Aktienkurse werden auf einem Bildschirm angezeigt, den man durch ein Fenster einer Nasdaq-Filiale in New York sieht.
marktbericht

Nasdaq im Fokus US-Börsen profitieren von Broadcom

Stand: 13.12.2024 22:16 Uhr

Ohne die unglaubliche Hausse des KI-Chipherstellers Broadcom wäre es ein impulsloser Wochenschluss in New York gewesen. Den großen Indizes fehlte der Schwung, dank Broadcom lebte die Fantasie aber auf.

Was wäre die Wall Street nur ohne ihre weltweit einzigartige Technologiebranche? Wahrscheinlich "nur" ein Markt wie jeder andere auch - aber das ist die Street eben nicht, das ist die amerikanische Wirtschaft nicht.

Das neueste Beispiel einer für europäische Verhältnisse fast unbegreiflichen Innovationskraft hieß heute Broadcom. Nach dem Aufstieg von Konkurrent Nvidia war es heute Broadcom, dessen Produkte vom Mega-Boom der künstlichen Intelligenz (KI) profitieren, von dem sich die Anleger ebenso sprudelnde Gewinne versprechen wie einstmals der Aufstieg von "Garagenfirmen" wie Apple oder Microsoft. Die Fantasie lebt, und sie wird nirgendwo so hoch bezahlt wie an der Wall Street.

Konkret erwartet Broadcom einen starken Absatz bei KI-Chips. Angesichts der Nachfrage nach diesen Chips für die KI wird ein Umsatz für das erste Quartal über den Expertenerwartungen prognostiziert. Der Spezialist für Netzwerk-Chips aus Irvine in Kalifornien sagte gestern nach US-Börsenschluss einen Umsatz von 14,6 Milliarden Dollar voraus. Der Nettogewinn lag im abgelaufenen vierten Quartal bei 4,3 Milliarden Dollar, ein Anstieg von etwa 23 Prozent.

Diese eher nüchterne Quartalsmeldung, die nach Börsenschluss am Vorabend veröffentlicht wurde, verhalf der Aktie heute zu einem Kurssprung von 24,43 Prozent und einer Marktbewertung von über einer Billion Dollar.

Die Technologiebörse Nasdaq erklomm im Sog der Broadcom-Hausse zumindest im frühen Geschäft neue Rekordstände. Der Auswahlindex Nasdaq bei 21.886 Punkten, der Composite-Index bei 20.061 Punkten. Halten konnten die Tech-Indizes die Niveaus in einem insgesamt schwächeren Marktumfeld aber nicht. Der Nasdaq 100 ging bei 21.780 Punkten um 0,79 Prozent aber gegen den Trend höher aus dem Markt. Der Composite-Index schloss bei 19.926 Zählern um 0,12 Prozent leicht höher aus dem Handel.

Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte ging bei 43.828 Zählern aus dem Handel, ein leichtes Minus von 0,2 Prozent. Der marktbreite S&P 500 Index schloss bei 6.051 Punkten nahezu unverändert.

Die Anleger hätten zum Jahresende noch einiges zu verdauen, sagte Dustin Thackeray, Chief Investment Officer bei Crewe Advisors. "Es war ein wirklich gutes Jahr für die großen Aktienmärkte. Wir könnten uns vorstellen, dass die Kurse bis zum Jahresende eher seitwärts tendieren." Die Aussicht auf sinkende Zinsen und eine unternehmensfreundliche US-Politik unter Donald Trump als Präsident hatten die Kurse in den vergangenen Wochen von Rekord zu Rekord getrieben.

Ob es noch mehr werden könnte, entscheidet sich am Mittwoch, wenn die Notenbank Federal Reserve (Fed) ihren Zinsentscheid bekannt gibt. Der Markt rechnet fest mit einer weiteren Zinssenkung von 25 Basispunkten. Allerdings fragen sich die Anleger zunehmend, wie es danach mit der Zinswende wohl weitergehen wird.

