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marktbericht

Geldpolitik im Anlegerfokus DAX grenzt Kursverluste ein

Stand: 08.10.2024 12:54 Uhr

Die Geldpolitik der Notenbanken hat die Aktienmärkte weiterhin fest im Griff. Jetzt warten Anleger auf die US-Inflationsdaten. Immerhin ist der DAX zurück über der Marke von 19.000 Punkten.

Der DAX hat zumindest einen Teil seiner früheren Verluste wieder wettgemacht und notiert derzeit nur noch 0,3 Prozent leichter bei 19.057 Punkten. Im frühen Handel hatte er noch zeitweise deutlich unter der Marke von 19.000 Punkten gelegen.

Die Anleger stellen sich Fragen bezüglich der weiteren Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve: "Die starken Arbeitsmarktdaten aus den USA verunsichern den Markt, da sie die Erwartungen zur zukünftigen Geldpolitik der US-Notenbank infrage stellen", kommentiert Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets.

Deshalb wird den übermorgen anstehenden Inflationsdaten eine große Bedeutung beigemessen: "Sollten auch die Inflationszahlen höher als erwartet ausfallen - mehr Beschäftigung führt zu höherem Konsum und steigenden Preisen -, stellt sich die Frage, ob die Fed Anfang November überhaupt die Zinsen senken wird", schreiben die Marktbeobachter von Index Radar.

Bis Mitte 2025 würden derzeit nur noch fünf statt bisher sieben Zinssenkungen von der US-Notenbank erwartet, stellt Marktanalyst Thomas Altmann von QC Partners fest.

Am 17. Oktober steht zunächst der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Anleger hoffen auf weitere Lockerungen der Geldpolitik. Mit Blick auf die Zinssenkungsspekulationen in der Eurozone bleibe festzuhalten, dass eine Reduktion des EZB-Leitzinsniveaus im Oktober marktseitig nahezu vollständig eingepreist sei, heißt es von den Analysten der Helaba.

Wichtige Notenbanker versuchen derweil, die Frage offen zu halten. Der Chef der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und EZB-Ratsmitglied, Robert Holzmann, warnt trotz sinkender Inflation vor voreiligen weiteren Zinsschritten: "Die Inflation ist auf dem richtigen Weg. Aber sie ist nicht besiegt", sagte Holzmann der Süddeutschen Zeitung. "Die letzte Zinssenkung hielt ich für richtig, aber das ist kein Grund zu der Annahme, es würden nun automatisch weitere Zinssenkungen folgen."

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hält eine weitere Zinssenkung der EZB für möglich. "Ich bin durchaus offen, darüber nachzudenken, ob wir möglicherweise noch mal einen Zinsschritt gehen könnten", sagte Nagel in einem am Morgen verbreiteten Podcast von Table.Briefings.

Aber es gibt einen weiteren Faktor, der die Erwägungen der Anleger künftig mitbestimmen dürfte: "Vergleichsweise locker gehen die Anleger bisher mit dem wichtigsten politischen Ereignis des Jahres um, den Präsidentschaftswahlen in den USA", schreibt Stefan Rondorf, Investmentstratege bei Allianz Global Investors. "Die in den Wochen vor der Wahl oft vernehmbare Unsicherheit bei Aktienanlegern hat sich bisher noch nicht Bahn gebrochen, einige zeitweilige Rücksetzer im Oktober wären aber nicht ungewöhnlich."

Möglicherweise leistet die Wall Street dem sinkenden DAX heute Unterstützung. Aktuell deuten die US-Futures auf Kursgewinne in den USA hin.

Frische Daten zur Industrieproduktion hoben die Laune bislang nicht. Im August legte die Produktion im Monatsvergleich überraschend um 2,9 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. "Der Anstieg der Industrieproduktion im August sollte nicht als Signal für eine nachhaltige Trendwende im deutschen Verarbeitenden Gewerbe gesehen werden", meint Sebastian Dullien vom gewerkschaftsnahen Institut IMK.

