Nach US-Schuldendeal Erleichterungsrally zum Wochenende
Ein versöhnliches Ende im US-Schuldenstreit hat die Börsen beflügelt. Die Arbeitsmarktdaten der weltgrößten Volkswirtschaft fielen gemischt aus. Die Furcht der Anleger vor weiteren Zinsentscheidungen der FED bleibt.
Die Absegnung des US-Schuldendeals und die jüngsten US-Jobdaten stimmten die Anleger an der Wall Street optimistisch. Der Dow Jones legte um mehr als zwei Prozent auf 33.762 Punkte zu, der marktbreite S&P 500 beendete den letzten Handelstag der Woche 1,45 Prozent höher auf 4282 Zählern .
Für den Nasdaq 100 ging es um 0,73 Prozent auf 14.546 Punkte hoch, was im Wochenverlauf ein Plus von 1,7 Prozent bedeutet. Er ist den Standardwerte-Börsen längst davongelaufen: Seit dem Jahreswechsel hat er inzwischen um rund ein Drittel zugelegt.
Besonders die Einigung im US-Schuldenstreit sorgte an den Börsen für Beruhigung. Denn nach dem Repräsentantenhaus stimmte auch der Senat einem Gesetz zu, das die Schuldenobergrenze der Vereinigten Staaten von 31,4 Billionen Dollar aufhebt. "Damit ist der Zahlungsausfall der USA kurz vor knapp abgewendet worden und Normalität kehrt allmählich zurück", sagte Christian Henke, Analyst vom Broker IG. Ohne eine Einigung wäre die Schuldengrenze laut Finanzministerin Janet Yellen am 5. Juni erreicht worden.
Allerdings ist trotz der Einigung noch nicht sicher, ob die USA ihr Top-Ranking behalten: Die Agentur Fitch prüft weiter das Rating der USA auf eine Herabstufung. Die Spitzenbewertung der USA mit "AAA" stehe nach wie vor unter Beobachtung, teilten die Bonitätswächter mit. Die Agentur müsse sämtliche Auswirkungen der Schuldenvereinbarung auf den mittelfristigen Finanzausblick bewerten.
Nun sind die weiteren Zinsschritte der US-Notenbank Federal Reserve Thema am Markt - erst recht nach dem jüngsten Arbeitsmarktbericht für den Monat Mai. Der Bericht sendete widersprüchliche Signale, denn die Zahl der Beschäftigten stieg zwar überraschend stark, doch auch die Zahl der Arbeitslosen legte spürbar zu, wenn auch von einem niedrigen Niveau aus.
"Die wirtschaftliche Stärke ist an sich positiv für Aktien", erklärte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Allerdings könnte der weiterhin starke Arbeitsmarkt die US-Notenbank Fed zu insgesamt mehr Zinsschritten verleiten, was für die Aktienmärkte wiederum Gegenwind verhieße. "In der Summe ist der heutige Arbeitsmarktbericht daher für den Aktienmarkt schwer zu deuten." Die nächste Zinsentscheidung der Fed steht in Mitte Juni an.
Der DAX konnte heute von den positiven Signalen aus den USA profitieren und klettert zum Wochenschluss um 1,25 Prozent auf 16.051 Punkte. Das reichte für eine positive Wochenbilanz von 0,4 Prozent. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx 50 beendete den letzten Handelstag dieser Woche ebenfalls im Plus mit 1,55 Prozent mehr auf 4323 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet das für den Leitindex der Eurozone allerdings trotzdem einen kleinen Verlust von 0,3 Prozent.
Von seinem vor zwei Wochen erreichten Rekordhoch von 16.331 Punkten ist der DAX derzeit zwar noch ein gutes Stück entfernt, allerdings ist mit der Überwindung der 16.000 Punkte eine wichtige psychologische Marke geknackt. Ob die heutigen Gewinne allerdings reichen, um die Kurse auch in der kommenden Woche weiter nach oben zu tragen, hängt wohl auch davon ab, wie Marktteilnehmer die Zinsperspektiven einschätzen.
Die im Euroraum zuletzt gesunkene Inflation dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) vorerst nicht von weiteren Zinserhöhungen abhalten. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat ihre Entschlossenheit in diesem Punkt gerade erst noch einmal deutlich gemacht.
