Händler an der Frankfurter Börse
marktbericht

Siebter Gewinntag in Folge? Für den DAX geht es weiter aufwärts

Stand: 14.08.2024 12:57 Uhr

Getragen von Zinshoffnungen in den USA geht es am deutschen Aktienmarkt weiter nach oben. Der DAX könnte den siebten Börsentag in Folge Gewinne einfahren. Vor den US-Inflationsdaten bleiben diese aber begrenzt.

Zur Wochenmitte bahnt sich am deutschen Aktienmarkt der siebte Handelstag mit Gewinnen in Folge an. "Die Erholung an den Aktienmärkten hat sich fortgesetzt", sagt Chefstratege Mark Haefele von der Bank UBS. Die am Vortag veröffentlichten US-Erzeugerpreise hätten an den Finanzmärkten die Zuversicht gestärkt, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen senken kann.

Am Mittag steigt der DAX um knapp 0,5 Prozent auf 17.894 Punkte. Für teils kräftige Kursausschläge sorgen erneut die Quartalsbilanzen der Unternehmen. So fielen die beiden Versorgeraktien E.ON und RWE zeitweise um 0,7 beziehungsweise 1,5 Prozent. Bei RWE monierten Börsianer, dass der Stromerzeuger nach einem guten zweiten Quartal die Jahresziele nicht angehoben habe. Nun richtet sich der Blick auf die US-Verbraucherpreise für Juli, die am frühen Nachmittag veröffentlicht werden.

Bereits gestern hatten die US-Erzeugerpreise die Indizes hierzulande gestützt. Trotz schlechter heimischer Konjunkturdaten hatte der DAX rund 0,5 Prozent höher geschlossen. Vom jüngsten Tief vom Monatsanfang hat das Börsenbarometer mittlerweile fünf Prozent gutgemacht. Die Aufwärtsbewegung des DAX nach dem Ausverkauf zu Beginn des Monats verliere jedoch an Kraft, schreiben die Experten der Helaba in ihrem Tagesausblick.

Die Serie von immer höheren Tageshochs sei unterbrochen worden, obwohl der DAX am Ende wieder ein kleines Plus verbuchen konnte. Kursrisiken gebe es vor allem, wenn die Zinssenkungserwartungen mit den US-Inflationszahlen einen Dämpfer erhalten sollten. Erste Unterstützung nach unten gibt den Experten zufolge die 200-Tagelinie bei 17.498 Zählern.

Die am Nachmittag anstehenden Daten hätten das Potenzial, stärkere Schwankungen an den Märkten auszulösen, meint auch Ulrich Stephan, Anlagestratege bei der Deutschen Bank. Ökonomen rechnen mit einem Anstieg der Gesamt- und Kernpreise um 0,2 Prozent, wobei sich die Jahresrate der Kernpreise leicht auf 3,2 Prozent abschwächen dürfte.

Update Wirtschaft vom 14.08.2024

Melanie Böff, HR, Update Wirtschaft, 14.08.2024 09:00 Uhr

Die Wirtschaft in der Euro-Zone ist derweil im Frühjahr in der Wachstumsspur geblieben. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte in den Monaten April bis Juni um 0,3 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal zu, wie das EU-Statistikamt Eurostat mitteilte. Damit wurde eine Schnellschätzung bestätigt. Schon zu Jahresbeginn hatte der Zuwachs bei 0,3 Prozent gelegen. Deutschland wirkte mit seinem Minus beim BIP von 0,1 Prozent als Bremsklotz, während die Wirtschaft in Frankreich um 0,3 Prozent wuchs und Italien immerhin ein Plus von 0,2 Prozent schaffte. Spaniens Bruttoinlandsprodukt legte im zweiten Quartal sogar um 0,8 Prozent zu.

