Nahost-Sorgen dominieren Erholungsversuche gescheitert
Zinssorgen und die unsichere Lage im Nahen Osten ließen zur Wochenmitte wenig Raum für steigende Kurse. Während der DAX kaum verändert aus dem Handel ging, drehten die US-Märkte ins Minus.
Nach einem positiven Start drifteten die US-Aktienmärkte im Handelsverlauf wieder ins Minus. Marktteilnehmer machten dafür vor allem Zinssorgen verantwortlich. Die Risikobereitschaft bleibe auch wegen der jüngsten Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell gering. Powell hatte am Dienstag erklärt, es sei angesichts der Lage an der Inflationsfront und des noch immer starken Arbeitsmarkts derzeit angebracht, die straffe Geldpolitik weiter wirken zu lassen. Auch die unsichere Lage im Nahen Osten lastete wieder auf den Kursen. Der Dow Jones ging schließlich 0,12 Prozent tiefer aus dem Handel.
Die Technologietitel an der Nasdaq gerieten im Verlauf deutlich stärker unter Druck. Auslöser waren hier vor allem überraschend schwache Quartalszahlen des niederländischen Chip-Ausrüsters ASML. Der Nasdaq 100 büßte 1,24 Prozent ein.
Der am Abend veröffentlichte Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed, das so genannte Beige Book, bestätigte das Bild einer leichten Wachstumsbelebung in den USA. Angesichts der robusten ökonomischen Verfassung sehen Händler an den US-Terminmärkten nur noch geringe Aussichten, dass die Fed mehr als eine Zinssenkung im laufenden Jahr wagen wird. An den Finanzmärkten wird eine geldpolitische Wende nun frühestens für September erwartet.
Am deutschen Markt startete der DAX zunächst einen weiteren Erholungsversuch auf Kurse über 17.900 Punkte, musste im Verlauf aber fast seine ganzen Gewinne wieder abgeben. Am Ende blieb dem Leitindex ein Zuwachs von 0,02 Prozent auf 17.770 Punkte. Die Unsicherheit bleibe hoch, auch wenn derzeit noch Gelassenheit herrsche, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager bei QC Partners. "Und solange unklar ist, ob der Konflikt zwischen Israel und dem Iran weiter eskalieren wird, wird das auch so bleiben."
Der nach Ostern eingeschlagene Abwärtstrend im deutschen Leitindex bleibt damit weiter intakt. An den vergangenen Handelstagen hatte sich die charttechnische Lage im Börsenbarometer deutlich eingetrübt, der DAX war nachhaltig unter sein altes Rekordhoch bei 18.039 Punkten gerutscht.
Die Feinunze Gold kostete am späten Abend 2.370 Dollar und damit 0,5 Prozent weniger als gestern. In der vergangenen Woche hatte das gelbe Edelmetall bei knapp 2.432 Dollar einen historischen Höchststand erreicht. Der Euro tendierte am Abend bei 1,0666 Dollar 0,4 Prozent höher.
Die Erwartung einer schwächelnden Nachfrage aufgrund der mauen Konjunkturdynamik in China hat die Ölpreise gedrückt. Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich am Abend um deutliche 2,3 Prozent auf 87,33 Dollar pro Barrel (159 Liter). Auch ein Anstieg der US-Rohölvorräte ließ Versorgungsängste aufgrund der Spannungen in Nahost in den Hintergrund treten. In der vergangenen Woche stiegen die Rohölbestände der USA unerwartet deutlich um 2,7 Millionen auf 460 Millionen Barrel. Die Furcht vor einer Eskalation im Nahen Osten hatte zuletzt die Risikoaufschläge am Ölmarkt in die Höhe getrieben.
An der Wall Street fiel United Airlines mit zweistelligen Gewinnen auf. Die US-Fluggesellschaft hat im vergangenen Quartal trotz der wochenlangen Stilllegung von Maschinen des Typs Boeing 737-9 Max weniger Verlust eingefahren als an der Wall Street erwartet. Das Fehlen mehrerer Dutzend Maschinen des Boeing-Typs im Januar kostete United rund 200 Millionen Dollar. Unter dem Strich gab es einen Verlust von 124 Millionen Dollar nach einem Minus von 194 Millionen Dollar im Vorjahresquartal.
Die Qualitätsprobleme bei Boeing standen heute im Mittelpunkt zweier Anhörungen im US-Senat. Unter anderem sagte ein Boeing-Mitarbeiter aus, der nun als Whistleblower auftritt. Er erklärte, dass Boeing bei der Herstellung des Modells 787 "Dreamliner" Fehler beim Zusammenfügen von Rumpfteilen toleriert habe. Boeing wies die Vorwürfe zurück.
Die Aktie von Tesla gab leicht nach. Der Autobauer will seine Aktionäre erneut über ein milliardenschweres Aktienpaket für Firmenchef Elon Musk abstimmen lassen, das von einem Gericht torpediert wurde. Zugleich sollen sie über eine Verlegung des offiziellen Firmensitzes von Delaware nach Texas abstimmen. Das 2018 von Aktionären gebilligte Aktienpaket, dessen Wert damals mit 56 Milliarden Dollar angegeben wurde, war von einer Richterin in Delaware nach einer Anlegerklage gekippt worden. Sie kam zu dem Schluss, dass Musk bei Vereinbarung der großzügigen Vergütung im Tesla-Verwaltungsrat zu viel Einfluss im Hintergrund gehabt habe. Musk zeigte sich danach offen für einen Umzug von Tesla nach Texas.