"Die EZB wird den Rückgang der Inflation begrüßen, aber sie wird nicht ausreichen, um eine Pause bei der Zinserhöhung zu bewirken", meint Sebastian Vismara, Senior Global Macro Economist bei BNY Mellon Investment Management. Der Abwärtstrend bei der Kerninflation stehe noch am Anfang, und es bestehe weiterhin das Risiko eines Wiederanstiegs der Kerninflation bei den Dienstleistungen. Auch bleibt der Arbeitsmarkt im Euroraum laut Vismara angespannt.
Am kommenden Montag werden die Ergebnisse der nächste Index-Überprüfung der Deutschen Börse bekanntgegeben. Sollte es Änderungen geben, werden sie am 19. Juni wirksam. Während Index-Experten erwarten, dass im DAX alles so bleibt, wie es ist, stehen im MDAX der mittelgroßen Unternehmen sowie im Nebenwerteindex SDAX wohl einige Änderungen an.
So dürfte Evotec in den MDAX zurückkehren. Der Wirkstoffforscher hatte im Mai seinen testierten Geschäftsbericht für 2022 wegen eines Cyberangriffs nicht fristgerecht vorgelegt. Die Deutsche Börse nahm die Aktie daher kurzfristig aus dem Index heraus, mittlerweile liegt der Bericht aber vor. Dafür absteigen wird wohl der Telekomausrüster Adtran nach sehr kräftigen Kursverlusten.
Die Hoffnung auf eine Zinspause der Fed und die Einigung im US-Schuldenstreit entfachte die Kauflaune am Ölmarkt. Die Preise für die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI stiegen um jeweils rund 2,5 Prozent auf 76,05 beziehungsweise 71,70 Dollar je Barrel.
Der Euro wurde durch den US-Arbeitsmarktbericht dagegen ein wenig belastet. Die Gemeinschaftswährung kostete am Nachmittag 1,0728 Dollar. Am Morgen hatte sie noch etwas höher notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0763 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9291 Euro.
In jedem sechsten Beruf in Deutschland fehlen Fachkräfte. Demnach gab es im vergangenen Jahr in 200 der rund 1200 bewerteten Berufe einen Engpass, also in 52 mehr als ein Jahr zuvor, teilte die Bundesagentur für Arbeit mit. Betroffen vom Fachkräftemangel sind der Analyse zufolge unter anderem die Pflegeberufe, Berufskraftfahrer, medizinische Fachangestellte, Bauberufe, Kinderbetreuung, Kraftfahrzeugtechnik und IT-Berufe. Im Vergleich zum Vorjahr sind 2022 Hotel- oder Gastronomieservice, Metallbau und Busfahrer neu dazugekommen.
Der Einstieg der Lufthansa bei der defizitären italienischen Fluggesellschaft ITA Airways bringt die Konsolidierung in der europäischen Luftfahrtbranche wieder in Schwung. Experten gehen davon aus, dass vor allem mittelgroße nationale Fluggesellschaften vor einer Übernahme stehen könnten. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte bei der Übernahme von 41 Prozent an der ITA vergangene Woche, die Konsolidierung in der Branche komme voran und sei auch nötig. Erfolg hänge auch von Größe ab, betonte er. "Man hat eine Menge Fluggesellschaften, die nur deswegen existieren, weil man glaubt, dass man eine nationale Airline haben muss - und diese finden das Leben wahrscheinlich ziemlich schwierig", sagte James Halstead, Partner bei der Beratungsgesellschaft Aviation Strategy.
Der US-Einzelhandelsriese Amazon könnte einem Bericht zufolge den US-Mobilfunkmarkt aufmischen. Der Internet- und Tech-Konzern verhandle mit US-Netzbetreibern über die niedrigsten Großhandelspreise, um Kunden eigene Produkte anzubieten, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen. Amazon spreche sowohl mit Verizon und der Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile US, aber auch mit dem Satelliten-Fernsehanbieter Dish, der eigene Mobilfunklizenzen besitzt.
