Griechenland-Krise Ist das Finnen-Pfand doch futsch?
Finnland hat sich gegen den Verlust seiner Beteiligung am zweiten griechischen Rettungspaket mit einem Pfand abgesichert: Angeblich lagert in London ein Pfand in Höhe von rund 930 Millionen Euro. Kommt das kriselnde Land mit einem blauen Auge davon?
Am Anfang gab es eine Menge Protest, aber dann auch immer mehr anerkennendes Getuschel: Diese cleveren Finnen und ihr zunächst geheimnisumwittertes Pfand. Tja, so hätte man es machen müssen. Aber nur die Finnen hatten es so gemacht, hatten sich über ein Abkommen mit griechischen Banken gegen den Verlust ihrer Beteiligung am zweiten Rettungspaket zumindest teilweise abgesichert.
Eigentlich war das Ganze als "geheime" Aktion gedacht. Auf Beschluss des Obersten Verwaltungsgerichtes hin mussten dann aber doch Details des Deals veröffentlicht werden. Entgegen anderslautenden Gerüchten ist es kein griechisches Gold. Nach allem, was bekannt ist, liegen stattdessen Barmittel und andere Vermögenswerte auf einem Treuhandkonto, angeblich in London und angeblich in Höhe von etwa 930 Millionen Euro.
Es könnten auch zwei blaue Augen werden
Haben die Finnen als einzige tatsächlich die Chance, sich am Ende mit einem blauen Auge aus der Affäre zu ziehen? Sicher ist das nicht, es könnten auch zwei blaue Augen werden oder schlimmer, unkte jetzt der ehemalige Staatssekretär im Finanzministerium, Raimo Sailas. In einem Zeitungsinterview vertrat er die Meinung, dass auch Finnland nicht einen Euro wiedersehen wird. Das ganze Griechenland geliehene Geld sei "in den Sand gesetzt".
Nach Schätzungen geht es dabei um knapp vier Milliarden Euro - macht also selbst bei eingelöstem Pfand mehr als drei Milliarden Miese. Viel Geld für das selbst heftig wirtschaftskriselnde Land. Und schon ist der alte Streit wieder da. Nirgends sonst im Europa war die Bereitschaft, Griechenland zu helfen, derart gering. Mit der neuen konservativen und rechtspopulistischen Regierung ist sie noch einmal geschrumpft.
Entsprechend energisch versucht Jutta Urpilainen, die 2011 als sozialdemokratische Finanzministerin den Pfand-Deal durchgesetzt hatte, ihre aufgebrachten Landsleute zu beruhigen: "Es wird nicht so kommen, dass Griechenland nie wieder etwas zurückzahlt und dass wir das hinnehmen müssen."
Regierung verbreitet Optimismus
Wobei dieses "nie wieder" ja den Zeitraum möglicher Rückzahlungen offenlässt. Auch das milliardenschwere Pfand könnte angeblich erst in 15 Jahren, vielleicht sogar noch später komplett eingelöst sein. Nichts Genaues weiß man - und das erklärt auch den aktuellen Kurs der Regierung: Man verbreitet Optimismus, verkneift sich aber präzise Angaben und Analysen. "Bekommen wir unser Geld jemals zurück?", wurde Ministerpräsident Juha Sipilä gefragt. Keine Antwort, er wolle nicht spekulieren. "Und unser Pfand, was ist damit?" "Diese Sicherheiten greifen", sagte Sipilä. "Es ist zwar klar, dass Griechenland zu dem, was vereinbart worden ist, nein gesagt hat. Aber ich glaube, dass diese Sicherheiten trotzdem genau so funktionieren werden, wie ursprünglich geplant."
Ist da irgendetwas faul mit dem Pfand, fragen sich die Finnen? Und bekommen keine Antwort. Auch nicht von Finanzminister Alexander Stubb. Er will nach eigenen Worten alles tun, damit diese Sicherheiten nicht freigegeben werden müssen. Denn das wäre ja ein Zeichen für das Ende der Krise. Woran zurzeit dank der unklaren Äußerungen der Regierung aber immer weniger Finnen glauben. Und immer weniger mögen über ein weiteres Rettungspaket auch nur nachdenken. Nicht einmal der Finanzminister. Stubb ist nach eigenen Worten überzeugt davon, dass Finnland nicht noch weitere Verpflichtungen eingehen muss. Zu Deutsch: "Von uns kriegen die Griechen keinen Euro mehr."