Fed-Chef Jerome Powell
marktbericht

DAX bei 18.500 Punkten Anleger hoffen auf Powell-Rede

Stand: 22.08.2024 12:47 Uhr

Als hätte es nie einen Kurseinbruch gegeben: Der DAX notiert wieder bei 18.500 Punkten. Ob es weiter vorwärts geht, hängt auch von Jerome Powells Rede beim Notenbanker-Treffen morgen in Jackson Hole ab.

Der DAX steigt gegen Mittag um rund 0,3 Prozent auf 18.500 Punkte. Gestern hatte der deutsche Leitindex 0,5 Prozent höher bei 18.448 Punkten geschlossen. Am Dienstag hatte er dagegen mit einem leichten Minus seine Zehn-Tage-Gewinnserie abgebrochen. Die charttechnisch argumentierenden Analysten von HSBC sehen entlang von 18.500 Punkten wichtige Widerstandsmarken. Sollten sie überwunden werden, würde das den Einbruch vom Monatswechsel endgültig vergessen machen, schreiben sie.  

Der Grund für die freundliche Stimmung ist auch heute die herrschende Zinssenkungsfantasie: "Die Finanzmärkte preisen nun Zinssenkungen der US-Notenbank Federeal Reserve im September sowie in den Folgesitzungen fest ein", meint Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.

Die gestern veröffentlichten Protokolle der jüngsten US-Notenbanksitzung bestärkten die Hoffnung der Anleger auf die Zinswende im September: "Die große Frage lautet jetzt, wie groß diese ausfallen wird", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. "Auf dem Parkett hoffen alle, dass Jerome Powell bei seiner morgigen Rede in Jackson Hole mehr Licht ins Dunkel bringen wird."

Derzeit warten die Anleger also auf die Rede des US-Notenbankchefs Powell, die er morgen halten wird. Die dringlichste Frage für die Anleger sei, ob die Fed ihren Zinssenkungszyklus im nächsten Monat mit einer Senkung um 25 oder um 50 Basispunkte beginne, stellt George Curtis fest, Portfoliomanager bei TwentyFour Asset Management, eine Boutique von Vontobel.  

"Fed-Chef Powell sollte am Freitag schon einen sehr konkreten Hinweis darauf geben, dass im September die Zinsen gesenkt werden. Alles andere wäre eine große Enttäuschung und für viele Anleger ziemlich irreführend", erklärt Jochen Stanzl, Marktbeobachter bei CMC-Markets. Sollte die Rede die Erwartungen der Anleger nicht erfüllen, wäre ein Rückschlag an den Aktienmärkten demnach wahrscheinlich.

Update Wirtschaft vom 22.08.2024

Samir Ibrahim, HR, Update Wirtschaft, 22.08.2024 09:00 Uhr

Angesichts der Bedeutung der US-Geldpolitik für die internationalen Finanzmärkte verdrängen die Anleger schlechte Nachrichten von der heimischen Konjunkturseite: Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft, also Industrie und Dienstleister, sank auf 48,5 Zähler und entfernte sich damit weiter von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, wie der Finanzdienstleister S&P Global zu seiner monatlichen Firmenumfrage mitteilte. Der Wert markiert ein Fünfmonatstief.

"Diese Zahlen sind ein Desaster. Die Rezession in der deutschen Industrie hat sich im August vertieft, und eine Erholung ist nicht in Sicht", sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB), der Sponsorin der Umfrage.

Der deutsche Aktienmarkt darf derweil auf Unterstützung aus den USA hoffen. Aktuell deuten die US-Futures darauf hin, dass die Wall Street mit Kursgewinnen starten wird. Neben dem Notenbankertreffen in Jackson Hole werden auch aktuelle Konjunkturdaten im Fokus der Anleger liegen. Zum einen stehen auch in den USA die Einkaufsmanagerindizes an. Zum anderen werden wie jeden Donnerstag die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Der US-Arbeitsmarkt steht aufgrund seiner Bedeutung für die Geldpolitik unter starker Beobachtung der Fed. Die Abkühlung des Arbeitsmarkts gilt der Fed als eine wichtige Voraussetzung, um ihr Zwei-Prozent-Ziel bei der Inflation dauerhaft zu erreichen.

Gestern hatte das Arbeitsministerium in Washington die Schätzung für die Gesamtbeschäftigung von April 2023 bis März 2024 um 818.000 Stellen oder 0,5 Prozent nach unten korrigiert. Die Ökonomen der ING Bank schrieben, die Dynamik am US-Arbeitsmarkt sei schwächer als zuvor gedacht. Das könnte als ein weiteres Argument für die Angemessenheit von Zinssenkungen betrachtet werden. "Unter dem Strich können die Notenbanker eine Änderung der Geldpolitik nun viel leichter mit den neuen, schwächeren Daten begründen und haben mehr Handlungsspielraum" heißt es von den Marktbeobachtern von Index Radar.

