.665 Punkten. Das Tagestief hatte im frühen Geschäft bei 19.540 Punkten gelegen.

Damit bleibt das gestern aufgestellte neue Verlaufsrekordhoch von knapp 19.675 Punkten in Reichweite, auch wenn er heute knapp verfehlt wurde. Im Wochenvergleich ergab sich damit ein Zugewinn von etwas über 1,4 Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen stieg um 0,68 Prozent auf 27.336 Punkte.

"Grünes Licht von der Europäischen Zentralbank für weitere Zinssenkungen, Stabilisierungssignale aus China und gut gelaunte US-Konsumenten - der Weg des geringsten Widerstands führt am Aktienmarkt derzeit nach oben", so Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets.

Seit Jahresbeginn hat der DAX rund 17 Prozent zugelegt und dürfte Strategen zufolge dank der geldpolitischen Lockerungen noch Luft nach oben haben. "Zinsen sinken, Kurse steigen", fasst Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, die Lage zusammen.

Die Anleger stellen sich beim Verarbeiten der gestrigen dritten Zinssenkung der EZB in Folge nunmehr die Frage, in welchem Tempo Europas Währungshüter den Zinsabstieg vorantreiben werden. Bankchefin Christine Lagarde hatte erklärt, Inflationsrisiken seien abwärts gerichtet und gleichzeitig die Datenbezogenheit der Geldpolitik bestätigt. Was umgehend Spekulationen auf eine "große" Zinssenkung von 50 Basispunkten auf der nächsten Sitzung auslöste.

"Nach dem gestrigen Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte preist der Terminmarkt für die nächste Sitzung im Dezember eine Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte bereits mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 50 Prozent ein", schreiben die Experten von Index-Radar. Fakt ist, dass Europas Wirtschaft niedrigere Zinsen gut gebrauchen kann. Vor allem in Deutschland, dem größten EU-Land, lahmt die Konjunktur besonders.

Update Wirtschaft vom 18.10.2024

Samir Ibrahim, HR, Update Wirtschaft, 18.10.2024 09:00 Uhr

Etwas weniger schlimm als an den Börsen befürchtet steht es derweil um die Wirtschaft Chinas. Die chinesische Konjunktur wuchs im dritten Quartal zwar etwas stärker als erwartet, das Wachstum kühlte sich allerdings weiter ab. "Der befürchtete Datenschock aus China ist ausgeblieben", kommentiert CMC-Experte Stanzl. "Die Zahlen deuten sogar auf eine Stabilisierung der zweitgrößten Volkswirtschaft hin."

Die chinesischen Aktienmärkte legten heute kräftig zu. Börsianern zufolge halfen dabei auch die üppigen Geldspritzen der Notenbank, von denen zum Wochenschluss zwei Programme in Kraft traten. Das gab auch den Kupferpreisen Auftrieb, die an der Londoner Terminbörse um 1,2 Prozent auf 9.629 Dollar je Tonne zulegten. Die Maßnahmen zur Erhöhung der Liquidität am Kapitalmarkt seien positiv für die Metalle, meint ein Händler.

Unter den Einzelwerten im DAX gewannen Daimler Truck deutlich über sieben Prozent und standen an der Spitze. Die Aktie profitierte vom zuversichtlichen Ausblick des schwedischen Konkurrenten Volvo vom Morgen. Im Sog legten auch andere Autoaktien wie Porsche oder der Zulieferer Continental zu.

Das dritte Quartal sei für Volvo zwar schwächer verlaufen als erwartet, doch stimme der Ausblick zuversichtlich, schrieb Analyst Nick Housden von der kanadischen Bank RBC in einer ersten Einschätzung. Mit Blick auf Lastkraftwagen sei die 2024er-Marktprognose für Nordamerika unverändert, während sie für Europa um 10.000 auf 300.000 Einheiten angehoben worden sei, so Housden.

Der Euro stabilisierte sich heute im europäischen Handel nach den Verlusten der vergangenen Tage. Ein Euro kostete zuletzt im US-Handel bei 1,0863 Dollar noch etwas mehr. Gestern war die Gemeinschaftswährung wegen der Leitzinssenkung und robuster US-Konjunkturdaten deutlich unter Druck geraten und bis auf 1,0811 Dollar und damit den tiefsten Stand seit Anfang August gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0847 (Donnerstag: 1,0866) Dollar fest.

Heute standen keine wichtigen Konjunkturdaten an, die einen Hinweis über die künftige Zinsentwicklung in der Eurozone und den Vereinigten Staaten hätten liefern könnten. Entsprechend war es ein ruhiger Handelstag zum Wochenausklang. Laut der Landesbank Helaba wird es in der kommenden Woche mit den vorläufigen Einkaufsmanagerindizes in Deutschland, Frankreich und der Eurozone sowie dem Ifo-Geschäftsklima aus Deutschland wieder interessanter.

