Schilder, die die Kreuzung von Wall Street und Broadway im New Yorker Finanzviertel markieren.
marktbericht

Dow rutscht wieder ab Wall Street kann Gewinne nicht halten

Stand: 06.01.2025 22:26 Uhr

Nach fulminantem Start bröckelten die Gewinne der großen Wall-Street-Aktienindizes im Verlauf ab. Derweil gingen die Spekulationen um mögliche Zölle unter der Trump-Regierung weiter.

An der Wall Street konnten die großen Aktienindizes anfänglich höhere Gewinne am Ende nicht behaupten und schlossen letztlich uneinheitlich. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg in der Spitze um knapp ein Prozent auf 43.115 Punkte, um am Ende bei 42.706 Zählern noch um 0,1 Prozent leicht tiefer aus dem Handel zu gehen.

Der breiter gefasste S&P 500 zog um 0,55 Prozent an auf 5.975 Zähler an und schloss damit ebenfalls deutlich unter Tageshoch. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 1,24 Prozent, der Auswahlindex Nasdaq 100 gut ein Prozent. In der Spitze lag hier das Plus bei fast zwei Prozent. Zum Handelsstart hatten insbesondere deutliche Kursgewinne bei Automobil- und Chip-Werten für deutlich höhere Indexstände gesorgt.

Die wichtigsten Themen des Tages hatten zuvor schon die europäischen Märkte bewegt. Auslöser für die frühen Avancen waren Meldungen über ein differenzierteres Zollregime der neuen Trump-Regierung.

Automobilhersteller wie Ford und General Motors legten anfangs um bis zu drei beziehungsweise fünf Prozent zu, nachdem die Washington Post berichtet hatte, dass sich die diskutierten Zollpläne nur auf bestimmte Sektoren beziehen, die als kritisch für die nationale oder wirtschaftliche Sicherheit der USA gelten.

Automobilhersteller gelten aufgrund ihrer ausgedehnten Lieferketten als am stärksten von Zöllen gegen Handelspartner der USA betroffen. Trump dementierte den Bericht aber im Tagesverlauf und nannte ihn in einem Social-Media-Post "nur ein weiteres Beispiel für Fake News".

"Wir werden erst dann wissen, was wirklich passiert, wenn es vollbracht ist", teilten die ING-Anlaysten mit. "Wenn wir im Laufe der Jahre etwas gelernt haben, dann ist es, dass Trump unberechenbar ist. Er liebt es, die Märkte aufzurütteln, aber die endgültigen Ergebnisse sind oft weniger dramatisch als seine anfänglichen Ankündigungen."

Konkreter ging es im Technologiesektor zu, der von neuer KI-Fantasie getragen wurde. Für große Aufmerksamkeit in der Branche sorgte, wie ebenfalls zuvor schon in Europa, auch an der Wall Street der bereits im Laufe des Freitags erschienene Blog-Eintrag von Microsoft. Darin kündigte der Softwarekonzern an, allein im bis Ende Juni laufenden Geschäftsjahr rund 80 Milliarden US-Dollar in den Ausbau von Rechenzentren für KI stecken zu wollen.

Mehr als die Hälfte werde in den USA investiert, betonte der Software-Riese weiter. Die zusätzliche Rechenpower soll zum Training von KI-Modellen und der Einführung von Funktionen auf Basis von KI rund um die Welt dienen, hieß es. Microsoft versucht, sie in die gesamte Produktpalette zu integrieren.

Dass Konzerne wie Microsoft, Meta, die Google-Mutter Alphabet und Amazon Milliarden in ihre KI-Fähigkeiten investieren, ist bekannt, konkrete Zahlen sind der Branchenstimmung aber zuträglich. Zum anderen kamen gute Nachrichten von Foxconn. Der taiwanesische Produktionspartner des KI-Chipvorreiters Nvidia hatte wegen der anhaltenden Nachfrage nach Infrastruktur in puncto Künstliche Intelligenz ein schnelleres Umsatzwachstum als erwartet gemeldet.

