Händler an der Frankfurter Börse
marktbericht

Zehnter Gewinntag in Folge DAX bleibt im Aufwind

Stand: 19.08.2024 18:02 Uhr

Die von New York ausgehende Erleichterungsrally hat sich heute fortgesetzt. Der DAX machte Anfangsverluste schnell wieder wett und profitiert damit weiter von Zinshoffnungen an den US-Märkten.

Der DAX hat am Nachmittag im Sog einer robusten Wall Street seine Gewinne ausgebaut und im Plus geschlossen. Am Ende ging der deutsche Leitindex bei 18.421 Punkten um 0,54 Prozent höher aus dem Handel. Nachdem der Index bereits am späten Vormittag die Verlustzone verlassen hatte, überwand er im Gefolge auch die Marke von 18.400 Punkten und endet nahe seines Tageshochs bei 18.454 Zählern.

Im frühen Geschäft war es zunächst noch bis auf 18.284 bergab gegangen, nachdem der Index am Freitag bei 18.322 Punkten aus dem Handel gegangen war. Mit einem Plus von rund 3,4 Prozent hatte der DAX den höchsten Wochengewinn im bisherigen Jahresverlauf ausgewiesen.

Es war zudem der zehnte Gewinntag in Folge. Die bislang neun positiven Handelstage bedeuteten laut dem Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners bereits die längste Gewinnserie seit zehn Jahren. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte rückte um 0,58 Prozent auf 24.955 Zähler vor.

Vor knapp zwei Wochen hatten US-Rezessionssorgen, der Nahost-Konflikt und geplatzte Spekulationen am Devisenmarkt zeitweise die weltweiten Börsen erschüttert. Ein Großteil des Kursrutsches, der den DAX im Gefolge bis nahe an die 17.000 Punkte gedrückt hatte, ist mittlerweile aber wieder ausgeglichen.

Der heimische Leitindex trotzte damit erneut schwachen Fundamentaldaten und orientierte sich wie schon zuletzt weiterhin an der Wall-Street-Tendenz. Nachdem die großen US-Aktienindizes zur Eröffnung leicht höher eingesetzt hatten, haben sie ihre moderaten Gewinne gegen Mittag Ortszeit noch ausgebaut. Der Dow Jones, der letzte Woche drei Prozent zugelegt hat, steigt aktuell fast ein halbes Prozent. Auch die anderen Indizes präsentieren sich zum Wochenstart in ähnlicher Verfassung.

An der Wall Street sind die Anleger elektrisiert von der Aussicht auf die erste Zinssenkung seit der Straffung der Sätze durch die Fed vor gut zweieinhalb Jahren. Konkret richten sich deren Blicke damit auf das Ende der Woche startende Notenbanker-Treffen in Jackson Hole im Bundesstaat Wyoming. Wenige Tage vor diesem Ereignis sprachen sich US-Währungshüter für eine baldige Zinssenkung durch die Notenbank Fed aus.

Jüngste Konjunkturdaten hätten "mehr Zuversicht" gegeben, dass die Inflation unter Kontrolle sei, sagte etwa die Präsidentin der regionalen Notenbank von San Francisco, Mary Daly, in einem Interview mit der Financial Times. Es sei an der Zeit, eine Anpassung der Kreditkosten in Betracht zu ziehen.

"Wir werden nach Hinweisen Ausschau halten, dass Zinssenkungen bevorstehen könnten", sagte Paul O'Neill, Chefanlagestratege der Vermögensverwaltungsfirma Bentley Reid. "Die nächste Frage ist, wie groß diese Zinssenkungen sein werden."

Dieser Aufbruchstimmung in den USA können sich der DAX, aber auch andere Weltindizes, derzeit nicht entziehen. Dabei sehen die ökonomischen Fundamentaldaten gerade in Deutschland, aber auch anderen europäischen Ländern, derzeit deutlich schlechter aus als in den USA.

Jüngstes Beispiel waren negative Nachrichten von der deutschen Konjunktur, die am Morgen veröffentlicht wurden. Denn das Auftragspolster der deutschen Industrie hat im Juni den sechsten Monat in Folge abgenommen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es im Juni einen Rückgang von insgesamt 6,2 Prozent. Zur negativen Entwicklung trug vor allem der Maschinenbau bei.

Update Wirtschaft vom 19.08.2024

Bo Hyun Kim, Update Wirtschaft, 19.08.2024 09:00 Uhr

Euro dank Dollar-Schwäche auf Hoch seit Januar

Der Euro hat am Nachmittag noch kräftig zugelegt und wurde im europäischen Handel zuletzt bei 1,1067 Dollar gehandelt. Damit erreichte die europäische Gemeinschaftswährung den höchsten Stand seit Anfang Januar. Hintergrund sind Erwartungen der Marktteilnehmer, die mit Blick auf Jackson Hole nur auf eine Bestätigung warten, dass Leitzinssenkungen nun unmittelbar bevorstehen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1041 (Donnerstag: 1,0994) Dollar fest.