Jüngste Inflationsdaten hatten zuletzt gezeigt, wie hartnäckig der Preisauftrieb weiter ist, so dass ein Zinsmemorandum der Fed im Raum steht. Dies bremst die Bullen derzeit und auch der Rentenmarkt ist skeptisch.

Der DAX hat nach flottem Start anfängliche Gewinne nicht halten können und drehte noch leicht ins Minus. Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 20.405 Punkten um 0,1 Prozent minimal im Minus. Im Wochenvergleich ergab sich damit kaum eine Veränderung.

Dabei hatte der DAX heute zunächst an seinen Rekordlauf vom Wochenstart wieder angeknüpft und war im Verlauf erstmals über 20.500 Punkte geklettert. In der Spitze erreichte der deutsche Leitindex 20.522 Zähler. Danach aber verließ die Anleger der Mut, was letztlich durch eine schwache Wall-Street-Tendenz noch verstärkt wurde.

Prozentual blieben die Schwankungen aber auch heute trotz immer neuer Rekorde gering. Anders der MDAX der Werte aus der zweiten Reihe, der wie schon am Vortag deutlicher um 1,06 Prozent auf 26.527 Zähler nachgab.

Trotzdem: Nach der vierten Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) in diesem Jahr herrscht weiter überwiegend Zuversicht an der Börse, zumindest für die großen, international aufgestellten Konzerne.

Zumal mit der US-Notenbank Federal Reserve nächste Woche die nächste große Notenbank vor einem weiteren Zinssenkungsschritt steht. in einem solchen von hoher Liquidität gekennzeichneten Umfeld gehören Aktien traditionell zu den Gewinnern. Was auch daran abzulesen ist, dass trotz der hohen Niveaus weiter keinerlei Abgabeneigung zu erkennen ist.

Aber wie immer in solchen Extremsituationen gibt es auch differenziertere Betrachtungen. Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets machte eine Patt-Situation an den Märkten aus: "Wenn gute Nachrichten wie Zinssenkungen am Aktienmarkt lediglich mit einem Schulterzucken honoriert werden, ist dies ein Zeichen für nur noch wenig Kaufinteresse und kündigt auf hohem Niveau zumindest mal eine Pause an." Er ergänzte: "Wenn aber auf der anderen Seite die investierten Anleger an ihren Positionen festhalten, droht nahezu Stillstand an der Börse."

Auch der zunehmende Optimismus der Anleger, traditionell ein technischer Kontraindikator, treibt Fachleute dazu, zu mahnen. So gibt Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest zu bedenken, dass die optimistische Erwartungshaltung der US-Fondsmanager auf einen Extremwert gestiegen sei.

Update Wirtschaft vom 13.12.2024

Anne-Catherine Beck, HR, Update Wirtschaft, 13.12.2024 09:00 Uhr

Zumal fundamental weiterhin keine Besserung für die heimische Wirtschaft in Sicht ist, der Aufschwung wird einzig durch die Hoffnung auf bessere Zeiten getragen. So sind die deutschen Exporte im Oktober wegen der schrumpfenden Nachfrage aus den USA und China so stark gefallen wie seit einem knappen Jahr nicht mehr. Sie sanken um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 124,6 Milliarden Euro. Einen größeren Rückgang gab es zuletzt im Dezember 2023 mit 3,3 Prozent.

Dabei kommt für die deutschen Exporteure derzeit von der Währungsseite her massiver Rückenwind. Denn der Euro neigt zur Schwäche, hat seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten schon rund vier Prozent gegen den Greenback verloren. Euro-Waren werden dadurch für Käufer aus dem Dollar-Raum billiger. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung im US-Handel knapp unter der Marke von 1,05 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0518 (Donnerstag: 1,0491) Dollar fest.

Die schwachen deutschen Exportdaten bewegten den Euro ebensowenig wie eine stagnierende Industrieproduktion in der ohnehin schwächelnden Eurozone. In den USA wurden keine wichtigen Konjunkturdaten veröffentlicht.

