Eine Metallplatte mit der Aufschrift "Frankfurter Wertpapierbörse" an der Fassade vor der Frankfurter Börse.
marktbericht

Nur geringe Kursgewinne DAX-Erholung bleibt fragil

Stand: 15.08.2024 12:27 Uhr

Der DAX könnte heute zum achten Mal in Folge mit Gewinnen aus dem Handel gehen. Allerdings erweist sich die 18.000 Punkte als schwierige Hürde. Fallen heutige US-Wirtschaftsdaten gut aus, könnte sie aber überspringen werden.

Der DAX setzt seine Erholung zwar auch heute fort, allerdings sind die Gewinne überschaubar. Aktuell liegt das Plus bei rund 0,4 Prozent auf 17.949 Punkte, zeitweise hatte der deutsche Leitindex aber die Marke von 18.000 Punkten übersprungen. Damit steuert er auf den achten Tagesgewinn in Folge zu. Gestern hatte das Börsenbarometer 0,4 Prozent höher auf 17.886 Zählern geschlossen.

Die Erholung beim DAX schreite erwartungsgemäß voran, schreiben die Marktexperten von HSBC. "Einziger Wermutstropfen sind die derzeit dünnen Umsätze. Obwohl in die saisonale Phase und zum klassischen Sommerloch passend, lässt das niedrigste Handelsvolumen seit Anfang März doch aufhorchen", stellen sie fest.

Ein Grund für die freundliche Stimmung sind die Inflationsdaten aus den USA. Im Juli hatte sich die Inflation in den USA überraschend weiter abgeschwächt. Sie fiel unerwartet auf 2,9 Prozent, nach 3,0 Prozent im Vormonat. Das bedeutet, eine Zinswende dürfte wahrscheinlicher werden - für die Aktienmärkte ein positiver Faktor. "Es gibt hier nichts, was die Fed davon abhalten sollte, im September eine Zinssenkung vorzunehmen", kommentiert David Doyle, Chefvolkswirt bei Macquarie.

Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst CMC Markets, ist etwas vorsichtiger. "Auch wenn die Inflation in den USA weiter abnimmt, bleibt für den Markt die Unsicherheit bestehen, da die Daten von gestern nicht die erhoffte Entlastung bieten, um die Fed vollständig von ihrer Fokussierung auf den Arbeitsmarkt abzulenken."

Update Wirtschaft vom 15.08.2024

Bettina Seidl, HR, Update Wirtschaft, 15.08.2024 09:00 Uhr

Heute stehen in den USA bereits die nächsten wichtigen Daten an. Die im Laufe des Tages erwarteten Veröffentlichungen der Einzelhandelsumsätze und der wöchentlichen Arbeitslosenzahlen sollen weiteren Aufschluss über den Zustand der weltgrößten Volkswirtschaft geben. Die US-Einzelhandelsumsätze sollten nach Möglichkeit nicht negativ ausfallen, meint Christian Henke, Marktbeobachter beim Broker IG. "Ansonsten könnte das Rezessionsgespenst zurückkehren. Und dies wäre nicht im Sinne der Anleger."

Bislang sieht es danach aus als würde der DAX Unterstützung aus den USA erhalten. Die US-Futures deuten zu diesem frühen Zeitpunkt auf eine positive Eröffnung an der Wall Street hin.

Christian Zoller, Marktexperte bei ING, weist auch auf geopolitische Faktoren im Nahen Osten hin, die am Markt eine Rolle spielen könnten: "Klar ist, dass ein Krieg in Nahost zu einem weiteren Kursrutsch führt. Sollte aber doch noch die Diplomatie siegen und sich die Lage beruhigen, würde dies den Aktienmärkten weiteren Auftrieb geben." Saisonal betrachtet sei allerdings ab August bis Oktober ebenfalls mit eher wieder fallenden Kursen zu rechnen, was sich mit der aktuell kritischen Lage decken würde, so der Fachmann.

Konjunktursorgen bleiben in Deutschland ebenfalls ein Thema am Aktienmarkt, auch wenn sie sich heute im Tagesgeschäft kaum auszuwirken scheinen: Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) bezifferte die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den kommenden Monaten auf 49,2 Prozent. Anfang Juli habe sie noch bei 44,4 Prozent gelegen, teilt das IMK heute mit. Das nach dem Ampelsystem arbeitende Barometer, für das zahlreiche Daten und Umfragen zusammengefasst werden, steht damit weiter auf "gelb-rot". Das signalisiert eine erhöhte konjunkturelle Unsicherheit.

"Der deutschen Wirtschaft fehlt es weiter an Impulsen, um sich aus der Stagnation zu befreien", sagt IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld. Zwar signalisierten Produktion und Auftragseingänge im Verarbeiten Gewerbe jüngst einen Hoffnungsschimmer. "Aber die Warennachfrage, insbesondere aus dem Ausland, bleibt bislang zu schwach, als dass die Industrie einen Impuls setzen kann." Auch der private Verbrauch erhole sich trotz der seit nunmehr drei Quartalen wieder positiven Entwicklung nicht so schnell wie erwartet.

