Tarifvorschlag Boeing-Beschäftigten winkt 25-prozentiges Lohnplus
Bei Boeing in den USA könnte ein großer Streik abgewendet worden sein. Das Unternehmen und die Gewerkschaft IAM einigten sich auf Lohnsteigerungen von 25 Prozent für mehr als 33.000 Beschäftigte.
Der Flugzeugbauer Boeing hat seiner größten Gewerkschaft wenige Tage vor einem drohenden Streik ein Einkommensplus von 25 Prozent in den kommenden vier Jahren zugesagt. Die Gewerkschaft IAM (International Association of Machinists) hatte ursprünglich eine Erhöhung um 40 Prozent gefordert.
Die Vereinbarung war am Sonntag bekanntgegeben worden. Sie enthält neben der Lohnsteigerung eine zwölfwöchige Elternzeit und Verbesserungen bei Gesundheitskosten und Ruhestand. Die rund 33.000 Beschäftigten, die von IAM vor allem an den Standorten Washington und Portland vertreten werden, bauen unter anderem das Bestseller-Modell Boeing 737. Zuwächse in einer ähnlichen Größenordnung hatte im vergangenen Jahr auch die Gewerkschaft bei den US-Autoriesen erreicht.
Stärkung des Gewerkschaftsstandorts Seattle
Zudem sagte Boeing zu, ein neues Modell in den gewerkschaftlich organisierten Werken im Raum Seattle herzustellen. Das war eine zentrale Forderung der Gewerkschaft, nachdem Boeing vor mehr als einem Jahrzehnt ein Werk ohne Gewerkschaftsvertretung im Bundesstaat South Carolina eingerichtet hatte, um das Modell 787 Dreamliner zu produzieren.
Mit der Vereinbarung könnte ein Streik abgewandt werden. Darüber müssen nun aber noch die Gewerkschaftsmitglieder entscheiden - das sollen sie am Donnerstag bei einem Votum tun, in der sie sich für oder gegen die nun erzielten Ergebnisse aussprechen. Am Donnerstag läuft der bisherige Tarifvertrag aus. Sie könnten sich aber auch noch für einen Streik entscheiden, auch wenn die Gewerkschaft die Annahme empfiehlt.
Kommt bei Boeing die Kurswende?
Boeing kämpft mit einer Reputationskrise, nicht erst seit sich Anfang des Jahres in einer Boeing 737 MAX-9 von Alaska Airlines mit 171 Passagieren an Bord mitten im Flug ein Teil der Kabinenwand gelöst hatte. Seither hat die US-Luftfahrtaufsicht FAA die Vorgaben für Boeing nochmals verschärft. So darf Boeing monatlich nur 38 737-MAX-Flugzeuge bauen. Unklar ist, wie lange diese Begrenzung gilt.
Das Unternehmen steckt tief in den roten Zahlen, der Verlust verzehnfachte sich auf rund 1,4 Milliarden Dollar. Abgesehen vom Geschäft mit Verkehrsflugzeugen steckt auch das Rüstungsgeschäft in Schwierigkeiten. Die Sparte verlor in den vergangenen beiden Jahren Milliarden, weil sie Verträge zu Festpreisen geschlossen hatte und Kostensteigerungen bei Energie und Rohstoffen nicht an die Kunden weiterreichen konnte. Zuletzt kündigte das Unternehmen an, den Kurs zu ändern.