Börsenhändler in Frankfurt
marktbericht

Schlüsselmarke durchbrochen DAX mit neuem Negativsignal

Stand: 06.09.2024 09:28 Uhr

Der DAX fällt im frühen Handel unter eine wichtige Marke. Sollte nun der US-Arbeitsmarktbericht die Zinshoffnungen der Anleger nicht vollumfänglich bestätigen, drohen weitere Kursverluste.

Vor dem am frühen Nachmittag anstehenden US-Arbeitsmarktbericht gehen die Anleger am deutschen Aktienmarkt in Deckung und reduzieren ihr Risiko. Der DAX fällt im frühen Handel um 0,5 Prozent auf 18.489 Punkte.

Seit dem Fehlausbruch auf ein neues Rekordhoch bei 18.991 Zählern am Dienstag ist das deutsche Börsenbarometer angeschlagen. Mit dem Rutsch unter das Juli-Hoch bei 18.564 Punkten trüben sich die technischen Perspektiven für den DAX nun weiter ein.

HSBC-Charttechnikexperte Jörg Scherer rechnet daher mit einer "Ausdehnung der jüngsten Verschnaufpause". Dabei markierten die 50-Tage-Linie (aktuell bei 18.325 Punkten) sowie die Aufwärtskurslücke von Mitte August bei 18.227/18.198 Punkten die nächsten Unterstützungen.

Wie diese Börsenwoche endet, dürfte allerdings einmal mehr an der Wall Street entschieden werden. Heute Nachmittag steht noch vor US-Börseneröffnung das Wochenhighlight, der US-Arbeitsmarktbericht, auf der Agenda. Für August dürften außerhalb der Landwirtschaft 160.000 neue Stellen entstanden sein, sagen von Reuters befragte Ökonomen voraus. Falle die Zahl wie erwartet aus, sei der Weg für eine Zinssenkung durch die Fed frei, heißt es in einem Kommentar der Commerzbank.

Anleger rätseln allerdings noch, ob die US-Notenbank im September die erwartete Zinswende mit einer Senkung um einen halben oder einen viertel Prozentpunkt einleiten wird. Dem Fed Watch Tool der CME Group zufolge rechnen aktuell 59 Prozent der Marktteilnehmer mit einem kleinen und 41 Prozent mit einem großen Zinsschritt der US-Notenbank auf ihrer nächsten Sitzung am 18. September.

Frische Konjunkturdaten aus Deutschland sind derweil am Morgen gemischt ausgefallen. So sind die deutschen Exporteure mit einem Umsatzplus in die zweite Jahreshälfte gestartet. Die Ausfuhren stiegen etwas stärker als erwartet um 1,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 130 Milliarden Euro.

Unterdessen drosselten die Unternehmen in Deutschland ihre Produktion deutlich stärker als erwartet. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 2,4 Prozent weniger her als im Vormonat, wie die Statistiker erklärten. Ökonomen hatten nur mit einem Minus von 0,3 Prozent gerechnet.

An der Wall Street hatten sich die Anleger gestern im Vorfeld des US-Arbeitsmarktberichts und nach uneinheitlich ausgefallenen Konjunkturdaten zurückgehalten. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,5 Prozent tiefer auf 40.755 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte dagegen 0,3 Prozent vor, während der breit gefasste S&P 500 0,3 Prozent einbüßte.

Anleger an den asiatischen Aktienmärkten haben sich zum Wochenschluss zurückgezogen. "Es war schwierig, Gründe für umfangreiche Aktienkäufe vor der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten zu finden", sagte Stratege Jun Morita vom Vermögensverwalter Chibagin Asset Management. In Tokio gab der Leitindex Nikkei 0,7 Prozent auf 36.391 Punkte nach. Die Börse in Shanghai verlor 0,5 Prozent auf 2.775 Punkte.

Spekulationen auf eine baldige Zinswende in den USA belasten den Dollar. Im Gegenzug zieht der Euro um 0,1 Prozent auf 1,1116 Dollar an. Der Goldpreis gewinnt ebenfalls 0,1 Prozent auf 2.520 Dollar je Feinunze. Erst tags zuvor hatte das gelbe Edelmetall die 2.500-Dollar-Marke zurückerobern können.

Am Rohstoffmarkt erlebt der Ölpreis derzeit die schlechteste Woche seit mehr als einem Jahr. Zum Wochenschluss stagniert Rohöl der Nordseesorte Brent bei 72,78 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Anleger wiegen Nachfragesorgen gegen einen starken Abbau der US-Lagerbestände und eine Verzögerung der Produktionssteigerungen durch die OPEC+-Produzenten ab.

Im DAX gerät die Airbus-Aktie in den Fokus. Nach einem Triebwerksbrand an einem A350-1000 müssen die Jets dieses Typs vorzeitig in die Wartung. Die europäische Luftfahrtbehörde EASA veröffentlichte gestern Abend eine entsprechende Lufttüchtigkeitsanweisung. Die Rolls-Royce-Triebwerke der A350-1000 hatten schon vor dem jüngsten Vorfall heftige Kritik von Fluggesellschaften auf sich gezogen.

Die beiden größten Anteilseigner von Atoss Software haben sich über Nacht von gut einer Million Aktien des Personalplanungs-Spezialisten getrennt. Die beiden Parteien platzierten insgesamt 1.083.334 Aktien der Atoss Software zu einem Preis von 120 Euro pro Stück bei Investoren. Durch die Platzierung erhöht sich der Streubesitz von Atoss Software und damit auch die Chance auf einen Aufstieg in den MDAX.

OpenAI hat nach eigenen Angaben inzwischen über eine Million zahlende Nutzer für seine Produkte. Die verstärkte Nutzung des hauseigenen Chatbots setze sich fort, erklärte der Microsoft-Partner. Zum Vergleich: Im April lag die Zahl noch bei 600.000 Nutzern. Erst kürzlich hatte OpenAI mitgeteilt, dass der Chatbot mehr als 200 Millionen wöchentlich aktive Nutzer erreicht habe.

Der US-Chiphersteller Broadcom hat trotz der hohen Nachfrage nach Produkten rund um Künstliche Intelligenz (KI) einen Verlust eingefahren. Unter dem Strich stand im dritten Quartal ein Minus von 1,88 Milliarden Dollar, wie der Spezialist für Netzwerk-Chips gestern mitteilte. Im Vorjahr stand noch ein Gewinn von 3,30 Milliarden Dollar in den Büchern.

Der SAP-Rivale Salesforce hat nach eigenen Angaben eine Vereinbarung zum Kauf von Own Company, einem Anbieter von Datenschutz- und Datenmanagementlösungen, unterzeichnet. Salesforce wolle für Own Company 1,9 Milliarden Dollar in bar zahlen. Mit der Übernahme wolle Salesforce das Wachstum seiner Produkte für Datensicherheit und Datenschutz beschleunigen.