DAX über 20.000 Punkte Geglückter Jahresauftakt
Der DAX hat sich im Sog einer freundlichen Wall Street am Nachmittag noch nach oben gearbeitet. Damit ist der Jahresstart zwar geglückt, ein Kursfeuerwerk war es aber nicht.
Mit einem Tagesgewinn von 0,58 Prozent auf 20.024 Punkte ist der DAX erfolgreich in das neue Börsenjahr gestartet. Der deutsche Leitindex profitierte besonders im späten Geschäft von einer freundlichen Wall-Street-Tendenz, nachdem er zuvor fast den ganzen Tag bei lustlosem Handel um seinen Schlussstand vom Montag notiert hatte.
Damit wurde ein Fehlstart in das neue Börsenjahr vermieden, viel mehr war es aber nicht. Allerdings bleibt der Index weiter auf hohem Niveau um die Marke von 20.000 Punkten und damit in Schlagweite seines erst im Dezember erreichten Rekordhochs von 20.522 Punkten. Besonders die Aussicht auf weitere Zinssenkungen im neuen Jahr, sowohl in Europa als auch in den USA, hält die Fantasie bei den Anlegern trotz schwacher Wirtschaftsdaten hoch.
Der deutsche Leitindex schließt damit am Tageshoch, nachdem er bereits in den ersten Handelsminuten bis auf ebenfalls 20.024 Punkten gestiegen war, ehe er danach wieder unter die runde Marke zurückfiel. Das Tagestief lag bei 19.833 Punkten.
Gewinne sind in den ersten Handelstagen des neuen Jahres traditionell nicht unüblich. Vor allem institutionelle Investoren greifen zu, um sich früh ein Gewinnpolster zu schaffen. Aber kann dies auch 2025 gelingen?
Nachdem der DAX 2024 knapp 19 Prozent zugelegt hatte, ist so mancher Experte im Ausblick vorsichtiger. Zumal der MDAX, der Index mit den Werten aus der zweiten Reihe, im vergangenen Jahr nicht mithalten konnte und über fünf Prozent schwächer abgeschnitten hatte. Zum Jahresauftakt gelang dem Nebenwerteindex heute ein Zuwachs von 0,51 Prozent auf 25.718 Zähler.
Laut dem Marktbeobachter Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets könnte im neuen Jahr aber die Zeit der Unternehmen aus der zweiten und dritten Börsenreihe kommen. Er sieht dort auch wegen möglichem politischem Rückenwind aus Berlin "sehr viel Aufholpotenzial". Aktuell liegt der Index leicht im Plus.
Jochen Stanzl von CMC Markets prognostiziert, dass die mangelnde Dynamik der chinesischen Konjunktur, die abrupte Wende im geldpolitischen Ausblick der US-Notenbank sowie die politische Agenda des neuen US-Präsidenten Donald Trump das Marktgeschehen und die DAX-Entwicklung bestimmen dürften. "Nach einer starken Jahresendrally und der anschließenden Korrektur bewegt sich der Index nun in der Mitte zwischen diesen beiden Extremen."
Unter den Einzelwerten im DAX stand Airbus nach einem positiven Analystenkommentar an der Spitze und gewann rund 3,3 Prozent. Das Analysehaus Jefferies hat die Einstufung für die Aktie des Flugzeugbauers auf "Buy" belassen. Das Unternehmen dürfte im Dezember 2024 die Auslieferungen auf Jahressicht um 13 Prozent gesteigert haben, schrieb Analystin Chloe Lemarie in einer vorliegenden Branchenstudie. Die Zahl der Erstflüge lasse darauf schließen, dass die Lagerbestände per Jahresende zurückgegangen sein dürften.
Die Aktien von Autobauern litten derweil unter starken Absatzzahlen chinesischer Elektrofahrzeug-Hersteller. Im DAX nahmen Volkswagen, Mercedes Benz und BMW hinter Tagesverlierer Rheinmetall die hinteren Plätze ein. Auch Renault und Stellantis schwächelten.
