Dow schließt im Minus Schuldenstreit lastet auf Wall Street
In den USA haben trübe Aussichten im Einzelhandel Anlegern die Stimmung vermiest. Und auch der schwelende Streit um die Schuldenobergrenze sorgt weiter für Unsicherheit bei Börsianern.
In den USA steht ein möglicher Zahlungsausfall bevor. In diesem Fall warnte US-Finanzministerin Janet Yellen vor einem weltweiten Finanzbeben. Es sei dann sehr gut vorstellbar, dass eine Reihe von Märkten zusammenbräche und eine "weltweite Panik" entstehe, betonte sie heute vor Bankenvertretern in Washington. "Es gilt, keine Zeit zu verlieren."
Vor dem Hintergrund des schwelenden Schuldenstreits in den USA büßte der Dow-Jones-Index der Standardwerte 1,01 Prozent ein. Auch der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,64 Prozent. Der technologielastige Nasdaq 100 schloss mit einem hauchdünnen Plus von 0,09 Prozent.
Das Finanzministerium erwartet, die Rechnungen der US-Regierung nur bis zum 1. Juni ohne Erhöhung der Schuldenobergrenze bezahlen zu können. "Die Tonalität der US-Politik bei dem derzeitigen Streit um die Schuldenobergrenze nimmt an Schärfe zu", sagt Marktexperte Andreas Lipkow. US-Präsident Joe Biden lädt heute erneut hochrangige Republikaner und Demokraten zu einem Gespräch ins Weiße Haus ein.
An den US-Börsen wurden heute zudem die wichtigen Umsätze der amerikanischen Einzelhändler veröffentlicht. Diese legten im April zwar nach Daten des Handelsministeriums zu, das Plus fiel aber nur halb so stark aus wie erwartet. Zu den größten Velierern im Dow Jones gehörte heute so auch die größte US-Baumarktkette und S&P-500-Schwergewicht Home Depot, die ihre Jahresziele gesenkt hatte. Die wirtschaftliche Unsicherheit hat zu einem Rückgang der Ausgaben von Heimwerkern geführt. Mit Spannung werden in dieser Woche auch die Zahlen der Einzelhandelsriesen Target und Walmart erwartet.
Die Aussicht auf eine längere Hängepartie im US-Schuldenstreit sowie enttäuschende Konjunkturdaten aus China und Deutschland haben dem DAX einen Dämpfer verpasst. Nachdem sich der wichtige deutsche Index lange leicht im Plus halten konnte, drehte er bis zum Börsenschluss ins Minus.
Der DAX schloss 0,12 Prozent tiefer bei 15.898 Punkten, behauptete sich damit aber auf dem vergleichsweise hohen Niveau der vergangenen Wochen. Die Marke von 16.000 Punkten hat der deutsche Leitindex zwar noch im Blick, sie erweist sich jedoch derzeit noch als zu hohe Hürde.
Der Internationale Währungsfonds traut Deutschland auf Jahre nur geringe Wachstumsraten zu. Die alternde Bevölkerung, fehlende Produktivitätszuwächse und Engpässe auf dem Arbeitsmarkt würden sich negativ bemerkbar machen.
Auch die Börsenprofis sehen auf Deutschland schwierige Zeiten zukommen. Das ZEW-Barometer zur Einschätzung der Konjunktur in den kommenden sechs Monaten sank im Mai um 14,8 auf minus 10,7 Punkte. Damit liegt der Wert erstmals seit Dezember 2022 wieder im negativen Bereich. "Die deutsche Wirtschaft könnte in eine - wenn auch leichte - Rezession rutschen", warnte ZEW-Präsident Achim Wambach.
Bereits am Morgen waren zudem aus China enttäuschende Konjunkturdaten gekommen: Sowohl die Industrieproduktionen als auch die Konsumausgaben blieben hinter den Erwartungen zurück. "Der viel gepriesene Aufschwung in China nach Wegfall der Corona-Beschränkungen fällt schwächer aus als von einer Vielzahl von Volkswirten erwartet", stellte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank fest. Zu spüren bekamen die Konjunktursorgen vor allem Autowerte. Der europäische Autoindex fiel zeitweise um 1,3 Prozent. Im DAX verloren Volkswagen, Porsche SE und Mercedes-Benz zwischen 2,1 und 0,6 Prozent.
Der Euro hat sich heute unter dem Strich kaum verändert. Am Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,0865 Dollar und damit in etwa so viel wie am Morgen. Für die Feinunze Gold werden aktuell 1988 Dollar gezahlt.
