DAX setzt Rekordlauf fort Der Bulle regiert
Mit einem Plus von 200 Punkten hat der DAX zur Wochenmitte seinen Rekordlauf fortgesetzt - trotz eines schwierigen Umfelds. Auch die Wall Street ist gut aufgelegt.
Auch der Mittwoch brachte dem DAX neue Rekordstände. Der deutsche Leitindex ging mit einem Plus von 1,08 Prozent auf 20.232 Punkte aus dem Handel. Im Verlauf hatte der DAX bis zu 20.257 Punkte erreicht.
Ein besseres Kaufsignal als einen Rekordkurs gibt es in der technischen Analyse nicht. Regelmäßig vergisst der Markt dann belastende Faktoren - wenn auch nur für eine Weile. Gestern hatte der DAX erstmals in seiner Geschichte über der Marke von 20.000 Punkten geschlossen.
Der DAX könne aus technischer Sicht bis in die Region von 20.400 Zählern steigen, sagte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. "Spätestens dann aber dürften sich die Anleger mit den möglichen Auswirkungen der 'America First'-Politik beschäftigen, so wie sie es direkt nach der Wahl schon einmal getan haben."
"Wenngleich auch der Faktor Saisonalität - Stichwort: 'starkes Jahr, starker Dezember' - für Rückenwind sorgt, müssen wir nach vier extrem guten Handelstagen doch etwas Wasser in den Wein gießen", schrieben die Analysten von HSBC in ihrem Tageskommentar. Sie sehen Anzeichen für eine kurzfristige Übertreibung.
"Sollte es zu einem Rücklauf kommen, wäre mit einem Anlauf der Marke von 19.600 Punkten zu rechnen. In diesem Bereich könnte der DAX bereits einen Boden finden und vor erneut steigenden Kursen stehen", meinte ING-Experte Christian Zoller.
Auch die Fachleute der Helaba mahnten zur Vorsicht: "Anleger am deutschen Aktienmarkt haben Konjunktursorgen und die drohende Staatskrise in Frankreich ignoriert." Fraglich sei, ob mit dem Erreichen der 20.000er-Marke eine Konsolidierung einsetzt und schlechte Nachrichten aus Wirtschaft und Politik wieder eine größere Rolle spielen.
Die instabile politische Lage in Frankreich wird von den Investoren ebenfalls beobachtet. Die rechtsnationale Partei Rassemblement National um Marine Le Pen sowie die Linken-Fraktion wollen Ministerpräsident Michel Barnier heute durch einen Misstrauensantrag stürzen. Derzeit läuft die entscheidende Debatte in der Nationalversammlung.
Auch wenn die konjunkturelle Schwäche aktuell keine Rolle am Aktienmarkt spielt, werden die Investoren genau registriert haben, dass Deutschland beim Wirtschaftswachstum nach einer Prognose der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im kommenden Jahr das Schlusslicht unter den Industrieländern sein dürfte. Für das kommende Jahr werde für Deutschland ein Wachstum von lediglich 0,7 Prozent erwartet, teilte die OECD mit. 2026 wird ein Wachstum von 1,2 Prozent erwartet.
Ferner hat sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im November deutlich verschlechtert und signalisiert ein Schrumpfen der Wirtschaft. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel zum Vormonat um 1,7 Punkte auf 48,3 Zähler. Der Stimmungsindikator rutschte unter die sogenannte Wachstumsschwelle von 50 Punkten, was auf einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität hindeutet.
Auch die New Yorker Börsen sind gut aufgelegt. Zur Stunde gewinnt der Dow Jones gut 0,5 Prozent auf 44.940 Punkte. Schwache Konjunkturdaten konnten den Markt nicht ausbremsen. Die Stimmung unter den Dienstleistern hat sich im November merklich eingetrübt. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex ISM fiel stärker als erwartet. Er signalisiert jedoch weiterhin ein wirtschaftliches Wachstum.
Neue Rekordstände gab es beim marktbreiten S&P 500 und dem Technologieindex Nasdaq 100. Am Abend wird noch eine Rede von US-Notenbankpräsident Jerome Powell erwartet.
Das drohende Scheitern der Regierung Barnier in Frankreich schlägt sich auch am Devisenmarkt nieder. Zur Stunde hat sich der Euro aber über die Marke von 1,05 Dollar erholt.
Die Ölpreise gehen am frühen Abend etwas zurück, obwohl die Rohölvorräte in den USA stärker gesunken sind als erwartet. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet 73,11 Dollar, und 0,7 Prozent weniger als gestern. Die Ölreserven fielen in der vergangenen Woche um 5,1 Millionen auf 423,4 Millionen Barrel. Analysten hatten mit einem Rückgang um 0,7 Millionen Barrel gerechnet. Morgen berät das Ölkartell OPEC+ über seine Produktionsziele ab Januar. Analysten erwarten, dass die Ölstaaten das Angebot weiter knapp halten wollen.