Im Entschädigungsstreit zwischen der Deutschen Bank und früheren Postbank-Aktionären hat sich das Institut mit einem großen Teil der Kläger geeinigt. Die Einigung habe einen positiven Effekt auf das Vorsteuerergebnis im dritten Quartal von 430 Millionen Euro, teilte die Bank mit. Mit mehr als 80 Klägern, auf die insgesamt fast 60 Prozent aller geltend gemachten Forderungen entfielen, sei wie von dem Institut vorgeschlagen ein Vergleich auf Basis eines Preises von 31 Euro je Aktie geschlossen worden.

Hintergrund ist die Mehrheitsübernahme der Postbank durch die Deutsche Bank im Jahr 2010. Es geht um die Frage, ob die in diesem Jahr beschlossene Zwangsabfindung der Minderheitsaktionäre angemessen war und ob die Deutsche Bank nicht schon vor dem öffentlichen Übernahmeangebot für die Postbank 2010 faktisch die Kontrolle über das Bonner Institut hatte - und den Anlegern mehr Geld hätte zahlen müssen.

Google hat mit der Zusage von Millionenzahlungen ein Gesetz im US-Bundesstaat Kalifornien abgewendet, das Abgaben von Internet-Konzernen an lokale Medienunternehmen vorschreiben sollte. Mit der Vereinbarung sollen in den kommenden fünf Jahren nahezu 250 Millionen Dollar in den Journalismus investiert werden, wie die Initiatorin des Gesetzes, die kalifornische Abgeordnete Buffy Wicks, mitteilte. Das Geld soll nicht nur von Google, sondern auch vom Bundesstaat kommen.

Der Veranstalter und Ticketvermarkter CTS Eventim hat sein Wachstum im zweiten Quartal beschleunigt und erhöht die Prognose. Dank eines starken Anstiegs der Ticketverkäufe legte der Umsatz im zweiten Quartal um mehr als ein Fünftel auf knapp 794 Millionen Euro zu. Damit konnte das Unternehmen sein Wachstum im Vergleich zum ersten Quartal fast verdoppeln. Für 2024 erhöhte CTS Eventim die Ergebnisprognose und erwartet nun einen "deutlichen" Anstieg des bereinigten Ebitda. Bislang hatte das Unternehmen eine "moderate" Steigerung in Aussicht gestellt. Viele Sommershows, Open Airs, sowie diverse Festivals fänden im dritten Quartal statt und würden daher für weitere positive Impulse im Live-Segment sorgen, hieß es.

Die dänische Biotechfirma Bavarian Nordic hat einen Lieferauftrag für ihren Impfstoff gegen Mpox und Pocken an Land gezogen. Bavarian Nordic habe mit einem europäischen Staat einen Vertrag über 440.000 Einheiten geschlossen, teilte das Unternehmen mit. Weitere Details zum Auftraggeber nannte es nicht. Die Firma habe den Auftrag im Rahmen ihrer Jahresprognose erwartet, es gebe keine Auswirkungen auf die verbleibende Verfügbarkeit für das Vakzin. "Bavarian Nordic kann bis Ende nächsten Jahres bis zu zehn Millionen Dosen seines Pocken- und Mpox-Impfstoffs liefern, davon werden zwei Millionen Dosen im verbleibenden Teil dieses Jahres verfügbar sein", sagte Konzernchef Paul Chaplin.

Microsoft hat seine Umsatzprognose für seine Cloud-Angebote im ersten Quartal gesenkt. Der US-Softwarekonzern erklärte in einer Präsentation für Investoren, im Segment Intelligent Cloud werde nun ein Umsatz von 23,8 bis 24,1 Milliarden Dollar erwartet. Zuvor waren 28,6 bis 28,9 Milliarden Dollar prognostiziert worden. Der Windows-Herausgeber verzeichnete bereits im Juli ein verlangsamtes Wachstum seines Cloud-Geschäfts. Eine Beschleunigung des Wachstums in diesem Bereich sei in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2025 zu erwarten, hieß es.

Zoom hat angesichts einer regen Nachfrage nach seinen KI-gestützten Kollaborationswerkzeugen seine Umsatzprognose für das Gesamtgeschäftsjahr erhöht. Der Anbieter von Videokonferenzlösungen gab eine Spanne von 4,63 bis 4,64 Milliarden Dollar an, nach bislang 4,61 bis 4,62 Milliarden Dollar. Der Konzern treibt die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in seine Produkte voran. Hintergrund ist unter anderem der Trend zu hybriden Arbeitsmodellen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 im "Update Wirtschaft" am 22. August 2024 um 09:00 Uhr.