Auf Grün stehende Ampel an der Wall Street, New York City
marktbericht

Rally bei Tech-Werten Starke Kursgewinne an der Wall Street

Stand: 26.05.2023 22:14 Uhr

An der Wall Street sind die Investoren zuversichtlich, dass noch an diesem Wochenende ein Deal im US-Schuldenstreit zustande kommt. Eine turbulente Handelswoche findet einen versöhnlichen Abschluss.

Die wieder entflammte Hoffnung auf eine baldige Einigung im US-Schuldenstreit hat an der Wall Street für Erleichterung gesorgt. Der Dow Jones gewann ein Prozent auf 33.093,34 Punkte. Der marktbreite S&P 500 legte um 1,3 Prozent auf 4205,45 Stellen zu. "Heute erhielten die Aktienmärkte Auftrieb durch die Schlagzeilen über die Schuldenobergrenze und die anhaltende Begeisterung für Künstliche Intelligenz" (KI), zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg John Kolovos, den technischen Chefstrategen bei Macro Risk Advisors.

Der KI-Hype schob zum Wochenschluss vor allem US-Chipwerte an. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es deshalb um 2,6 Prozent auf 14.298,41 Stellen vorwärts.

Die Meldungen, wonach im Streit um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze Erfolge erzielt worden seien, lockten die Anleger zurück in den Aktienmarkt. Einem Bericht der "New York Times" zufolge scheinen die Unterhändler von Demokraten und Republikaner einer Einigung nahe zu sein und hätten bereits mit der Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs begonnen.

"Der Markt reagiert wirklich gut auf einen zu erwartenden Deal und es sieht so aus, als ob der Rahmen für die Vereinbarung kurz vor der Umsetzung steht und wir eine gewisse Erleichterungsrally erleben", sagte David Sadkin vom Vermögensberater Bel Air Investment Advisors.

Die Verhandlungen zum Schuldenstreit in den USA könnten sich aber noch bis ins Wochenende ziehen, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen Regierungsvertreter. "Unter normalen Bedingungen kommt es nicht zum Staatsbankrott", meint Robert Halver, Marktstratege bei der Baader Bank. "Der öffentliche Druck ist bereits hoch. Außerdem werden sich Republikaner den Demokraten angesichts der 2024 anstehenden Präsidentschaftswahl nicht die Wahlargumente schenken, dass sie eine scharfe Rezession ausgelöst und Amerikas Status als Weltmacht untergraben haben", so Halvers Einschätzung.  

Die Chefin des Internationales Währungsfonds, Kristalina Georgiewa, hat die USA derweil dafür kritisiert, eine mögliche Einigung im Schuldenstreit bis zur letzten Minute hinauszuzögern. Es stehe die Stabilität des globalen Finanzsystems auf dem Spiel, mahnte die IWF-Chefin. Es sei "frustrierend", dass mit einer Einigung zur Anhebung der Schuldenobergrenze bis zur letzten Minute gewartet werde.

Unterstützung erhielten die US-Börsen heute auch von einigen Konjunkturdaten. Sowohl die Konsumausgaben als auch die Aufträge für langlebige Güter wuchsen im April überraschend stark. Allerdings gaben frische Inflationszahlen den Investoren zu denken. Sie nährten Zweifel darüber, ob in den USA ein Ende des Zinserhöhungszyklus tatsächlich kurz bevorsteht.

Dass die Inflationsrisiken hoch bleiben, zeigt die Entwicklung der persönlichen Verbraucherausgaben, ein Inflationsmaß, auf das die Fed besonders achtet. Dabei bleiben die schwankungsanfälligen Nahrungsmittel- und Energiekosten außen vor. Dieser sogenannte PCE-Kernindex stieg im April leicht von 4,6 auf 4,7 Prozent. Die Fed strebt eine Teuerungsrate von zwei Prozent an.

Update Wirtschaft vom 26.05.2023

Samir Ibrahim, HR, tagesschau24, 26.05.2023 09:00 Uhr

Zuvor hatte der DAX bereits mit einem Plus von 1,2 Prozent auf 15.983,97 Punkten geschlossen. Vor einer Woche hatte der deutsche Leitindex mit 16.331 Punkten noch ein Rekordhoch erreicht, seitdem war es überwiegend abwärts gegangen. "Nachdem die Bullen die Unterstützung im Deutschen Aktienindex bei 15.700 Punkten erneut erfolgreich verteidigen konnte, folgte heute die Gegenbewegung", beschreibt Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets, die Lage. Ursache war, wie in den USA, die Hoffnung auf eine Einigung im Schuldenstreit.

Mittelfristig ist Sören Wiedau, Marktexperte bei der Weberbank, für den Aktienmarkt optimistisch: "Das Ende des Zinserhöhungszyklus der Notenbanken, ein positiver Gewinntrend bei den Unternehmen und mittelfristig sinkende Inflationsraten sollten Unterstützung bieten."

Die Ölpreise haben zum Wochenschluss zugelegt. Für Verwirrung sorgten gegensätzliche Bemerkungen, die in den vergangenen Tagen aus den Reihen der OPEC+ kamen. Während Saudi-Arabiens Energieminister Abdulaziz bin Salman etwa eine Woche vor der nächsten Sitzung des Ölverbunds Spekulanten vor Wetten auf fallende Ölpreise gewarnt hatte, hatte Russlands Vizeministerpräsident Alexander Nowak gesagt, es seien wohl keine neuen Entscheidungen zu erwarten.