Am heimischen Rentenmarkt gab es derweil leichte Gewinne. Die Umlaufrendite fiel von 2,25 Prozent am Vortag auf 2,23 Prozent. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel auf etwas unter 2,26 Prozent. Auch die US-Renditen geben derzeit moderat nach.

Die Zinssenkungserwartungen geben tendenziell dem Goldpreis Auftrieb, wirft das gelbe Edelmetall doch selbst keine Zinsen ab. Sinken die Zinsen, wird Gold somit attraktiver. Auch die weltweite wirtschaftliche und politische Unsicherheit wirkt sich seit einigen Monaten treibend auf den Goldpreis aus.

Am späten Nachmittag schnauften die Käufer des gelben Edelmetalls zunächst durch. Der Goldpreis, der zuletzt bis auf das Rekordniveau von 2.510 Dollar je Feinunze geklettert war, sank um bis zu 0,7 Prozent, hat die Verluste bei volatilem Handel bei 2.503 Dollar aber mittlerweile fast wieder aufgeholt.

Am Rohstoffmarkt geben die Ölpreise erneut nach, da die Sorgen um die chinesische Nachfrage weiter auf die Stimmung drückten. Rohöl der Nordseesorte Brent verbilligt sich aktuell um 1,2 Prozent je Barrel (159 Liter).

Unter den Einzelwerten im DAX standen Zalando ohne neuen Nachrichten mit einem Plus von rund drei Prozent klar an der Spitze. Händler sprachen von einem Erholungsversuch. Auch Autowerte waren gefragt.

Ein Medienbericht über Einschränkungen bei Militärhilfen für die Ukraine aus Deutschland drückte hingegen den gesamten europäischen Rüstungssektor. Titel von Konzernen Saab, BAE Systems und Leonardo gaben zum Teil deutlich nach. Im DAX war die Rheinmetall-Aktie der größte Verlierer, im MDAX führte Hensoldt die Verliererliste an.

Nach der aktuellen Haushaltsplanung der Ampelkoalition dürfe nur noch bereits bewilligte Militärhilfe an Kiew geliefert werden, berichtete die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Dies habe Finanzminister Christian Lindner dem Bundesverteidigungsministerium mitgeteilt.

Im Entschädigungsstreit zwischen der Deutschen Bank und früheren Postbank-Aktionären hat das Oberlandesgericht Köln den Termin für seine Entscheidung um zwei Monate auf den 23. Oktober verschoben. Als Grund gab das Gericht in einer Mitteilung "fortdauernden Beratungsbedarf" an. Ursprünglich wollte das Gericht an diesem Mittwoch seine Entscheidung verkünden.

Hintergrund ist die Mehrheitsübernahme der Postbank durch die Deutsche Bank im Jahr 2010. Es geht um die Frage, ob die 2010 beschlossene Zwangsabfindung der Minderheitsaktionäre angemessen war und ob die Deutsche Bank nicht schon vor dem öffentlichen Übernahmeangebot für die Postbank 2010 faktisch die Kontrolle über das Bonner Institut hatte - und den Anlegern mehr Geld hätte zahlen müssen.

Die Deutsche Bank legte vorsorglich 1,3 Milliarden Euro zurück. Die Rückstellung hatte bei dem DAX-Konzern im zweiten Quartal für rote Zahlen gesorgt: Unter dem Strich fiel ein Verlust von 143 Millionen Euro an.

Der Restrukturierungsdeal mit dem Sportwagenbauer Porsche schickt die Varta-Aktie in den freien Fall. Die Papiere des Batterieherstellers brechen zeitweise um mehr als 80 Prozent ein und sind mit 0,76 Euro so billig wie nie. Aktuell haben sie sich bei einem Minus von knapp 50 Prozent bei 2,00 Euro eingependelt.

Das Sanierungskonzept sieht vor, das Grundkapital der Varta AG auf null Euro herabzusetzen. Die derzeitigen Aktionäre scheiden damit kompensationslos aus, und der Konzern verliert seine Börsennotierung.

Aktien des Biogas- und Biospritherstellers Verbio konnten an ihre jüngste Erholung anknüpfen. Am Ende lagen sie über fünf Prozent im Plus. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte am Wochenende ein "umfassendes Biomassepaket" angekündigt. "Biogas kann im zukünftigen Energiesystem weiter eine wichtige Rolle spielen", sagte der Grünen-Politiker.

In der weltgrößten Kupfermine Escondida in Chile ist ein drohender Streik in letzter Minute abgewendet worden. Die Gewerkschaft und der Hauptbetreiber BHP einigten sich auf einen neuen Tarifvertrag, wie beide Seiten gestern mitteilten. Die Einigung beendet einen mehrtägigen Stillstand und wendet eine mögliche Unterbrechung der weltweiten Kupferversorgung ab.