An der Wall Street sorgt ein tragischer Todesfall für Aufsehen. Nach Medienberichten war am Morgen der Chef des US-Versicherungskonzerns UnitedHealthcare, der 50-jährige Brian Thompson, mitten in Manhattan erschossen worden. Die Hintergründe der Tat sind bisher ungeklärt. UnitedHealthcare ist das größte Krankenversicherungsunternehmen in den USA und gehört zum Gesundheitskonzern UnitedHealth.
Wie der DAX setzte auch SAP seine Rekordjagd an der Indexspitze fort. Dabei halfen optimistische Analystenkommentare und ein zuversichtlicher Ausblick des US-Branchenkollegen Salesforce. Der SAP-Konkurrent schnitt im dritten Quartal zudem besser ab als von Analysten erwartet.
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hat sich den Betrieb eines weiteren Flughafens in Griechenland gesichert. Voraussichtlich ab Ende 2025 werde man den Flughafen Kalamata im Süden der Halbinsel Peloponnes organisieren, berichtete der MDAX-Konzern. Eine entsprechende Konzession über 40 Jahre habe man sich über ein Konsortium für 45,2 Millionen Euro gesichert. Seit 2017 betreibt die Fraport in Griechenland 14 Regionalflughäfen, die es zunächst modernisiert hat. Fast die Hälfte des operativen Ergebnisses erzielt der Konzern in seinen ausländischen Beteiligungen.
Nach der irrtümlichen Nennung einer Erotik-Webseite auf der in den USA verkauften Verpackung der Puppen zum Kino-Musical "Wicked" hat eine Mutter mit einer Sammelklage den Spielzeugriesen verklagt. Wie mehrere Medien berichten, soll die minderjährige Tochter der Frau die Pornoseite besucht haben. Als Schadenersatz werden demnach fünf Millionen Dollar gefordert. Mattel wollte sich den Berichten zufolge dazu nicht äußern. Die Puppen stünden mit der korrekten Verpackung wieder zum Verkauf.
Beim angeschlagenen Agrar- und Baustoffkonzern BayWa soll in den nächsten drei Jahren jede sechste Stelle gestrichen werden. 1.300 von insgesamt 8.000 Vollzeitarbeitsplätzen sollen bis 2027 wegfallen, wie das Unternehmen mitteilte. Der Schwerpunkt soll in der Zentrale liegen, allein 40 Prozent des Abbaus entfallen auf Verwaltungsfunktionen. In der Fläche will die BayWa 26 von 400 Standorten aufgeben.
Der Wind- und Solarparkentwickler und -betreiber Energiekontor streicht wegen Verzögerungen in den aktuellen Verkaufsprozessen in Deutschland und Großbritannien sein Gewinnziel für das Gesamtjahr zusammen. Es werde für 2024 nun ein Vorsteuergewinn (Ebt) von etwa 23 bis 27 Millionen Euro erwartet, teilte das Unternehmen überraschend mit. Noch Mitte November hatte der Konzern bei Vorlage der Bilanz zum dritten Quartal ein Ergebnis vor Steuern 30 bis 70 Millionen Euro angepeilt, dabei allerdings höchstens die Mitte der Spanne.
Der zu chinesischen Geely Holding gehörende Autobauer Volvo Cars hat dank der Nachfrage in Europa und den USA im November mehr Autos verkauft. Der Absatz stieg um fünf Prozent auf 66.977 Fahrzeuge. Dabei schnellten die Verkäufe in Europa, dem größten Markt für Volvo, um 20 Prozent auf 31.611 Autos, während die Verkäufe in den USA um fünf Prozent zulegten. Derweil sank der Absatz in China um acht Prozent. Bei E-Autos und Plug-in-Hybridmodellen verzeichnete Volvo ein Plus weltweit von 40 Prozent. Diese Fahrzeuge machten 48 Prozent der Gesamtverkäufe aus.
Mit neuer Hard- und Software will Amazon im Geschäft mit KI erfolgreich sein. Konzernchef Andy Jassy präsentierte bei der "re:Invent"-Konferenz der Cloud-Tochter Amazon Web Services (AWS) die Bilder-KI "Nova". Sie kann auf Grundlage weniger Befehle kurze Videoclips zum Beispiel für Produktpräsentationen im Online-Shop der Konzernmutter Amazon erzeugen.
Außerdem stellte AWS spezielle KI-Server vor, in denen jeweils 64 der selbst entwickelten Hochleistungsprozessoren "Trainium2" stecken. Damit will der weltgrößte Cloud-Anbieter dem Weltmarktführer bei KI-Chips, Nvidia, Marktanteile abjagen. Für die neuen Rechner hat AWS den iPhone-Anbieter Apple als Kunden gewonnen, der seine Produkte mit der "Apple Intelligence" getauften KI ausrüstet.