"Wir rechnen nicht mit einer weiteren Drosselung der Förderung", kommentiert Barbara Lambrecht, Rohstoffexpertin bei der Commerzbank. "Schließlich gelten erst ab diesem Monat die überraschend Anfang April angekündigten Kürzungen ausgewählter OPEC+-Länder."

Im DAX rückte die VW-Aktie in den Fokus. Der Autokonzern und sein Tochterunternehmen Audi haben sich offenbar im Rahmen des Dieselbetrugsskandals mit dem US-Bundesstaat Texas auf eine Schadensgeldzahlung in Höhe von 85 Millionen Dollar geeinigt. Wie der texanische Generalstaatsanwalt Ken Paxton in einer Erklärung mitteilte, haben die Unternehmen der Einigung grundsätzlich zugestimmt.

Der Druck auf den Chemikalienhändler Brenntag nimmt zu: Der Stimmrechtsberater ISS gesellt sich auf die Seite des aktivistischen Investors Primestone Capital und unterstützt dessen Kandidaten für den Aufsichtsrat des Unternehmens, wie aus einem Bericht hervorgeht. ISS forderte darin die Aktionäre auf, im Gegenzug die von Brenntag vorgeschlagene Wahl von Richard Ridinger zum Aufsichtsratschef und Suja Chandrasekaran als Mitglied des Kontrollgremiums abzulehnen.

Der Chemiekonzern BASF will mit einem neuen Transportschiff mit besonders geringem Tiefgang einen erneuten Produktionsstopp bei extremem Niedrigwasser im Rhein verhindern. Das DAX-Unternehmen präsentierte heute das Spezialschiff "Stolt" am Stammsitz in Ludwigshafen. Die Abmessungen sind mit 135 Meter auf 17,5 Meter deutlich größer als bei gängigen Schiffen auf dem Rhein.

Nach dem höchsten Jahresgewinn seit 2007 und einem guten Start ins laufende Jahr verspricht die Commerzbank ihren Aktionärinnen und Aktionären weiteres Wachstum. "Wir sind voll auf Kurs, unsere Jahresziele zu erreichen. Wir wollen unter dem Strich deutlich mehr verdienen als im Vorjahr", bekräftigte Vorstandschef Manfred Knof in seinem vorab veröffentlichten Redetext zur Online-Hauptversammlung am kommenden Mittwoch.

Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 ist zum Jahresauftakt wegen des anhaltend schwachen TV-Werbegeschäfts in die roten Zahlen gerutscht. Bereinigt um Sondereffekte, Abschreibungen und Wertminderungen entfiel auf die Anteilseigner im ersten Quartal ein Verlust von 15 Millionen Euro nach einem Gewinn von 38 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Der Lufthansa-Konzern will die italienische Staats-Airline ITA Airways in drei Schritten übernehmen. Die Bedingungen dazu seien in dem Vertrag mit der Regierung festgeschrieben, erklärte Konzernchef Carsten Spohr bei einer Telefonkonferenz. Zunächst übernimmt der MDAX-Konzern für 325 Millionen Euro eine Minderheit von 41 Prozent. Ab 2025 könne Lufthansa zu bestimmten Bedingungen weitere 49 Prozent der Anteile übernehmen und dann in einer dritten Marge auch die restlichen zehn Prozent.

Die EU-Kommission hat sich mit den Impfstoffherstellern Biontech/Pfizer auf geänderte Bedingungen für die Lieferung des Corona-Vakzins geeinigt. Die EU-Länder müssen künftig weniger Impfdosen abnehmen und haben länger Zeit für den Kauf neuer Chargen, wie die Brüsseler Behörde mitteilte. Die ursprünglich vereinbarten Dosen könnten nun in fakultative Bestellungen umgewandelt werden, sofern die jeweiligen EU-Länder dafür eine Gebühr zahlten. Wie viel weniger Impfdosen nun gekauft werden müssen, teilte die EU-Kommission nicht mit.

Beim Elektroautohersteller Tesla hat es offenbar ein großes Datenleck gegeben. Das Düsseldorfer "Handelsblatt" berichtet, ihm seien insgesamt 100 Gigabyte vertrauliche Daten zugespielt worden, die aus den IT-Systemen Teslas stammen sollen. Darunter seien viele sensible und personenbezogene Informationen zu Kunden, Beschäftigten und Geschäftspartnern. Datenschutzbehörden aus Deutschland und den Niederlanden ermittelten bereits.

Der US-Autobauer Ford hat sich mit Tesla auf die gemeinsame Nutzung von Ladestationen in den USA geeinigt. Ford-Besitzer werden ihre E-Autos zum Jahresbeginn 2024 an mehr als 12.000 Tesla Stationen aufladen können. Die Vereinbarung macht Ford zum ersten großen Automobilhersteller, der Teslas Ladestandard einsetzt und damit Zugang zum größten Netz von Hochgeschwindigkeits-Ladestationen in den Vereinigten Staaten erhält.

Die schweizerische Credit Suisse (CS) ist zu einer weiteren hohen Schadenersatzzahlung an den früheren georgischen Regierungschef und Milliardär Bidsina Iwanischwili verurteilt worden. Ein Gericht in Singapur habe die Höhe des zu zahlenden Betrages auf 926 Millionen US-Dollar beziffert, die Zahl dann aber um 79,4 Millionen Dollar nach unten korrigiert, berichtete die singapurische Zeitung "Straits Times" unter Berufung auf die Richter.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 26. Mai 2023 um 09:00 Uhr.