Tags zuvor hatten chinesische E-Autobauer Absatzzahlen bekannt gegeben und allesamt Steigerungen gemeldet. Der größte unter ihnen, BYD Co., steigerte die Zahl seiner Verkäufe (Plug-in Hybrid und E-Autos) 2024 auf etwa 4,3 Millionen Pkw. 1,76 Millionen davon waren reine E-Autos, womit BYD seinen Abstand zum weltgrößten E-Autobauer Tesla zumindest verringerte.
Zu den aktuellen E-Absatzzahlen passte die Meldung, dass in Norwegen die Umstellung auf E-Autos nahezu geschafft ist. 2024 wurden fast 90 Prozent der verkauften Neuwagen ausschließlich von einem Elektromotor angetrieben, wie aus Daten der Straßenverkehrsbehörde von heute hervorgeht. Ihr Anteil lag mit 88,9 Prozent um 6,5 Prozentpunkte höher als im Vorjahr.
Der Euro musste am ersten Handelstag des neuen Jahres deutlich Federn lassen. Die Gemeinschaftswährung sackte am Nachmittag immer stärker ab und wird aktuell am Tagestief bei nur noch 1,0251 Dollar gehandelt. Das ist der tiefste Stand seit über zwei Jahren. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0321 (Dienstag: 1,0389) US-Dollar fest.
Die Gemeinschaftswährung steht seit Monaten unter Druck, da die Anleger mit stärkeren Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) als durch die US-Notenbank Fed rechnen. Die Märkte preisen hinsichtlich der EZB in diesem Jahr mindestens vier Senkungen um jeweils 25 Basispunkte ein, bei der US-Notenbank sind nach Einschätzung von Experten nicht einmal zwei derartige Schritte sicher. Die heute erneut niedriger als erwartet ausgefallenen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA stützen diese Annahmen.
Anleger erwarten, dass die Politik des designierten US-Präsidenten Donald Trump nicht nur das Wachstum ankurbelt, sondern auch den Preisdruck erhöht. Dies könnte dazu führen, dass die Fed vorsichtig agiert und die Zinsen nicht zu sehr senkt. Im vergangenen Jahr hat der Euro daher gut sechs Prozent an Wert verloren, der Dollar-Index legte dagegen fast sieben Prozent zu.
Fundamentaler Gegenwind für den Euro kam von neuen Konjunkturzahlen. So hat sich die Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone im Dezember erneut leicht verschlechtert. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global (PMI) fiel im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Punkte auf 45,1 Zähler, wie S&P heute in London nach einer zweiten Umfragerunde mitteilte. Damit wurde eine erste Einschätzung, die noch eine Stagnation bei 45,2 Punkten ergeben hatte, leicht nach unten revidiert.
Der Indexwert bewegt sich somit weiter klar unter der Expansionsschelle von 50 Punkten, was auf ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivitäten hindeutet. "Auch im Dezember kann von der Industrie keine frohe Botschaft verkündet werden", schrieb Cyrus de la Rubia, Chefökonom vom S&P-Partner Hamburg Commercial Bank.
Auch die deutsche Industrie hat ihre Talfahrt zum Jahreswechsel beschleunigt und muss vor allem bei Produktion und Aufträgen Rückschläge wegstecken. Der Einkaufsmanagerindex für den Schlüsselsektor fiel im Dezember um 0,5 auf 42,5 Punkte, wie der Finanzdienstleister S&P Global heute zu seiner monatlichen Umfrage unter rund 420 Unternehmen mitteilte. Damit blieb das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer erneut deutlich unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. "Die Lage im Verarbeitenden Gewerbe bleibt ein Trauerspiel", kommentierte de la Rubia die deutschen Zahlen.
Die Ölpreise haben nach Neujahr an ihre jüngsten Gewinne angeknüpft und diese im Verlauf kräftig ausgebaut. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 3,4 Prozent mehr bei 76,39 Dollar. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI steigt sogar um 4,3 Prozent.
Gestützt werden die Preise durch Lagerdaten aus den USA. Einem Bericht des American Petroleum Institute zufolge gingen die Vorräte an Rohöl in der vergangenen Woche erneut zurück.
