Mehr Strecken für weniger Geld Der Preiskampf der Billigflieger
In der Luftfahrtbranche liefern sich Billig-Airlines einen erbitterten Wettbewerb. Laut einer neuen Studie gibt es immer mehr Verbindungen zu immer günstigeren Preisen: ein teilweise ruinöser Preiskampf.
Billigflieger im Höhenflug - die Zahl der angebotenen Strecken erreicht einen neuen Höchststand: rund 700 wöchentlich. Und die Ticketpreise fallen. Beim günstigsten Anbieter gibt es den einfachen Flug für 50 Euro. Das zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Ein teilweise ruinöser Wettbewerb, den nicht alle Airlines überleben werden.
"Besonders stark haben Easyjet, Wizz und Ryanair ihr Streckennetz ausgebaut", sagt Peter Berster, der zweimal jährlich die Entwicklung der sogenannten "Low Cost"-Airlines genau unter die Lupe nimmt und die Ergebnisse in einem umfangreichen Papier zusammenträgt.
Die Analyse verrät: Ryanair liegt mit fast 250 Strecken an erster Stelle vor Eurowings mit 235 Strecken. Bei der Anzahl der Flüge dominiert Eurowings mit mehr als 50 Prozent den deutschen Markt der preisgünstigen Flugangebote.
Der Trend zu Flugreisen ist ungebrochen - ungeachtet aller Klimaschutzziele.
Auch teurere Fluglinien mischen mit
Zusammengerechnet sind es mehr als 5.300 Starts pro Woche. Damit liegt das Wachstum rund zehn Prozent über dem Wert des vergangenen Jahres. "Streng genommen müssten auch einige Strecken anderer Gesellschaften, zum Beispiel von Lufthansa, mit in die Betrachtung mit aufgenommen werden, da auch hier teilweise günstige Preise vorzufinden sind", so Berster im DLR-Report.
Da diese jedoch immer nur für ein begrenztes Kontingent an Sitzen gelten würden, seien diese Strecken jedoch nicht mit berücksichtigt worden.
In fast allen Fällen sind Strecken mit einer Entfernung von 500 bis rund 2000 km, in Ausnahmefällen auch einige längere Strecken, untersucht worden. Beispielhaft wurde das Buchungsdatum 12.03.2019 gewählt, für das die Preise eines Flugs mit einer Vorausbuchungsfrist von einem Tag, einer Woche, einem Monat oder mehr als drei Monaten ermittelt worden sind. Sollte an dem ausgewählten Tag der Flug schon ausgebucht sein bzw. an diesem Tag nicht stattfinden, wurde der nächstmögliche Termin genommen; bei mehreren Flügen an einem Tag wurde der preisgünstigste gewählt.
Flugpreise gesunken
Weiter im Sinkflug sind die Ticketpreise. Im Durchschnitt liegen diese niedriger als im Vorjahr. Beim günstigsten Anbieter Wizz bezahlen Passagiere 50 Euro für einen einfachen Flug. Dahinter rangieren Easyjet (56 Euro) und Ryanair (59 Euro).
Während Wizz jedoch nur 83 Strecken ab Deutschland anbietet, sind es bei Easyjet 107. Beim Durchschnittspreis inklusive Steuern, Gebühren und Zuschlägen landet Eurowings im Low Cost-Monitor bei 106 Euro und somit am Ende der Preisspanne.
Versteckte Mehrkosten
Die Flugtickets sind billiger trotz steigender Kerosinpreise und Personalkosten. "Ein Grund für Preissenkungen kann steigender Wettbewerb sein, bei Ryanair kann es möglicherweise zusätzlich auch noch die neue Handgepäckregelung sein", analysiert Peter Berster vom DLR.
Während bisher bei der Wahl des günstigsten Nur-Flug-Preises zehn Kilogramm Handgepäck kostenlos befördert werden konnten, sei es jetzt nur noch eine kleine Handtasche. "So muss die Mehrzahl der Reisenden Zusatzoptionen, wie zum Beispiel "Priority Boarding", für sechs Euro extra buchen, bei der zusätzlich ein weiteres Handgepäckstück erlaubt ist, oder das Handgepäck muss kostenpflichtig aufgegeben werden."
Viele Billigflieger steigern ihre Einnahmen durch Aufschläge beim Gepäck.
Großflughäfen weiter im Trend
Die so genannten Landratspisten, die kleineren Regionalflughäfen, sind immer seltener auf dem Radar der Billigflieger zu erkennen. Lange Jahre hatten Hahn im Hünsrück und Weeze am Niederrhein vom Wachstum der Low Coster profitiert. Doch mehr und mehr ziehen sich die Airlines dort zurück.
Allen voran spürt das der Airport "Frankfurt Hahn". Ryanair streicht Flüge, stationiert weniger Flugzeuge. Die beiden Hauptprofiteure sind die Flughäfen Düsseldorf und Tegel. Dort spiele besonders die Übernahme ehemaliger Air Berlin-Strecken eine große Rolle, aber auch ein zusätzlicher Ausbau des Flugangebotes von Eurowings, so die DLR-Analyse.
Wird nun auch von Deutschland aus von einer Billigfluglinie angeflogen: Singapur.
Billige Langstrecke
Der DLR-Low Cost Monitor 2019 zeigt auch, dass erstmalig in einem Winterflugplan Flüge nach Singapur angeboten wurden. Damit wächst weiter das Angebot von Billigflügen auf der Langstrecke. Scoot, eine Tochter von Singapore Airlines, verbindet die deutsche Hauptstadt Berlin vier Mal pro Woche mit Singapur.
Das Wachstum auf der Langstrecke liegt insgesamt bei 37 Prozent - auch wenn das Angebot noch durchaus überschaubar daherkommt. Vor allem Norwegian und Eurowings sind auf diesem Markt unterwegs. Während Norwegian von zahlreichen großen Flughäfen in Europa aus operiert, konzentriert sich Eurowings auf die Abflughäfen Düsseldorf und München.