Am frühen Abend berichtete das digitale Wirtschaftsmagazin "Business Insider", dass sich der US-Elektroautobauer von 300 Mitarbeitern an seinem deutschen Standort Grünheide trennen wolle. Von dem Jobabbau seien zunächst Leiharbeiter betroffen. Musk hatte am Montag angekündigt, weltweit mehr als jeden zehnten Arbeitsplatz zu streichen.
Am deutschen Aktienmarkt stachen die Papiere von Adidas an der DAX-Spitze mit plus 8,7 Prozent hervor. Der Sportartikelhersteller zeigte sich nach einem überraschend guten Start ins Jahr optimistischer für 2024. Der Umsatz solle in diesem Jahr währungsbereinigt um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz wachsen, teilte der Sportartikelhersteller mit. Beim Betriebsergebnis rechnen die Franken jetzt mit 700 Millionen Euro.
Am DAX-Ende lag Continental mit einem Minus von 5,4 Prozent. Der Konzern schrieb im ersten Quartal in der Autozulieferung wieder rote Zahlen. Vor Zinsen, Steuern und bereinigt um Sondereffekte machte Conti mit der Autozulieferung je 100 Euro Umsatz rund 4,30 Euro Verlust. Analysten hatten zwar mit einem schwierigen Jahresstart gerechnet, aber nicht in dieser Größenordnung.
Volkswagen will die Kosten von Elektroautos mit der neuen, gemeinsam mit dem chinesischen Partner Xpeng geplanten Kompaktwagen-Plattform kräftig senken. Die eigens für China gedachte "China Electrical Architecture" (CEA) senke die Kosten um 40 Prozent im Vergleich zu der in Deutschland entstandenen Plattform MEB, erklärte der Autobauer heute in Peking. Das werde unter anderem erreicht, indem die Zahl der Steuergeräte durch einen zentralen Computer reduziert werde.
Der schwedische Lkw-Hersteller Volvo war bei den Anlegern nach einem überraschend starken Quartalsgewinn gefragt. Das bereinigte Betriebsergebnis im ersten Quartal belief sich auf 18,2 Milliarden Kronen, Analysten hatten im Schnitt mit 16,9 Milliarden Kronen gerechnet. Jefferies hob lobend hervor, dass es keine Bereinigungen gegeben habe. Zudem sei das Ergebnis angesichts starker Barmittel qualitativ hochwertig. Die Fundamentaldaten der Branche entwickelten sich auch für 2025 positiv, sagten die Analysten.
Chip-Werte wie Infineon und Aixtron standen nach einem schwächer als erwarteten ersten Quartal des niederländischen Halbleiterkonzerns ASML unter Druck. Bei den Niederländern war der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 3,8 auf 3,6 Milliarden Euro gesunken. Analysten hatten hingegen im Schnitt eine Steigerung auf 4,6 Milliarden Euro erwartet.
Die Tarifverhandlungen für rund 12.000 Beschäftigte der Deutsche-Bank-Tochter Postbank haben offenbar auch in der vierten Verhandlungsrunde noch kein Ergebnis gebracht. In den Gesprächen mit ver.di habe die Deutsche Bank zwar gestern ihr Angebot auf eine Gehaltserhöhung von zehn Prozent in zwei Stufen aufgestockt, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Dieses sei aber abgelehnt worden.
Der Technologiekonzern Siemens eröffnet einen neuen Forschungsstandort am Universitätscampus in Garching bei München. Im fertiggestellten ersten Bauabschnitt des Projekts sollen etwa 450 Siemens-Beschäftigte mit 150 Wissenschaftlern der Technischen Universität München an Zukunftstechnologien forschen.
Bei der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa sind im ersten Quartal dieses Jahres im europaweiten Vergleich die meisten Flüge ausgefallen. Die Airline stornierte in den ersten drei Monaten des Jahres 5,99 Prozent ihrer Flüge, im gleichen Zeitraum 2023 waren es 2,97 Prozent, wie der Rechtsdienstleister Flightright mitteilte. Insgesamt schnitt Deutschland in dem Ranking schlecht ab. Grund dafür seien die wiederholten Streiks im ersten Quartal.
Die Aktionäre von Borussia Dortmund bejubelten den Einzug ins Halbfinale der UEFA Champions League (CL). Die Aktien des Fußballvereins schossen um bis zu 10,7 Prozent auf 3,77 Euro nach oben. Der erste CL-Halbfinal-Einzug seit elf Jahren beschere dem Verein zusätzliche Preisgelder in Höhe von mindestens 12,5 Millionen Euro, rechneten die Analysten von NuWays vor. Deswegen sei mit einer Anhebung der Gewinnprognose in derselben Höhe zu rechnen.
Der französische Luxusgüter-Hersteller LVMH hat nach seinem Rekordjahr eine schwächere Nachfrage seiner betuchten Kundschaft zu spüren bekommen. Im ersten Quartal sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent und verfehlte damit die durchschnittlichen Analystenerwartungen, wie der Konzern mit Marken wie Louis Vuitton, Christian Dior und Loewe am Abend in Paris mitteilte.