Uneinheitliche US-Märkte Tech-Aktien fallen zurück
An der Wall Street gab es zum Wochenschluss keine klare Richtung. Standardaktien stabilisierten sich, die zinssensitiven Technologieaktien gaben nach. Auch der DAX schloss leichter.
Während sich die Standardwerte an der Wall Street im Verlauf stabilisierten, blieb die Technologiebörse Nasdaq im Minus. Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, schloss am Ende bei 33.869 Punkten um 0,5 Prozent höher. An der Technologiebörse Nasdaq ging es hingegen um 0,61 Prozent bergab. Der marktbreite S&P-500-Index ging bei 4090 Punkten um 0,22 Prozent etwas höher aus dem Handel.
"Die Spannung liegt in der Unsicherheit, ob die Zinssätze im Laufe dieses Jahres - wie vom Markt erwartet - gesenkt werden oder ob sie länger hoch bleiben", sagte Edward Stanford, Investmentexperte der britischen Großbank HSBC.
Die Angst vor steigenden Zinsen schwinde an der Wall Street einfach nicht, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen stieg zeitweise auf den höchsten Stand seit mehr als einem Monat. Zuletzt lag sie 6 Basispunkte höher bei 3,74 Prozent.
Dieser Anstieg setzte vor allem Technologiewerte wie Amazon, Nvidia und Tesla zu. Höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken und hochbewerteten Firmen.
Nach den jüngsten Arbeitsmarktdaten ist schon vor den nächsten Preisdaten. Marktbeobachter Timo Emden hob die nach wie vor hohe Unsicherheit über die zukünftige US-Geldpolitik hervor. Den am kommenden Dienstag anstehenden Inflationsdaten komme im Wochenverlauf daher besondere Bedeutung zu. Denn: "Ein rückläufiger Preisdruck könnte die global dominierenden Zinssorgen lindern und wieder optimistisch stimmen."
Die Experten der Credit Suisse sehen die Anleger bereits in Habachtstellung vor den US-Verbraucherpreisdaten. Sie sind ein maßgeblicher Faktor für die Geldpolitik der US-Notenbank. Derzeit wird jede einzelne Konjunkturzahl besonders kritisch auf Hinweise für die weitere Zinspolitik der Notenbank Federal Reserve (Fed) abgeklopft, was immer wieder zu wechselhaften Handelsverläufen führt.
Am Abend gab die US-Regierung den Abschuss eines unbekannten Flugobjekts bekannt. Das Verteidigungsministerium habe das Objekt zuvor in großer Höhe über Alaska verfolgt. Unklar sei, wem es gehöre. Es sei deutlich kleiner gewesen als der jüngst von den USA abgeschossene chinesische Ballon. Der Ballonabschuss diese Woche hatte an der Börse Befürchtungen ausgelöst, es könne zu ernsthaften Verwerfungen im gegenseitigen Handel kommen. Die Märkte reagierten allerdings gelassen.
Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im Februar stärker als erwartet aufgehellt. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima stieg von 64,9 Punkten im Vormonat auf 66,4 Punkte, wie die Universität am Nachmittag nach einer ersten Schätzung mitteilte. Das ist der höchste Wert seit einem Jahr. Ökonomen hatten nur mit einem geringfügigen Anstieg auf 65,0 Punkte gerechnet.
Das Konsumklima entfernte sich damit weiter von seinem im Juni erreichten Rekordtief von 50,0 Punkten. Im Februar verbesserte sich die Bewertung der aktuelle Lagen deutlich, während der Indexwert für die Erwartungen leicht sank. Der Indikator der Universität Michigan ist ein Maß für das Kaufverhalten der US-Verbraucher.
Zum Wochenschluss haben sich die heimischen Anleger vom Markt zurückgezogen und schickten den Leitindex DAX um 1,39 Prozent auf 15.307 Zähler in die Verlustzone. Der Index verlor damit sein erst gestern bei 15.658 Punkten erreichtes Jahreshoch erst einmal aus dem Auge. Heute pendelte der DAX bisher zwischen 15.246 und 15.487 Punkten. Im Wochenvergleich ergab sich ein Minus von 1,1 Prozent. Der MDAX, der Index der mittelgroßen Wette, verlor 2,21 Prozent auf 28.394 Punkte.
Schon gestern hatten die deutschen Standardwerte den wieder hochgekochten Zinssorgen Tribut gezollt und nach dem höchsten Niveau seit rund einem Jahr nur einen Teil ihrer Gewinne ins Ziel retten können.
"Die Zentralbanker, insbesondere die der Fed, haben ihre Vorsicht in Bezug auf die Zinserwartungen immer wieder betont. Und das hat sich nach dem brandaktuellen Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Donnerstag deutlich bemerkbar gemacht", kommentiert Craigh Erlam vom Broker Orlanda.
