Ein Händler beobachtet den deutschen Aktienindex DAX.
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Nach 1.600-Punkte-Rally Geht dem DAX unterm Rekordhoch die Luft aus?

Stand: 26.08.2024 10:09 Uhr

Die Erholungsrally der vergangenen Wochen hat den DAX wieder nah an sein Allzeithoch herangetragen. Doch die letzten Meter in Richtung Rekordhoch dürften nicht leicht werden.

Nach der 1.600-Punkte-Rally im DAX lassen es die Anleger zum Wochenstart ruhig angehen. Der deutsche Leitindex ist mit moderaten Verlusten in die neue Börsenwoche gestartet. In den ersten Handelsminuten geht es um 0,2 Prozent auf 18.586 Punkte nach unten.

Aus technischer Perspektive hatte der DAX dank seiner beeindruckenden V-förmigen Erholungsjagd zuletzt wichtige Schlüsselbarrieren überwunden, darunter die Hochstände vom Ende Juli/Anfang April bei 18.564/18.567 Punkten.

Jörg Scherer, Leiter Technische Analyse HSBC, sieht darin eine Weichenstellung: Der Sprung über diese Hürden mache den Einbruch vom Monatswechsel endgültig vergessen. Der DAX dürfte nun sein Allzeithoch bei 18.893 Zählern wieder ins Visier nehmen.

Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners bleibt dagegen skeptisch: Auf der Zinsseite sei mittlerweile sicherlich das für die Börsen bestmögliche Szenario eingepreist.

Tatsächlich hatte Fed-Chef Jerome Powell auf seiner Rede bei der Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole den Märkten genau das gegeben, wonach sie in den vergangenen Wochen so sehr gegiert hatten: ein klares Signal für eine erste Zinssenkung im September.

Spekuliert werden darf an den Märkten aber weiter - nämlich darüber, ob es im September zu einem großen oder kleinen Zinsschritt kommen wird. Powell ließ Hinweise dazu aus und betonte, dass Zeitpunkt und Tempo von Zinssenkungen von weiteren Wirtschaftsdaten abhingen.

"Es dürfte für die Börsen also schwierig werden, die jetzt für weiter steigende Kurse dringend benötigten Impulse zu finden", erklärt QC-Experte Altmann. Vergleichsweise geringe Handelsumsätze auf dem Weg nach oben sprächen ohnehin für gewisses Misstrauen der Anleger.

Update Wirtschaft vom 26.08.2024

Stefan Wolff, HR, Update Wirtschaft, 26.08.2024 09:00 Uhr

Höhepunkt des heutigen Handelstages könnte aber zunächst die Veröffentlichung des ifo-Index werden. Zuletzt war Deutschlands wichtigster Konjunkturfrühindikator drei Monate in Folge gesunken und hatte damit Rezessionssignale gesandt.

Im weiteren Wochenverlauf dürfte dann Nvidia die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich ziehen. Die KI-Chipkonzern legt am Mittwoch nach US-Börsenschluss seine Geschäftszahlen samt Ausblick vor - diese werden sich an den hohen Erwartungen der Anleger messen lassen müssen. Die Analysten der Barclays Bank sehen darin einen weiteren Realitäts-Check für die Märkte.

Fed-Chef Powell hat derweil mit seiner Rede in Jackson Hole auch an der Wall Street für gute Laune gesorgt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,1 Prozent fester bei 41.175 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 rückte um 1,2 Prozent auf 5634 Zähler vor. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 1,5 Prozent auf 17.877 Stellen. Auf Wochensicht ergab sich für den Dow ein Plus von 1,3, für den S&P von 1,5 und für den Nasdaq von 1,4 Prozent.

In Japan lastete am Morgen der starke Yen auf den Kursen. Vor allem exportorientierte Unternehmen mussten Federn lassen, darunter Chip- und Autohersteller. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index ging mit einem Minus von 0,7 Prozent auf 38.110 Punkte aus dem Handel.

Im frühen Devisenhandel ist der Yen zum Dollar auf ein Dreiwochenhoch geklettert, da der deutliche Kurswechsel von US-Notenbankchef Jerome Powell hin zu einer moderaten Geldpolitik im Gegensatz zu den unverändert aggressiven Tönen des japanischen Notenbankchefs Kazuo Ueda steht.

Der Euro tendiert bei 1,1184 Dollar seitwärts. Am Freitag hatte der Dollar nochmals rund einen ganzen Cent gegen den Euro verloren.

Der Goldpreis hält sich weiter über der Marke von 2.500 Dollar. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostet am Morgen 2.513 Dollar. Vor knapp einer Woche hatte Gold bei rund 2.532 Dollar ein Rekordhoch markiert. Dem Edelmetall kommen die Zinssenkungserwartungen zugute, wirft es doch selbst keine Zinsen ab. Sinkende Zinsen machen Gold damit attraktiver.

