Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Neue Zinssenkungsfantasien Schwacher US-Arbeitsmarkt, starke Börse

Stand: 03.05.2024 22:13 Uhr

Schwächesignale vom US-Jobmarkt lockten die Anleger in den Aktienmarkt. Vor allem an der Wall Street gab es solide Gewinne - die Hoffnung auf Zinssenkungen steigt wieder.

An der Wall Street sorgten wiedererwachte Zinshoffnungen für einen starken Wochenschluss. Auch positiv aufgenommene Quartalszahlen von Apple wirkten nach. Der Dow Jones stieg um 1,2 Prozent auf 38.675,68 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 1,3 Prozent auf 5.127,79 Zähler. Der Technologieindex Nasdaq 100 zog um 2 Prozent auf 17.890,80 Punkte an.

Den wesentlichen Schwung erhielt die Wall Street vom monatlichen US-Arbeitsmarktbericht, der die Hoffnung auf Zinssenkungen in den USA wieder entfachte: Die US-Wirtschaft hat im April deutlich weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet, und die Arbeitslosenquote stieg entgegen den Prognosen leicht auf 3,9 Prozent an. Zudem schwächte sich das Lohnwachstum überraschend etwas ab.

Mit den verfehlten Erwartungen stiegen die Zinssenkungsspekulationen an den Märkten, kommentierte Helaba-Experte Ralf Umlauf. "Ob allerdings der Juni ernsthaft eine Option für die US-Notenbank Federal Reserve darstellt, darf nach der jüngsten FOMC-Sitzung und den Einlassungen von Fed-Chef Powell bezweifelt werden. Wir halten eine Reduktion im Herbst nun für wahrscheinlich", so Umlauf.

Update Wirtschaft vom 03.05.2024

Samir Ibrahim, HR, Update Wirtschaft, 03.05.2024 09:00 Uhr

Commerzbank-Ökonom Christoph Balz meinte, die Daten sollten zwischenzeitliche Spekulationen auf eine etwaige Zinserhöhung der Fed dämpfen.

Der US-Arbeitsmarktbericht lockte zwar auch die DAX-Anleger wieder zurück in den Markt, insgesamt fielen die Kursgewinne aber überschaubarer aus: Der DAX hielt sich zwar mit Plus 0,6 bei 18.001,60 Zählern knapp über der zuletzt umkämpften Marke von 18.000 Punkten. Trotz des Anstiegs hat der deutsche Leitindex auf Wochensicht 0,9 Prozent verloren.

Scheinbar benötige es weitere Impulse und Dynamik, um den Widerstand bei 18.200 Punkten erneut anzulaufen und dann eventuell zu überwinden, meint Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets.

In der kommenden Woche wird weiterhin die Marke von 18.000 Punkten im Fokus der Anleger bleiben. Eventuell sorgt die noch immer laufende Berichtssaison für frischen Wind. In Deutschland warten die Investoren auf die Quartalsberichte von elf DAX-Konzernen.

Laut Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater verläuft die Berichtssaison besser als in den vergangenen beiden Jahren. In den USA gebe es positive Gewinnüberraschungen in einem Größenrahmen von gut 9 Prozent und in Europa fielen diese mit knapp 20 Prozent sogar noch deutlicher aus.

Von Konjunkturseite stehen die Auftragsdaten der deutschen Industrie unter Beobachtung. Zudem werden die Daten zu den deutschen Exporten publiziert. Die Geschäfte waren im Februar wegen der sinkenden Nachfrage aus Europa und China überraschend schlecht gelaufen. Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich im März allerdings deutlich aufgehellt, was Experten auf eine bessere Entwicklung hoffen lässt.

Am Mittwoch werden die Daten zur Industrieproduktion zeigen, ob sich die Tendenz einer allmählichen konjunkturellen Bodenbildung verfestigt.

Die Ölpreise haben die Talfahrt der vergangenen Handelstage derweil fortgesetzt. Seit Beginn der Woche geben die Notierungen nach und haben in der Zeit um rund fünf Dollar je Barrel verloren. Marktbeobachter sprachen vom stärksten Wochenverlust seit Februar.

Ausschlaggebend für die Entwicklung ist vor allem die Hoffnung auf eine Entspannung im Gaza-Krieg. Die Auswirkungen des Konflikts zwischen Israel und der Hamas auf die Ölförderung im Nahen Osten sind bisher zwar gering. Das Risiko einer Ausweitung des Konflikts, insbesondere auf den Iran, hatte zuletzt aber mehrfach zu höheren Risikoaufschlägen am Ölmarkt geführt.

In der Türkei hat sich die Inflation abermals verstärkt. Die Verbraucherpreise stiegen im April zum Vorjahresmonat um 69,8 Prozent, wie das Statistikamt in Ankara mitteilte. Das ist die höchste Rate seit Ende 2022. Analysten hatten im Schnitt mit einer Rate von 70,1 Prozent gerechnet.

