Wall Street Straßenschild vor einer amerikanischen Flagge.
marktbericht

DAX-Kurse ziehen an "Hindenburg-Omen" an der Wall Street als Warnsignal

Stand: 09.09.2024 12:37 Uhr

Nach dem Kursrutsch in der ersten Septemberwoche versucht sich der DAX zu stabilisieren. Doch das erneute "Hindenburg-Omen" an der New Yorker Börse mahnt zur Vorsicht.

Nach dem 3,2-prozentigen Kursrutsch in der Vorwoche versucht sich der DAX mit Beginn der neuen Börsenwoche zu stabilisieren. Im Laufe des Vormittags geht es bis zu 0,9 Prozent auf 18.459 Punkte aufwärts. Allerdings mahnt ein seltenes Phänomen an den Aktienmärkten die Anleger weiter zur Vorsicht.

Am Freitag hatte sich nämlich an der New Yorker Börse erneut ein "Hindenburg-Omen" gebildet. Dabei handelte es sich bereits um das zweite Omen in diesem Quartal, wie Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest unterstreicht. Das erste hatte es am 9. Juli gegeben. Dieses seltene charttechnische Signal entsteht immer dann, wenn es einem Markt im Aufwärtstrend an Marktbreite mangelt.

Schon der Name klingt dramatisch: Das Hindenburg-Omen wurde benannt nach dem Luftschiff, dessen Wasserstofffüllung sich 1937 bei der Landung in Lakehurst, USA, entzündete. Damals kamen 36 Menschen ums Leben. Am Aktienmarkt ist der Name Hindenburg eng mit fallenden Kursen verknüpft.

Schließlich sagten Hindenburg-Omen sowohl den Crash von 1987 und das Platzen der Dotcom-Blase 2000 voraus als auch die Finanzkrise 2007/08. Dabei können diese Signale durchaus mit einem größeren zeitlichen Vorlauf auftreten.

Das erneute technische Warnsignal an der Wall Street mahnt die Anleger somit zur Vorsicht. Zumal auch die Saisonalität zurzeit nicht gerade auf Seiten der Aktienkäufer ist. Deutliche Kursverluste im DAX? Im September sind sie nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Das durchschnittliche DAX-Minus im September betrage 6,1 Prozent, erinnert Jörg Scherer, Leiter Technische Analyse HSBC. Selbst in guten Aktienjahren ginge es noch um 3,8 Prozent abwärts.

Unterdessen schauen die Anleger an den europäischen Aktienmärkten bereits auf die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte haben die Märkte bereits eingepreist. Der weitere Zinspfad danach ist jedoch noch unklar.

"Ein Spagat dürfte die Kommunikation werden, weil einige Tauben im Rat wegen der Konjunkturrisiken wohl gerne eine weitere Zinssenkung unmittelbar im Oktober sähen, andere Ratsmitglieder aber lieber mit Bedacht vorgehen wollen", meint Commerzbank-Experte Wagner. Mit Tauben sind Währungshüter gemeint, die eher eine lockere geldpolitische Linie bevorzugen, während Falken eine straffere präferieren.

An der Wall Street zeichnet sich - ähnlich wie im DAX - eine Gegenreaktion auf die hohen Verluste der Vorwoche ab. Der Future auf den Dow-Jones-Index gewinnt zur Stunde 0,7 Prozent, der Future auf den technologielastigen Nasdaq 100 zieht um 1,0 Prozent an. In der vergangenen Woche hatte der Dow Jones seinen größten Wochenverlust seit März 2023 eingefahren, für die Nasdaq war es sogar das größte Wochenminus seit Januar 2022 gewesen.

Der Kurs des Euro steht zu Wochenbeginn weiter unter Druck. Zur Mittagszeit wird die Gemeinschaftswährung zu 1,1058 Dollar gehandelt und damit 0,3 Prozent tiefer. Die EZB hatte den Referenzkurs zuletzt am Freitagnachmittag auf 1,1103 Dollar festgesetzt. Die Feinunze Gold tendiert bei 2.496 Dollar seitwärts.