Heute meldete sich EZB-Direktorin Isabel Schnabel mit deutlichen Worten: "Wir werden die Zinsen so lange hoch halten, bis wir robuste Beweise dafür ausmachen, dass die zugrunde liegende Inflation rechtzeitig und dauerhaft zu unserem Ziel zurückkehrt", twitterte sie. Ein breit angelegter Rückgang der Inflation hat Schnabel zufolge im Euro-Raum noch nicht eingesetzt.
Zu den latenten Zinsunsicherheiten gesellte sich auf dem heimischen Parkett heute der Adidas-Schock vom Vorabend, der ebenfalls auf die Stimmung drückte. Im DAX brachen die Papiere von Adidas im Tief um über zwölf Prozent auf 136,60 Euro ein und standen am Ende 10,88 Prozent tiefer und damit nur leicht darüber. Damit wurden auf einen Schlag über drei Milliarden Euro Börsenwert vernichtet.
Konkret drückt die abrupte Trennung von Skandal-Rapper Kanye West den fränkischen Sportartikelkonzern im laufenden Jahr erstmals seit 1992 in die roten Zahlen. "Ein furchtbarer Ausblick - weit unter allen Erwartungen", hieß es bei Baader Helvea. Im schlimmsten Fall droht den Herzogenaurachern nach der Kündigung der Partnerschaft mit dem umstrittenen Rapper beim Betriebsergebnis ein Verlust von insgesamt 700 Millionen Euro. "Effektiv ist es die dritte Gewinnwarnung innerhalb von vier Monaten", betont JPMorgan-Analystin Chiara Battistini.
Die Ankündigung Russlands, wegen der vom Westen beschlossenen Preisobergrenze für russisches Rohöl ab März die Ölförderung zu kürzen, trieb am Freitag die Ölpreise in die Höhe. Die Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich ebenso wie US-Leichtöl WTI um rund 2,0 Prozent, wobei die Preise am Morgen noch höher lagen.
"Steigende Ölpreise befeuern Inflationssorgen", sagte Analyst Salah Bouhmidi vom Handelshaus IG. Und bei steigender Inflation befürchten Anleger letztlich auch weiter steigende Zinsen. Ein Fass der Sorte Brent erreichte heute den höchsten Kurs seit elf Tagen. Angetrieben werden die Preise zudem durch die Hoffnung der Anleger auf eine wirtschaftliche Erholung in China.
Der Euro ist am Freitag im US-Handel weiter zurückgefallen unter die Marke von 1,07 US-Dollar. Zuletzt handelte die Gemeinschaftswährung am Tagestief bei 1,0679 Dollar. Sie wurde damit etwa einen halben Cent tiefer gehandelt als am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0690 (Donnerstag: 1,0771) Dollar fest.
Kurz vor dem Wochenende gab es keine stärkeren Impulse im Handel zwischen Euro und Dollar. Gestützt wurde die amerikanische Währung am Nachmittag durch das besser als erwartet ausgefallene US-Konsumklima.
Zu den Gewinnern am Devisenmarkt zählte der japanische Yen. Auslöser waren Medienberichte über eine Neubesetzung an der Spitze der japanischen Notenbank. Demnach soll der derzeitige Wirtschaftsprofessor Kazuo Ueda Nachfolger des bald ausscheidenden Zentralbankchefs Haruhiko Kuroda werden. Am Dienstag will die Regierung den Nachfolger vorstellen.
Die meisten Einzelwert im DAX schlossen unter der Führung von Indexschlusslicht Adidas im Minus. Nicht so die Papiere der Fresenius Dialyse-Tochter FMC, die gegen den Trend fast zwei Prozent zulegen. Gestern war aus dem Mutterkonzern Fresenius bekannt geworden, dass eine Dekonsolidierung der Beteiligung erwogen werde. Das nähert reichlich Spekulationen.
Der Aufsichtsrat von Volkswagen hat am Freitag erneut über die verschobenen Investitionspläne für die kommenden fünf Jahre diskutiert. Abschließende Ergebnisse zu den zentralen Fragen, die sich auf Werke und Jobs auch in Deutschland auswirken können, liegen laut Konzern noch nicht vor. Der Vorstand erläuterte den Kontrolleuren demnach den Stand der Überlegungen.
Feststehe grundsätzlich, dass es "einen klaren Fahrplan für Software und Plattformen" geben werde, mit dem sowohl die Digitalisierung als auch die Elektromobilität ausgebaut werden sollen. Zur Vorlage der vollständigen Jahreszahlen für 2022 am 14. März sollen auch Details der Investitions- und Modellplanung vorgestellt werden, kündigte VW an. Alle Augen richten sich auf das mittelfristig wichtigste Projekt: das volldigitalisierte Modell Trinity.
