DAX gibt nach Anlegern missfällt Trumps Zollpolitik
Der DAX fällt zum Handelsstart wieder zurück. Donald Trumps Ankündigung, hohe Importzölle auf Waren aus Mexiko, Kanada und China zu erheben, wirkt auch hierzulande stimmungsdämpfend.
Der DAX sinkt im frühen Handel um 0,5 Prozent auf 19.300 Punkte. Damit vergrößert sich der Abstand zum Rekordhoch bei 19.674 Zählern wieder. Gestern hatte der DAX noch an die jüngsten Gewinne angeknüpft und war auf den höchsten Stand seit zwei Wochen gestiegen. Zu Handelsschluss legte er um 0,4 Prozent auf 19.405 Zähler zu.
Jetzt setzen die Investoren ihre Hoffnung auf eine mögliche Jahresendrally, die den Index nach oben tragen könnte. Allerdings müsste dazu auch die Geld- und Handelspolitik mitspielen.
Für einen Stimmungsdämpfer sorgt deshalb die Ankündigung des designierten US-Präsidenten Donald Trump. Er will bereits an seinem ersten Amtstag hohe Importzölle auf alle Waren aus Mexiko und Kanada sowie zusätzliche Zölle auf Waren aus China verhängen. Das werde er am 20. Januar als eine seiner ersten Anordnungen auf den Weg bringen, erklärte Trump auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social.
"Trump zeigt, dass er es ernst meint und bei seiner handelspolitischen Agenda auf Verbündete keine Rücksicht nimmt. Europa muss sich auf einen Handelskonflikt vorbereiten und darf sich nicht auseinanderdividieren lassen", kommentiert Moritz Schularick, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft. "Sollten die zehnprozentigen Zölle auch auf europäische Güter erhoben werden, dürften deutsche Exporte in die USA mittelfristig um 15 Prozent fallen, so zeigen es unsere Modelle."
"Zusätzlich zu den Zollankündigungen äußerten sich Vertreter Chinas und Kanadas kritisch und warnten, dass die US-Politik die globalen Beziehungen belasten und wirtschaftliche Unsicherheit verstärken könnte", heißt es von Saleh-Edine Bouhmidi, Head of Markets bei IG. "Diese Entwicklungen schüren Ängste vor einer weiteren Abschwächung des internationalen Handels und könnten die Risikobereitschaft der Investoren nachhaltig beeinträchtigen."
An der Wall Street hatten die Kurse gestern noch deutlich zugelegt, nachdem Trump den Fondsmanager Scott Bessent zum Finanzminister nominiert hatte. Anleger sahen darin eine Stimme für die Wall Street in Washington. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich mit einem Plus von 1,0 Prozent bei 44.736 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 0,3 Prozent auf 5.987 Punkte und der technologielastige Nasdaq stieg um 0,3 Prozent auf 19.054 Stellen.
Die Zoll-Ankündigung Trumps belastet heute auch die Märkte in Asien. Der japanische Leitindex Nikkei 225 verlor 0,9 Prozent auf 38.442 Punkte. Chinas Handelsplätze fanden unterdessen keine gemeinsame Richtung. In Japan fürchteten Marktteilnehmer durch Trumps Zoll-Ankündigung Auswirkungen auf Automobilhersteller. Die Aktien von Toyota rutschten in der Spitze um rund drei Prozent ab; Nissan büßte zeitweise knapp fünf Prozent ein.
Der CSI 300 mit den wichtigsten chinesischen Festlandswerten gab im späten Handel 0,2 Prozent nach auf 3.839 Punkte. Der Trend zeigt nach gutem Monatsstart weiter abwärts. Der Hang Seng in der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong hielt sich dagegen mit 19.159 Punkten ganz knapp im Plus. "Das ist definitiv ein Schock für den Markt und belastet chinesische Vermögenswerte, vor allem in den Exportsektoren", sagte Gary Ng, Chefvolkswirt bei Natixis.
Der US-Einzelhandelsriese Walmart will unter dem Druck konservativer Gruppen seine Regeln für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion zurückfahren. "Wir sind bereit, uns gemeinsam mit unseren Mitarbeitern und Kunden, die ganz Amerika repräsentieren, zu ändern", sagte ein Walmart-Sprecher.
Der weltgrößte Einzelhändler folgt damit anderen Konzernen wie Starbucks, JPMorgan Chase und Ford, die im vergangenen Jahr ihre Richtlinien zu Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion (DEI) als Reaktion auf den Druck Konservativer geändert haben. Die Agentur Bloomberg News hatte zuvor berichtet, dass Walmart etwa bei der Vergabe von Lieferantenverträgen Rasse und Geschlecht nicht mehr berücksichtigen wird, um die Vielfalt zu fördern.
Nach Gewinnmitnahmen am Vortag steigt der Bitcoin erneut um mehr als ein Prozent über die Marke von 95.000 Dollar. Die Aussicht auf ein freundlicheres regulatorisches Umfeld unter der Regierung von Donald Trump hatte die Kryptowährung vergangene Woche auf ein Rekordhoch von 99.830 Dollar getrieben. Dicht an der 100.000-Dollar-Grenze machten Anleger aber Kasse.
Im SDAX kommt es zu einem außerplanmäßigen Wechsel. Der Finanzdienstleister Wüstenrot & Württembergische (W&W) wird den Solar- und Windparkbetreiber Encavis in dem Marktbarometer ersetzen. Die Anpassung werde zum 28. November wirksam, teilte der zur Deutschen Börse gehörende Index-Anbieter ISS Stoxx am Montagabend nach Börsenschluss mit. Grund sei die Übernahme von Encavis durch ein Konsortium unter der Führung des Finanzinvestors KKR.
Der Videodienstleister Zoom rechnet im kommenden Jahr mit einem anhaltenden Trend zum hybriden Arbeiten und schraubt deshalb seine Umsatzprognose hoch. Der Umsatz werde nun zwischen 4,65 und 4,66 Milliarden Dollar liegen. Zuvor hatte Zoom mit Erlösen zwischen 4,63 und 4,64 Milliarden Dollar gerechnet. Zoom hatte in der Corona-Pandemie wegen des Trends zum flexiblen Arbeiten zwischen Homeoffice und Büro stark zugelegt. Die Angebote des Unternehmens verzeichnen weiter eine starke Nachfrage, unter anderem weil flexibles Arbeiten zwischen Homeoffice und Büro in vielen Firmen zur Norm geworden ist.