Nvidia eröffnete damit wieder das Rennen um die Rolle als weltweit wertvollstes Unternehmen. Der Abstand zu Apple ist minimal, beide werden an der Börse aktuell mit gut 3,7 Billionen Dollar bewertet. Nvidia-Aktien, die zuletzt deutlich gestiegen waren, notierten am Ende 3,43 Prozent höher bei 149,43 Dollar und damit in der Nähe ihres Rekordhochs bei 152,89 Dollar.

Gelungener Wochenstart an der Börse. Der Leitindex DAX, dem zuletzt frische Impulse fehlten, ist auch im Sog einer freundlichen Wall Street mit Schwung über die 20.000-Punkte-Marke gestiegen und schloss am Ende bei 20.216 Zählern um 1,56 Prozent höher. Noch am Freitag war der DAX an der 20.000-Punkte-Marke gescheitert.

Getragen wurde der Aufschwung ebenfalls von neuen Hoffnungen im sich anbahnenden Zollstreit mit der neuen Trump-Regierung in den USA, aber auch von Kursgewinnen der hoch bewerteten Technologieaktien. Überraschend hoch ausgefallene heimische Inflationsdaten für den Dezember belasteten die gute Stimmung der Anleger hingegen nur kurz.

Zudem kehrten zur ersten vollen Handelswoche 2025 große Investoren aus der Weihnachtspause zurück, sodass Kursbewegungen mehr Aussagekraft haben dürften als in den ersten Tagen des Jahres. Allerdings war in den meisten süd- und westdeutschen Bundesländern heute noch Feiertag. Der MDAX der mittelgroßen Werte rückte um 0,78 Prozent auf 25.699 Punkte vor.

Autoaktien waren im Leitindex gefragt, schließlich sind die Vereinigten Staaten einer der größten Märkte für die deutsche Schlüsselindusterie. Die Gewinne bröckelten allerdings nach dem Dementi von Trump am Nachmittag. Zumal im Handelsverlauf noch schwache Absatzzahlen veröffentlicht wurden.

Denn die wegbrechende Nachfrage nach Elektroautos ließ den deutschen Markt ins Minus rutschen. 2024 wurden rund 2,8 Millionen Neuwagen zugelassen, das sind ein Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Kraftfahrt-Bundesamt heute mitteilte. Damit rückt das Vor-Corona-Niveau weiter in die Ferne: Im Vorkrisenjahr 2019 wurden noch mehr als ein Viertel mehr Neuwagen verkauft. Allein bei den E-Autos lag das Minus bei 27,4 Prozent

An der Spitze des Börsenbarometers stand jedoch Infineon mit einem Plus von fast acht Prozent. Der Grund war die Microsoft-Ankündigung, massiv in den Ausbau von Rechenzentrten investieren zu wollen. Das trieb die Branche nach oben. Auch andere europäische Tech-Aktien zogen an.

Generell blicken die Investoren bei den Unternehmen derzeit verstärkt auf die Technologiebranche. Bei der Messe CES in Las Vegas stellen Konzerne wie Nvidia, Siemens und Samsung ihre Neuentwicklungen vor.

Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im Dezember unerwartet stark gestiegen: Die Inflationsrate betrug im letzten Monat des vergangenen Jahres vorläufigen Daten zufolge 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden heute mitteilte. Im Jahresdurchschnitt wird die Teuerung 2024 demnach voraussichtlich bei 2,2 Prozent liegen.

Im September hatte die Inflationsrate bei lediglich 1,6 Prozent gelegen. Im Oktober zog sie auf 2,0 Prozent an, im November dann weiter auf 2,2 Prozent. Im Dezember waren es nun erneut die Preise für Dienstleistungen, die besonders stark anstiegen - sie kletterten um 4,1 Prozent im Vergleich zum Dezember 2023.

Nahrungsmittel waren laut Statistik im Dezember 2,0 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Die Preise für Energie dagegen sanken um 1,7 Prozent. "Gerade die höheren Lebensmittelpreise dürften viele in der Weihnachtszeit unmittelbar im Portemonnaie gespürt haben", erklärte Konjunkturexpertin Stephanie Schoenwald von der Förderbank KfW.

