Vor US-Jobdaten DAX-Anleger bleiben auf der Hut
Der DAX ist verhalten in den Tag gestartet. Sollte der US-Arbeitsmarktbericht heute Nachmittag zu stark ausfallen, würde das an den Märkten die Zinsängste aufs Neue anfachen.
Der DAX kommt am letzten Handelstag der Woche zunächst nicht vom Fleck. Zum Handelsauftakt auf XETRA liegt der deutsche Leitindex auf Vortagesniveau bei knapp 20.317 Punkten und knüpft damit nahtlos an seine Bewegungsarmut der vergangenen Tage an.
Tags zuvor hatte der DAX 0,1 Prozent im Minus bei 20.317 Zählern geschlossen. Das Aktienbarometer befinde sich auf der Suche nach dem nächsten Bewegungsimpuls, konstatiert HSBC-Charttechnikexperte Jörg Scherer.
Zuletzt hatte sich das technische Bild im DAX wieder eingetrübt, hatte der deutsche Leitindex seine Kursrally doch kurz unter dem Rekordhoch bei knapp 20.523 Zählern abgebrochen. Im Bereich des Widerstands um 20.500 Punkte prallte der DAX nach unten ab. Es könnte nun zunächst zu einem erneuten Test der Marke von 20.000 Punkten kommen.
Umgekehrt gilt: "Gelingt dem DAX hingegen ein Ausbruch über 20.500 Punkte, wäre mittelfristig ein Anstieg bis 21.000 Punkte zu erwarten", betont ING-Charttechnikexperte Christian Zoller.
Anlass für den jüngsten Rückschlag im DAX hatte der designierte US-Präsident Donald Trump geboten, als er zur Wochenmitte mit erneuten Zoll-Drohgebärden der guten Stimmung an den Aktienmärkten einen Dämpfer verpasste.
Hohe Einfuhrzölle haben das Potenzial, die Inflation in den USA anzuheizen und die US-Notenbank Fed so zu einem vorsichtigeren geldpolitischen Kurs oder sogar zu Zinserhöhungen zu zwingen.
Mit Blick auf die künftige Geldpolitik der Fed ist der heute Nachmittag anstehende US-Arbeitsmarktbericht von zentraler Bedeutung. "Ein starker Arbeitsmarktbericht könnte die ohnehin schon schwindenden Hoffnungen auf schnelle Zinssenkungen zusätzlich ausbremsen", erläutert Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Die mittleren Prognosen der Analysten gehen von einem Anstieg der Zahl der Arbeitsplätze in den USA im Dezember um 160.000 aus. Damit bliebe die Arbeitslosenquote bei 4,2 Prozent. Ein höherer Wert könnte die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen auf einen 13-Monats-Höchststand ansteigen lassen und den US-Dollar in die Höhe treiben.
Die wichtigsten asiatischen Aktienmärkte haben zum Wochenschluss weiter nachgegeben. In Japan sank der Leitindex Nikkei 225 um 1,0 Prozent auf 39.190 Punkte. Marktexperte Andreas Lipkow verwies auf Sorgen vor möglichen Zinserhöhungen.
Auch in China belasteten steigende Renditen, wie die Marktstrategen der Deutschen Bank anmerkten. Dazu habe die chinesische Notenbank beigetragen, die den Kauf von Staatsanleihen ausgesetzt habe. Der CSI 300 mit den wichtigsten chinesischen Festlandwerten sank um 1,3 Prozent, während der Hang Seng der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong zuletzt um 0,9 Prozent nachgab.
Die Wall Street blieb gestern wegen des Trauertages um Präsident Carter geschlossen. Am Mittwoch hatte sich der US-Standardwerteindex Dow Jones mit einem Plus von 0,3 Prozent bei 42.635,20 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Aktuell liegt der Dow-Future leicht im Minus.
Der höhere Bedarf an Brennstoffen zum Heizen schiebt den Ölpreis an. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verteuern sich um 0,6 Prozent auf 77,34 beziehungsweise 74,32 Dollar je Fass. Das US-Wetteramt erwartet in den zentralen und östlichen Teilen des Landes unterdurchschnittliche Temperaturen.
Viele Regionen Europas sind ebenfalls von extremer Kälte betroffen und werden wahrscheinlich auch weiterhin einen kälteren Jahresbeginn als üblich erleben, was nach Ansicht der Analysten von JPMorgan die Nachfrage ankurbeln wird.
In Erwartung starker US-Arbeitsmarktdaten setzt der Dollar seine jüngste Rally auch zum Wochenschluss fort. Der Dollar-Index steigt bis auf 109,366 Zähler und notiert damit in Reichweite seines Zwei-Jahres-Hochs, das er in der vergangenen Woche markiert hat. Der Euro nähert sich im Gegenzug immer stärker der Parität zum Dollar. Die Gemeinschaftswährung fällt auf 1,0282 Dollar zurück.
Dagegen kann Gold an seine jüngsten Kursgewinne anknüpfen. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostet am Morgen 2.676 Dollar und damit 0,2 Prozent mehr.
Im DAX rückt zum Wochenschluss die Airbus-Aktie in den Fokus. Der weltgrößte Flugzeughersteller ist seinem kriselnden Rivalen Boeing 2024 trotz knapper Bauteile noch weiter enteilt. Insgesamt fanden im abgelaufenen Jahr 766 Airbus-Maschinen den Weg zu den Kunden - ganze 31 Stück mehr als im Vorjahr. Damit schaffte der DAX-Konzern sein bereits gekapptes Jahresziel allerdings nur knapp.
Eine gestrichene Kaufempfehlung durch die Bank of America lastet auf den E.ON-Aktien. Analyst Peter Bisztyga hat die Titel von "Buy" auf "Neutral" abgestuft. Nach der Sonderkonjunktur als Folge der wegen des Ukraine-Kriegs gestiegenen Energiepreise war der Energieversorger zuletzt mit schwächeren Ergebnissen konfrontiert gewesen.
Die Online-Apotheke Redcare Pharmacy bleibt trotz der drohenden Konkurrenz durch die Drogeriekette dm gelassen. "Das Bekanntwerden der Pläne von dm hat bei uns zu keiner Anpassung der Strategie oder der Geschäftsprognosen geführt", sagte Vorstandschef Olaf Heinrich dem Handelsblatt. Der potenzielle Rivale sei eine Drogeriekette, Redcare eine Apotheke. "Wir sind Marktführer in Europa und haben eine starke Position, die wir weiter ausbauen wollen", betonte Heinrich.