Messestand der Firma Rheinmetall auf der Rüstungsmesse "Eurosatory 2024" in Paris.

Zukauf in den Vereinigten Staaten Rheinmetall expandiert im US-Rüstungsmarkt

Stand: 14.08.2024 09:37 Uhr

Der DAX-Konzern Rheinmetall kauft in den USA zu: Für fast eine Milliarde Dollar will der Hersteller den Rüstungszulieferer Loc übernehmen. Es lockt ein riesiger Auftrag des US-Militärs - im größten Rüstungsmarkt der Welt.

Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall will den US-Zulieferer und Fahrzeugspezialisten Loc Performance übernehmen - und damit sein Geschäft mit dem amerikanischen Militär ausbauen.

Der Konzern hat dabei bereits milliardenschwere Aufträge der US-Regierung für neue Schützenpanzer sowie Militär-Lastwagen im Visier. Rheinmetall lässt sich das Unternehmen aus Plymouth im Bundesstaat Michigan 950 Millionen Dollar kosten, wie der DAX-Konzern gestern Abend mitteilte.

"Durch die Übernahme von Loc Performance weitet der Konzern sein Geschäft mit dem US-Militär aus, vergrößert seine industrielle Basis in den USA und schafft weitere Zugänge für seine Technologien in Nordamerika", so das Unternehmen.

Größter Rüstungsmarkt der Welt

Rheinmetall erhofft sich davon mehr Chancen für Aufträge auf dem größten Rüstungsmarkt der Welt. Dort könne man mit Loc und seinen rund 1.000 Mitarbeitern sowohl das Produktangebot für Militärfahrzeuge als auch die lokale Produktionskapazität - hierauf legt die US-Regierung Wert - ausbauen.

Loc betreibt vier Werke in den Bundesstaaten Michigan und Ohio und stellt dort nach eigenen Angaben Antriebsstränge, Aufhängungen, Raupensysteme, Gummi- und Panzerungsprodukte sowie Strukturen für Fahrzeugplattformen her. Zu den Kunden von Loc zählen neben dem Militär auch die Bau- und Agrarindustrie.

Ringen um milliardenschwere Großaufträge

Die Übernahme soll Rheinmetall unter anderem im Ringen um zwei Großaufträge in den USA Vorteile bringen: Beim Programm XM30 zum Bau einer neuen Generation von Panzern als Nachfolger des Schützenpanzers Bradley sei der Konzern einer von zwei verbliebenen Teilnehmern in der Prototypen-Phase, hieß es.

Dabei geht es um 4.000 Schützenpanzer für 45 Milliarden Dollar. Außerdem hofft Rheinmetall auf den Zuschlag für das rund 16 Milliarden Dollar schwere "Common Tactical Truck (CTT)"-Programm für 40.000 Militärlastwagen.

Die beiden möglichen US-Großaufträge haben ein Volumen von über 60 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Erst im Juni hatte Rheinmetall den größten Auftrag seiner Geschichte von der Bundeswehr erhalten für Artilleriemunition - im Wert von bis zu 8,5 Milliarden Euro.

Rheinmetall-Chef verfolgt Wachstumsstrategie

Rheinmetall-Chef Armin Papperger hatte immer wieder deutlich gemacht, dass er große Hoffnungen auf den US-Markt setzt - und dort Übernahmen plant. "Wir investieren viel Geld, wir haben eine klare Strategie für Wachstum und die Vereinigten Staaten werden für uns ein starker Kernmarkt in den kommenden Jahren sein", hatte er erst in der vergangenen Woche in einer Telefonkonferenz gesagt. Dies gelte unabhängig vom Ausgang der anstehenden US-Präsidentschaftswahl im November. "Es kommt dabei nicht darauf an, wer Präsident in den USA ist."

Rheinmetall unterhält bereits Fabriken in den USA und kooperiert unter anderem auch mit dem US-Konzern Lockheed Martin. Die Düsseldorfer expandieren rasant angesichts der hohen Rüstungsinvestitionen westlicher Staaten nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. "So stark sind wir noch nie gewachsen", hatte Papperger mit Blick auf das zweite Quartal gesagt.

Im Februar begann Rheinmetall etwa mit dem Bau eines neuen Werks für Artilleriemunition an seinem größten Standort Unterlüß in Niedersachsen. Der Düsseldorfer Konzern schaut sich dabei auch nach Übernahmezielen und Kooperationspartnern um. In Italien hatte Rheinmetall ein Gemeinschaftsunternehmen mit Leonardo gegründet, das auf milliardenschwere Aufträge des italienischen Heers bei Panzern setzt. Und auch seinen Schützenpanzer Lynx will der Konzern über ein Joint-Venture in der Ukraine bauen lassen. Die Produktion wird vom Gemeinschaftsunternehmen Rheinmetall Ukrainian Defense Industry übernommen. Rheinmetall hält daran 51 Prozent, 49 Prozent gehören dem ukrainischen Staatskonzern UDI.