Händler an der Frankfurter Börse.
marktbericht

Leichte Kursverluste im DAX Anleger haben einiges aufzuarbeiten

Stand: 08.11.2024 09:38 Uhr

Der DAX ist verhalten in den letzten Handelstag der Woche gestartet. Die Investoren sind noch mit der Nachlese der Fed-Zinssenkung, dem Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl und dem Ampel-Aus beschäftigt.

Der DAX kann am letzten Handelstag einer wahrlich turbulenten Börsenwoche auf seine jüngsten Kursgewinne zunächst nichts mehr draufsetzen. Im frühen Handel dreht das deutsche Börsenbarometer nach anfänglichen sachten Gewinnen ins Minus und büßt 0,1 Prozent auf 19.347 Punkte ein.

An der "Großwetterlage" im DAX hat sich trotz Trump-Wahlsieg und Ampel-Aus zuletzt wenig geändert: "Unter dem Strich pendeln die deutschen Standardwerte seit Wochen zwischen gut 19.600 Punkten auf der Ober- und 18.900 Punkten auf der Unterseite seitwärts", resümieren die charttechnischen Experten von HSBC.

Immerhin hat der DAX an den vergangenen sechs Handelstagen seine Schlüsselunterstützung bei 19.000 Punkten gleich zweimal verteidigen können. Gestern konnte sogar die Marke von 19.300 Punkten zurückerobert werden. "Nimmt der DAX heute die 19.300 Zähler mit ins Wochenende, wäre der Rutsch nach der US-Wahl eine typische Bärenfalle gewesen", erklärt Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Broker CMC Markets. Von einer "Bärenfalle" spricht man an der Börse, wenn Anleger zu unrecht weiter fallende Kurse erwarten.

Rückenwind für den DAX kommt von der Wall Street. Die US-Börsen hatten gestern die vom klaren Wahlsieg Donald Trumps entfachte Rally fortgesetzt - wenn auch mit weniger Dynamik als am Vortag. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich kaum verändert bei 43.729 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,7 Prozent auf 5.973 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 1,5 Prozent auf 19.269 Stellen an. Sowohl S&P als auch Nasdaq markierten damit neue Rekordstände.

Die Federal Reserve hatte am Abend den Leitzins erwartungsgemäß weiter um 0,25 Prozentpunkte gesenkt, auf die neue Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent. "Die Fed hatte im Umfeld der US-Wahlen offenbar - und wenig überraschend - großes Interesse daran, nicht für zusätzliche Unruhe zu sorgen", erklärte Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. Ein weiterer Schritt auf der letzten Sitzung des Jahres im Dezember sei aus heutiger Sicht sehr wahrscheinlich.

Ermuntert von der anhaltenden Rekordjagd an der Wall Street haben Anleger am Morgen auch bei japanischen Aktien zugegriffen. Der Nikkei-Index stieg um 0,3 Prozent auf 39.500 Punkte. Die Börse Shanghai konnte ihre Anfangsgewinne allerdings nicht halten und lag zuletzt 0,5 Prozent im Minus. Hier warteten Investoren gespannt auf Details zu den geplanten Konjunkturhilfen.

Wirtschaft vor acht

Anja Kohl, HR, 07.11.2024 19:55 Uhr

Im frühen Devisenhandel zeigt der Dollar erneut Stärke. Im Gegenzug gibt der Euro um 0,3 Prozent auf 1,0767 Dollar nach. Gold macht der seit der US-Wahl deutlich gestiegene Dollar-Kurs weiter zu schaffen, der Preis für die Feinunze Gold gibt am Morgen um 0,8 Prozent nach auf 2.686 Dollar. Erst Ende Oktober hatte Gold bei 2.790 Dollar ein neues Rekordhoch aufgestellt.

Nachlassende Spekulationen auf weitere Produktionsausfälle drücken den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligt sich um 0,7 Prozent auf 75,08 Dollar je Barrel. Meteorologen zufolge schwächt sich der Wirbelsturm "Rafael" im Golf von Mexiko ab und bewegt sich von den dortigen Ölfeldern weg.

