Händler an der Frankfurter Börse.
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US-Inflationsdaten bremsen Anleger wagen keine weiteren Käufe

Stand: 10.10.2024 09:35 Uhr

Die anstehenden US-Inflationsdaten bremsen im Augenblick die Bereitschaft der Anleger, sich am Aktienmarkt zu engagieren. Auch die kommende US-Berichtssaison zwingt die Investoren zur Vorsicht.

Der DAX fällt zum Handelsstart leicht um knapp 0,1 Prozent auf 19.238 Punkte zurück. Gestern war der DAX mit einem Plus von 1,0 Prozent auf 19.254 Punkten aus dem Handel gegangen.

Die Charttechniker von HSBC sind gleichwohl optimistisch, was weitere Kursaufschläge betrifft: "Die deutschen Standardwerte haben gestern die jüngsten beiden Hochs bei 19.152/19.172 Punkten übersprungen - unser Signalgeber für einen Anlauf auf das bisherige Allzeithoch bei 19.492 Punkten", heißt es im Tagesausblick. Zusätzlicher Rückenwind komme aus den USA, wo der S&P 500 gestern wieder einmal ein Allzeithoch erreicht habe.

Ob die günstige Situation Bestand hat, hängt unter anderem von den heutigen US-Inflationsdaten ab, die um 14.30 Uhr veröffentlicht werden. Die Investoren erhoffen sich weiteren Aufschluss über die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Nach Einschätzung der Fachleute der Commerzbank liegt der Marktkonsens für die Gesamtinflation bei 2,3 Prozent im Jahresvergleich, was etwas niedriger wäre als die 2,5 Prozent aus dem August. Die Kerninflation erwartet die Commerzbank mit 3,2 Prozent unverändert gegenüber dem August-Niveau.

Mit einer Forcierung der Zinssenkungserwartungen sei nicht zu rechnen, heißt es von den Marktanalysten der Helaba. "Zum einen machen wir bei der Teuerung keine Überraschung auf der Unterseite aus, zum anderen haben die Energiepreise seit Ende September unter Schwankungen wieder deutlich angezogen, sodass von der Seite zunächst kein dämpfender Effekt mehr ausgehen dürfte", stellen die Analysten fest.

Aus den gestern publizierten Fed-Protokollen geht hervor, dass sich die US-Währungshüter mit ihrer XL-Zinswende nicht auf ein schnelleres Tempo beim Lockern der Geldpolitik festgelegt haben. Eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer stand demnach hinter der Entscheidung, den Zinssenkungszyklus mit einem relativ großen Schritt nach unten einzuleiten. Doch noch größere Einigkeit herrschte darüber, dass damit keine Festlegung auf ein bestimmtes Tempo auf dem Zinssenkungspfad verbunden ist.

Neben den US-Inflationsdaten wenden die Anleger ihre Aufmerksamkeit nun auch auf die kommende US-Berichtssaison. "Nachdem die Unternehmen aus dem S&P 500 ihre Gewinne im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 13,2 Prozent ausgebaut haben, erwarten Analysten für die begonnene Berichtssaison ein Plus von 5,0 Prozent", schreibt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.

Aus den Wachstumssektoren IT und Kommunikationsdienstleistungen würden mit 15,1 und 12,3 Prozent die höchsten Gewinnanstiege erwartet. Energieunternehmen dürften hingegen mit minus 21,7 Prozent den größten Gewinnrückgang erfahren, so Stephan. Der Auftakt der Bilanzsaison am Freitag dürfte ein gewisses Maß an Volatilität an die Märkte bringen, sagte Tim Ghriskey, Chefstratege beim Investitionsberater Ingalls & Snyder.

Die US-Börsen hatten nach der Veröffentlichung der Fed-Protokolle mit Kursaufschlägen geschlossen. Der Dow Jones der Standardwerte ging gestern 1,0 Prozent höher auf 42.512 Punkten aus dem Handel. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,6 Prozent auf 18.291 Zähler vor. Der breit gefasste S&P 500 legte 0,7 Prozent auf 5.792 Stellen zu, womit er einen Schlussrekord erreichte.

