Kurstafel des DAX an der Frankfurter Börse
marktbericht

DAX solide im Plus Anleger begrüßen Ende der Koalition

Stand: 07.11.2024 09:43 Uhr

Nachdem der Ausgang der US-Wahl für Turbulenzen im DAX gesorgt hatte, scheint den Anlegern heute das Aus der Ampel-Regierung zu gefallen. Marktbeobachter warnen aber vor möglichen Kursschwankungen.

Die Politik bestimmt auch heute das Geschehen an den Finanzmärkten. "Das Ampel-Aus dürfte heute erneut für eine höhere Schwankungsintensität sorgen", erwarten die Analysten der HSBC. Bislang bleiben die Anleger aber ausgesprochen entspannt: Der deutsche Leitindex steigt im frühen Handel deutlich um 1,1 Prozent auf 19.245 Zähler.

Ökonomen sehen das Ende der Ampel-Koalition ebenfalls eher gelassen: "Das ist eine gute Nachricht für Deutschland. Nur mit vorgezogenen Neuwahlen lässt sich offensichtlich der gordische Knoten, in den sich diese Regierung verwickelt hat, durchschlagen. Eine neue Regierung kann die neuen Koordinaten, die sich durch die Wahlen in den USA ergeben haben, möglicherweise besser berücksichtigen als eine mit Streit und Animositäten belastete Ampel-Koalition", kommentiert Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank.

Die Frage ist, ob das angesichts der ungewissen Entwicklungen so bleibt: "Der Bruch der Regierungskoalition mag zwar perspektivisch Raum für konjunkturelle Stimuli und wirtschaftspolitische Reformen schaffen, zunächst aber ist die Regierung nicht mehr handlungsfähig, was zur Verunsicherung beitragen dürfte“, kommentieren die Marktbeobachter der Helaba.

"Jubel nach dem Trump-Sieg an der Wall Street und Bestürzung darüber an den europäischen Börsen. Als sei dies nicht schlimm genug, drohen Deutschland Neuwahlen. All das dürfte nicht im Sinne der Anleger sein", meint Christian Henke, Analyst bei dem Broker IG. "Es sollte nicht überraschen, wenn deutsche und europäische Aktien künftig erst einmal gemieden werden."

Aus Furcht vor Handelshemmnissen hatte der DAX gestern 1,1 Prozent auf 19.039 Punkte verloren. Donald Trump hatte angekündigt, Produkte aus China mit einem Strafzoll von 60 Prozent sowie Produkte aus Deutschland und allen anderen Teilen der Welt mit zehn bis 20 Prozent zu belegen. Der europäische Auswahlindex EuroStoxx50 verlor 1,4 Prozent.

Neben den beiden dominierenden politischen Themen werden die Anleger auch den heutigen Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve im Blick haben müssen. Ökonomen erwarten überwiegend eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte in eine Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Der Wahlsieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen dürfte sich wohl nicht auf die Entscheidung auswirken. Mittelfristig könnte der Wahlsieg jedoch starke Auswirkungen auf die US-Geldpolitik haben.

"Niedrigere Unternehmenssteuern und höhere Zölle haben auch Implikationen für die US-Geldpolitik", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. So würden niedrigere Steuersätze das Wachstum befördern und höhere Zölle die Inflation antreiben. "Käme es so, müsste auch die US-Notenbank Fed von ihren geplanten Zinssenkungen Abschied nehmen", schreibt Gitzel. Dies könnte dann zu Konflikten mit Trump führen.

Gestern hatte der Wahlsieg Trumps die US-Anleger euphorisiert und die Wall Street auf einen Höhenflug geschickt. Die Marktteilnehmer setzten darauf, dass die heimischen Unternehmen von Trumps Steuer- und Handelspolitik und seinem Credo "America First" stark profitieren werden.

