Schwungloser Handelsstart DAX pendelt entlang seines Vortagesniveaus
Die Unsicherheit der Anleger begrenzt derzeit das Potenzial für weitere Kursgewinne. Der Handel verläuft bislang ohne Dynamik, zu schwer wiegen die Unklarheiten über die künftige Geldpolitik der Fed.
Der DAX startete heute zunächst mit einem leichten Plus, fiel dann aber schnell zurück in die Verlustzone. Aktuell liegt das Minus bei knapp 0,2 Prozent auf 19.158 Punkte. Der deutsche Leitindex war gestern wenig verändert bei 19.189 Punkten aus dem Handel gegangen. Aber immerhin bleibt das Rekordhoch von Mitte Oktober bei 19.674 Punkten für die erhoffte Jahresendrally in Reichweite.
Aus technischer Sicht bleibe die Lage im DAX fragil, meint Jochen Stanzl, Marktexperte bei CMC Markets. "Unter 19.300 Punkten droht weiterhin eine nachhaltige Trendwende nach unten und besteht das Risiko für einen Bärenmarkt. Solange Anleger den Widerstand als Ausstiegsmöglichkeit ansehen und Käufer dem Markt fernbleiben, könnte der DAX in den kommenden Handelstagen weiter unter Druck geraten", lautet seine Einschätzung.
Aus fundamentaler Perspektive sind es die sinkenden Aussichten auf kraftvolle Zinssenkungen in den USA, die das Kurspotenzial einschränken. Auch die politische Unsicherheit dämpft die Bereitschaft der Investoren, sich eindeutig zu positionieren. Derzeit warten die Anleger auf die Ernennung des Kabinetts des designierten US-Präsidenten Donald Trump, um die Auswirkungen seiner Politik auf Konjunktur und Lockerungspolitik der US-Notenbank Fed zu antizipieren.
"Sollte die US-Wirtschaft infolge fiskalischer Stimuli noch stärker wachsen als momentan erwartet und sich die Inflation auf hohem Niveau verfestigen, könnte die Fed 2025 möglicherweise eine längere Zinspause einlegen", kommentiert Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.
Neben der Geldpolitik ist derzeit auch der Quartalsbericht des Chipherstellers Nvidia ein wichtiges Thema am Markt. Das Unternehmen wird morgen nach US-Börsenschluss berichten. Sollte die Bilanz nicht überzeugen, könnte das Fachleuten zufolge für fallende Kurse sorgen.
Die US-Aktienmärkte hatten gestern nach den jüngsten Verlusten wieder etwas Halt gefunden. Allerdings hielt sich die Kaufbereitschaft in Grenzen. Der Leitindex Dow Jones Industrial konnte sein Minus nur kurz abschütteln und sank letztlich um 0,1 Prozent auf 43.389 Punkte.
Dagegen behauptete der marktbreite S&P 500 einen Kursgewinn von 0,4 Prozent auf 5.893 Punkte. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100, der sich am Freitag besonders schwach gezeigt hatte, ging 0,7 Prozent fester mit 20.539 Zählern aus dem Handel.
Die asiatischen Aktienmärkte verzeichneten am Morgen Gewinne und folgten damit der leichten Stabilisierung der US-Börsen. In Japan ging es nach den Vortagesverlusten wieder nach oben. Der Leitindex Nikkei 225 gewann 0,5 Prozent auf 38.414 Punkte.
Ähnlich sah es in China aus. Der CSI 300 mit den wichtigsten chinesischen Festlandwerten kletterte im späten Handel um 0,7 Prozent auf 3.976 Punkte. Der Hang Seng in der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong stieg um 0,4 Prozent auf 19.652 Punkte.
Der Industriekonzern Thyssenkrupp hat wegen hoher Abschreibungen auf die kriselnde Stahltochter im vergangenen Geschäftsjahr erneut einen Milliardenverlust gemacht. Nach Anteilen Dritter habe der Konzern 2032/24 einen Fehlbetrag von 1,5 Milliarden Euro eingefahren, teilte das Unternehmen mit. Im Vorjahr habe der Verlust 2,1 Milliarden Euro betragen. Trotz der roten Zahlen will Thyssenkrupp eine stabile Dividende von 15 Cent je Aktie zahlen. Im neuen Geschäftsjahr will Vorstandschef Miguel Lopez die Kosten weiter senken und den Ruhrkonzern mit einem Nettogewinn von 100 bis 500 Millionen Euro in die Gewinnzone führen.
Der Chef von Deutschlands größtem Stromversorger E.ON, Leonhard Birnbaum, fordert von der künftigen Bundesregierung eine grundsätzlich andere Denkweise in der Energiepolitik. "Preis- und Mengenrisiken dürfen nicht auf Dauer komplett nur auf die Stromkunden umgelegt werden", sagte der Manager der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX und der Deutschen Presse-Agentur in Essen. Er sprach sich dafür aus, dass etwa Investoren in Wind- und Solaranlagen die finanziellen Risiken durch Zwangsabschaltungen bei Netzüberlastung künftig selbst tragen.
Der kriselnde US-Flugzeugbauer Boeing will offenbar mehr als 2.500 Mitarbeiter in den USA entlassen. Betroffen seien Standorte in den Bundesstaaten Washington, Oregon, South Carolina und Missouri, hieß es in Pflichtmitteilungen auf Bundesebene und nach Angaben eines Gewerkschaftsvertreters. In Washington erhielten demnach fast 2.200 Mitarbeiter ihre Kündigung, in South Carolina sind 220 Beschäftigte betroffen. Beide Bundesstaaten sind wichtige Standorte für die Produktion von Boeings Verkehrsflugzeugen. Eine weitere Entlassungsrunde wird für Dezember erwartet.
Vor dem geplanten Börsengang von Talabat zeichnet sich für die Aktien der Nahost-Tochter von Delivery Hero eine zumindest ausreichende Nachfrage ab. Es lägen über die gesamte Preisspanne bereits genügend Aufträge vor, um die Orderbücher einmal zu füllen, teilten die begleitenden Investmentbanken mit. Für einen erfolgreichen Börsengang ist in der Regel eine zweifache Überzeichnung nötig.