Streik in Griechenland lässt Müllberge wachsen "Eine Schande - alle halten die Nase zu"
Aus Protest gegen den Sparkurs der Regierung haben griechische Arbeitnehmer erneut massive Streiks gestartet. Auch die Müllabfuhrt streikt - inzwischen den zehnten Tag in Folge. In vielen Stadtteilen Athens türmen sich derweil meterhohe Abfallberge auf den Straßen. Die Lage könnte sich noch verschärfen.
Von Oliver Neuroth, SWR, ARD-Hörfunkstudio Istanbul
Stella Janakopulu steht vor ihrer Haustür und schaut auf einen riesigen Müllberg: Etwa drei Meter ist er lang, fünf Meter breit und rund fünf Meter hoch. Der Berg besteht aus vollgepackten Mülltüten, leeren Plastikflaschen und Pappkartons. Für Stella ist das ein unerträglicher Zustand: "Es ist schrecklich, überall stinkt es. Fast in allen Stadtteilen von Athen liegen solche Müllberge. Die Stadt ist wie eine Leiche, die langsam anfängt zu stinken. Eine Schande - alle halten ihre Nase zu." Sie stapelt ihre Müllsäcke auf der Terrasse, wie viele Athener. Aber dort ist langsam kein Platz mehr.
"Eine Gesundheit gefährdende Zeitbombe"
Die griechische Gesundheitsbehörde nennt die Müllberge auf den Straßen eine "die Gesundheit gefährdende Zeitbombe". Es müsse sofort etwas gegen das Problem getan werden. Dieser Einschätzung schließt sich Riza an, sie ist 30 Jahre alt und arbeitet als Krankenschwester: "Wenigstens ist es nicht so heiß wie im Sommer, wo sich Bakterien schnell vermehren können. Aber die Wissenschaftler sagen, dass auch dieses Wetter und der Wind nicht ideal sind. Denn auch so können sich Bakterien verbreiten."
Riza kommt aus Larissa, einer Stadt knapp 400 Kilometer nördlich von Athen. Auch dort streiken die Müllwagenfahrer, erzählt sie, und an vielen Straßenecken liegt ebenfalls Abfall herum. Aber so hohe Müllberge wie in Athen seien es bei ihr zu Hause nicht."Ich kann nicht verstehen, wie sich die Athener daran gewöhnen können. Das gefällt mir gar nicht. Auf meiner Reise hierher waren auch Ausländer, die ein sehr negatives Bild von uns bekommen haben. Und sie erzählen es anderen weiter. Es kann nicht sein, dass ein Land in so einem Zustand ist!"
Vor einem Müllberg in der Nähe der Akropolis stehen Touristen aus den USA. Sie stochern mit einem Stock in dem Abfallhaufen. Sie erzählen, dass sie in der Athener Altstadt kaum eine Straße ohne Müllberg gesehen habe."Der Müll ist überall, Du kommst nicht dran vorbei. Wenn das so weitergeht, kommen Ratten. Das wäre sehr schlecht."
Müllmänner zum Dienst verpflichten?
Die griechische Regierung denkt darüber nach, die Müllmänner zum Dienst zu verpflichten – wegen der möglichen Gefahr für die Gesundheit der Menschen. Ein anderer Plan sieht vor, private Unternehmen damit zu beauftragen, den Müll in den Städten zu entsorgen. Einige Athener sehen das Ganze gelassen, wie Christos Condojorgis. Auch wenn sich vor seiner Wohnungstür ebenfalls der Müll auftürmt: "Mich interessiert der Müll nicht. Die Fahrer der Müllwagen sind ja auch nur Menschen. Und sie haben schließlich einen Grund dafür, auf die Barrikaden zu gehen. Sie sollen den Müll liegenlassen. Das ist nicht das Thema. Mich stört der Müllmann nicht - mich stört die Politik.“
Im Moment türmen sich die Müllberge immer weiter auf. Bisher ist nicht in Sicht, wann und von wem sie abgeholt werden.