Der Bitcoin kostet zum Wochenauftakt rund 64.000 Dollar und damit in etwa so viel wie am Freitagabend. Ende vergangener Woche hatte der Bitcoin-Kurs nach der Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell am Freitagnachmittag rund 3.000 Dollar zugelegt. Niedrigere Zinsen gelten als positiv für als riskant geltende Investments wie Kryptowährungen, weil dadurch die Attraktivität von festverzinslichen Anlagen sinkt.

Am Rohstoffmarkt steigen die Ölpreise, nachdem sich Israel und die Hisbollah am Sonntag Raketenangriffe und Luftangriffe geliefert hatten, die bei einer Eskalation des Konflikts mögliche Lieferunterbrechungen befürchten ließen. Rohöl der Nordseesorte Brent verteuert sich aktuell um 1,0 Prozent auf 78,89 Dollar je Barrel (159 Liter).

Im DAX rückt die Aktie von Siemens Healthineers in den Fokus. Der deutsche Medizintechnikkonzern übernimmt vom Pharmakonzern Novartis einen Teil des Geschäfts mit radioaktiven Chemikalien für die Krebsdiagnostik. Der DAX-Konzern wird den Schweizern dafür mehr als 200 Millionen Euro zahlen, wie die "Financial Times" ("FT") am Wochenende unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen schrieb.

Die Fans von Borussia Dortmund haben während des Bundesligaspiels gegen Eintracht Frankfurt schweigend und mit etlichen Bannern gegen den umstrittenen Sponsorendeal des BVB mit Rheinmetall protestiert. Der Club war Ende Mai eine Partnerschaft mit dem Rüstungskonzern eingegangen. "Wir lassen uns nicht vor euren Panzer spannen", stand auf einem Plakat, das zu Beginn der zweiten Halbzeit auf der Südtribüne gezeigt wurde.

Die Aktien von Hugo Boss versuchen nach dem starken Freitag, ihren Bodenbildungsversuch zu untermauern. Im frühen Handel geht es jedenfalls weiter aufwärts. Vor dem Wochenende hatte ein Medienbericht über eine mögliche Aufstockung der Beteiligung des britischen Einzelhändlers Frasers die Anleger elektrisiert.

Die in der vergangenen Woche stark unter Druck geratenen Aktien von PNE versuchen, ihre zum Wochenschluss eingeleitete Stabilisierung fortzusetzen. Titel des Projektierers von Windparks waren in der vergangenen Woche bis zum Tief am Freitag um fast 17 Prozent auf 11,68 Euro abgerutscht. Mit Blick auf die hohen Kursverluste in der Vorwoche teilte das Unternehmen am Montagmorgen mit, diese seien "nicht nachvollziehbar und spekulationsgetrieben".

Im Tarifstreit bei der Lufthansa-Tochter Discover Airlines wollen die Gewerkschaften des fliegenden Personals ab Dienstag bis Freitag streiken. "Bestreikt werden alle Abflüge von deutschen Flughäfen", kündigte die Flugbegleitervertretung UFO am Sonntagabend an. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und UFO wollen mit dem Arbeitskampf eigene Tarifverträge bei dem Ferienflieger durchsetzen, nachdem dieser unerwartet einen Abschluss mit der konkurrierenden Gewerkschaft ver.di erzielt hatte.

Der neue Nestlé-Chef Laurent Freixe wird den Konzern unbefristet leiten. "Nein, er ist keine Übergangslösung", sagte der Verwaltungsratspräsident des Konzerns, Paul Bulcke der NZZ am Sonntag. Freixe sei mit 62 Jahren jung. Mit seinen 16 Jahren Erfahrung in der Konzernleitung sei er von der ersten Minute an einsatzfähig und voll verantwortlich.

Der mit Verlusten kämpfende Halbleiter-Riese Intel ist einem Medienbericht zufolge ins Visier eines aktivistischen Investors geraten. Um sich zu verteidigen, habe das Unternehmen Berater inklusive der Bank Morgan Stanley engagiert, berichtete der US-Nachrichtensender CNBC auf seiner Internetseite. Weder Intel noch Morgan Stanley hätten sich zu der Angelegenheit äußern wollen.

Der Onlineversandhändler Amazon nimmt ein neues Logistikzentrum in der ostwestfälischen Stadt Horn-Bad Meinberg in Betrieb. Rund 400 Menschen sind dort zunächst angestellt, bis zum Jahresende sollen insgesamt knapp 2.000 Menschen beschäftigt sein, perspektivisch noch mehr, wie das Unternehmen der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.