Am Rohstoffmarkt finden die Ölpreise etwas Halt, nachdem sie in der vergangenen Woche wegen anhaltender Sorgen um die weltweite Nachfrage den größten Wochenverlust seit elf Monaten zu verzeichnen hatten. Rohöl der Nordseesorte Brent verteuert sich am Mittag um 1,4 Prozent auf 71,75 Dollar je Barrel (159 Liter).

Im DAX steht die Adidas-Aktie gegen den positiven Markttrend deutlich unter Druck, mit einem Minus von über vier Prozent ist sie der mit Abstand größte Verlierer. Hintergrund ist eine negative Analystenstimme. Analystin Wendy Liu von der britischen Investmentbank Barclays rechnet mit einer fortgesetzten Nachfrageschwäche nach Produkten des Sportartikelherstellers in China. Sie stufte das Adidas-Papier daher von "Overweight" auf "Equal Weight" ab.

Auf dem jährlichen Branchentreffen in Monte Carlo pochten Vertreter der Weltmarktführer Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück auf angemessene Prämien dafür, dass sie Unternehmen wie Allianz, Axa und Generali hohe Risiken etwa durch Naturkatastrophen, Haftpflicht-Klagen und Cyber-Attacken abnehmen. Die zuletzt starken Preiserhöhungen dürften jedoch ein vorläufiges Ende finden.

Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück berichtete derweil in Monte Carlo, dass die Kfz-Versicherung in Deutschland auch 2024 rote Zahlen schreibe. 2025 seien daher weitere Preiserhöhungen zu erwarten, so der DAX-Konzern.

Der Luxusgüterkonzern LVMH hat die britische Designerin Sarah Burton zur neuen Kreativdirektorin seiner Edelmarke Givenchy ernannt. Nach fast drei Jahrzehnten beim Label Alexander McQueen des LVMH-Konkurrenten Kering soll Burton im März 2025 ihre erste Kollektion für Givenchy präsentieren. Die Modeschöpferin hatte 2011 das Hochzeitskleid der britischen Prinzessin Kate entworfen.

Der verlustreiche Flugzeugbauer Boeing hat einer großen Gewerkschaft mit mehr als 32.000 Beschäftigten wenige Tage vor einem drohenden Streik ein Gehaltsplus von 25 Prozent versprochen. Das teilte der Airbus-Konkurrent am Sonntag mit. Die Gewerkschaft IAM hatte ursprünglich eine Erhöhung um 40 Prozent verlangt. Das Lohnplus sowie weitere Verbesserungen wie eine zwölfwöchige Elternzeit sollen vier Jahre lang gelten.

Apple wird heute bei seiner alljährlichen Firmenpräsentation (ab 19.00 MESZ) voraussichtlich die neueste Smartphone-Generation vorstellen. Wie in den vergangenen Jahren erwarten Experten beim iPhone 16 einen schnelleren Prozessor und eine verbesserte Kamera. Uneinig sind sie sich aber darüber, ob Apple wegen zahlreicher neuer KI-Funktionen die Preise für seinen Umsatzbringer wieder anheben wird.

Die Google-Mutter Alphabet muss sich heute einem weiteren US-Kartellprozess stellen, der in einer Zerschlagung münden könnte. Die Kläger werfen Google vor, Konkurrenten bei Online-Werbung zu behindern und die Betreiber von Internet-Seiten zu benachteiligen. Im August hatte ein anderes Gericht Google ein "illegales Monopol" bei Online-Suchen attestiert. Auch hier steht eine Aufspaltung zur Diskussion.

Cevian hat seine Beteiligung am Versicherer Baloise aufgestockt. Der schwedische Finanzinvestor hält nunmehr rund 9,4 Prozent an dem Schweizer Unternehmen und löst damit den US-Fondsriesen BlackRock als größten Eigner ab. "Wir sind überzeugt, dass Baloise signifikantes Wertpotential besitzt", erklärte Cevian-Partner Robert Schuchna.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 09. September 2024 um 08:12 Uhr.