Die Ölpreise verbuchen leichte Verluste. Am Nachmittag kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli 74,78 Dollar. Das sind 0,73 Prozent weniger als am Vortag.
Die Alphabet-Tochter Google erklärte heute, dass sie ab Dezember Konten löschen werde, die zwei Jahre lang nicht genutzt wurden, um Sicherheitsbedrohungen wie Hacks zu verhindern. Von der Löschung betroffen wären dann das das Konto und der Inhalt in Google Workspace, das Gmail, Docs, Drive, Meet und Calendar sowie YouTube und Google Photos umfasst.
Der Chef des ChatGPT-Entwicklers OpenAI, Sam Altman, hat sich für eine staatliche Regulierung von Künstlicher Intelligenz (KI) ausgesprochen. "Wir denken, dass regulatorisches Eingreifen durch Regierungen von großer Bedeutung sein wird, um Risiken von zunehmend mächtigen Modellen einzudämmen", sagte er bei einer Anhörung vor dem US-Senat. Die US-Regierung könne unter anderem Anforderungen zur Lizenzierung und zum Testen bei der Entwicklung und Veröffentlichung von fortgeschrittenen KI-Modellen stellen. Wichtig sei auch eine weltweite Kooperation beim Aufstellen solcher Regeln, so Altman. Dabei sollten die USA eine Führungsrolle übernehmen.
Die Van-Sparte von Mercedes-Benz will die bisher langsame Umstellung von Verbrenner- auf Elektrofahrzeuge beschleunigen. Bis 2026 sollen bis zu 20 Prozent des Absatzes vollelektrische Vans und Transporter sein, bis 2030 soll der Anteil auf mehr als 50 Prozent steigen. Die Ausgangsbasis ist niedrig: Im vergangenen Jahr wurden erst 3,6 Prozent der rund 410.000 verkauften Neuwagen mit Batterieantrieb ausgeliefert.
Das Waldorfer Softwarehaus SAP will nach dem angekündigten Verkauf der US-Marktforschungstochter Qualtrics für bis zu fünf Milliarden Euro Aktien zurückkaufen. Das Programm solle in der zweiten Hälfte dieses Jahres beginnen und bis Ende 2025 abgeschlossen sein, das gab das Unternehmen heute bekannt.
Zudem hat der DAX-Konzern heute neue KI-Produkte vorgestellt. SAP hatte zuletzt Druck von Investoren erhalten, technologische Entwicklungen verschlafen zu haben. Heute stellte das Unternehmen wohl auch als Reaktion darauf neue Produkte auf der Basis Künstlicher Intelligenz (KI) vor. So sollen unter anderem Lieferungen dank sogenannter Generativer KI schneller geprüft und abgewickelt werden. Außerdem werde die ChatGPT-Technologie auch in das SAP-Vorzeigeprodukt S4/Hana eingebaut.
Europäische Fluggesellschaften haben vor Streikwellen und massiven Beeinträchtigungen des Flugverkehrs während der Sommersaison gewarnt. "Mit dem Beginn der Sommersaison ist die Gefahr groß, dass Streiks die Reisepläne von Millionen von Fluggästen zunichte machen", erklärte der Airline-Verbund A4E heute. Von der EU-Kommission forderte er Maßnahmen, um die Beeinträchtigungen zu minimieren. A4E sprach sich unter anderem für eine "21-tägige Ankündigungsfrist" für Streiks aus.
Der Volkswagen-Konzern hat nach Medienberichten in Moskau die Genehmigung für den Verkauf seiner Vermögenswerte in Russland für 125 Millionen Euro an den russischen Autohändler Avilon erhalten. VW war viele Jahren in Russland aktiv gewesen und hatte 2007 in Kaluga knapp 200 Kilometer südwestlich von Moskau eine eigene Fabrik eröffnet. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatte VW die Produktion in Russland eingestellt.
Die Gewinnerliste im DAX wurde heute von Siemens Energy mit einem Plus von über drei Prozent angeführt. Die Aktien des Energietechnik-Konzerns sind damit so teuer wie seit Januar 2022 nicht mehr. Die Analysten von Morgan Stanley haben das Kursziel für die Titel nach den gestern vorgelegten Quartalszahlen von 33,20 auf 35,90 Euro angehoben.