Negative Nachrichten kamen unterdessen aus der Industrie im Euroraum. Der Wirtschaftsbereich hat seine Produktion zum Ende des zweiten Quartals überraschend heruntergefahren. Die Industrie verringerte ihre Fertigung im Juni um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das EU-Statistikamt weiter mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Anstieg von 0,5 Prozent gerechnet. Im Mai war die Produktion nach revidierten Zahlen sogar um 0,9 Prozent gedrosselt worden. Zunächst war ein Minus von 0,6 Prozent gemeldet worden.

Der Euro hat heute die deutlichen Kursgewinne vom Vortag leicht ausgebaut. Am Morgen stieg die Gemeinschaftswährung erstmals seit den heftigen Kursturbulenzen wieder knapp über die Marke von 1,10 US-Dollar. Preisdaten aus Frankreich sorgen für neuen Auftrieb. In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone war die Inflation im Juli stärker gestiegen als bekannt. Das französische Statistikamt hatte die für europäische Vergleichszwecke berechnete Inflationsrate (HVPI) überraschend von 2,6 auf 2,7 Prozent nach oben revidiert. Eine steigende Inflation spricht gegen eine weitere Zinssenkung durch die EZB.

Der Goldpreis ist gestiegen und hat sich vor wichtigen US-Inflationsdaten dem Rekordhoch angenähert. An der Börse in London kletterte die Notierung am Vormittag bis auf 2.478 Dollar je Feinunze (etwa 31,1 Gramm). Das ist etwa ein halbes Prozent mehr als am Vortag. Zuletzt hatte der Goldpreis Mitte Juli bei 2.483 Dollar ein Rekordhoch erreicht.

Deutschlands Börsen-Schwergewichte haben im zweiten Quartal ihre Gewinne im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich um 17 Prozent gesteigert. Allerdings nahmen längst nicht alle Unternehmen aus dem DAX 40 an der Entwicklung teil, denn insbesondere die Autohersteller schwächelten, wie aus einer Auswertung der Prüf- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht. Gewinnstärkstes Unternehmen war erneut die Deutsche Telekom AG, die einen operativen Gewinn von sechs Milliarden Euro erwirtschaftete, vor Volkswagen und Mercedes. Besonders deutlich legten RWE und Rheinmetall zu. Bayer und Siemens Energy kehrten nach Verlusten im Vorjahresquartal nun in die Gewinnzone zurück.

Im Lufthansa-Konzern bereiten zwei Gewerkschaften den nächsten Streik beim Ferienflieger Discover Airlines vor. Man werde an diesem Donnerstag (15. August) koordiniert Urabstimmungen beginnen, kündigen die Vereinigung Cockpit für die Piloten und die Kabinengewerkschaft Ufo für die Flugbegleiter an. Man strebe mit dem gemeinsamen Vorgehen einen eigenen Abschluss zu besseren Arbeitsbedingungen an. Die Abstimmung über Arbeitskampfmaßnahmen soll am Mittwoch (21. August) kommender Woche enden.

Der kriselnde Industriekonzern Thyssenkrupp hat im dritten Quartal unter dem Strich rote Zahlen geschrieben. Nach Anteilen Dritter sei ein Verlust von 54 Millionen Euro aufgelaufen nach einem Gewinn von 83 Millionen Euro vor Jahresfrist, teilte das Unternehmen mit. Die vor einer ungewissen Zukunft stehende Stahlsparte büßte unter anderem wegen niedriger Werkstoffpreise fast die Hälfte ihres operativen Ergebnisses ein. Hinzu kam überraschend eine Sonderbelastung von rund 80 Millionen Euro für Mehrkosten durch Altprojekte im Zementbereich.

Der Ergebnisrückgang beim Energiekonzern RWE ist im ersten Halbjahr nicht ganz so stark ausgefallen wie erwartet. Dank des Ausbaus der Erneuerbaren Energien steigerte RWE zwar den operativen Gewinn im Geschäft mit Solar- und Wind an Land und auf See. Beim Energiehandel sowie der Flexiblen Erzeugung musste RWE jedoch einen Ergebnisrückgang einstecken, wenngleich er schwächer ausfiel, als vom Unternehmen befragte Analysten geschätzt hatten. Zur Flexiblen Erzeugung zählt RWE die Geschäfte mit Wasserkraft, Biomasse und Gas. Das Management bestätigte die Jahresprognose.

