Hintergrundbild für den Audioplayer
hintergrund

Geschäfte von Profisportlern Sind Fußballstars auch erfolgreiche Unternehmer?

Stand: 12.06.2024 08:32 Uhr

Ab Mitte 30 nimmt die Karriere oft Fahrt auf. Bei Fußballprofis ist sie dagegen meist vorbei. Und dann? Jobs als Trainer oder Manager sind rar - umso mehr versprechen sich viele Ex-Profis von der Welt der Wirtschaft.

Von Antje Erhard, ARD-Finanzredaktion

Sie sind jahrelang diszipliniert, ausdauernd und fokussiert. Doch in Sachen Geld ist es bei vielen Fußballprofis mit der Disziplin und Ausdauer vorbei: Jeder achte Profifußballer sei nach seiner aktiven Karriere pleite, hat Oliver Bierhoff analysiert. Der frühere Nationalspieler berät heute Fußballer in Sachen Vermögensanlagen.

Es falle auf, dass viele vermögende Leistungssportler "relativ früh viel Geld erhalten, dann vielleicht den Wert nicht ganz verstehen, wie schwer es ist, dieses Geld zu verdienen, und sich teilweise einen Kostenapparat aufbauen", sagt der Ex-Nationalspieler und frühere DFB-Manager im Gespräch mit der ARD-Finanzredaktion. Einigen falle es schwer zurückzuschalten, wenn sie kein Einkommen mehr hätten.

Auf den Sport fixiert?

Vielen fehlt es aber nicht nur an Geld, um ein Berufsleben nach dem Sport aufzubauen. Nach Einschätzung von Markus Elsässer, der zusammen mit Ex-Nationalspieler Simon Rolfes ebenfalls Spieler beraten hat, sind viele Profis auch nicht auf das Leben nach dem Sport vorbereitet: "Die Profisportler sind nicht gewohnt, eigenverantwortlich zu handeln."

Sie seien nur diszipliniert, wie in einem Korsett, und liefen nach Vorgaben. Ihr Umfeld sei rein auf den Sport fixiert - nicht auf die Zeit danach. "Weil man hofft, dass man so viel Geld hat, dass man nichts mehr zu tun hat." Doch das sei ein Trugschluss.

Das Netzwerk und die Bekanntheit helfen

Deshalb brauchen Profis schon ab dann eine Perspektive, wenn andere in ihrem Beruf richtig loslegen: mit Mitte 30. Das müsse man rechtzeitig planen, sagt Jürgen Molnar, Kapitalmarkt-Experte bei RoboMarkets. Er selbst hat als ehemaliger Fußballprofi früher unter anderem bei Kaiserslautern gespielt.

Sein Karriereende hat Molnar zusammen mit seinen Beratern und seinem letzten Verein - damals Rot Weiß Frankfurt - früh geplant: "Der hat mich dann geholt mit der Berufsperspektive Börse." Als gelernter Bankkaufmann war das für den früheren Profi ein idealer Einstieg. Von 1988 bis 2011 hat Jürgen Molnar auf dem Parkett der Frankfurter Börse gearbeitet. "Es war eine Bedingung, wenn ich zu dem Verein komme, dass mir die Türen geöffnet wurden."

Offene Türen, eine hohe Bekanntheit, meist ein gutes Image, dazu das entsprechende Kapital bei den Topspielern - ist es da nicht relativ einfach, eine neue Karriere zu starten? "Man hat einerseits viel zu verlieren, nämlich seinen Ruf", sagt Oliver Bierhoff. Aber natürlich hätten Profifußballer Startvorteile für ihre zweite Karriere. "Es erleichtert einiges, wenn man eine gewisse Bekanntheit hat und ein bestehendes Netzwerk." Er selbst merke bei den Gesprächen mit seinem Unternehmen Finvia Sports, wie viele Türen sich durch seine Bekanntheit und seine Kontakte öffneten.

Von Lahm bis Götze - Vorbilder gibt es viele

Viele einstige Profis zeigen, wie es gehen kann. Ihr Name zieht neues Kapital an, schafft Vertrauen. Bei Ex-Nationalspieler Philipp Lahm etwa ist es ein ganzes Portfolio an Startups und Unternehmen, in das er investiert hat. Beteiligt ist er unter anderem am Lebensmittelunternehmen Schneekoppe. Abwehr- und Mittelfeldstar Joshua Kimmich investiert in Zukunftstechnologien wie das Metaversum.

Auch Mario Götze, der Deutschland 2014 zum WM-Titel schoss, hat bereits als aktiver Spieler in Dutzende junge Unternehmen investiert - in Klima-Technologien, Solaranlagen, Lernportale, aber auch in Aktien und Immobilien. Der ehemalige Nationalspieler Simon Rolfes hat früh die Torlinientechnikfirma GoalControl gekauft. Heute ist er noch Gesellschafter und Sportchef bei Leverkusen.

"Es gibt keine Abkürzung"

Aber ein Name allein reicht nicht aus - Erfolg ist kein Automatismus. Was brauchen Unternehmer? Oliver Bierhoff sagt, es sei wie im Leistungssport: "Man braucht Disziplin, Resilienz, man darf nicht glauben, dass das Unternehmen ein Selbstläufer ist."

Als Profi sei man gewöhnt, mit Druck umzugehen, man wisse, wie Teams funktionieren und könne mit Menschen umgehen. "Und dann muss man halt fleißig sein - das gilt im Sport wie im Unternehmertum. Es gibt keine Abkürzung."

Selten geht es in das Fußball-Business

Welt- und Europameister Uli Hoeneß gründete schon in den 1980er-Jahren seine eigene Wurstfabrik. Sie beliefert auch die Allianz Arena, Spielstätte vom FC Bayern, bei dem Hoeneß nach seiner verbüßten Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung heute noch Ehrenpräsident ist. Aber die wenigsten Ex-Profis bleiben im fußballerischen Umfeld - diese Fälle sind rar.

Und nicht jeder ist zum Unternehmer geboren oder hat die Qualifikationen - das ist bei Profisportlern genauso wie anderswo in der Berufswelt. So verlor Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg Anfang des Jahres seinen Posten als Berater der VR Bank Bad Salzungen Schmalkalden. Die Bank hatte Kredite an Profifußballvereine gegeben, verlor damit jedoch viel Geld.