Kaufvertrag kann in Kraft treten Berggruen darf Karstadt übernehmen
Ein "irrsinnig glücklicher" Investor und 25.000 Beschäftigte können aufatmen: Das Essener Amtsgericht hat den Karstadt-Insolvenzplan angenommen. Es war die letzte Hürde für die Übernahme der Warenhauskette durch den deutsch-amerikanischen Investor Berggruen. Am 1. Oktober übernimmt er die Geschäfte.
Die Rettung der Warenhauskette Karstadt mit 25.000 Mitarbeitern ist nun auch formell besiegelt: Das Amtsgericht Essen billigte den Insolvenzplan für Karstadt, nachdem alle Gläubiger des Vermieterkonsortiums Highstreet dem Mietvertrag mit dem neuen Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen zugestimmt hatten.
Der neue Vertrag, der eine Senkung der Mieten für die Warenhäuser vorsieht, war die letzte Voraussetzung für die Erfüllung des Kaufvertrags - und zugleich die letzte Hürde für die Billigung des Gerichts.
Mit der Zustimmung der Essener Richter kann Karstadt entschuldet und als Einheit in die Zukunft gehen. Das Schreckensszenario einer Zerschlagung ist nun vom Tisch, und Konkurrent Metro muss die Hoffnung auf die Übernahme von Karstadt-Warenhäusern begraben. Am 1. Oktober übernimmt Berggruen offiziell die Geschäfte.
Berggruen: "Karstadt steht"
Bereits am Mittag hatte sich Berggruen gefreut: "Karstadt steht. Karstadt wird jetzt, glaube ich, ein sehr aufregendes Leben haben", sagte er im Karstadt-Haus am Kurfürstendamm in Berlin. "Ich bin irrsinnig glücklich, dass ich dabei bin."
Von der Leyen optimistisch
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen sieht eine gute Überlebenschance für den Konzern. "Karstadt ist zwar noch nicht überm Berg", sagte sie. Aber es gebe eine realistische Chance dafür, dass das Unternehmen erfolgreich arbeiten werde.
Görg lobt Berggruen
"Herr Berggruen und sein Team haben beharrlich, konsequent und verlässlich die Verhandlungen geführt", lobte der Insovenzverwalter der Arcandorgruppe, Klaus Hubert Görg.
Warten auf Essener Amtsgericht
Berggruen hatte bereits gestern eine grundsätzliche Einigung mit dem Vermieter-Konsortium Highstreet verkündet, dem der Großteil der 120 Karstadt-Warenhäuser gehört. "Alle, die ja sagen mussten, haben ja gesagt", sagte der Milliardär. "Aber die Unterschriften müssen zusammenkommen. Erst dann sind wir fertig." Alle Highstreet-Geldgeber mussten die Einigung absegnen. Das war am Morgen der Fall. Am Mittag kam dann das Placet aus Essen.
150 Millionen Euro von den Beschäftigten
Die Einigung mit Highstreet auf niedrigere Mieten war eine Voraussetzung für den Einstieg Berggruens. Das Immobilienkonsortium, hinter dem unter anderem die US-Investmentbank Goldman Sachs und die Deutsche Bank stehen, hatte sich selbst Geld bei Kapitalgebern geliehen, um die meisten der Warenhaus-Filialen zu erwerben und dann an Karstadt zurückzuvermieten.
Berggruen will nun 70 Millionen Euro eigenes Kapital investieren. Dabei profitiert er vom "Sanierungsbeitrag" der Beschäftigten in Höhe von 150 Millionen Euro verteilt auf drei Jahre, zum Beispiel durch Abstriche bei Sonderzahlungen.
Die Marke Karstadt soll verjüngt und modischer werden. Es soll künftig drei rechtlich selbstständige Einheiten geben: Premium-, Sport- und "normale" Kaufhäuser.