Derweil schaut auch die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie nach einem durchwachsenen Jahr wenig optimistisch auf 2025. Der Umsatz dürfte stagnieren, teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit. Die Chemieindustrie leidet besonders unter den im internationalen Vergleich hohen Energiekosten in Deutschland. Zudem schlägt die schwache Konjunktur auf die Nachfrage nach Chemieprodukten durch.

Schock am Abend: Die Volkswagen-Eigentümerholding Porsche SE muss voraussichtlich Milliarden auf ihre Beteiligungen an Volkswagen und dem Sportwagenhersteller Porsche AG abschreiben. Das Unternehmen nahm daher seine Ergebnisprognose für das laufende Jahr zurück und rechnet nun mit einem erheblichen Verlust nach Steuern, wie es in einer am Abend veröffentlichten Mitteilung hieß.

Bislang hatte Porsche SE ein Konzernergebnis nach Steuern von 2,4 Milliarden bis 4,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Dennoch gehe die Holding unverändert von der Ausschüttung einer Dividende für 2024 aus. Auch die Prognose zur Nettoverschuldung bestätigte der Konzern.

Die Porsche SE gehe vorläufig von einer außerplanmäßigen Wertberichtigung bei Volkswagen (VW) von 7 bis 20 Milliarden Euro aus. Die möglichen Abschreibungen auf die Beteiligung der Porsche AG bezifferte die Holding auf eine bis zwei Milliarden Euro. Die Eigentümerholding begründete den Schritt mit einer fehlenden Planung von Volkswagen. VW hatte im November die Planungsrunde wegen des Streits um das angekündigte Sparprogramm verschoben.

Der Autobauer habe die Holding nun darüber informiert, dass mit einer Verabschiedung der laufenden Planungsrunden von VW und Porsche AG bis zum 31. Dezember nicht mehr zu rechnen sei, teilte die SE in Stuttgart weiter mit.

Unter den Einzelaktien im DAX setzte das Papier der Münchener Rück den jüngsten positiven Lauf der Versicherungsbranche fort. Teils deutliche Preiserhöhungen, gepaart mit einem erhöhten Zinsniveau verhelfen den Aktien der Assekuranz schon seit länger zu soliden Gewinnen. Die Aktionäre profitieren durch hohe Ausschüttungen und den Rückkauf eigener Aktien. So etwas kommt natürlich gut an der Börse an.

Mit einem Plus von rund fünf Prozent war der weltgrößte Rückversicherer größter DAX-Gewinner. Im Tageshoch markierte das Papier bei 519,80 Euro ein neues Allzeithoch. Innerhalb der letzten drei Jahre hat es sich verdoppelt, zudem zahlte die Gesellschaft zuletzt 15,00 Euro je Aktie Dividende, so viel wie kein anderes DAX-Papier.

Die Münchener haben einen ersten Ausblick auf das neue Jahr gegeben und planen einen Nettogewinn von sechs Milliarden Euro nach anvisierten mehr als fünf Milliarden im laufenden Jahr. Bislang hatten Analysten für 2025 einen Gewinn von knapp unter sechs Milliarden Euro auf dem Schirm.

Der schwächelnde Autobauer Mercedes-Benz konkretisiert seine Sparvorgaben: Bis 2027 sollen nach einem Bericht des "Manager Magazin" rund fünf Milliarden Euro eingespart werden. Schon Ende 2025 solle die Hälfte davon erreicht sein. Ein Sprecher des Unternehmens wollte die Zahlen nicht kommentieren. Er verwies auf frühere Aussagen, wonach der Autobauer in den kommenden Jahren seine Kosten um mehrere Milliarden Euro jährlich senken wolle. Begründet werden die Einschnitte mit der angespannten Situation in der Autoindustrie.

Nach Angaben des Manager Magazins sollen mehr als 20.000 Arbeitsplätze gefährdet sein. Diese Darstellung wies der Sprecher kategorisch zurück. Es gebe keine Pläne, Werke in Deutschland zu schließen. Die Beschäftigungssicherung, die für den Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland gilt, stehe nicht infrage.