Am stärksten verteuerten sich aktuell aber weiterhin Dienstleistungen. Schoenwald erwartet, dass sich im Januar daran noch wenig ändern dürfte: "Dazu tragen die Preiserhöhung für das Deutschlandticket und deutliche Aufschläge bei den Autoversicherungen zur Jahreswende bei."

Für die Geldpolitik der EZB, die sich stark an den aktuellen Wirtschafts- und Inflationsdaten orientiert, sind die aktuellen Preisentwicklungen in Deutschland und in einigen anderen Ländern der EWU alles andere als ein Aufruf zu weiteren raschen Zinssenkungen", so Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust.

Update Wirtschaft vom 06.01.2025

Anne-Catherine Beck, HR, Update Wirtschaft, 06.01.2025 09:00 Uhr

Der Euro war heute auf Erholungskurs. Im New Yorker Handel wurde die Gemeinschaftswährung zuletzt bei 1,0388 US-Dollar gehandelt, nachdem das Tagestief noch knapp unter 1,03 Dollar gelegen hatte. Durch den zweiten Gewinntag in Folge machte der Euro seine Verluste vom Jahresauftakt wieder wett. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0426 (Freitag: 1,0299) Dollar fest

"Der Januar verheißt keine Entlastung für die Verbraucher", erwartet Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust. Die Daten seien alles andere als ein Aufruf zu raschen Zinssenkungen durch die EZB. Bisher gehen die meisten Experten von einer weiteren Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte im Januar aus.

Der Bitcoin hat die Kursschwäche am Ende des vergangenen Jahres abgeschüttelt und handelte zuletzt bei gut 102.000 Dollar - und damit wieder über 100.000 Dollar. Damit scheint die Schwächephase zum Ende des vergangenen Jahres vorerst beendet zu sein. In den letzten Dezembertagen war der Kurs bis auf fast 91.000 Dollar gefallen. Mit der jüngsten Erholung nähert sich der Bitcoin wieder seinem Rekordhoch, das er am 17. Dezember bei 108.464 Dollar erreicht hatte.

Der Bitcoin zählte mit einem Aufschlag von etwas mehr als 120 Prozent zu den erfolgreichsten Anlageklassen des Jahres 2024. Jüngster Kurstreiber war unter anderem die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten. Trump gilt als Befürworter von Kryptowährungen.

Die US-Industrie hat im November derweil weniger Aufträge erhalten. Die Bestellungen fielen um 0,4 Prozent geringer aus als im Vormonat, wie das Handelsministerium heute mitteilte. Befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang von 0,3 Prozent gerechnet.

Ein Aufschwung für die US-Industrie zeichnet sich derzeit noch nicht ab. Der Einkaufsmanagerindex für den Wirtschaftssektor stieg im Dezember zwar überraschend auf 49,3 Punkte von 48,4 Zählern im Vormonat, wie aus der Firmenumfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorgeht. Damit blieb das Barometer aber den neunten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Das Neugeschäft zog stärker an als zuletzt, aber der Jobabbau beschleunigte sich. Der Industriesektor macht in den USA gut zehn Prozent der Wirtschaftsleistung aus.

Die Ölpreise sind in der Nacht auf den höchsten Stand seit drei Monaten gestiegen. Rohöl der Nordseesorte Brent und US-Rohöl war zeitweise so teuer wie seit Oktober nicht mehr. Am Markt wurde auf die jüngste Preisgestaltung durch Saudi-Arabien hingewiesen. Das führende Opec-Land wird die Preise für Rohöl für Kunden in Asien im kommenden Monat anheben.

Allerdings setzten am Nachmittag Gewinnmitnahmen ein, die Notierungen drehten sogar noch ins Minus. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 0,53 Prozent weniger, auch bei der US-Sorte WTI sah es ähnlich aus mit einem Minus von gut 0,9 Prozent.

Ein negativer Analystenkommentar zur US-Tochter T-Mobile US hat auch die Konzernmutter Telekom heute nach unten gezogen. Analysten von RBC und Wells Fargo hatten die Aktie herabgestuft, die in New York über vier Prozent fällt. Die T-Aktie gab zwischenzeitlich über zwei Prozent nach und stand am DAX-Ende. Zum Jahresstart hatte das Papier noch zugelegt, nachdem der Bonner Konzern sein Aktienrückkaufprogramm gestartet hatte.