Der Euro hält sich nach den Kursgewinnen der vergangenen Handelstage über 1,10 Dollar. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1012 Dollar gehandelt und damit etwa auf dem gleichen Niveau wie am Vorabend. Dass die Finanzmärkte mit einer Zinssenkung in den USA rechnen, belastet die US-Währung.

Der unter Milliardenschulden ächzende Mischkonzern BayWa wird von Gläubigerbanken und Hauptaktionären mit einer kurzfristigen Finanzspritze von über einer halben Milliarde Euro gestützt. Damit soll sichergestellt werden, dass der für Bauern und die Lebensmittelversorgung vor allem im Süden Deutschlands wichtige Konzern liquide bleibt.

Wie die BayWa mitteilte, hat das Hilfspaket mehrere Bestandteile - zum Großteil Kredite in Höhe von zusammen knapp 400 Millionen Euro. Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene BayWa mit ihren weltweit rund 24.000 Mitarbeitenden hat kurz- und langfristige Finanzschulden in Höhe von etwa 5,6 Milliarden Euro. Unmittelbarer Auslöser der derzeitigen Krise ist die Kombination von Zinserhöhungen und schwacher Weltkonjunktur.

Der niederländische Zahlungsdienstleister Adyen hat im ersten Halbjahr Umsatz und Ergebnis deutlich gesteigert. Dabei profitierte Adyen von neuen Kunden sowie einem höheren abgewickelten Volumen. So stiegen die Umsätze um ein Viertel auf 913,4 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Adyen auch dank höherer Zinserträge mit 409,6 Millionen Euro 45 Prozent mehr. Adyen kümmert sich um die Zahlungsabwicklung für Unternehmen wie den Online-Händler Zalando, die Parfümeriekette Douglas, die Luxuskosmetikmarke Rituals, den Billigflieger Easyjet und den Essenslieferdienst Delivery Hero.

Der Fotodienstleister Cewe hat auch im zweiten Quartal zugelegt und sieht sich daher auf Kurs, die Jahresziele zu erreichen. Bei einem Umsatzplus von 8,2 Prozent auf 151,5 Millionen Euro reduzierte sich der saisonbedingte Betriebsverlust im zweiten Quartal um 1,4 Millionen Euro auf 2,7 Millionen. "Mit der erreichten Ergebnisverbesserung haben wir uns eine sehr gute Startposition in die zweite Jahreshälfte mit dem für uns besonders wichtigen vierten Quartal erarbeitet", erklärte Cewe-Chefin Yvonne Rostock.

Kahlschlag beim Brillenhändler Mister Spex: Nach einem enttäuschenden ersten Halbjahr läutet das Unternehmen einen Sparkurs ein und schließt alle internationalen Filialen. Auch die Personalkosten sollten reduziert werden. Der Aufsichtsrat und der Vorstand hätten sich auf ein Restrukturierungsprogramm für die Jahre 2024 und 2025 geeinigt. Die ursprünglich als Online-Optiker gestartete Firma erhofft sich von dem Schritt eine Steigerung des operativen Gewinns inklusive Miete (Ebitda) von mehr als 20 Millionen Euro. Der gesamte Kapitalabfluss für das Programm werde voraussichtlich rund neun Millionen Euro betragen.

Wegen eines mangelhaften Umgangs mit sensiblen Daten hat ein wichtiger US-Ausschuss T-Mobile eine millionenschwere Rekordstrafe aufgebrummt. Die amerikanische Telekom-Mobilfunktochter T-Mobile US muss 60 Millionen Dollar wegen Datenschutz-Problemen zahlen. Laut der Behörde Cfius, die ausländische Investitionen in den USA beaufsichtigt, ließ T-Mobile US zwischen August 2020 und Juni 2021 in einigen Fällen unerlaubten Zugang zu sensiblen Daten zu. Dem Unternehmen zufolge war dabei "eine geringe Zahl" von Anfragen von Ermittlungsbehörden betroffen. Es habe keinen Einbruch in IT-Systeme gegeben und die Informationen seien nur innerhalb der US-Sicherheitsbehörden zugänglich gewesen.

Weltweite milliardenschwere Investitionen in neue Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI) haben Cisco erneut ein Quartalsergebnis über Markterwartungen beschert. "Wir verzeichneten Auftragszuwächse über das gesamte Unternehmen hinweg, da sich die Kunden darauf verlassen, dass Cisco in der KI-Ära sämtliche Aspekte ihres Geschäfts untereinander verbindet und nach außen hin schützt", sagte Chuck Robbins, der Chef des Netzwerk-Ausrüsters. Gleichzeitig kündigte er den Abbau von sieben Prozent aller Stellen im Konzern an.