Zudem dauern die Feindseligkeiten im Nahen Osten und der Krieg in der Ukraine an, und eine Verschärfung der Konflikte in einer der beiden Regionen könnte die Ölpreise kurzfristig zusätzlich stützen. Weitere Sanktionen, die iranische und russische Lieferungen unterbrechen, könnten auch die Nachfrage nach alternativen Lieferungen aus dem Nahen Osten und anderen Regionen erhöhen.
Als Belastung für die Ölpreise hingegen erwiesen sich insgesamt schwache Konjunkturdaten aus dem wichtigen Importland China. Die Stimmung im verarbeitendem Gewerbe der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hatte sich zuletzt deutlich verschlechtert. Der staatliche Einkaufsmanagerindex, der sich auf staatlich dominierte und große Unternehmen bezieht, fiel im Dezember um 0,2 Punkte auf 50,1 Zähler. Der vom Wirtschaftsmagazin "Caixin" veröffentlichte Indikator fiel im Dezember überraschend und deutlich - und zwar um einen ganzen Zähler auf 50,5 Punkte zurück. Volkswirte hatten mit einem leichten Anstieg auf 51,7 Punkte gerechnet.
Der Preis für Erdgas ist nach dem Ende der Durchleitung von russischem Gas durch die Ukraine in Richtung Europa deutlich gestiegen. Die Notierung für den richtungweisenden Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat an der Börse in Amsterdam sprang heute zeitweise bis auf 51 Euro je Megawattstunde (MWh) und damit auf den höchsten Stand seit Oktober 2023. Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen hatte Erdgas noch weniger als 46 Euro gekostet. Im Handelsverlauf fiel der Gaspreis heute wieder etwas zurück.
Nach einem schwächeren Jahresschluss beginnt an der Wall Street der Handel vielversprechend. Alle großen Aktienindizes stehen im Plus, vor allem die Technologieaktien haben sich nach schwächerer Eröffnung gefangen.
Während der Leitindex Dow Jones rund 0,2 halbes Prozent zulegt, geht es mit den zinssensitiven Tech-Aktien mittlerweile deutlicher bergauf. Die Technologiebörse Nasdaq, die zum Jahresausklang schwächelte, steht aktuell kn app 0,5 Prozent im Plus. Der marktbreite S&P 500 gewinnt knapp 0,4 Prozent.
Die New Yorker Börsen hatten den letzten Handelstag 2024 nach einer freundlichen Eröffnung mit Kursabschlägen beendet, vor allem Tech-Aktien wurden verkauft. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging 0,1 Prozent tiefer auf 42.544 Punkten aus dem Handel. Der technologielastige Nasdaq gab 0,9 Prozent auf 19.310 Zähler nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 0,4 Prozent auf 5881 Stellen ein.
Die Investoren rechnen in einem Ausblick auf 2025 aber trotzdem überwiegend mit einer Fortsetzung des starken Laufs der US-Börsen, der nun schon seit rund zwei Jahren anhält - zuletzt allerdings von der zögerlichen Haltung der Notenbank Federal Reserve (Fed) im derzeitigen Zinssenkungszyklus gebremst wurden.
Künstliche Intelligenz (KI), Trumps "America First"-Politik und Inflation - dieser Dreiklang wird 2025 wohl die Richtung an den seit zwei Jahren bärenstarken US-Börsen bestimmen. Der Weg könnte aber wegen möglicher Handelskonflikte insbesondere mit China holprig werden.
Bernd Meyer, Chefanlagestratege der Privatbank Berenberg, ist optimistisch und verweist auf den wirtschaftlichen Schwung der USA. "Wir erwarten weiterhin eine deutliche Nachfrage nach US-Aktien, jedoch dürfte die Divergenz zwischen US- und europäischen Aktien im Jahr 2025 deutlich abnehmen", erklärte er unlängst.
