Dax-Kurve im Handelssaal der Frankfurter Börse
marktbericht

DAX wieder unter 20.000 Punkte Wie gewonnen, so zerronnen

Stand: 03.01.2025 18:05 Uhr

Der DAX hat zum Ende der verkürzten Neujahrswoche die Gewinne vom Vortag komplett wieder abgegeben. Den Anlegern fehlen weiter Impulse, um Aktien zu kaufen.

Den Investoren an der Frankfurter Börse bot sich heute ein ähnliches Bild wie am Vortag, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Dem Leitindex DAX fehlten neue Impulse und daher dümpelte er fast den ganzen Tag etwas unterhalb seines gestrigen Schlussstandes - um am Ende dann auf 19.906 Punkte zurückzufallen, ein Tagesverlust von 0,59 Prozent.

Gestern hatte der Index im späten Geschäft von frühen Avancen der Wall Street profitiert und mit einem Plus von 0,58 Prozent noch leicht über der Marke von 20.000 Punkten geschlossen. Auch heute sieht es in Sachen US-Vorgaben ähnlich aus, zu einem Umschwung reichte es aber nicht mehr.

"Der DAX sucht weiter vergeblich nach überzeugten Käufern, die den Index wieder nachhaltig über die 20.000er Marke befördern", sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. "Der bevorstehende Amtsantritt von Donald Trump stellt die Entschlossenheit der Anleger auf eine harte Probe." Viele fürchten, dass die angedrohten Strafzölle Trumps die Wirtschaft in Europa weiter schwächen könnten.

Laut dem Chartexperten Martin Utschneider von Finanzethos befindet sich der Leitindex in einer Konsolidierungsphase, seitdem er Mitte Dezember die bis dahin intakte Jahresendrally beendet hatte. Diese Konsolidierung müssten Anleger vorerst genau im Auge behalten, denn mittel- bis langfristig sei er weiterhin im Aufwärtstrend. Der MDAX der mittelgroßen Werte verlor 0,85 Prozent auf 25.500 Zähler.

Die Aktien der Deutschen Telekom gehörten gegen den Trend mit einem Plus von bis zu 0,8 Prozent zu den DAX-Gewinnern. Der Konzern beginnt nach eigenen Angaben mit der ersten Tranche seines angekündigten Aktienrückkaufprogramms.

Vom 3. Januar bis spätestens 4. April sollen Aktien für bis zu 550 Millionen Euro gekauft werden. Die Deutsche Telekom hatte im Oktober angekündigt, 2025 eigene Aktien im Volumen von zwei Milliarden Euro zu erwerben. Bereits gestern hatte die T-Aktie höher geschlossen.

Nachdem die US-Märkte gestern anfängliche Gewinne nicht halten konnten, starten die Anleger heute eine neuen Erholungsversuch. Gegen Mittag Ortszeit bauen die großen Aktienindizes ihre Gewinne aus und legen zwischen 0,6 und 1,4 Prozent zu. Das war allerdings auch gestern so, ehe die Aufschläge im weiteren Verlauf wieder verloren gingen und der Markt noch ins Minus rutschte.

Ähnlich wie am Vortag könnte der anfängliche Optimismus schnell wieder verfliegen, befürchtet Marktexpertin Susannah Streeter vom britischen Vermögensverwalter Hargreaves Lansdown. Mit den gestrigen Verlusten knüpften sie an ihre jüngste Schwäche an. Nach der längsten Verlustserie seit April könnte der für 2025 erhoffte weitere Kursanstieg noch auf sich warten lassen.

Streeter erinnerte daran, dass angesichts der robusten amerikanischen Konjunktur im neuen Jahr bestenfalls noch zwei Zinssenkungen der US-Notenbank Fed zu erwarten sind. Nach einem sehr starken US-Börsenjahr sei die derzeitige Vorsicht der Anleger daher keine Überraschung.

Als weiteren Unsicherheitsfaktor sieht Streeter die Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump am 20. Januar. Die Investoren bräuchten mehr Klarheit, was sie von Trumps Politik zu erwarten hätten, ergänzte Laura Cooper, globale Anlagestrategin beim Vermögensverwalter Nuveen.

Optimisten verweisen hingegen auf den wohl anhaltenden Boom des Themas Künstliche Intelligenz (KI) und der "America First"-Politik Trumps. Die US-Märkte haben ihre Richtung jedenfalls noch nicht gefunden.

Unter den US-Einzelwerten stechen Nvidia positiv hervor. Dessen Papiere legen den zweiten Tag in Folge kräftig zu. Nach einem Plus von drei Prozent am ersten Handelstag des Jahres legten sie im frühen Handel des zweiten noch einmal um vier Prozent auf rund 144 Dollar zu.

