Hohe Verluste drohen "Yeezy"-Debakel wird für Adidas teuer
Die Trennung vom Rapper Kanye West könnte beim Sportartikelhersteller Adidas ein Minus von mehreren Hundert Millionen Euro zur Folge haben. Eine Warnung des Konzerns lässt die Aktie abstürzen.
Die Kündigung der Partnerschaft mit dem umstrittenen Rapper Kanye West ist für Adidas mit horrenden Kosten verbunden. Der Sportartikelkonzern dürfte deshalb im laufenden Jahr sogar in die Verlustzone rutschen. Im schlechtesten Fall sei 2023 ein operativer Verlust von 700 Millionen Euro zu erwarten, im besten Fall eine schwarze Null, teilte das Adidas-Management mit.
Zwar prüfe man weiterhin verschiedene Optionen zur künftigen Nutzung des Bestands an "Yeezy"-Produkten aus der Partnerschaft. Jedoch sei mit einem beträchtlichen negativen Effekt bei einem ausbleibenden Verkauf zu rechnen.
Massiver Umsatzverlust
Aufgrund der Trennung von dem Rapper fehlten dem Unternehmen in diesem Jahr 1,2 Milliarden Euro Umsatz, hieß es. Hinzu kommen 500 Millionen Euro, um die das operative Ergebnis geschmälert werde. Für "Yeezy"-Schuhe und -Bekleidung zahlten die Kunden Preise zwischen 200 und 700 Dollar.
Das Ende der Partnerschaft hatte Adidas bereits im Weihnachtsgeschäft 250 Millionen Euro Gewinn gekostet. Insgesamt macht sich Adidas im laufenden Jahr auf einen Umsatzrückgang um bis zu neun Prozent gefasst. Das wären rund zwei Milliarden Euro weniger als 2022.
Was mit dem schon produzierten, aber aus den Regalen genommenen Warenbestand passieren soll, lässt Adidas bisher offen. Sollte er nicht mehr verkauft werden, müsse man darauf 500 Millionen Euro abschreiben, warnte der Konzern.
Milliarden Börsenwert vorerst vernichtet
Die Anleger reagierten heftig auf die Warnung des Vorstands. Die Aktie brach an der Börse zeitweise um mehr als zehn Prozent ein und erreichten bei 138,50 Euro den tiefsten Stand des Tages. Das kostete das Unternehmen einen Börsenwert von über 2,5 Milliarden Euro. Aktuell haben sich die Kursverluste leicht reduziert.
Adidas hatte die jahrelange Zusammenarbeit mit dem US-Rapper beendet, nachdem dieser mehrfach mit verbalen Ausfällen und mit antisemitischen Äußerungen Negativ-Schlagzeilen gemacht hatte. Die von West designte Marke "Yeezy" hatte jahrelang für Milliardenumsätze und hohe Margen gesorgt; dann verhängte Adidas einen Verkaufsstopp.
Konzern hat mehrere Probleme
Im vergangenen Geschäftsjahr ist der Konzernumsatz währungsbereinigt noch um ein Prozent auf 22,5 Milliarden gestiegen. Das operative Ergebnis brach dagegen um mehr als zwei Drittel auf 669 Millionen Euro ein. Unter dem Strich blieben 2022 nur noch 254 Millionen. Für das laufende Jahr hatten Analysten bisher wieder mit einem Milliardengewinn gerechnet. Das kann der Konzern nun nicht mehr schaffen.
Dass wohl keine "Yeezy"-Produkte mehr verkauft werden, sei nicht das einzige Problem für den DAX-Konzern, schreibt der Analyst Andreas Riemann von der Investmentbank Oddo BHF in einer aktuellen Studie. Adidas habe zu viele Produkte, ignoriere den Großhandel und sei zu dezentral organisiert.
Neuer Chef will ab 2024 profitabel wachsen
Der neue, zu Jahresbeginn vom Rivalen Puma gewechselte Vorstandschef Björn Gulden bezeichnete das Jahr 2023 als "Übergangsjahr". "Wir sind derzeit nicht so leistungsfähig, wie wir sein sollten", erklärte er. Sein Vorgänger Kasper Rorsted war im Sommer immer stärker unter Druck geraten und zum Jahresende vorzeitig gegangen.
Der an der Börse mit Vorschusslorbeeren bedachte Gulden will nun bis zu 200 Millionen Euro in die Hand nehmen, damit Adidas ab 2024 wieder profitabel wächst. "Wir müssen die Teile wieder zusammensetzen, aber ich bin überzeugt, dass wie Adidas wieder zum Strahlen bringen", sagte Gulden. "Aber dafür werden wir etwas Zeit brauchen."