Nach einem Rekordjahr lädt die Deutsche Börse ihre Aktionärinnen und Aktionäre zur Online-Hauptversammlung. In seiner vorab veröffentlichten Rede blickte Konzernchef Theodor Weimer optimistisch auf 2023 und versprach nach dem jüngsten Rekordjahr weiteres Wachstum.
Die Deutsche Post sieht ein höheres Briefporto ab 2024 als "zwingend notwendig an" und will daher die aktuell geltende Regelung bei der Bundesnetzagentur widerrufen. "Angesichts drastisch gestiegener Kosten durch Inflation, höhere Energiepreise und den sehr hohen Tarifabschluss 2023 sowie unerwartet stark abnehmende Briefmengen führt an einer Erhöhung des Portos kein Weg vorbei", sagte Vorstandsmitglied Nikola Hagleitner.
Die Deutsche Telekom will ihr Handynetz an Autobahnen deutlich verbessern. Das Bonner Unternehmen hat dazu eine Vereinbarung mit der Autobahn GmbH des Bundes abgeschlossen. Der DAX-Konzern will in den kommenden Jahren 400 zusätzliche Funkstandorte errichten und bestehende Anlagen modernisieren.
Der Manager Miguel Ángel López Borrego wird Anfang Juni Martina Merz als Konzernchefin ablösen. Heute beschloss der Aufsichtsrat des Industriekonzerns den vor drei Wochen überraschend angekündigten Wechsel. Sein Vertrag läuft zunächst drei Jahre.
Die Investmentgesellschaft Swoctem hat sich bei einem freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebot mehr als 40 Prozent des Stahlhändlers Klöckner & Co gesichert. Nach Ablauf einer weiteren Annahmefrist halte sie rund 41,53 Prozent des eingetragenen Grundkapitals und der bestehenden Stimmrechte, wie die Investmentgesellschaft des Klöckner-Großaktionärs Friedhelm Loh am nach Börsenschluss in Haiger mitteilte. Der Vollzug des Angebotes muss noch kartellrechtlich freigegeben werden.
Wegen des wetterbedingt verhaltenen Starts in die Frühjahrssaison, der anhaltend hohen Inflation und steigender Produktpreise geht der Baumarktkonzern Hornbach Holding für 2023/24 von einem in etwa stagnierenden Umsatz aus. Es sei nicht auszuschließen, dass das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um fünf bis 15 Prozent sinken könnte.
Die wachsende Nachfrage nach Brennstoffzellen-Lösungen und alternativen Energien hat SFC Energy zum Jahresauftakt ein Rekordquartal beschert. Bei einem Umsatzanstieg um rund 53 Prozent auf 27,5 Millionen Euro vervierfachte sich das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) auf 3,34 Millionen Euro, wie der Hersteller von Methanol- und Wasserstoff-Brennstoffzellen mitteilte. Im SDAX schnellten die Papiere des Brennstoffzellen-Experten SFC Energy zeitweise um bis zu 11,7 Prozent nach oben.
Wegen trüber Geschäftsaussichten krempelt die neue Konzernchefin Margherita Della Valle Vodafone um. Sie kündigte heute den größten Jobabbau der Firmengeschichte sowie einen Umbau des britischen Mobilfunkers an. In den kommenden drei Jahren würden weltweit 11.000 Stellen gestrichen. Das sind etwa zehn Prozent aller Beschäftigten.
Preisdruck und die weiterhin hohen Kosten für Transport und Komponenten haben den weltgrößten Hörgerätehersteller Sonova im Geschäftsjahr 2022/23 gebremst. Der Gewinn des Schweizer Unternehmens sank auf 658,3 (Vorjahr 663,6) Millionen Franken. Das organische Umsatzwachstum belief sich auf verhaltene 2,3 Prozent.
Mindestens sieben führende Banker verlassen Insidern zufolge das britische Geldhaus Barclays und heuern bei der Schweizer Großbank UBS in den USA an. Die Abwanderungen der Mitarbeiter hätten in den vergangenen Tagen stattgefunden, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Der Schritt zeige, dass UBS trotz der Notübernahme der Credit Suisse US-Talente gewinne.
Apple hat im vergangenen Jahr mehr als 20 Milliarden Euro bei europäischen Zulieferern ausgegeben - über 50 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Seit 2018 addierten sich die Ausgaben auf 85 Milliarden Euro. Die Investitionen erreichten mehr als 4000 Unternehmen in Europa. Apple sehe in Europa Stärken unter anderem bei Technologie und Automatisierung sowie qualifizierten Fachkräften und der guten Bildung, sagte die zuständige Managerin Cathy Kearney.