Blick in den Handelssaal der Börse Frankfurt.
marktbericht

DAX startet etwas höher Die jüngste Börsenrally steht unter Vorbehalt

Stand: 23.08.2024 09:32 Uhr

War die 1.500-Punkte-Rally seit dem "Black Monday" Anfang August gerechtfertigt? Oder sind die Kurse zu weit vorangeeilt? An den Börsen naht die Stunde der Wahrheit.

Vor der mit Spannung erwarteten Rede von Fed-Chef Jerome Powell gehen die Anleger am deutschen Aktienmarkt weiter ins Risiko. Der DAX startet in den letzten Handelstag der Woche mit leichten Gewinnen. In den ersten Handelsminuten auf XETRA ziehen die deutschen Standardwerte um 0,3 Prozent auf 18.550 Punkte an.

Heute und an den kommenden Handelstagen dürfte sich weisen, wie nachhaltig die jüngste Börsenrally wirklich ist. In den vergangenen Tagen hat der DAX rund 1.500 Punkte und damit seine Kursverluste seit dem kleinen "Black Monday" Anfang August wieder wettmachen können.

Aus technischer Perspektive gilt es für die DAX-Bullen nur noch, das Hoch vom 31. Juli (18.564 Punkte) zu bezwingen - das würde dann den Einbruch vom Monatswechsel endgültig vergessen machen.

Für Spannung unter den Anlegern sorgt zum Wochenschluss die Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell auf dem Treffen der Zentralbanker in Jackson Hole. Dabei hat er die Gelegenheit, den Finanzmärkten eine nahende Zinswende zu signalisieren.

Investoren erwarten für September eine Lockerung. Diese steht laut Powell zwar zur Debatte, doch wollte er sich bislang nicht allzu sehr aus dem Fenster lehnen. Nun werden stärkere Signale erwartet, zumal die internationalen Finanzmärkte Anfang des Monats von Rezessionsangst gepackt wurden.

Die Spannung vor der Rede von Fed-Chef Powell hatte die Anleger an der Wall Street gestern nervös gemacht. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,4 Prozent schwächer bei 40.712 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 gab 0,9 Prozent auf 5.570 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 1,6 Prozent auf 17.619 Stellen.

Die asiatischen Märkte haben am Morgen keine gemeinsame Richtung gefunden. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index beendete den Handel in Tokio mit einem Plus von 0,4 Prozent auf 38.364 Punkte. In China gab der Hang-Seng-Index in der Sonderverwaltungszone Hongkong um 0,3 Prozent nach, während der CSI 300 mit den 300 wichtigsten Aktien der Festlandbörsen um knapp ein halbes Prozent stieg.

Im frühen Devisenhandel kann der Euro zum Dollar weiter Boden gutmachen. Die europäische Gemeinschaftswährung legt 0,1 Prozent auf 1,1127 Dollar zu. Die Feinunze Gold kostet am Morgen knapp 2.493 Dollar und damit 0,2 Prozent mehr.

Am Rohstoffmarkt haben die Ölpreise nach anfänglichen Verlusten ins Plus gedreht. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee legt aktuell um 0,2 Prozent auf 77,38 Dollar je Barrel (159 Liter) zu.

Die Einigung im Prozess um die Insolvenz der Tochtergesellschaft Qimonda drückt Infineon leicht ins Minus. Infineon hatte sich mit dem Qimonda-Insolvenzverwalter im Rahmen des seit Ende 2010 laufenden Verfahrens auf eine Zahlung von 753,5 Millionen Euro geeinigt. "Die erste negative Reaktion sollte nicht anhalten, da die Angelegenheit jetzt vom Tisch ist", sagt ein Händler.

Aktien von K+S fallen im frühen Handel um 1,4 Prozent und nähern sich damit wieder ihrem in der laufenden Woche erreichten Tief seit Mai 2021 bei 10,43 Euro. Baader-Analyst Konstantin Wiechert hat das Kursziel deutlich von 18,00 auf 7,50 Euro gekappt und die Aktien in der Folge von "Add" auf "Sell" abgestuft. Er verweist auf ein schwieriges Geschäftsumfeld: Es gebe weltweit reichlich Kaliangebot, was die Preismacht der Produzenten begrenze.

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat eine aktualisierte Version des Covid-Vakzins von Biontech zugelassen. Der gemeinsam mit dem US-Partner Pfizer entwickelte und überarbeitete Impfstoff Comirnaty ziele auf neuere Varianten der Krankheit ab und soll rechtzeitig für eine Impfkampagne im Herbst verfügbar sein, teilte das Mainzer Biotechunternehmen gestern mit.

Nutzer von Apples iPhones und iPads in der EU werden bald mehr Apps des Konzerns von ihren Geräten löschen können. Dazu gehören der App Store, der SMS-Ersatz Messages, der Web-Browser Safari sowie die Kamera- und die Fotos-App. Die einzigen Apple-Apps, die nicht löschbar bleiben, sind die für Einstellungen und für Telefonanrufe.

Im Streit über staatliche Hilfen hat AstraZeneca einem Zeitungsbericht zufolge mit einer Verlegung seiner Impfstoff-Produktion aus Großbritannien in die USA gedroht. Hintergrund sei der Plan der neuen Labour-Finanzministerin Rachel Reeves, die Zuschüsse zu einem Fertigungszentrum des Pharmakonzerns von 90 auf 40 Millionen Pfund zu kürzen, berichtete die "Financial Times".

Der mit einem erodierenden Anlegervertrauen konfrontierte Nahrungsmittelriese Nestle erhält überraschend einen neuen Konzernchef. Nach rund acht Jahren an der Spitze des Schweizer Unternehmens tritt Mark Schneider zurück und verlässt den Konzern, wie der Konzern gestern nach Börsenschluss mitteilte. Zum 1. September übernehme Laurent Freixe, der gegenwärtig das Lateinamerikageschäft leite, die Führung des Herstellers von Nespresso, Maggi, KitKat und Perrier.