Händler an der Frankfurter Börse
marktbericht

Börsen im Abwärtsmodus DAX nimmt Kurs auf 18.000 Punkte

Stand: 25.07.2024 13:05 Uhr

Nach dem schwärzesten Tag an der Wall Street seit zwei Jahren nehmen auch die Anleger am deutschen Aktienmarkt Reißaus. Der DAX weitet seine Kursverluste aus - wo kann er jetzt noch Halt finden?

Wieder einmal sind es die "Glorreichen Sieben", die den Börsen ihren Stempel aufdrücken. Haben die Aktien von Apple, Microsoft, Amazon, Nvidia, Alphabet, Meta und Tesla in den vergangenen Monaten die Kursrally an den Börsen angeführt, so lastet nun der Ausverkauf bei den Tech-Werten auf den internationalen Aktienmärkten.

Im Sog der "Glorreichen Sieben" rauscht der DAX im Laufe des Vormittags bis zu 1,6 Prozent auf 18.099 Punkte abwärts - das ist der tiefste Stand seit dem 2. Juli. Nach dem Rutsch unter die 50-Tage-Linie rechnen Experten nun mit einem baldigen Test der Marke von 18.000 Punkten, in deren Dunstkreis wichtige Unterstützungen für den deutschen Leitindex verlaufen.

"Geht der Ausverkauf in New York heute weiter, könnte sich der DAX die runde Marke in dieser Woche noch von unten ansehen", ist Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets, überzeugt. Sollte es tatsächlich so weit kommen, so wäre mit einem Rücklauf bis in den Bereich von 17.500 Punkte zu rechnen, erklärt ING-Charttechnikexperte Christian Zoller. Der Sommer könnte in diesem Jahr ein unruhiger werden, so Molnar. "Statt vereinzelter Schäfchenwolken am blauen Himmel ist gestern ein kräftiges Gewitter an der Börse aufgezogen."

Negative Nachrichten kommen aber nicht nur von den US-Techwerten: Der ifo-Index sendet ein ernstzunehmendes Signal für eine Trendwende der deutschen Wirtschaft nach unten. Der Frühindikator ist im Juli das dritte Mal in Folge gefallen - damit ist eine von vielen Ökonomen verwendete Definition für einen Abschwung erfüllt.

Jörg Krämer, Chefvolkswirt Commerzbank, spricht von einer weiteren "kalten Dusche für die verbliebenen Konjunkturoptimisten". Bereits gestern hatten die deutschen und europäischen Einkaufsmanagerindizes negative Konjunktursignale gesandt. "Die zuletzt schwachen Konjunkturindikatoren setzen ein dickes Fragezeichen hinter die von vielen Volkswirten für das zweite Halbjahr erwartete spürbare Belebung der Wirtschaft", so Krämer.

Wie dieser Tag im DAX endet, hängt nun zentral vom weiteren Kursverlauf an den US-Börsen ab. Aktuell deutet sich für die Standardwerte eine mögliche Stabilisierung an der Wall Street an. Der Dow-Future tendiert seitwärts. Allerdings steht der Nasdaq-100-Future weiter unter Druck, büßt 0,4 Prozent ein. Tags zuvor war er um 3,7 Prozent eingebrochen und hatte damit der Wall Street das größte Tagesminus seit 2022 beschert.

Aus technischer Perspektive haben sich die Aussichten für den Technologie-Auswahlindex mit den jüngsten starken Kursverlusten deutlich eingetrübt. "Der Nasdaq-100-Future bildete eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation aus", betont Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. An der Börse gilt eine solche charttechnische Formation als valides Signal für eine Trendwende nach unten.

Gold kann von der wachsenden Verunsicherung der Anleger nicht profitieren. Die Feinunze Gold kostet am Mittag 2.375 Dollar und damit 1,0 Prozent weniger als am Vortag. Das gelbe Edelmetall entfernt sich immer weiter von seinem in der Vorwoche bei 2.484 Dollar markierten Rekordhoch.

Die Furcht vor einer schwächeren Nachfrage aus China und die steigende Risikoaversion der Anleger setzen die Preise für Öl verstärkt unter Druck. Rohöl der Nordseesorte Brent verbilligt sich aktuell um 1,7 Prozent auf 80,30 Dollar je Barrel (159 Liter).

Infineon-Aktie im STMicro-Sog

Im DAX ist die Infineon-Aktie mit einem Minus von über sechs Prozent zur Mittagszeit der größte Verlierer. Das Papier steht ganz unter dem Eindruck schlechter Branchennachrichten. Der Chiphersteller STMicroelectronics hat erneut seine Prognose gesenkt. So hätte sich die Nachfrage nach Chips für Industrieanwendungen entgegen den Erwartungen nicht erholt, teilte der Infineon-Konkurrent mit. Bei der Automobilindustrie ginge sie zudem zurück.

Die Deutsche Börse bleibt dank guter Geschäfte in allen Bereichen und Übernahmen weiter auf Erfolgskurs und erhöht ihre Jahresziele: Für das Gesamtjahr rechnet der DAX-Konzern nun mit Nettoerlösen von mehr als 5,7 Milliarden Euro und einem operativen Ergebnis von mehr als 3,3 Milliarden Euro. Allerdings liegen die neuen Unternehmensziele immer noch leicht unter der durchschnittlichen Erwartung der Analysten.

Nach kräftigen Zuwächsen in den ersten sechs Monaten hat der Windturbinenbauer Nordex sein Renditeziel für das Gesamtjahr präzisiert. Der MDAX-Konzern rechnet für 2024 nun mit einer operativen Umsatzrendite (Ebitda-Marge) von drei bis vier Prozent statt zwei bis vier Prozent.