Das mildere Wetter und der Wegfall von Einmaleffekten haben beim Energieversorger E.ON im ersten Halbjahr wie erwartet für einen Ergebnisrückgang gesorgt. Während der operative Gewinn im Netzgeschäft nahezu auf dem Niveau des Vorjahres blieb, ging er im Energievertrieb deutlich zurück. Chef Leonhard Birnbaum sieht den DAX-Konzern aber "voll auf Kurs" seine Jahresziele zu erreichen und bestätigte dementsprechend die Prognose. Die erst seit Juni amtierende Finanzchefin Nadia Jakobi verwies auf die Investitionen als Basis für die in ihren Augen positive Entwicklung. Eon nahm im ersten Halbjahr mit 2,9 Milliarden Euro rund ein Fünftel mehr in die Hand als im Vorjahr.

Trotz eines Gewinnrückgangs nach der Corona-Sonderkonjunktur zeigt sich Deutschlands größte Container-Reederei Hapag-Lloyd mit dem Ergebnis der ersten Jahreshälfte zufrieden. "Auch wenn wir nicht an die außergewöhnlich guten Ergebnisse des Vorjahres anknüpfen konnten, haben wir dank der starken Nachfrage und besserer Spotraten ein sehr gutes erstes Halbjahr 2024 erzielt", erklärte Konzernchef Rolf Habben Jansen. Der Konzern verbuchte in den ersten sechs Monaten einen operativen Gewinn (Ebit) von rund 813 Millionen Euro. Im Vergleichszeitraum 2023 waren es noch fast 2,6 Milliarden Euro.

Der Reisekonzern TUI hat den operativen Gewinn im vergangenen Quartal dank hoher Nachfrage kräftig gesteigert. Von April bis Juni wuchs der bereinigte Vorsteuergewinn (Ebit) um 37 Prozent auf 232 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Das sei zum achten Mal in Folge ein zweistelliges Quartalswachstum, erklärte Vorstandschef Sebastian Ebel. "Wir wachsen profitabel. Damit liefern wir, was wir angekündigt haben." Die Buchungen im laufenden Sommerquartal, in dem der Reiseveranstalter den höchsten Gewinn einfährt, liegen sechs Prozent über Vorjahr - bei drei Prozent höheren Preisen.

Das Biotechunternehmen Evotec ist im ersten Halbjahr wegen hoher Kosten in die roten Zahlen gerutscht und steht vor einem deutlichen Stellenabbau. Von Januar bis Juni fiel ein bereinigter operativer Verlust (Ebitda) von 0,5 Millionen Euro nach einem Gewinn von 33,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum an, wie die Hamburger Gesellschaft mitteilte. Evotec führte das auf hohe Fixkosten im Segment der geteilten Forschung und Entwicklung sowie für den Bau einer neuer Biologika-Anlage in Toulouse zurück. Das Unternehmen zieht nun den Abbau von weltweit etwa 400 Stellen in Betracht.

Ein deutlich gestiegener Absatz von Düngemittel-Spezialitäten hat K+S im zweiten Quartal zu einem kräftigen Ergebnisplus verholfen. Der operative Gewinn (Ebitda) verfünffachte sich auf 128 Millionen Euro, wie der Kasseler Düngemittel- und Salzhersteller mitteilte. Damit erfüllte K+S die Erwartungen der Analysten. Der Umsatz zog um sechs Prozent auf 874 Millionen Euro an. Neben einem starken Europa- und Düngemittelspezialitäten-Geschäft profitierte K+S auch von einer Nachfrageerholung bei Chemie- und Industrieprodukten.