Der Goldpreis setzt seinen Höhenflug fort. Der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) überwand erstmals die Marke von 2.700 Dollar und kostete zuletzt 2.719 Dollar. Schon am Morgen waren an der Börse in London in der Spitze 2.714 Dollar bezahlt worden.

Der Preis für Gold zieht seit Monaten dank der Aussicht auf sinkende Zinsen stark an - vor einem Jahr hatte eine Feinunze noch weniger als 2.000 Dollar gekostet. Den jüngsten Anstieg begründen Händler unter anderem mit der US-Präsidentschaftswahl am 5. November. Denn wer das Rennen machen wird, ist offen. Angesichts der unklaren Perspektiven für die Wirtschaftspolitik greifen Investoren weiter zu Gold, das oftmals in unsicheren Zeiten gesucht ist.

Die schwächelnde Stahltochter von Thyssenkrupp trennt sich von ihrem Elektrobandgeschäft in Indien. So soll die Gesellschaft Thyssenkrupp Electrical Steel India Private Ltd an ein indisch-japanisches Konsortium aus JSW Steel Limited und JFE Steel verkauft werden, teilte das MDAX-Unternehmen heute in Duisburg mit. Der Preis liege bei rund 440 Millionen Euro. Der Abschluss der Transaktion wird innerhalb der nächsten Monate angestrebt. Der Erlös aus dem Verkauf soll die Kapitalausstattung des Stahlsegments stärken und unter anderem in die "grüne Transformation" fließen.

Am Aktienmarkt kamen die Neuigkeiten gut an: Die Aktie von Thyssenkrupp stieg am späten Nachmittag um fast zehn Prozent und war damit bester MDAX-Wert.

Der Personaldienstleister Amadeus Fire streicht wegen der zunehmend negativen Stimmung in Deutschland erneut das Gewinnziel für dieses Jahr zusammen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte (operatives Ebita) soll sich nun auf rund 58 Millionen Euro belaufen, wie das im SDAX notierte Unternehmen heute mitteilte. Bereits zu den Halbjahreszahlen hatte der Vorstand vor einem möglichen Gewinnrückgang gewarnt und das Ziel auf 64 bis 70 Millionen Euro gesenkt.

Grund für die neuerliche Gewinnwarnung sei, dass der Vorstand "keinerlei Marktaufhellung im weiteren Jahresverlauf" erwarte, hieß es nun. Unternehmen zeigten sich zögerlich bei der Vergabe neuer Aufträge. Das operative Ergebnis (Ebita) der ersten neun Monate rutschte um fast 15 Prozent auf 46,4 Millionen Euro ab. Auch dieser Wert liegt unter den Erwartungen des Managements.

Samsung schiebt die Bestellungen beim Chipindustrie-Ausrüster ASML für seine geplante Fabrik in Texas nach Angaben von Insidern wegen schleppender Nachfrage auf die lange Bank. Bislang habe der südkoreanische Technologieriese noch keine bedeutenden Kunden für das Vorhaben gewinnen können, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Samsung hält drei anderen Insidern zufolge auch Bestellungen bei anderen Zulieferern für die 17 Milliarden Dollar teure Fabrik im texanischen Taylor zurück, weshalb diese ihr vor Ort eingesetztes Personal wieder abziehen. Auf welchen Zeitpunkt die Lieferungen verschoben worden seien, blieb zunächst offen. Die beiden Unternehmen lehnten eine Stellungnahme ab.

Chinas Nationale Finanzaufsichtsbehörde (NFRA) hat die Gründung eines Joint Ventures zwischen BNP Paribas und Volkswagen Financial Service genehmigt. Dies bestätigte der Leiter der Aufsichtsbehörde, Li Yunze, auf einem Finanzforum in Peking.

Die in den USA ansässige Prudential Financial habe die Genehmigung erhalten, in Peking eine Vermögensverwaltungsfirma für Versicherungen zu gründen, sagte Li. Er betonte auch, dass Banken dazu angehalten werden sollen, das Finanzangebot weiter zu erhöhen und die wirtschaftliche Erholung des Landes fortlaufend zu unterstützen.

Der US-Konsumgüterriese Procter & Gamble hat im ersten Quartal erneut beim Umsatz enttäuscht. In den drei Monaten per Ende September sanken die Erlöse um ein Prozent auf 21,7 Milliarden Dollar (rund 20 Mrd. Euro), wie das Unternehmen heute in Cincinnati mitteilte. Organisch, sprich bereinigt um Wechselkurs- sowie Portfolioeffekte, verzeichnete Procter & Gamble aber ein leichtes Wachstum von zwei Prozent. Dabei trugen Preissteigerungen zum Plus bei.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 18. Oktober 2024 um 09:00 Uhr.