Bei Drägerwerk ist Vorstandschef Stefan Dräger mit Blick auf die Profitabilität nun optimistischer. "So halten wir jetzt eine Ebit-Marge in der oberen Hälfte der Prognosespanne für wahrscheinlicher." Der Medizin- und Sicherheitstechnik-Anbieter hat einen währungsbereinigten Umsatzanstieg von 1,0 bis 5,0 Prozent und eine operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) von 2,5 bis 5,5 Prozent in Aussicht gestellt.

Der Industrie-Recycler Befesa wird mit dem Blick auf das zweite Halbjahr etwas optimistischer für sein Jahresergebnis. So rechnet das Unternehmen jetzt mit einem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 205 und 235 Millionen Euro. Bisher hatte das Management am unteren Ende der Spanne noch 195 Millionen Euro für möglich gehalten.

Ein unerwartet starker Umsatzrückgang bei Kering schickt die Aktien des Gucci-Mutterkonzerns auf Talfahrt. Die Titel fallen an der Pariser Börse in der Spitze um zehn Prozent auf ein Sieben-Jahres-Tief von 270,40 Euro. Die Erlöse im zweiten Quartal sanken um elf Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Es gebe derzeit kein Licht am Ende des Tunnels, hieß es in einem Kommentar der Bank JP Morgan.

Aktien von Universal Music sind nach dem Quartalsbericht um 29 Prozent eingebrochen. Die Papiere des Musiklabels fielen mit 20 Euro auf den niedrigsten Stand seit dreizehn Monaten. Die Experten von Barclays und des Vermögensverwalters Guggenheim strichen nach den Geschäftszahlen ihre Empfehlungen.

Die niedrigeren Energiepreise hinterlassen Spuren in der Bilanz des österreichischen Versorgers Verbund. Der Umsatz ging in der ersten Jahreshälfte um gut zwei Fünftel zurück auf 3,9 Milliarden Euro, das Konzernergebnis verringerte sich um knapp 30 Prozent auf 910 Millionen Euro. Der Großhandelspreis für Strom schwanke stark und sei zuletzt stark gesunken, so das Unternehmen.

Aktien von Roche sind nach Vorlage der Halbjahreszahlen an der Schweizer Börse gefragt. Die Experten von Barclays sprachen von einem "starken" Ergebnis sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn. Überraschend für die meisten Experten war die Anhebung des Gewinnausblicks. Roche ist für seine vorsichtigen Prognosen bekannt.

Der anhaltende Kostendruck hat die französisch-niederländische Fluggesellschaft Air France-KLM im Frühjahr stärker belastet als erwartet. Trotz eines Umsatzanstiegs um 4,3 Prozent auf 7,05 Milliarden Euro brach das Betriebsergebnis im zweiten Quartal um 220 Millionen auf 513 Millionen Euro ein. Bereits Anfang des Monats hatte die Airline vor niedrigeren Einnahmen im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen in Paris gewarnt.

Der Autokonzern Stellantis hat im ersten Halbjahr wegen schwächerer Geschäfte auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt einen Gewinneinbruch erlitten. Der VW-Rivale mit Marken wie Peugeot, Fiat, Chrysler, Jeep und Opel machte in den ersten sechs Monaten mit 5,6 Milliarden Euro nur noch rund halb so viel Gewinn wie ein Jahr zuvor. Analysten hatten sich deutlich mehr ausgerechnet. Die Aktie rutschte in Paris um bis zu zwölf Prozent auf den tiefsten Stand seit einem Jahr.

Der französische Autobauer Renault hat dank niedrigerer Rohstoffkosten und einer soliden Nachfrage nach SUVs im ersten Halbjahr so profitabel wie noch nie produziert. 8,1 Prozent des Umsatzes verblieben als operatives Ergebnis im Konzern. Das ist ein halber Prozentpunkt mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum und übertrifft die Erwartungen von Analysten.

Elektroautos reißen weiter Milliardenlöcher in die Bilanz von Ford. Im vergangenen Quartal verbuchte der US-Autoriese in dem Geschäftsbereich einen Verlust von 1,14 Milliarden Dollar. Verbrenner-Modelle und Nutzfahrzeuge sorgten dagegen für schwarze Zahlen. Unter dem Strich fiel der Konzerngewinn um neun Prozent auf 1,83 Milliarden Dollar.

IBM hat im vergangenen Quartal von seinem Software-Geschäft profitiert. Der Computer-Konzern übertraf die Erwartungen der Analysten bei Umsatz und Gewinn. Der Quartalsumsatz von IBM legte um rund zwei Prozent auf 15,8 Milliarden Dollar zu. Der Gewinn wuchs von knapp 1,6 auf gut 1,83 Milliarden Dollar.

Der Lebensmittelkonzern Nestlé rechnet im laufenden Jahr mit einem etwas geringeren Wachstum als bisher. Grund dafür ist, dass die Preissteigerungen nicht mehr so hoch ausfallen dürften wie bislang angenommen. Das Unternehmen senkte die Erwartungen für das organische Wachstum von bislang "um die vier Prozent" auf "mindestens drei Prozent".

Die nordamerikanische Basketball-Profiliga NBA hat einen historischen Medienvertrag in Milliardenhöhe abgeschlossen. ESPN von Walt Disney, NBCUniversal von Comcast und Amazon sicherten sich die Übertragungsrechte für die kommenden elf Jahre. Das Gesamtvolumen des Deals beläuft sich auf 77 Milliarden Dollar.