Studie zu Start-ups Firmengründer sind meist Kinder reicher Leute
Lockt durch eine Firmengründung der soziale Aufstieg? Wie eine neue Untersuchung zeigt, stecken hinter Start-ups meist Angehörige wohlhabender Familien - mit der entsprechenden Bildung.
Wer ein modernes, auf Wachstum angelegtes Unternehmen gründet, stammt regelmäßig aus wohlhabenden Familien. Die Eltern haben meistens studiert und sind oft selbst Unternehmer. Wenn Eltern dagegen einen niedrigen oder mittleren Schulabschluss haben, ist die Chance gering, dass ihre Kinder sich als Gründer versuchen. Das gilt auch für Kinder aus Beamtenhaushalten. Das sind Ergebnisse einer Studie der Bertelsmann Stiftung und des Start-up-Verbands, die heute veröffentlicht wurden.
Untersucht wurden Unternehmen, die höchstens zehn Jahre alt, innovativ und auf Wachstum angelegt sind. Diese sogenannten Start-ups entwickeln oft jahrelang mit hohen Kosten neue Techniken oder Produkte. Sie werden von Privatleuten, Fonds, Spezialinvestoren oder Förderprogrammen finanziert. Start-ups sind damit die Ausnahmen unter den Unternehmensgründungen. Den Großteil machen Handwerksbetriebe, Handelsunternehmen vom Kiosk aufwärts und Freiberufler mit wenigen Angestellten aus.
Eltern haben überwiegend Abitur
Wer sich zutraut, ein Start-up zu gründen, ist regelmäßig gut ausgebildet: 85 Prozent haben einen Abschluss einer Universität oder Fachhochschule. Die meisten haben Wirtschaft, Technik oder Naturwissenschaften studiert. Eine andere Studie des Start-up-Verbands zeigt, dass es meist Männer sind. Nur eine von fünf Gründungen geht von einer Frau aus, deren Unternehmen meist kleiner und schwächer finanziert bleiben als die von männlichen Gründern.
Die Daten der Studie zeigen auch, dass ein Drittel der Gründer Eltern ohne Abitur haben. Und auch die Gründerinnen und Gründer selbst müssen nicht unbedingt lange gelernt haben. Vier Prozent haben eine Berufsausbildung ohne Studium. Mehr als jede zehnte Gründung eines wagemutigen Unternehmens geht gar von Leuten aus, die glauben, ohne Zeugnis genug Erfahrung und Geschick zu haben.
Gründer, die nicht mindestens der oberen Mittelschicht angehören, schreiten später im Leben zur Tat. Sie sind im Durchschnitt schon 42 Jahre alt. Ihre Unternehmen verfügen regelmäßig über weniger Fremdkapital und beschäftigen weniger Angestellte als die von sozial Bessergestellten.
Bedeutung von Rollenvorbildern
Wer von klein auf am Esstisch erlebt, dass über Unternehmertum gesprochen wird, wer im Freundeskreis der Eltern Unternehmer kennenlernt und mit Unternehmerkindern spielt, geht also offenbar mit weit weniger Sorgen und Hemmungen an eine Gründung. Durch Beziehungen gibt es Rat und Zugang zu Finanziers, die Kinder von Arbeitern, Beamten und vielen Angestellten nicht haben. "Insgesamt wird deutlich, dass sich die soziale Herkunft stark auf die Gründungswahrscheinlichkeit auswirkt - konkret geht es dabei um Vorbilder, Bestätigung und Sicherheit", heißt es in der Studie.
Während die Zahlen der Untersuchung nahelegen, dass sich bei Start-ups die oberen ökonomischen Gesellschaftsschichten stabilisieren, glaubt Julia Scheerer von der Bertelsmann Stiftung, über solche Firmen-Neugründungen könne "mehr Chancengerechtigkeit in der Wirtschaft" geschaffen werden. Das Titelbild der Studie "Start-ups und soziale Herkunft" zeigt junge, bürgerliche, gebildete, urbane und multiethnische Unternehmensgründer. Der Start-up-Verband und die Stiftung fordern, dass breitere Schichten ans Unternehmertum herangeführt werden sollten, um mehr hoffnungsvolle Gründungen zu ermöglichen.
Reichtum durch Unternehmertum
Wenn das neue Unternehmen erstmal einigermaßen läuft, sind alle zufrieden - egal aus welchen sozialen Schichten sie stammen. Neun von zehn Jungunternehmern sagen, dass sie nochmal gründen wollen und zeigen ausgeprägtes unternehmerisches Denken.
Die regelmäßigen Vermögensstudien der Deutschen Bundesbank zeigen immer wieder, dass Unternehmertum der Königsweg zu echtem Reichtum ist. Im Durchschnitt haben Unternehmer in Deutschland eine Million Euro Vermögen - nach Abzug von Schulden.
Risiko der Pleite
Nicht jede hoffnungsvolle Unternehmensgründung ist erfolgreich. Gerade Start-ups sind risikoreich: einerseits, weil ihre Produkte meistens noch nicht fertig entwickelt sind und niemand weiß, ob es einen Markt für sie gibt; andererseits, weil sie, wie es im Jargon heißt, mit "OPM" arbeiten - "Other People's Money", auf Deutsch "anderer Leute Geld".
Das macht manch wagemutige Gründer zu wagemutig. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass weit mehr als die Hälfte der Pleiten Unternehmen betreffen, die jünger als acht Jahre sind.