"In den fünf Wochen vor den US-Präsidentschaftswahlen erleben wir eine deutliche Rotation zwischen den Aktiensektoren. Dabei verliert der Technologiesektor aufgrund wachsender Besorgnis über Bewertungen und mögliche Regulierungen an Bedeutung, während defensive Sektoren wie Versorger und Gesundheitswesen zulegen. So stieg der S&P 500 im dritten Quartal um mehr als fünf Prozent, während der Technologiesektor nur um ein Prozent zulegte", schreibt Konrad Kleinfeld, Head of Fixed Income Sales bei State Street Global Advisors.

Stützungsmaßnahmen für den Kapitalmarkt durch die chinesische Zentralbank haben der Börse in Shanghai am Morgen Auftrieb verliehen. Der Leitindex gewann bis zu 3,7 Prozent, der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen stieg zeitweise um 3,6 Prozent. Am Vortag waren die chinesischen Börsen deutlich eingebrochen. Investoren hatten sich enttäuscht über fehlende Details zu den jüngsten Konjunkturhilfen gezeigt.

Die chinesische Zentralbank kündigte nun an, dass sie ab sofort Anträge von berechtigten Wertpapierfirmen, Fondsgesellschaften und Versicherern zur Teilnahme an einem 500 Milliarden Yuan (rund 64,6 Milliarden Euro) schweren Finanzierungsprogramm entgegennimmt. Es soll ihnen einen leichteren Zugang zu Finanzmitteln für den Kauf von Aktien verschaffen.

In Japan blieb die Stimmung dagegen verhalten. Der japanische Leitindex Nikkei 225 stieg um 0,3 Prozent auf 39.380 Punkte.

Die Schwäche in China und die Auslieferungssperre wegen Problemen mit einem Bremssystem machen dem Münchner Autobauer BMW zu schaffen. Im dritten Quartal sank der Absatz um 13 Prozent auf gut 540.000 Fahrzeuge, wie BMW mitteilte. Eine wichtige Rolle spielten dabei die Auslieferungssperren im Zusammenhang mit dem von Continental gelieferten Bremssystem, hieß es zur Begründung. Dazu komme die Marktschwäche in China. Allein in der Volksrepublik brach der Absatz von Juli bis September um 29,8 Prozent auf knapp 148.000 Autos ein.

Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus hat im September kaum mehr Verkehrsflugzeuge ausgeliefert als im Vormonat. Diesmal fanden 50 Maschinen den Weg zu den Kunden. Im August hatte der Hersteller nur 47 Stück ausgeliefert - nach 77 Stück im Juli. In den ersten neun Monaten hat der Hersteller damit 497 Jets geschafft und liegt damit über 200 Maschinen vor seinem kriselnden Konkurrenten Boeing aus den USA. Das Jahresziel liegt bei 770 Jets.

Die Deutsche Telekom will für das laufende Jahr eine höhere Dividende an ihre Aktionäre auszahlen als gedacht. Die Ausschüttung solle von 77 Cent im Jahr zuvor auf 90 Cent je Aktie steigen. Der Dividendenvorschlag muss noch auf der Hauptversammlung bestätigt werden. Zudem kündigte die Telekom für 2025 Rückkäufe von eigenen Aktien von bis zu zwei Milliarden Euro an.

Der Videokonferenz-Spezialist Zoom wird Nutzer über digital erstellte Avatare mit ihren Kollegen kommunizieren lassen. Die täuschend echt aussehenden Figuren sollen zunächst nur in der Funktion Zoom Clips zum Einsatz kommen, in der man kurze Videonotizen aufnehmen kann.

Mit den neuen Avataren müsste man diese Videos nicht mehr selbst aufnehmen. Stattdessen soll es reichen, einen Text zu schreiben, und die Software würde die digitale Kopie dann samt passender Mundbewegungen und der nachempfundenen Stimme animieren. Die Funktion soll im kommenden Jahr eingeführt werden.