Die Indizes der Deutschen Börse sind auf einer Anzeigetafel im Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse
marktbericht

Leichte Kursverluste Die DAX-Rally pausiert

Stand: 16.10.2024 09:27 Uhr

Der Schwung ist erst einmal raus am deutschen Aktienmarkt. Der DAX startet im Minus. Doch Marktexperten schüren Hoffnungen auf eine mögliche Fortsetzung der Kursrally.

Nach dem jüngsten DAX-Rekord atmen die Anleger am deutschen Aktienmarkt erst einmal kräftig durch. Der deutsche Leitindex liegt im frühen XETRA-Handel 0,1 Prozent im Minus bei 18.460 Punkten. Am Vortag hatte der DAX mit 19.634 Zählern erneut eine Bestmarke erreicht - dann jedoch angesichts negativer Nachrichten aus dem Chipsektor abrupt kehrtgemacht und knapp im Minus geschlossen.

Update Wirtschaft vom 16.10.2024

Bo Hyun Kim, HR, Update Wirtschaft, 16.10.2024 09:00 Uhr

"Der DAX atmet durch, fällt aber nicht ab", kommentierte Analyst Martin Utschneider von Finanzethos. Der Aufwärtstrend bleibe trotz Gewinnmitnahmen intakt. Auch die Technischen Analysten der HSBC sind weiter optimistisch gestimmt: Die 20.000er-Marke befinde sich ganz klar weiter im Visier der sogenannten "Bullen", die auf steigende Kurse wetten.

Kurzfristig könnte es zwar noch einmal bergab gehen, denn der Index sei "recht stark überkauft". Doch erst bei einem Rutsch unter die Unterstützung bei 18.620/18.680 Zählern müsste man das Erreichen des 20.000er-Ziels für 2024 in Frage stellen.

Aus fundamentaler Perspektive sind es derzeit in erster Linie negative Nachrichten aus dem Unternehmenssektor, die auf der Kauflaune der Anleger lasten. So hat die noch junge Berichtssaison in Europa mit einer Gewinnwarnung des Chipbranchen-Ausrüsters ASML und enttäuschenden Quartalszahlen des Luxuskonzerns LVMH bereits erste Dämpfer erhalten.

Da im Tagesverlauf keine relevanten Konjunkturdaten auf der Agenda stehen, dürften sich die Anleger weiter auf die Bilanzsaison konzentrieren. Im Tagesverlauf öffnen unter anderem die US-Banken Morgan Stanley und US Bancorp ihre Bücher.

In New York standen die Kurse gestern unter Druck, vor allem im Techsektor. Der US-Standardwerteindex Dow Jones ging mit einem Minus von 0,7 Prozent bei 42.740 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,8 Prozent auf 5.815 Punkte, und die technologielastige Nasdaq büßte 1,0 Prozent auf 18.315 Zähler ein. Aktien von Nvidia, AMD und Intel verloren bis zu 5,2 Prozent.

Die trübe Stimmung im weltweiten Chipsektor hat zur Wochenmitte auch die japanischen Börsen belastet. In Tokio verlor der Leitindex Nikkei 1,8 Prozent auf 39.180 Punkte und beendete damit seine viertägige Gewinnserie. Der breiter gefasste Topix notierte 1,2 Prozent tiefer.

In China stützten hingegen Spekulationen auf weitere Schützenhilfe für den gebeutelten Immobiliensektor die Kurse. Die Börse in Shanghai gewann 0,1 Prozent. In Hongkong ging es ein halbes Prozent nach oben.

Am Rohstoffmarkt ziehen die Ölpreise am Morgen wegen der anhaltenden Unsicherheit über die Entwicklung im Nahost-Konflikt leicht an, nachdem Nachfragesorgen den Markt am Vortag noch auf den tiefsten Stand seit Anfang Oktober gedrückt hatten. Rohöl der Nordseesorte Brent verteuert sich um 0,3 Prozent auf 74,50 Dollar je Barrel (159 Liter).

Gold kostet zur Wochenmitte 2.676 Dollar je Feinunze und damit 0,6 Prozent mehr. Das gelbe Edelmetall pirscht sich immer weiter an sein jüngstes Rekordhoch bei 2.685 Dollar heran.

Der Euro bleibt vor wichtigen geldpolitischen Signalen der EZB tendenziell unter Druck. Mit einem Minus von 0,1 Prozent auf 1,0881 Dollar notiert die Gemeinschaftswährung auch am Morgen auf dem tiefsten Niveau seit Anfang August.

Im DAX rauscht die Adidas-Aktie nach Zahlen um vier Prozent abwärts, Marktbeobachter sprechen von Gewinnmitnahmen. Nach einem besser als erwarteten dritten Quartal hatte der Sportartikelhersteller seine Prognosen für das laufende Jahr erneut erhöht. So soll das Betriebsergebnis nun rund 1,2 Milliarden Euro erreichen. Zuletzt hatte Adidas rund eine Milliarde in Aussicht gestellt. Auch für die Erlöse zeigte sich der Nike-Konkurrent optimistischer.

Ein neues Modul des Halbleiterkonzerns Infineon soll Hunderte Millionen Karten zum kontaktlosen Bezahlen umweltfreundlicher machen. Der CO2-Fußabdruck der Kartenherstellung soll dadurch deutlich sinken, wie das Unternehmen mitteilte, das weltweiter Marktführer für die Chips auf den Karten ist. Ab Anfang kommenden Jahres werden die Karten auch in Europa erwartet.

Die US-Behörden haben wegen Diskriminierung von 128 jüdischen Reisenden eine Strafzahlung von vier Millionen Dollar gegen die Lufthansa verhängt. Im Jahr 2022 sei den Passagieren das Boarding für einen Anschlussflug verweigert worden, nachdem einige auf einem Flug von den USA nach Deutschland nicht den Anweisungen gefolgt seien und etwa keine Covid-Schutzmasken aufgesetzt hätten, erklärte das US-Verkehrsministerium.

Ein überraschend deutlicher Umsatzrückgang bei LVMH drückt die Stimmung im Luxussegment und zieht auch Hugo Boss mit nach unten. Die Aktien des Metzinger Modekonzerns halten im frühen Handel die "rote Laterne" im MDAX. Beim weltgrößten Luxuskonzern LVMH waren die Erlöse im dritten Quartal wegen der allgemein eingetrübten Konsumlaune der Verbraucher um drei Prozent gesunken.

Dank einer anziehenden Nachfrage hat der Anbieter von Medizin- und Sicherheitstechnik Drägerwerk in den ersten neun Monaten mehr Aufträge eingefahren. Der Auftragseingang stieg währungsbereinigt um 1,4 Prozent auf etwa 2,4 Milliarden Euro. Beim Konzernumsatz verbuchte der SDAX-Konzern hingegen Einbußen von 0,4 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro.

Im PC-Markt gerät die Chip-Technologie der beiden Platzhirsche Intel und AMD zunehmend unter Druck - und die beiden Rivalen wollen kooperieren, um sie zu verteidigen. Sie trommelten eine Industriegruppe zusammen, die die Weiterentwicklung der X86-Chiparchitektur mitsteuern soll. Mit X86-Prozessoren laufen die weitaus meisten Windows-PCs der Welt.

Kunden der Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway haben im abgeschlossenen Quartal deutlich weniger bestellt noch vor einem Jahr. In den Monaten Juni bis September knickte die Zahl aller Bestellungen um sechs Prozent auf 211,1 Millionen ein, wie der Kontrahent von Delivery Hero mitteilte.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 16. Oktober 2024 um 09:00 Uhr.