Schlechte DAX-Monatsbilanz Wall Street im Sog der Zinssorgen
Vor dem morgigen Zinsentscheid der US-Notenbank Fed werden die Investoren zunehmend nervös: Zuerst sackte der DAX unter 18.000 Punkte, anschließend zog es auch die Wall Street tief ins Minus.
Die Sorge um eine anhaltend hohe Inflation in den USA belastete den Aktienmarkt: Nach einem Erholungsversuch in den vergangenen drei Handelstagen legte der Dow Jones heute wieder den Rückwärtsgang ein und gab um 1,5 Prozent auf 37.815,92 Punkte nach. Der marktbreite S&P 500 verlor 1,6 Prozent auf 5.035,69 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 sank um 1,9 Prozent auf 17440,69 Zähler.
Frische Daten vom Arbeitsmarkt kamen bei den Anlegern schlecht an. In den USA waren die Arbeitskosten zu Jahresbeginn stärker gestiegen als erwartet. Zudem legten auch die Hauspreise deutlicher als erwartet zu. Das könnte die Inflation weiter fördern und dämpft die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve. Hugh Johnson von Hugh Johnson Economics kommentierte: "Zinssenkungen sind zwar noch nicht vom Tisch, aber der Bericht wird für die Fed sicherlich nicht hilfreich sein."
Im Gegensatz zu Deutschland wird morgen in den USA gehandelt. Noch während des morgigen Wall-Street-Handels wird die Fed ihren Zinsentscheid verkünden. Ökonomen gehen fest davon aus, dass die Federal Reserve den Leitzins unverändert lassen wird. Im Fokus stehen deshalb die Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell, die Marktteilnehmer auf Hinweise zum weiteren geldpolitischen Kurs abklopfen werden.
Bereits zuvor hatte auch der DAX an Boden verloren: Der deutsche Leitindex schloss vor dem morgigen Feiertag und der Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve ein Prozent leichter auf 17.932 Punkten. Daraus resultierte für den Monat April ein Verlust von rund drei Prozent.
"Im Vorfeld der US-Zinssitzung am Mittwoch und des US-Arbeitsmarktberichts am Freitag ist die Angst, sich jetzt auf der falschen Seite zu positionieren, groß", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Hinzu komme die Fahrt aufnehmende Berichtssaison. "Diese Datenflut hält sicherlich viele davon ab, bei Kursen oberhalb der 18.000 ihre Aktienpositionen aufzustocken."
Geht es jetzt weiter abwärts? Gegen ein Ende der Rally spreche das bislang moderate Ausmaß der Korrektur nach Erreichen des Allzeithochs über 18.500 Punkten Anfang April, stellt Konstantin Oldenburger, Marktbeobachter bei CMC Markets, fest. "Gerade einmal drei Prozent hat der DAX verloren, nach über 26 Prozent Plus in den fünf Monaten zuvor. Und mit einem Anstieg über 18.200 Punkte könnte man durchaus einen Schlussstrich unter das Kapitel Korrektur ziehen. Weitere Kursgewinne wären dann nur eine Frage der Zeit", meint Oldenburger.
Damit sieht die DAX-Monatsbilanz im April schwach aus, der Schlusskurs des vergangenen März hatte bei 18.492 Punkten gelegen. Gemäß einer bekannten Anlagestrategie enden heute die besten sechs Monate an der Börse (November bis April). Dem Mai eilt als Börsenmonat kein allzu guter Ruf voraus - oder ist das überholt?
Die oft zitierte Börsenweisheit "Sell in May and go away" scheine ihren Schrecken ein wenig verloren zu haben, zu diesem Schluss kommt jedenfalls IG-Experte Christian Henke. "In den vergangenen zehn Jahren konnte der DAX im besagten Wonnemonat in 60 Prozent der Fälle um durchschnittlich 1,6 Prozent zulegen."
Positive Signale für den deutschen Aktienmarkt kamen von der Konjunktur, ist die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal doch um 0,2 Prozent gewachsen. Ökonomen hatten im Schnitt nur mit einem Zuwachs von 0,1 Prozent gerechnet. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer führte das Plus teilweise auf die ungewöhnlich milde Witterung zurück, von der die Bautätigkeit profitierte.
Auch die Wirtschaft in der Europäischen Union ist zum Jahresauftakt wieder leicht gewachsen. In den 27 EU-Ländern stieg die Wirtschaftsleistung zwischen Januar und März im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent. Auch in der Eurozone wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,3 Prozent. Unterdessen verharrte die Inflationsrate in der Eurozone im April bei 2,4 Prozent.
Im DAX war gegen den Abwärtstrend die Vonovia-Aktie gefragt. JPMorgan-Analyst Neil Green attestiert Deutschlands größtem Wohnimmobilienkonzern einen ermutigenden Jahresstart. Vonovia erzielte von Januar bis März einen Gewinn von 335,5 Millionen Euro - nach einem Verlust von rund zwei Milliarden Euro vor Jahresfrist.
Im Sog der Vonovia-Aktie legten auch andere Aktien aus dem Sektor zu. Im MDAX gehören TAG Immobilien, LEG Immobilien und Aroundtown zu den größten Gewinnern. Im SDAX stehen Patrizia Immobilien, Deutsche Wohnen und Grand City Properties auf den Kauflisten der Anleger.