Der nahende Abschied des Gasherstellers Linde von der Frankfurter Börse und damit aus dem Leitindex DAX dürfte vor allem die Commerzbank freuen. Index-Experten von Societe Generale und Stifel Europe rechnen mit einer Rückkehr der Frankfurter Bank in die erste Börsenliga am 27. Februar. Die Entscheidung darüber wird von der Deutschen Börse zehn Tage früher bekanntgeben.
Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall wäre damit raus aus dem Rennen. Damit hat er wohl auch zur nächsten Index-Überprüfung im März keine Chance auf einen DAX-Aufstieg, da es im Index der 40 größten Unternehmen derzeit keine potenziellen Absteiger gibt.
Die Deutsche Post und die Gewerkschaft Verdi haben ihren Tarifkonflikt auch in der dritten Verhandlungsrunde nicht beilegen können. Beide Seiten hätten sich in der am Mittwoch begonnenen dritten Verhandlungsrunde in Düsseldorf nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen können, teilten Verdi und der Konzern am Freitag mit. Nun stehen dem Bonner Konzern weitere massive Proteste der Gewerkschaft Verdi ins Haus.
Verdi fordert mit Hinweis auf die hohe Inflation 15 Prozent mehr Lohn für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten des Konzerns bei einer Laufzeit von einem Jahr. Bei den Gesprächen in Düsseldorf hatte der Konzern nach eigenen Angaben ein Paket auf den Tisch gelegt, das in der Spitze Lohnerhöhungen von bis zu 20,3 Prozent bei einer Laufzeit von zwei Jahren bedeutet hätte. Post-Aktien rutschten im DAX um 1,8 Prozent ab.
Airbus hat Insidern zufolge am Freitag eine Vereinbarung mit Air India über den Kauf von 250 Flugzeugen unterzeichnet. Diese teilten sich auf in 210 A320neo-Maschinen sowie 40 A350, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Branchenkreisen. Stellungnahmen der beiden Unternehmen lagen zunächst nicht vor.
Gestiegene Kosten und Probleme in China haben zum Start in das neue Geschäftsjahr die Profitabilität von Carl Zeiss Meditec belastet. Neben höheren Ausgaben etwa für Forschung und Entwicklung drückte der Rückgang bei Augenoperationen in China auf die Ebit-Marge, die sich in den drei Monaten bis Ende Dezember auf 12,8 Prozent gegenüber 18,1 Prozent verringerte.
Die Niederlande wollen einen Teil ihrer Aktien an der heimischen Großbank ABN Amro verkaufen. Der Anteil soll auf knapp die Hälfte reduziert werden. ABN Amro wurde 2015 nach einer staatlichen Rettungsaktion während der Finanzkrise 2008 reprivatisiert. Der niederländische Staat besitzt aber immer noch 56 Prozent der Aktien des Geldhauses.
Eine starke Nachfrage nach Make-up und Hautpflege-Produkten und der schwache Euro haben dem französischen Kosmetikkonzern L'Oréal mit Marken wie Maybelline New York und Garnier ein kräftiges Umsatz- und Gewinnplus beschwert. Der Umsatz kletterte um fast ein Fünftel auf etwas mehr als 38 Milliarden Euro. Der Gewinn zog um 24 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro an.
Ein Einstieg des aktivistischen Investors ValueAct Capital Partners bei Spotify erfreute die Investoren des Musikstreaming-Dienstes. Die Titel stiegen um zeitweise knapp sechs Prozent. "Wir begrüßen ValueAct als Investor bei Spotify", sagt ein Sprecher des schwedischen Unternehmens. Weitere Angaben zur Investition wurden nicht genannt.
Der Online-Bezahldienst Paypal ist zum Jahresende trotz Inflations- und Rezessionssorgen deutlich gewachsen. Im vierten Quartal stiegen die Erlöse im Jahresvergleich um sieben Prozent auf 7,4 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn legte um 15 Prozent auf 921 Millionen Dollar zu. Zeitgleich gab Paypal den Rücktritt von Vorstandschef Dan Schulman zum Jahresende bekannt.
Die Profile des früheren US-Präsidenten Donald Trump auf den Internet-Plattformen Facebook und Instagram des US-Konzerns Meta sind nach rund zwei Jahren wieder freigeschaltet. Mit Stand Donnerstagabend (Ortszeit) hatte der Republikaner auf seinen Profilen in den beiden Netzwerken aber noch keinen neuen Post abgesetzt.
Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma hat die Geldabflüsse von netto 110,5 Milliarden Franken bei der Credit Suisse im vierten Quartal 2022 als "erheblich" bezeichnet. "Es ist klar, dass die Finma die Banken in solchen Situationen sehr genau überwacht." Die Finma begrüße die von CS im Oktober 2022 angekündigten Maßnahmen, um die Risiken der Bank zu reduzieren und ihr Kapital zu stärken.