Steuerdumping nach Brexit Britische Aussagen lösen Verwunderung aus
Eine drastische Senkung der Unternehmenssteuern als Folge eines kompletten Bruchs mit der EU - mit diesen Aussagen stößt der britische Finanzminister Hammond auf Unverständnis bei deutschen Politikern. Sie seien Ausdruck von Ratlosigkeit, so der CDU-Abgeordnete Röttgen.
Auf Unverständnis sind bei deutschen Politikern Aussagen des britischen Finanzministers Philip Hammond gestoßen, den Brexit mit einer erheblichen Senkung der Unternehmenssteuern zu verbinden.
"Die beiden großen ökonomischen Schwächen Großbritanniens sind das beachtliche Handelsdefizit und das große Haushaltsdefizit", sagte der CDU-Abgeordnete Norbert Röttgen der Zeitung "Die Welt". "Die 'Drohungen' Hammonds mit Zöllen und Steuersenkungen sind darum Drohungen mit Selbstbeschädigung und als solche Ausdruck britischer Ratlosigkeit", führte Röttgen weiter aus.
Hammond hatte im Interview mit der "Welt" angekündigt, seine Regierung werde bei einem fehlenden Zugang zum europäischen Markt sein Wirtschaftsmodell überdenken. Die Regierung in London hatte niedrigere Steuersätze für Unternehmen als ein mögliches Instrument nach dem Brexit schon in der Vergangenheit angekündigt.
Eindruck durch Schreckensszenario
Der FDP-Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff sagte: "Hammond will Brüssel offenbar durch ein Schreckensszenario zu Beginn des Verhandlungsprozesses beeindrucken. Wir sollten das gelassen ignorieren." Es wäre sinnvoller, Großbritannien würde "endlich ein zusammenhängendes Gesamtkonzept auf den Tisch legen, wie es sich die Zukunft der Beziehungen vorstellt."
Der klare Bruch mit dem gemeinsamen Markt würde es Großbritannien erlauben, auch die EU-Personenfreizügigkeit zu beenden und seine Einwanderungspolitik wieder vollständig alleine zu kontrollieren. Das Brexit-Votum von Ende Juni habe die klare Botschaft gesendet, dass das Land diese Kontrolle haben müsse, sagte Hammond der "Welt" dazu.
Britisches Pfund auf Talfahrt
Die Brexit-Debatte bringt erneut auch die britische Währung unter Druck: Im Handel mit dem US-Dollar fiel der Pfundkurs in der Nacht zum Montag zeitweise auf unter 1,20 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Oktober.
Am Markt wird damit gerechnet, dass Premierministerin Theresa May bei der mit Spannung erwarteten Grundsatzrede am Dienstag ihren harten Brexit-Kurs offiziell verkünden wird. Britische Zeitungen berichteten vorab, diese Pläne beinhalteten einen Ausstieg aus dem EU-Binnenmarkt, aus der Zollunion und eine Abkehr vom Europäischen Gerichtshof.