"Der Anstieg ist zum Teil eine Korrektur des außergewöhnlich schwachen Juli-Wertes und zudem von Sonderfaktoren beeinflusst, wie man etwa an den extrem schwankenden Produktionszahlen im Automobilbau sieht." Die Talsohle sei laut Dullien noch nicht durchschritten.

Die Ölpreise haben ihren Höhenflug der vergangenen Handelstage nicht fortgesetzt. Nachdem die Notierungen seit Beginn des Monats tendenziell gestiegen waren, gaben sie am Vormittag erstmals in dieser Zeit deutlich nach. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember fiel um 1,75 Dollar auf 79,18 Dollar. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Auslieferung im November ging um 1,74 Dollar auf 75,40 Dollar zurück. An den Finanzmärkten zeigte sich eine allgemein trübe Stimmung, die auch die Ölpreise mit nach unten zog.

Die Ernüchterung an den chinesischen Aktienmärkten nach der vorangegangenen Rally macht an Europas Börsen vor allem Titeln aus der Luxus- sowie Rohstoffbranche zu schaffen. Der europäische Bergbau-Branchenindex gibt um 4,5 Prozent nach, europäische Luxusmarken büßen knapp drei Prozent ein. "China ist der übliche Verdächtige", konstatierte Stephane Ekolo, Aktienstratege bei TFS Derivatives.

Vor allem das Ausbleiben von neuen Konjunkturmaßnahmen zur Stützung der chinesischen Wirtschaft verunsicherte die Anleger. "Viele Menschen hatten von China mehr Impulse erwartet und waren etwas enttäuscht über die Tatsache, dass sich China in dieser Angelegenheit zurückhält", erläuterte Ekolo.

Deutz-Finanzchef Oliver Neu kündigt "strukturelle Veränderungen" und den Abbau von Stellen an. Details wurden nicht genannt. Bereits vergangene Woche hatte Deutz seine Ziele für das laufende Jahr zusammengestrichen und dabei angekündigt, etwa mit Kurzarbeit noch stärker auf die Kosten achten zu wollen. Bislang hat Deutz Kurzarbeit im Wellenzentrum in Köln sowie in seinem Werk im spanischen Zafra angeordnet.

In den kommenden Jahren will das SDAX-Unternehmen stark wachsen und dabei profitabler werden. Bis 2028 soll der Umsatz auf 3,2 bis 3,4 Milliarden Euro steigen. Bis 2030 soll der Umsatz dann bei rund vier Milliarden Euro liegen.

Aktien von Nordex legen gegen den Trend zu: Der Windturbinenhersteller hat Aufträge aus Kanada zur Lieferung von Anlagen mit einem Volumen insgesamt 500 MW erhalten. Dies umfasst auch Wartungsaufträge für einen Zeitraum zwischen 15 und 30 Jahren. Zum finanziellen Bestellvolumen wurden keine Angaben gemacht.

Die jüngsten Geschäftszahlen von Samsung bleiben hinter den Erwartungen des Marktes zurück. So geht der südkoreanische Elektronikriese in seinem Quartalsausblick für die Monate Juli bis September davon aus, dass sich das operative Ergebnis in Höhe von 9,1 Billionen Won (etwa sieben 6,2 Milliarden Euro) zwar im Jahresvergleich um das Vierfache gesteigert hat. Verglichen mit dem vorausgegangenen zweiten Jahresquartal sind die Gewinne jedoch um knapp 13 Prozent zurückgegangen.

Foxconn baut für die Herstellung des Nvidia GB200-Chip die weltweit größte Produktionsstätte. Ziel sei die "unglaublich große" Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz (KI) zu decken, sagte ein Foxconn-Sprecher am Dienstag. Das Unternehmen ließ offen, wo und zu welchem Preis die Anlage errichtet wird. Der Apple-Zulieferer Foxconn hat dank des Booms von Technik für KI im dritten Quartal so viel eingenommen wie noch nie.