Mercedes hatte Ende Oktober einen Gewinneinbruch für das dritte Quartal vermeldet: Das Konzernergebnis fiel im Vorjahresvergleich um mehr als die Hälfte auf 1,72 Milliarden Euro. Diese Finanzergebnisse entsprächen nicht den Ansprüchen, die man bei Mercedes habe, teilte Finanzchef Harald Wilhelm damals mit. Mercedes hat aktuell Schwierigkeiten - vor allem in China. Die teuren Modelle mit dem Stern laufen dort gerade nicht so gut wie gedacht. Für das laufende Jahr zeichnet sich auch keine Besserung ab.

Die Allianz verzichtet einem Insider zufolge auf die umgerechnet 1,5 Milliarden Euro schwere Übernahme der Income Insurance aus Singapur. Die politischen Widerstände gegen den geplanten Einstieg mit 51 Prozent seien nicht zu überwinden gewesen, sagte eine mit den Plänen vertraute Person am Abend der Nachrichtenagentur Reuters. Die Übernahme wäre die bisher größte Übernahme der Allianz in Asien gewesen, die damit vom neunt- zum viertgrößten Kompositversicherer des Kontinents aufgestiegen wäre.

Doch der größte deutsche Versicherer hatte in Singapur rasch Gegenwind bekommen. Die Regierung des Stadtstaates hatte im Oktober beschlossen, die Übernahme zunächst zu untersagen, und Änderungen an der Struktur gefordert. Auch in der Öffentlichkeit hatte der Verkauf an die Allianz Befürchtungen ausgelöst. Die Income Insurance war 1970 gegründet worden, um auch ärmeren Bevölkerungsgruppen Versicherungen zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Sie zählt eigenen Angaben zufolge rund 1,7 Millionen Kunden und bietet Sach-, Lebens- und Krankenversicherungen an.

Im Rahmen der geplanten milliardenschweren Ausschüttungen kauft T-Mobile in einem ersten Schritt eigene Aktien zurück. Das Volumen dieser Transaktion bezifferte die US-Tochter der Deutschen Telekom am Freitag mit 14 Milliarden Dollar. Das Programm solle bis zum 31. Dezember 2025 abgeschlossen werden und sei unabhängig vom 2023 gestarteten Aktienrückkauf.

In Erwartung anhaltenden Wachstums hatte T-Mobile im September angekündigt, bis 2027 bis zu 50 Milliarden Dollar an seine Aktionäre ausschütten zu wollen. Hierzu zählen neben Aktienrückkäufen auch Dividenden. Weitere 20 Milliarden Dollar plant der US-Mobilfunker für Investitionen, Beteiligungen oder den Schuldenabbau ein. Ein Teil dieser Summe könne zudem zusätzlich für Aktienrückkäufe oder Dividenden verwendet werden.

Evonik-Chef Christian Kullmann will den Essener Chemiekonzern mit dem größten Umbau seiner Geschichte schlanker und schlagkräftiger machen. Rund 7.000 Arbeitsplätze sind von der Neuaufstellung betroffen. In der neuen Struktur werde Evonik künftig auf zwei Säulen stehen, kündigte Kullmann an. Die beiden neuen Segmente Custom Solutions und Advanced Technologies kommen aktuell auf einen Jahresumsatz von jeweils rund sechs Milliarden Euro.

Im MDAX büßten Aktien von Teamviewer als Schlusslicht deutlich über 9,5 Prozent ein. Die Privatbank Berenberg hat ihre Kaufempfehlung gestrichen und verweist auf die geplante Übernahme des Software-Unternehmens 1E. Diese sei zwar strategisch sinnvoll, doch sei nicht auszuschließen, dass dafür zu viel Geld in die Hand genommen werde, schrieb Analyst Gustav Froberg.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das Erste in der Sendung "Wirtschaft vor acht" am 12. Dezember 2024 um 19:55 Uhr.