Der Spezialist für Chips zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) lässt damit die jüngste Schwächephase im Dezember, in der der Kurs bis auf 127 Dollar gefallen war, hinter sich. Er steuert zudem wieder auf sein Rekordhoch von 152,89 Dollar vom 21. November zu. Der Börsenwert von Nvidia legte an den ersten beiden Handelstagen des Jahres um rund 240 Milliarden Dollar auf etwas mehr als 3,5 Billionen Dollar zu. Damit kann der Chiphersteller in der Rangliste der weltweit wertvollsten börsennotierten Unternehmen wieder fast zu Apple aufschließen.

Die Stimmung in der US-Industrie hat sich im Dezember unerwartet aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex ISM stieg um 0,9 Punkte auf 49,3 Zähler, wie das Institute for Supply Management (ISM) heute mitteilte. Dies ist der höchste Stand seit März. Er gilt als einer der zuverlässigsten Indikatoren für die US-Wirtschaft.

Volkswirte hatten im Schnitt hingegen mit einem leichten Rückgang auf 48,2 Punkte gerechnet. Der Stimmungsindikator liegt damit aber weiter unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Er signalisiert also nach wie vor eine leichte wirtschaftliche Schrumpfung.

Der Euro erholte sich im europäischen Handel etwas von seinen deutlichen Kursverlusten des Vortages. Zuletzt wurden für die Gemeinschaftswährung 1,0292 Dollar bezahlt - und damit etwas mehr als am Vortag. Gestern war der Euro deutlich unter Druck geraten und erreichte bei 1,0256 Dollar den tiefsten Stand seit Ende 2022. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0299 (Donnerstag: 1,0321) Dollar fest.

Zum Jahresauftakt hatten schwache Konjunkturdaten den Euro belastet. Ein Indikator für die Stimmung der Einkaufsmanager in den Industriebetrieben war enttäuschend ausgefallen und hatte Hoffnungen auf eine baldige Belebung der Konjunktur gedämpft. Außerdem wurde der Euro durch Sorgen belastet, dass die exportorientierte Wirtschaft im Währungsraum stark unter Zöllen des künftigen US-Präsidenten Trump leiden könnte.

Die Kurse deutscher Staatsanleihen gaben ebenfalls nach. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel zuletzt um 0,50 Prozent auf 132,63 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen betrug 2,40 Prozent. Die Umlaufrendite stieg von 2,29 Prozent am Vortag auf 2,32 Prozent, wie die Deutsche Bundesbank in Frankfurt mitteilte.

Auch dem Rentenmarkt fehlte es an klaren Impulsen. Die am Vormittag veröffentlichten Zahlen zum deutschen Arbeitsmarkt bewegten kaum. Die Zahl ist im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 33.000 auf 2,81 Millionen gestiegen. Aus Sicht der Bundesagentur für Arbeit ist der Anstieg "weitgehend jahreszeitlich bedingt".

"In Deutschland zeigt auch der Arbeitsmarkt ein zunehmend trübes Bild: Mit dem 24. Anstieg in Folge nähert sich die Anzahl der Arbeitslosen dem Coronahoch an", kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. "Die Meldungen über einen Höchststand an Beschäftigten relativieren sich durch einen starken Anstieg an Teilzeitbeschäftigungen." Zudem würde der Zuwachs hauptsächlich beim Staat stattfinden und nicht in der Wirtschaft.

Die chinesische Zentralbank will ihre Zinsen in diesem Jahr senken. Dies werde zu einem geeigneten Zeitpunkt passieren, berichtete die Financial Times unter Berufung auf die Zentralbank. Danach soll "der Rolle von Zinsanpassungen" Priorität eingeräumt werden, während bislang Ziele für das Kreditwachstum im Mittelpunkt standen. Dies würde auf eine Umgestaltung der Geldpolitik hinauslaufen.

Der wichtigste Leitzins für die Wirtschaft ist der siebentägige Repo-Satz. Dieser wurde zuletzt Ende September von 1,7 auf 1,5 Prozent gesenkt. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt kann frische Konjunkturimpulse durch eine gelockerte Geldpolitik gut gebrauchen. Die Regierung strebt für dieses Jahr erneut ein Wirtschaftswachstum von rund fünf Prozent an. Experten zufolge dürfte das angesichts der Immobilienkrise, fallender Preise und der Gefahr höherer Zölle auf Exporte in die USA schwierig werden.

Nur drei deutsche Unternehmen haben 2024 den Sprung unter die 100 wertvollsten Börsenkonzerne der Welt geschafft. SAP, Siemens und die Deutsche Telekom sind nach einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY die einzigen deutschen Vertreter im Ranking der Top 100, das wie schon in den Vorjahren von US-Techkonzernen dominiert wird.

Auf Platz eins bleibt danach Apple mit einem Börsenwert von rund 3,78 Billionen Dollar zum Stichtag 31.12.2024, gefolgt vom Chipkonzern Nvidia (3,28 Billionen Dollar) und Microsoft (3,13 Billionen Dollar).