Branchenweit gaben heute die Telekomaktien nach. Der Sektor büßte 2,8 Prozent ein. Belastend wirkte für den Markt die Ankündigung Amazons, dass der US-Konzern in den Mobilfunkmarkt einsteigen wolle. Aktien aus der Telekombranche - auch in Europa - kamen durch den Bericht ins Rutschen. Die T-Aktie traf es besonders hart, sie brach am Ende des EuroStoxx um 9,1 Prozent ein. Die Deutsche Telekom hat mit ihrer Mobilfunktochter T-Mobile US ein wichtiges Standbein in den USA.
Gerüchte über einen vorläufigen Vergleich mit einer Reihe US-amerikanischer Städte haben die Aktie von 3M zum Wochenabschluss nach oben katapultiert. Sie sprang zuletzt mit plus 7,9 Prozent auf 101,72 US-Dollar an die Spitze im Dow Jones. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg aus gut unterrichteten Kreisen berichtete, hat der Mischkonzern einen vorläufigen Vergleich in Höhe von mindestens 10 Milliarden Dollar geschlossen. Dabei geht es um Ansprüche wegen Wasserverschmutzung durch sogenannte Ewigkeitschemikalien, die das Unternehmen jahrzehntelang hergestellt hatte.
Die tschechische Milliardärin Renáta Kellnerová hat ihre Beteiligung am Medienkonzern ProSiebenSat.1 aufgestockt. Die von ihr kontrollierte PPF-Gruppe erhöhte ihren Anteil laut einer Mitteilung inklusive Finanzinstrumente auf 15,04 Prozent. Dabei komme die PPF-Holding auf 11,6 Prozent der Stimmrechte. PPF ist hinter MediaForEurope (MFE) zweitgrößter Aktionär von ProSiebenSat.1. Der von der Familie des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierte Konzern hält inklusive Finanzinstrumenten knapp 30 Prozent an den Unterföhringern.
Im Streit um den schleppenden Aufbau eines eigenen Mobilfunk-Netzes kann 1&1 einen Etappensieg verbuchen. Das Bundeskartellamt kündigte an, eine mögliche Behinderung des Unternehmens durch den Rivalen Vodafone und dessen Funkturm-Beteiligung Vantage Towers zu prüfen. "Wir werden uns genau ansehen, ob es gute Gründe für eine Verzögerung bei der Bereitstellung von Antennenstandorten für 1&1 gibt", sagte Kartellamtschef Andreas Mundt.
Der Elektronikhändler Ceconomy will bis zur Mitte des Jahrzehnts profitabler werden. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll bis zum Geschäftsjahr 2025/26 auf über 500 Millionen Euro steigen, wie die Muttergesellschaft von Mediamarkt und Saturn mitteilte. Zum Vergleich: 2021/22 waren es 197 Millionen Euro. Auch die Bruttomarge und der freie Zufluss von Barmitteln sollen sich verbessern. Angestrebt wird deutlich mehr Umsatz im Online-Handel. Zudem sollen die Ladengeschäfte von Mediamarkt und Saturn umfassend modernisiert und Dienstleistungen ausgebaut werden.
Der US-Wettbewerber Lululemon lenkt heute das Interesse der Anleger auch auf die deutschen Sportartikelhersteller Adidas und Puma. Marktbeobachter verwiesen auf starke Zahlen und den erhöhten Ausblick von Lululemon. Das Unternehmen, das vor allem für seine Yoga-Bekleidung bekannt ist, legte starke Resultate für das erste Quartal vor und überzeugte außerdem mit einem Ausblick, der die Erwartungen übertraf. Die Erhöhung der Jahresprognose beflügelte die Aktie des Yoga-Bekleidungsherstellers, die Papiere gewannen 12,8 Prozent.
Kurz vor der erwarteten Vorstellung einer Datenbrille von Apple hat Meta-Chef Mark Zuckerberg für den Herbst ein neues Modell seiner Quest-Brillen in Aussicht gestellt. Er hob dabei hervor, dass das Headset im Blickfeld der Nutzer digitale Objekte und reale Umgebungen zusammenführe.
Das soll Medienberichten zufolge auch eine zentrale Funktion der Apple-Brille sein. Den Medienberichten zufolge könnte der Preis des Apple-Geräts 3000 Dollar erreichen. Zuckerberg kündigte für die Quest 3 einen Preis von rund 500 Dollar an.