Nach der Kursrally der vergangenen Tage streichen einige Rheinmetall-Anleger Gewinne ein. Aktien des im DAX notierten Rüstungskonzerns fallen um gut ein Prozent, nachdem sie in den vorangegangenen Tagen insgesamt fast 16 Prozent zugelegt hatten. Für das Jahr 2024 steht nun bereits ein Kursgewinn von fast 90 Prozent zu Buche, womit Rheinmetall nach Siemens Energy der zweitstärkste DAX-Titel ist.

Die Freenet-Aktie könnte zum Wochenschluss einen Blick wert sein. Der Neukundenzustrom von Fernsehnutzern stimmt den Mobilfunk- und TV-Anbieter nach neun Monaten optimistischer für das Gesamtjahr. Der Vorstand erwarte nun ein moderates Umsatzwachstum im laufenden Jahr. Bisher war nur mit einem stabilen Verlauf gerechnet worden.

Aktien von LEG sind im frühen Handel gefragt. Der Immobilienkonzern hat in den ersten neun Monaten einen Gewinn von 10,4 Millionen Euro eingefahren - vor Jahresfrist stand durch den Preisverfall bei Immobilien noch ein Verlust von knapp einer Milliarde Euro in den Büchern. Für 2025 erwartet LEG nun "weiteres signifikantes Ertragswachstum".

Der IT-Dienstleister Bechtle streicht wegen ausbleibender Aufträge seine Prognose. Vor allem mittelständische Kunden zögerten bei der Erneuerung der klassischen IT-Infrastruktur, sagte Bechtle-Chef Thomas Olemotz. Im Sommerquartal war das Betriebsergebnis um 16,2 Prozent auf knapp 80 Millionen Euro gefallen .

An der Wall Street wird Nvidia seiner Börsen-Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen: Aktien des KI-Spezialisten steigen heute in den US-Auswahlindex Dow Jones Industrial Average auf. Für den Hersteller von Chips, die besonders für die Anwendungen rund um die Künstliche Intelligenz (KI) geeignet sind, muss das Chip-Urgestein Intel weichen. Die Marktkapitalisierung von Nvidia lag zuletzt bei knapp 3,7 Billionen Dollar.

Der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Reint Gropp, rechnet nach der US-Wahl nicht mehr mit einer Ansiedlung von Intel in Sachsen-Anhalt. "Ich halte es für extrem unwahrscheinlich, dass Intel jetzt noch nach Magdeburg kommt", sagte IWH-Präsident Reint Gropp der Deutschen Presse-Agentur.

Tesla fällt im deutschen Elektroautomarkt zurück. Die Marke von Milliardär Elon Musk ist im laufenden Jahr nur noch auf Platz drei - hinter VW und BMW, wie aktuelle Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigen. Noch im Gesamtjahr 2022 und bis Mitte 2023 hatte der US-Konzern bei den Neuzulassungen in Deutschland ganz vorne gelegen.

Die Konsumflaute in China bremst den Luxusgüterkonzern Richemont. Der Hersteller von Cartier-Schmuck und Uhren der Marken IWC und A. Lange & Söhne fuhr im ersten Halbjahr 2024/25 einen in Lokalwährungen unveränderten Umsatz von 10,08 Milliarden Euro ein. Im Großraum China sackte der Umsatz von April bis September um 27 Prozent ab.

AirBnB hat dank eines starken Wachstums im asiatisch-pazifischen Raum sowie in Lateinamerika die Umsatzerwartungen der Experten übertroffen. Der Zimmervermittler gab gestern nach US-Börsenschluss einen Umsatz im abgelaufenen dritten Quartal von 3,73 Milliarden Dollar bekannt und erwartet für das vierte Quartal nun einen um acht bis zehn Prozent höheren Umsatz im Jahresvergleich.

Der US-Medienkonzern News Corp hat die Umsatz- und Gewinnprognosen für das erste Quartal übertroffen. Das Dow-Jones-Segment des Unternehmens, das Nachrichten und Wirtschaftsinformationen anbietet und zu dem das Wall Street Journal, Barron's, MarketWatch und Investor's Business Daily gehören, verzeichnete im ersten Quartal ein Umsatzplus von drei Prozent auf 552 Millionen Dollar.