"Nach wie vor bewegt vor allem das Thema Künstliche Intelligenz die Börsen und treibt die Wertentwicklung von Technologieunternehmen weltweit an", sagte Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY. Die schwache Konjunktur und die geopolitischen Krisen schienen in den Hintergrund zu treten. Von den wertvollsten 100 Börsenkonzernen seien allein 24 Technologieunternehmen, davon 17 aus den USA.

Der Boom um Künstliche Intelligenz (KI) trägt dazu bei, dass die USA an der Börse unangefochten bleiben: 62 der 100 teuersten Unternehmen der Welt sitzen in den Vereinigten Staaten. Sie stellen neun der zehn teuersten Konzerne, darunter die Google-Mutter Alphabet , der Versandriese Amazon und der Internetkonzern Meta (Facebook). Nur der Ölkonzern Saudi Aramco auf Platz sechs durchbricht die Phalanx der US-Konzerne.

Bei den Vortags gefragten Airbus-Aktien hat eine Meldung über verfehlte Auslieferungsziele zu Wochenschluss doch noch negativ gewirkt. Gestern hatte kurz vor Handelsschluss die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, dass der Flugzeugbauer sein Jahresziel 2024 bei den Auslieferungen trotz eines Endspurts wohl nicht ganz erreicht hat.

Heute nun wirkte sich die Nachricht aus, Airbus-Papiere verloren rund 1,1 Prozent. Auch die Anteilsscheine von Triebwerkshersteller MTU gaben im DAX nach. Laut dem Bloomberg-Bericht dürften im Dezember fast 120 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert worden sein. Auf Jahressicht käme Airbus damit auf 760 Jets und seinem Jahresziel von 770 Einheiten nur nahe. Offizielle Zahlen will Airbus am 9. Januar bekannt geben. Ein Händler schränkte ein, bei einer wesentlichen Abweichung vom Ziel wäre Airbus aufgrund der Börsenregulierung dazu verpflichtet gewesen, diese schon früher öffentlich zu machen.

In Australien sind die Rechtsstreitigkeiten um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Dünger laut Bayer beendet. Das australische Bundesgericht führt den letzten anhängigen Glyphosat-Prozess nicht fort, wie der Pharma- und Agrarchemiekonzern heute mitteilte. Damit wird es - anders als in den USA - keine Sammelklagen in Australien geben. Die Bayer-Aktien reagierten kaum auf die Nachricht, sie notierten zuletzt rund zwei Prozent im Minus.

Die Rechtsstreitigkeiten in den USA haben Bayer bereits viele Milliarden Euro gekostet und ein Ende ist nach wie vor nicht in Sicht. Der Leverkusener DAX-Konzern hatte sich die Probleme 2018 mit der über 60 Milliarden Dollar teuren Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns Monsanto ins Haus geholt. Seit einem ersten Urteil gegen das Unternehmen im selben Jahr, das in den USA eine Klagewelle in Gang gesetzt hatte, hat die Bayer-Aktie rund 80 Prozent ihres Wertes eingebüßt.

Der englische Premier-League-Club Aston Villa ist nach übereinstimmenden Medienangaben an einer Verpflichtung von Borussia Dortmund Außenstürmer Donyell Malen im Winter interessiert. Derzeit sollen die Vorstellungen des englischen Clubs und des BVB aber noch auseinander liegen. Demnach bietet Aston Villa 18 Millionen Euro, die Dortmunder sollen aber mindestens 25 Millionen Euro fordern.

Der 25 Jahre alte Außenstürmer war im Sommer 2021 von der PSV Eindhoven nach Dortmund gewechselt und hat beim SDAX-Mitglied noch einen bis zum Sommer 2026 laufenden Vertrag. Seit längerem schon gilt England als Wunschziel des Spielers, der von BVB-Coach Nuri Sahin wiederholt wegen seiner Einstellung gerügt wurde.

Der scheidende US-Präsident Joe Biden untersagt die geplante Milliardenübernahme des Stahlkonzerns US Steel durch den japanischen Konkurrenten Nippon Steel. Der Fall liegt bei ihm, nachdem das Komitee für ausländische Investitionen in den USA (CFIUS) keine Entscheidung erreicht hatte.

Die geplante Übernahme mit einem Volumen von 14,9 Milliarden Dollar hat in den USA eine kontroverse Debatte ausgelöst. Kritiker sehen die nationale Sicherheit gefährdet und befürchten den Verlust von Arbeitsplätzen. Auch der designierte US-Präsident Trump lehnt die Transaktion ab. Kurz vor dem Jahreswechsel hatte Nippon Steel der US-Regierung einem Insider zufolge weitreichende Zugeständnisse angeboten, etwa ein Vetorecht der Regierung gegen mögliche Kapazitätskürzungen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 02. Januar 2025 um 18:00 Uhr.