Der Elektronikhändler MediaMarktSaturn hat wegen der im Sommer ausgetragenen Fußball-Europameisterschaft europaweit mehr Fernseher verkauft. "Die Fußball-EM war ein Wachstumstreiber und wir konnten mit höheren Umsätzen punkten. Besonders TV-Geräte wurden nachgefragt", sagte Karsten Wildberger, Chef von Ceconomy sowie dessen Tochterunternehmen MediaMarktSaturn.  In Deutschland lag die Zahl der bei Media Markt und Saturn verkauften Fernseher im Juni und Juli 57 Prozent höher als im Vorjahr, wie das Unternehmen mitteilte.

SAP arbeitet an einer speziell auf die Verarbeitung von Geschäftszahlen zugeschnittenen Künstlichen Intelligenz (KI). "Wir wollen die Ersten sein, die ein tabellenorientiertes KI-Modell auf den Markt bringen", sagte Jürgen Müller, der Technologievorstand des Walldorfer Softwarekonzerns, in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem Magazin "Capital". Das sogenannte SAP Foundation Model solle auf Basis vorhandener Daten eines Unternehmens unter anderem die Umsatzentwicklung vorhersagen.

Im Countdown zum Einstieg der Großreederei MSC bei der HHLA hat der Hamburger Hafenlogistik-Konzern Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert. Wie die HHLA mitteilte, wuchs der Betriebsgewinn (Ebit) des börsennotierten Teilkonzerns Hafenlogistik im zweiten Quartal um 72 Prozent auf 38 Millionen Euro. Der Umsatz erhöhte sich um fast zehn Prozent auf 387,5 Millionen.

Die Großbank UBS hat im zweiten Quartal von anhaltender Kundendynamik profitiert und besser verdient als erwartet. Der Nettogewinn lag bei 1,1 Milliarden Dollar, wie das Institut mitteilte. Das ist zwar weniger als im Auftaktquartal, aber deutlich mehr als von Analysten erwartet. Diese hatten einer von dem Institut selbst erhobenen Umfrage zufolge mit 528 Millionen Dollar gerechnet. In der Vorjahresperiode hatte die UBS dank eines Buchgewinns im Zusammenhang mit der Übernahme des gestrauchelten Rivalen Credit Suisse einen Rekordgewinn von 29 Milliarden Franken ausgewiesen.

Der Rüstungskonzern Rheinmetall übernimmt den US-Fahrzeugspezialisten Loc Performance. Dem vereinbarten Kaufpreis liege ein Unternehmenswert von 950 Millionen US-Dollar zugrunde, teilten die Deutschen mit.

Mit seinen rund 1.000 Mitarbeitern erwirtschaftete Loc Performance beträchtliche und wachsende Umsätze. Mit dem Kauf baue Rheinmetall seine Marktposition in Nordamerika aus und stärke die Position im Wettbewerb um volumenstarke Großaufträge in den USA.

Der US-Chiphersteller Intel hat sich von seiner gesamten Beteiligung am britischen Chipkonzern Arm Holdings getrennt. Der angeschlagene US-Chipriese verkaufte seinen Anteil von 1,18 Millionen Aktien bereits im zweiten Quartal, wie aus einer Behördenmitteilung hervorgeht. Basierend auf dem durchschnittlichen Aktienkurs von Arm zwischen April und Juni dürfte Intel nach Berechnungen von Reuters mit dem Verkauf rund 146,7 Millionen Dollar eingenommen haben. Der Schritt erfolgt im Rahmen umfangreicher Sparmaßnahmen, die Intel Anfang August angekündigt hatte.

Google setzt bei neuen Smartphones seiner hauseigenen Marke Pixel auf KI-Funktionen. Der Internet-Konzern könne dafür seine jahrzehntelangen Investitionen in Künstliche Intelligenz mobilisieren, sagte Gerätechef Rick Osterloh bei der Vorstellung des neuen Smartphone-Modells Pixel 9. Googles KI laufe auf den eigenen Geräten des Konzerns besonders flüssig und sicher. Die Software soll zum Beispiel den Inhalt von E-Mails und Telefonanrufen zusammenfassen oder Textvorschläge machen können.