DAX auf Rekordhoch Sind die Anleger zu optimistisch?
Der DAX hat zum Wochenschluss erneut eine Bestmarke aufgestellt. Doch das neue Rekordhoch könnte sich als Fehlausbruch entpuppen - die nahezu euphorische Stimmung der Anleger mahnt zur Vorsicht.
Die Rekordjagd am deutschen Aktienmarkt geht auch zum Wochenschluss weiter. Der DAX steigt am Mittag um bis zu 0,5 Prozent auf 20.523 Punkte und schraubt damit seine Bestmarke von heute früh zunächst um einen weiteren Punkt nach oben, bevor er wieder unter die 20.500-Punkte-Marke zurückfällt.
So intakt der Aufwärtstrend im DAX auch sein mag: Die überaus optimistische Stimmung der Anleger gilt einigen Marktbeobachtern mit Blick auf die weitere Kursentwicklung als Warnsignal. So gibt Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest zu bedenken, dass die optimistische Erwartungshaltung der US-Fondsmanager auf einen Extremwert gestiegen sei.
"Nur dreimal war der Wert in diesem Jahr höher: Am 13. und 27. März sowie am 3. Juli. Diese Punkte zogen jeweils Korrekturen nach sich", so Rethfeld. "Das Sentiment lässt für die Aktienmärkte nicht mehr viel Luft nach oben."
Negative Nachrichten kamen am Morgen von der deutschen Konjunktur. Die deutschen Exporte sind im Oktober wegen der schrumpfenden Nachfrage aus den USA und China so stark gefallen wie seit einem knappen Jahr nicht mehr. Sie sanken um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 124,6 Milliarden Euro. Einen größeren Rückgang gab es zuletzt im Dezember 2023 mit 3,3 Prozent.
Derweil schaut die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie nach einem durchwachsenen Jahr wenig optimistisch auf 2025. Der Umsatz dürfte stagnieren, teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit. Die Chemieindustrie leidet besonders unter den im internationalen Vergleich hohen Energiekosten in Deutschland. Zudem schlägt die schwache Konjunktur auf die Nachfrage nach Chemieprodukten durch.
Rückenwind für den DAX kommt hingegen von den steigenden US-Futures. Diese deuten auf eine freundliche Eröffnung an der Wall Street hin, nachdem gestern Gewinnmitnahmen vor allem bei Technologiewerten die großen Indizes ins Minus gedrückt hatten. Aktuell notiert der Future auf den Leitindex Dow Jones 0,2 Prozent höher, der Nasdaq-100-Future gewinnt 0,7 Prozent hinzu.
Am Devisenmarkt hat die europäische Gemeinschaftswährung die Kurve bekommen und ins Plus gedreht: Der Euro steigt zur Mittagszeit um 0,2 Prozent auf 1,0492 Dollar. Zurückhaltung dagegen am Goldmarkt: Der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls fällt um 0,6 Prozent auf knapp 2.665 Dollar.
Am Rohstoffmarkt gewinnt die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee aktuell 0,9 Prozent auf 74,08 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Ölpreise stehen vor einem ordentlichen Wochengewinn, nachdem die EU einer neuen Runde von Sanktionen zugestimmt hatte, die die russischen Ölströme bedrohen.
Die Aktie der Münchener Rück ist zur Mittagszeit mit einem Plus von über fünf Prozent der größte DAX-Gewinner. Der weltgrößte Rückversicherer hat einen ersten Ausblick auf das neue Jahr gegeben und plant einen Nettogewinn von sechs Milliarden Euro nach anvisierten mehr als fünf Milliarden im laufenden Jahr. Bislang hatten Analysten für 2025 einen Gewinn von knapp unter sechs Milliarden Euro auf dem Schirm.
Evonik-Chef Christian Kullmann will den Essener Chemiekonzern mit dem größten Umbau seiner Geschichte schlanker und schlagkräftiger machen. Rund 7.000 Arbeitsplätze sind von der Neuaufstellung betroffen. In der neuen Struktur werde Evonik künftig auf zwei Säulen stehen, kündigte Kullmann an. Die beiden neuen Segmente Custom Solutions und Advanced Technologies kommen aktuell auf einen Jahresumsatz von jeweils rund sechs Milliarden Euro.
Im MDAX büßen Aktien von Teamviewer als Schlusslicht über sechs Prozent ein. Die Privatbank Berenberg hat ihre Kaufempfehlung gestrichen und verweist auf die geplante Übernahme des Software-Unternehmens 1E. Diese sei zwar strategisch sinnvoll, doch sei nicht auszuschließen, dass dafür zu viel Geld in die Hand genommen werde, schrieb Analyst Gustav Froberg.
Der US-Flugzeughersteller Boeing will nach eigenen Angaben die Produktion seines 787 Dreamliner bis zum Jahr 2026 auf zehn Flugzeuge pro Monat steigern. Um dieses Ziel zu erreichen, werde das Werk in Charleston County im Bundesstaat South Carolina für eine Milliarde Dollar ausgebaut, teilte der Airbus-Rivale gestern mit. Dabei sollen 500 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Broadcom hat angesichts der Nachfrage nach Chips für die Künstliche Intelligenz (KI) einen Umsatz für das erste Quartal über den Expertenerwartungen prognostiziert. Der Spezialist für Netzwerk-Chips sagte gestern nach US-Börsenschluss einen Umsatz von 14,6 Milliarden Dollar voraus. Der Nettogewinn lag im abgelaufenen vierten Quartal bei 4,3 Milliarden Dollar, ein Anstieg von etwa 23 Prozent.
Elon Musk hat als erster Mensch ein geschätztes Vermögen von mehr als 400 Milliarden Dollar erreicht. Es besteht hauptsächlich aus Aktien des Elektroauto-Herstellers Tesla und der Raumfahrt-Firma SpaceX. Das US-Magazin Forbes schätzte Musks Vermögen auf 431,2 Milliarden Dollar - und der Finanzdienst Bloomberg auf 447 Milliarden Dollar.