Der Kryptomarkt hat zum Wochenausklang von der Hoffnung auf eine weniger straffe US-Geldpolitik profitiert. Am Freitagnachmittag sprang der Kurs der bekanntesten Digitalwährung Bitcoin über die Marke von 60.000 US-Dollar. Im Tageshoch wurden auf der Handelsplattform Bitstamp rund 60 750 Dollar für einen Bitcoin gezahlt. Das waren etwa 1.600 Dollar oder knapp drei Prozent mehr als am Tag zuvor. Auch andere Kryptoanlagen legten zu.

Apple stellt nach einem Umsatzrückgang zu Jahresbeginn baldige Ankündigungen bei Künstlicher Intelligenz (KI) in Aussicht. Der Konzern sehe große Chancen in dem Bereich und werde in den kommenden Wochen mehr dazu sagen, betonte Apple-Chef Tim Cook. Im vergangenen Quartal drückten derweil schlechtere iPhone-Verkäufe die Einnahmen von Apple nach unten. Für das laufende Quartal sagte der Konzern dagegen ein Umsatzplus im niedrigen einstelligen Prozentbereich voraus.

Der Fußballclub Borussia Dortmund ist im abgelaufenen Quartal tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Der Konzernverlust nach Steuern erhöhte sich in den Monaten Januar bis Ende März auf 21,7 Millionen Euro nach einem Fehlbetrag von 15,2 Millionen Euro ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen heute auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Der Umsatz ging von 100,8 Millionen Euro auf 98,2 Millionen Euro zurück, der Personalaufwand hingegen wuchs von 61,6 Millionen Euro auf 66,2 Millionen Euro.

Der Bieterwettstreit um Paramount ist einem Zeitungsbericht zufolge eröffnet. Der japanische Unterhaltungskonzern Sony und der US-Finanzinvestor Apollo hätten ein unverbindliches, 26 Milliarden Dollar schweres Angebot für den Filmstudio- und Streamingdienst-Betreiber abgegeben, schrieb das "Wall Street Journal" heute. Insider hatten bereits vor einigen Wochen über entsprechende Pläne berichtet.

RWE-Chef Markus Krebber gerät immer stärker unter Druck von Aktionären, den CO2-Ausstoß zu verringern und das umweltschädliche Geschäft mit der Kohleverstromung abzuspalten. "Schaffen Sie zeitnah eine Lösung für Ihre Kohleaktivitäten", sagte der Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Fondsgesellschaft Deka Investment, Ingo Speich, auf der virtuellen Hauptversammlung laut Redetext. Am Kapitalmarkt würden CO2-Emissionen von immer mehr Aktionären als Risiko gesehen.

DHL ohne Deutsche Post? Fonds wollen Abspaltung prüfen lassen

Fondsgesellschaften haben sich bei der Hauptversammlung des Logistik-Riesen DHL dafür ausgesprochen, eine Abspaltung des Brief- und Paketgeschäfts in Deutschland zu prüfen. "Ist die Deutsche Post der richtige Eigentümer der Post&Paket-Division?", fragte Hendrik Schmidt, Vertreter der DWS, bei dem Aktionärstreffen. Die Ertragskraft der Sparte hänge entscheidend von den Ergebnissen der Reform des Postgesetzes ab, die die Bundesregierung auf den Weg gebracht hat.

Der in der Energiekrise verstaatlichte Stromerzeuger Uniper muss vor einer Rückkehr an die Börse Insidern zufolge Ordnung in die alten Gas-Lieferverträge mit Russland bringen. Die Vereinbarungen ruhten, seien aber rechtlich noch gültig, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei gehe es um Verträge mit dem russischen Gazprom-Konzern und Laufzeiten bis 2035.

Der Lkw-Bauer Daimler Truck hat im ersten Quartal trotz eines deutlichen Absatzrückgangs den Gewinn leicht gesteigert. Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebit) stieg von Januar bis März um vier Prozent gegenüber dem Vorjahrszeitraum auf 1,21 Milliarden Euro, wie der DAX-Konzern heute mitteilte. Bei stabilem Umsatz kletterte die operative Marge auf 9,3 von 8,8 Prozent. Unter dem Strich verdienten die Schwaben mit 847 Millionen Euro sieben Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Ein reger Handel mit Kryptowährungen hat Coinbase einen Ergebnissprung beschert. Der Nettogewinn habe bei 1,2 Milliarden Dollar gelegen, teilte die größte US-Börse für Cyber-Devisen mit. Im Vorjahreszeitraum hatte ein Verlust von 79 Millionen Dollar zu Buche gestanden. Die Aktie fiel im nachbörslichen Geschäft dennoch um drei Prozent, nachdem sie den regulären Handel mit einem Plus von knapp neun Prozent beendet hatte.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 03. Mai 2024 um 08:11 Uhr.