Er gibt auch zu bedenken, dass die Konsensprognose für das US-Gewinnwachstum 2025 im prozentual zweistelligen Bereich liege - trotz eines rückläufigen nominalen Wachstums und schon rekordhoher Margen. Daher sei viel Optimismus bereits in die Aktienkurse eingepreist, was das weitere Potenzial begrenze.
Dämpfer für den US-Elektroautobauer Tesla: Im vergangenen Jahr wurden weniger Fahrzeuge an die Kunden ausgeliefert als geplant. 2024 gingen rund 1,79 Millionen Autos an die Endkunden, wie das Unternehmen heute in Austin (US-Bundesstaat Texas) mitteilte.
Tesla-Chef Elon Musk hatte sich hingegen zum Ziel gesetzt, im Schlussquartal 515.000 Autos auszuliefern und so im Gesamtjahr 2024 ein "leichtes Plus" im Vergleich zu 2023 zu schaffen. Damals hatte das Unternehmen 1,81 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert. Tatsächlich gingen im vierten Quartal 495.570 Autos an die Endkunden. Die Zahl blieben damit auch hinter den Schätzungen der Analysten zurück.
Die Aktie fiel kurz nach Handelsbeginn um knapp sechs Prozent, aktuell sind es knapp 5,5 Prozent. Das Papier ist gleichwohl seit der US-Präsidentenwahl im November auf einem Höhenflug. Auslöser ist die Nähe von Musk zum künftigen US-Präsidenten Donald Trump.
Die Aktien von Hellofresh blieben zu Jahresbeginn im Aufwärtstrend und standen an der MDAX-Spitze. Dessen Linie hatte sich der Kurs vor dem Jahreswechsel noch genähert, heute ging es zum Auftakt des neuen Börsenjahres dann sprunghaft um gut 7,6 Prozent nach oben auf 12,66 Euro. Seit Anfang August hat sich der Kurs des Kochboxenlieferanten weit mehr als verdoppelt. Die Aktie gilt als stark leerverkauft, sodass Spekulanten, die auf fallende Kurse setzten, in den vergangenen Monaten immer mehr unter Handlungsdruck gerieten. Seit dem Sommer gehen solche Geschäfte, die seit dem Rekordhoch im Jahr 2021 lange Zeit lukrativ waren, nicht mehr auf.
Laut dem Börsenbrief-Autor Hans Bernecker könnte es den Kurs weiter antreiben, dass das Unternehmen mit neuen Schnellmahlzeiten in die Domäne bisherigerer Fast-Food- und Tiefkühlanbieter vorstoßen wolle. Mit diesen in Aluminiumschalen verpackten Mahlzeiten nehme das Unternehmen vor allem Berufstätige und Vielbeschäftigte ins Visier, heißt es am Donnerstag im Börsenbrief. Beworben werden diese Mahlzeiten in den USA.
United Internet bekommt einen neuen Finanzvorstand. Carsten Theurer, früherer Finanzchef der Lidl-Mutter Schwarz Gruppe, habe das Amt zum 1. Januar bei United Internet übernommen, teilte der Internetanbieter heute mit. Er folgt bei dem Unternehmen aus Montabaur auf Ralf Hartings, der United Internet per Ende März verlässt. Hartings sagte, er wolle sich neuen beruflichen Herausforderungen widmen. United-Internet-Gründer und Chef Ralph Dommermuth teilte mit, er bedauere die Entscheidung ausdrücklich.
Auch im Vorstand der Mobilfunk-Tochter 1&1 werden die Stühle gerückt. Dort wird Sascha D'Avis neuer Finanzvorstand. Er kommt aus dem eigenen Haus, der 49-Jährige war bisher Finanzvorstand der 1&1 Telecommunication SE und CFO der 1&1 Mobilfunk GmbH. Nun ist er in den Vorstand der 1&1 AG berufen worden. Dort wird er Nachfolger von Markus Huhn, der nach mehr als 30 Jahren bei dem Unternehmen auf eigenen Wunsch ausscheidet. Seine im April 2023 übernommene Position im Vorstand der United Internet werde Huhn aber weiter wahrnehmen.