Microsoft-Logo an einem Bürogebäude vor wolkigem Himmel.
marktbericht

Kurse weiter auf Erholungskurs Microsoft kann DAX-Anleger nicht schocken

Stand: 31.07.2024 09:36 Uhr

Der DAX kann zur Wochenmitte an seine jüngsten Kursgewinne anknüpfen. Die Märkte scheinen die enttäuschenden Quartalszahlen von Microsoft besser zu verkraften als zuletzt noch bei Tesla und Google.

Der DAX ist mit Kursgewinnen in den Handel zur Wochenmitte gestartet. Kurz nach Handelseröffnung auf XETRA geht es für die deutschen Standardwerte um bis zu 0,8 Prozent auf 18.564 Punkte nach oben - und das trotz enttäuschender Quartalszahlen des Technologiegiganten Microsoft. Der US-Konzern hatte am Abend nach US-Börsenschluss abermals Sorgen genährt, dass die KI-Rally zu weit gelaufen sein könnte.

Doch es scheint, als ob die Märkte resilienter gegenüber schlechten Nachrichten aus dem Technologiesektor geworden sind. Während es nach den mit Enttäuschung aufgenommenen Zahlen von Tesla und Alphabet noch zu einem Ausverkauf bei Tech-Werten kam, bleiben die Anleger nach den Microsoft-Zahlen gelassen.

Das dürfte in erster Linie an den guten Zahlen des Chip-Herstellers AMD liegen, der ebenfalls nachbörslich seine Bücher öffnete. AMD haben den Märkten mit der Nachricht einer robusten Nachfrage nach schnellen KI-Chips quasi eine "Beruhigungspille" verabreicht, erklärt Robert Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets.

Die gelassene Reaktion der Märkte könnte allerdings auch daran liegen, dass der Technologiesektor zuletzt schon mächtig Luft abgelassen hatte; der Nasdaq 100 liegt bereits rund neun Prozent unter seinem Rekordhoch.

Auch wenn der DAX heute im frühen Handel weiter zulegen kann: Aus technischer Sicht ist das deutsche Börsenbarometer dennoch angeschlagen. Schließlich ist es immer noch in seinem Abwärtstrendkanal gefangen. Erst ein Anstieg über die obere Trendkanallinie bei 18.572 Zählern würde dem DAX zu neuer Aufwärtsdynamik verhelfen.

Im regulären Börsenhandel in New York hatte die Nervosität der Anleger den technologielastigen Nasdaq um 1,3 Prozent auf 17.147 Punkte ins Minus gedrückt. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,5 Prozent auf 5.436 Stellen. Dagegen zeigten die Standardwerte relative Stärke: Der Dow-Jones-Index schloss 0,5 Prozent höher auf 40.743 Punkten.

Mit Spannung warten Investoren nun auf Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell: Die US-Notenbank fällt heute ihren Zinsentscheid. Die Märkte gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen unverändert lässt, aber Hinweise auf baldige Zinssenkungen geben könnte. Die meisten Anleger und Experten rechnen mittlerweile fest mit einer Zinswende im September.

"Die US-Notenbank Fed sollte heute besser konkrete Hinweise auf eine Senkung der Leitzinsen im September geben, sonst könnte es am Aktienmarkt richtig ungemütlich werden", betont Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

Angetrieben von festeren Finanzwerten nach der Zinserhöhung der Bank of Japan haben die japanischen Börsen am Morgen zugelegt. Der Tokioter Leitindex Nikkei gewann 1,5 Prozent auf 39.101 Punkte, der breiter gefasste Topix-Index legte ebenfalls 1,5 Prozent zu. Die Notenbank setzte den Zinssatz von 0,0 bis 0,1 auf 0,25 Prozent hoch.

Die Börse in Shanghai gewann zwei Prozent. Investoren begrüßten eine Politbürositzung der Kommunistischen Partei Chinas, bei der die Notwendigkeit einer Ankurbelung des Konsums betont wurde.

Nach den jüngsten Verlusten liegt der Goldpreis nun wieder komfortabel über der Marke von 2.400 Dollar. Die Feinunze Gold kostet am Morgen 2.420 Dollar und damit 0,4 Prozent mehr. Der Euro tendiert bei 1,0816 Dollar seitwärts.

Die geopolitischen Spannungen nach dem israelischen Vergeltungsschlag für einen Hisbollah-Angriff treiben die Ölpreise zur Wochenmitte wieder höher. Rohöl der Nordseesorte Brent verteuert sich um 2,0 Prozent auf 79,59 Dollar je Barrel (159 Liter).

Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus ist angesichts von Lieferproblemen und Sonderkosten im zweiten Quartal weiter unter Druck geblieben. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern rutschte um mehr als die Hälfte ab auf 814 Millionen Euro. Unter dem Strich stand für Airbus noch ein Gewinn von 230 Millionen Euro. Das waren fast 80 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Die Geschäfte des Medizinkonzerns und Krankenhausbetreibers Fresenius laufen weiterhin rund. Für das laufende Jahr zeigt sich das Unternehmen etwas zuversichtlicher und peilt beim Gewinnziel für das Gesamtjahr 2024 die obere Hälfte der Spanne an. Im zweiten Quartal entfiel auf die Aktionäre ein bereinigter Nettogewinn von 457 Millionen Euro - ein währungsbereinigtes Plus von 15 Prozent in Vergleich zum Vorjahr.

Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers hat sein um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im dritten Geschäftsquartal um neun Prozent auf 825 Millionen Euro gesteigert. Nach Steuern verdiente der Konkurrent der niederländischen Philips mit 472 Millionen Euro fünf Prozent mehr. Analysten hatten sich allerdings etwas mehr erhofft.

Das Aus für die Zusammenarbeit mit dem Rapper Ye hat das US-Geschäft von Adidas gedrückt. Der Herzogenauracher Sportartikelhersteller erzielte in Nordamerika im zweiten Quartal acht Prozent weniger Erlöse. Das sei ausschließlich dem Aus für das Yeezy-Geschäft zuzuschreiben, so Adidas. Ohne Yeezy seien die Erlöse gestiegen. Adidas hatte sich 2022 von dem US-Rapper getrennt, nachdem er unter anderem mit antisemitischen Äußerungen Schlagzeilen gemacht hatte.

Die Lufthansa hat im zweiten Quartal ihren Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um fast die Hälfte reduziert. Der Gewinn belief sich auf 469 Millionen Euro - ein Rückgang von 47 Prozent im Jahresvergleich. Die Lufthansa führt den Gewinnrückgang auf niedrigere Ticketpreise und die Auswirkungen der Streiks bei verschiedenen Gesellschaften der Gruppe zurück.

Der Softwareanbieter Teamviewer hat im zweiten Quartal beim operativen Ergebnis besser abgeschnitten als gedacht. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um 6 Prozent auf 67,5 Millionen Euro. Analysten hatten mit weniger Zuwachs gerechnet. Die Aktie zieht im frühen Handel deutlich an.

Stark gefragt ist auch die Auto1-Aktie. Der Online-Gebrauchtwagenhändler hat nach einem überraschend guten zweiten Quartal erneut seine Ergebnisprognose angehoben. So gehen die Berliner nun von einem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 40 und 65 Millionen Euro aus. Zuletzt waren es noch 20 bis 40 Millionen Euro gewesen.

Die milliardenschweren Investitionen in Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI) schlagen sich bei Microsoft bislang nicht in einem beschleunigten Wachstum des Cloud-Geschäfts nieder. Der Software-Konzern gab für seine Sparte "Azure" ein überraschend niedriges Umsatzplus von 29 Prozent bekannt, das zudem unter dem Niveau des vorangegangenen Quartals (31 Prozent) lag.

Die Halbleiterfirma AMD fasst allmählich Fuß in dem vom großen Konkurrenten Nvidia dominierten Geschäft mit KI-Chips. Im vergangenen Quartal knackte AMD bei seinen Prozessoren mit der Bezeichnung MI300 die Marke von einer Milliarde Dollar Umsatz. Für das laufende Jahr stellte AMD-Chefin Lisa Su nun KI-Chip-Erlöse von 4,5 Milliarden Dollar in Aussicht - 500 Millionen Dollar mehr als zuvor erwartet.

Der französische Nahrungsmittelkonzern Danone will sein Geschäft mit Proteinnahrung und medizinischer Ernährung ausbauen und sich damit unabhängiger von seinen Kernmarken Activia-Joghurt und Evian-Wasser machen. Im zweiten Quartal legte der Umsatz um vier Prozent auf 6,94 Milliarden Euro zu.

Der französische Kosmetikkonzern L'Oréal bleibt dank einer starken Nachfrage in Europa und Nordamerika auf Wachstumskurs. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 6,7 Prozent auf rund 10,88 Milliarden Euro. Das war etwas mehr als von Analysten im Schnitt erwartet.

Der Facebook-Konzern Meta will mit einer Zahlung von 1,4 Milliarden Dollar eine Klage in Texas zum Umgang mit biometrischen Daten aus der Welt schaffen. Dabei geht es um eine frühere Funktion, bei der Facebook-Nutzer automatisch in Fotos erkannt wurden.

Der südkoreanische Technologiekonzern Samsung Electronics hat im zweiten Quartal 2024 einen massiven Ergebnisanstieg verbuch. Das operative Ergebnis stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als das 15-fache auf 10,4 Billionen Won (rund 7,52 Milliarden Dollar). Samsung profitierte dabei von der steigenden Nachfrage nach KI-Technologien und der Erholung der Halbleiterpreise.

Bei der Kaffeehaus-Kette Starbucks ist der Umsatz aufgrund einer anhaltenden Konsumschwäche in den wichtigsten Märkten USA und China im abgelaufenen Quartal gesunken. Effizienz-Steigerungen in den Filialen trugen aber dazu bei, dass die Gewinn-Marge nicht mehr so stark sank wie im Vorquartal.