Alle drei großen US-Indizes sprangen auf Rekordhochs, der Dow Jones schloss 3,6 Prozent höher auf 43.729 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte drei Prozent auf 18.983 Zähler vor. Der breit gefasste S&P 500 legte 2,5 Prozent auf 5.929 Stellen zu.

Aktien des Elektroautobauers Tesla gewannen fast 15 Prozent. Tesla-Chef und Großaktionär Elon Musk hatte Trump in seinem Wahlkampf unterstützt. Dem Milliardär winkt nicht nur ein potenziell wichtiger politischer Posten in der neuen Regierung. Trumps Wirtschaftsagenda könnte auch seinem weit verzweigten Firmenimperium zusätzlichen Schub verleihen.

Die Wiederwahl Trumps löst an den asiatischen Aktienmärkten gemischte Reaktionen aus. Anleger wägen die möglichen Auswirkungen einer Regierung unter Trump ab und warten nun auf die anstehenden geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank.

In Tokio notierte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index nahezu unverändert bei 39.446 Punkten, der breiter gefasste Topix stieg um 1,2 Prozent auf 2.747 Zähler. Am Vortag hatte der Nikkei um 2,6 Prozent zugelegt. "Die Kehrtwende des Nikkei deutet darauf hin, dass die starken Gewinne am Vortag von kurzfristig orientierten Anlegern getrieben wurden, die auf eine Rally wegen Trump gesetzt hatten", sagte Takehiko Masuzawa, Handelschef bei Phillip Securities Japan. "Sie verkauften schnell Aktien, um Gewinne mitzunehmen."

Nach den Vortagesverlusten wegen der Furcht vor höheren Zöllen unter einer möglichen neuen Trump-Präsidentschaft zogen die Kurse in China wieder an: Die Börse in Shanghai gewann 0,9 Prozent auf 3.413 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen stieg um 0,7 Prozent auf 4.052 Punkte. Anleger richten ihre Aufmerksamkeit auf den Abschluss der einwöchigen Sitzung des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses am Freitag und erhoffen sich neue Details zu den Konjunkturmaßnahmen.

Rheinmetall steuert aufgrund der gestiegenen Rüstungsausgaben der westlichen Staaten nach dem russischen Überfall auf die Ukraine auf Rekordkurs. Der Umsatz kletterte nach neun Monaten um 36 Prozent auf rund 6,3 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis legte um 72 Prozent auf 705 Millionen Euro zu. Der Auftragseingang kletterte auf über 21 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand erreichte nun eine Höhe von insgesamt rund 52 Milliarden Euro.

Wirbelstürme und andere Katastrophen haben den weltgrößten Rückversicherer Munich Re im dritten Quartal mehr als doppelt so viel gekostet wie ein Jahr zuvor. Die Großschäden in der Rückversicherung summierten sich auf 1,6 Milliarden Euro. Am teuersten schlug mit einer halben Milliarde Euro Hurrikan "Helene" in den USA zu Buche. Im dritten Quartal verdiente die Munich Re wegen der hohen Schäden unter dem Strich 930 Millionen Euro und damit ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor.

Gestiegene Absatzmengen und Einsparungen haben dem Spezialchemiekonzern Lanxess zu einem Ergebnissprung verholfen. Das Betriebsergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen stieg im dritten Quartal um mehr als 45 Prozent auf 173 Millionen Euro. Der Umsatz lag mit 1,598 Milliarden Euro nahezu auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums, denn Gegenwind kam von niedrigeren Verkaufspreisen.

In den ersten neun Monaten erhöhte sich der Umsatz des Windturbinenhersteller Nordex um 14 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Das Ebitda verbesserte sich deutlich auf 189 Millionen Euro. Hier war im Vorjahr ein Verlust von 67 Millionen Euro angefallen. Die Ebitda-Marge liegt bei 3,7 Prozent. Im dritten Quartal verbesserte sich die Marge dabei von 0,1 auf 4,3 Prozent.