Dagegen ist der Volkswagen-Konzern angesichts von Problemen in China und belastet durch Modellanläufe schwächer ins neue Jahr gestartet. Der Umsatz ging im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um ein Prozent auf knapp 75,5 Milliarden Euro zurück. Das Ergebnis nach Steuern fiel um fast 22 Prozent auf 3,71 Milliarden Euro. Die Aktie verliert gut zwei Prozent.
Größter DAX-Verlierer war Mercedes-Benz. Von Januar bis März sank das Betriebsergebnis des Autobauers um fast 30 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Die bereinigte Rendite von Mercedes-Benz Cars sackte um fast sechs Prozentpunkte auf 9,0 Prozent ab. Mercedes-Benz habe noch schwächer als befürchtet abgeschnitten, so ein Händler.
Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 ist im Strategiestreit mit seinem Hauptaktionär MFE mit einem blauen Auge davon gekommen. Bei der Hauptversammlung verfehlte der Antrag von MFE, dass ProSiebenSat.1 eine Abspaltung aller nicht zum Kerngeschäft zählenden Randaktivitäten vorbereiten solle, die nötige Dreiviertelmehrheit, wie Aufsichtsratschef Andreas Wiele sagte.
Der Antrag erhielt zwar mit 70,95 Prozent eine deutliche Mehrheit der Stimmen, verfehlte aber knapp die vorgeschriebene 75-Prozent-Schwelle. Durchsetzen konnten die von der italienischen Familie Berlusconi kontrollierte MFE und der zweite Großaktionär PPF ihre gegen den Willen des Aufsichtsrats nominierten drei Kandidaten für das Gremium.
Der Eurofighter und die starke Nachfrage in der Wartung haben den Triebwerkshersteller MTU Aero Engines im ersten Quartal gestützt. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) legte um drei Prozent auf 218 Millionen Euro zu. Der Nettogewinn verharrte mit 158 Millionen Euro nahezu auf dem Vorjahresniveau.
Niedrigere Verkaufspreise haben dem Kunststoffkonzern Covestro im ersten Quartal einen Ergebnisrückgang eingebrockt. Das operative Ergebnis (Ebitda) sank um 4,5 Prozent auf 273 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr erwartet Covestro unverändert ein Ebitda zwischen 1,0 und 1,6 Milliarden Euro.
Nach einem Rekordgewinn im vergangenen Jahr bleibt die Commerzbank optimistisch. "Für das laufende Geschäftsjahr streben wir trotz der Konjunkturschwäche ein höheres Konzernergebnis als 2023 an", bekräftigte Konzernchef Knof auf der Online-Hauptversammlung. Mindestens 70 Prozent davon sollen durch Dividenden und Aktienrückkäufe an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
K+S, der Düngerkonzern, hat im ersten Quartal nach vorläufigen Zahlen ein operatives Ergebnis (Ebitda) von rund 200 Millionen Euro erzielt und damit die Analystenerwartungen von im Mittel 165 Millionen Euro deutlich übertroffen.
Das Biotechunternehmen Evotec weitet seine Zusammenarbeit mit dem Leverkusener Pharma- und Agrarkonzern Bayer aus. Der Fokus der Kooperation werde auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen erweitert, teilte Evotec mit. Finanzielle Details der neuen Vereinbarung wurden nicht genannt.
Tausende Stahlkocher von Thyssenkrupp haben heute in Duisburg für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und Standorte demonstriert. Die IG Metall wirft Konzernchef Lopez und Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm vor, in dem Verkaufsprozess von 20 Prozent der Anteile des Stahlunternehmens an die Gesellschaft EPGC des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky die Mitbestimmung zu übergehen.
Die Lufthansa dreht nach den teuren Streiks des ersten Quartals an der Kostenschraube. Die Kernmarke Lufthansa will Sachkosten senken, Neuprojekte stoppen und Einstellungen in der Verwaltung prüfen. Konzernweit rechnet Vorstandschef Carsten Spohr für 2024 nur noch mit einem Flugangebot von 92 statt 94 Prozent des Niveaus aus der Zeit vor der Corona-Krise.
Ein starkes Privatkunden-Geschäft auf dem Heimatmarkt hat den Gewinn der spanischen Großbank Santander im Auftaktquartal angeschoben. Der Nettogewinn kletterte binnen Jahresfrist um elf Prozent auf 2,85 Milliarden Euro. Der nach Börsenwert zweitgrößte Finanzkonzern der Euro-Zone bestätigte zudem seine Gewinnziele für das laufende Jahr.
Nach einem Umsatzminus von zwölf Prozent zum Jahresauftakt ist die Opel-Mutter Stellantis zuversichtlich, mit neuen Modellen in Fahrt zu kommen. Finanzchefin Natalie Knight sagte, die neuen Modelle seien "Blockbuster" und schafften "die Voraussetzungen für wesentlich verbessertes Wachstum und für Rentabilität in der zweiten Jahreshälfte".
Steigende Chippreise und der Boom rund um Künstliche Intelligenz haben dem Elektronikriesen Samsung im ersten Quartal 2024 einen deutlichen Gewinnsprung beschert. Der Überschuss erhöhte sich im Jahresvergleich um mehr als das Vierfache auf 6,75 Billionen Won (4,6 Milliarden Euro).