Rheinmetall liefert der Ukraine zusätzliche 35-Millimeter-Munition für den Flugabwehrpanzer Gepard. Der neuerliche Auftrag umfasse 180.000 Schuss und habe ein Volumen im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, teilte der Rüstungskonzern mit. Die Bundesrepublik finanziere die Bestellung. Mit der bestellten Munition lassen sich etwa Drohnen bekämpfen. Die Bundesrepublik hatte der von Russland angegriffenen Ukraine insgesamt 55 Flakpanzer Gepard übergeben, die bei der Bundeswehr außer Dienst gestellt worden waren.

Der Münchener Versicherungskonzern ist weiterhin an einer Mehrheitsbeteiligung am Lebens- und Gesundheitsversicherer Income Insurance aus Singapur interessiert. Er könne sich vorstellen, nach den kommenden Wahlen in Singapur ein neues Angebot für Income Insurance abzugeben, sagte Allianz-Chef Oliver Bäte dem Handelsblatt. "In Asien und speziell in Singapur zu wachsen, das verfolgen wir schon seit Jahren." "Fakt ist: Bei diesem Geschäft geht ohne Einverständnis der Regierung nichts. Warten wir mal ab, was nach der Wahl im November 2025 passiert." Die Allianz hatte Mitte Dezember ihr Gebot zurückgezogen, 51 Prozent der Aktien von Income Insurance für umgerechnet mehr als 1,5 Milliarden Euro zu übernehmen.

Der chinesische Elektroautohersteller Xpeng und der deutsche Autobauer Volkswagen bauen ihre Zusammenarbeit im Bereich der Ladeinfrastruktur aus. Wie die Unternehmen heute mitteilten, haben sie eine Absichtserklärung unterzeichnet, um ihre jeweiligen Schnellladenetzwerke in China für die Kunden des anderen zu öffnen. Dazu gehören mehr als 20.000 Ladepunkte in 420 chinesischen Städten. Zudem sei der gemeinsame Bau neuer ultraschneller Ladestationen geplant. Die Kooperation baut auf einer 2023 geschlossenen Partnerschaft auf, in deren Rahmen Volkswagen für rund 700 Millionen Dollar einen Anteil von 4,99 Prozent an Xpeng erworben hat. Ziel ist es, bis 2026 gemeinsam zwei Elektromodelle von Volkswagen auf den Markt zu bringen.

Die Stahlkonzerne US Steel und Nippon Steel wehren sich vor Gericht gegen das von der US-Regierung verhängte Verbot zur Übernahme des US-Konzerns durch den japanischen Konkurrenten. In einer heute veröffentlichten Erklärung gaben die beiden Unternehmen die Einreichung zweier Klagen bekannt, um "die andauernde illegale Einmischung in die Übernahme von US Steel durch Nippon Steel zu beheben".

Zugleich warfen sie dem scheidenden US-Präsidenten Joe Biden vor, das Geschäft "aus rein politischen Gründen" zu blockieren. Biden hatte am Freitag zur Begründung für sein Nein erklärt, die Übernahme von US-Steel "würde einen der größten Stahlproduzenten Amerikas unter ausländische Kontrolle bringen und ein Risiko für unsere nationale Sicherheit und unsere kritischen Lieferketten darstellen".

Nippon Steel hatte vor gut einem Jahr mitgeteilt, den US-Konzern für 14,9 Milliarden Dollar (13,4 Milliarden Euro) übernehmen zu wollen. Die Führungen beider Konzerne argumentierten, die Übernahme sei "der bei weitem beste Weg, um sicherzustellen", dass US Steel auch in Zukunft erfolgreich sein werde. Die Gewerkschaft der Metallarbeiter in den USA wandte sich gegen die Übernahme und warnte vor einem Abbau von Arbeitsplätzen. Japan ist der größte ausländische Investor in den USA.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 06. Januar 2025 um 09:00 Uh0